Jade und Obsidian: Die Legende der Zwillingsschwerter“ ist ein außergewöhnlicher Fantasy-Roman.
Die Geschichte zweier Menschen
Das Shi-Imperium ist die dominante Macht auf der Welt. Doch diese Macht bröckelt, seitdem dunkle Magie dafür sorgt, dass sich langsam aber sicher fruchtbare Gebiete in Wüsten verwandeln. Der Legende nach soll ein jadeweißes Schwert die Rettung bringen. Doch hat diese Klinge auch einen dunklen Zwilling, der obsidianschwarz ist und den Niedergang des Kaiserreichs hervorrufen soll.
Dies ist die Geschichte von Altan und Ahn, zwei jungen Menschen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Er ist ein einstiger Thronerbe, der jedoch nach einem Anschlag auf seine Familie fliehen musste und jetzt versucht, aus dem Untergrund heraus wieder an sein rechtmäßiges Erbe zu kommen. Sie ist hingegen eine Gelegenheitsdiebin, ohne Erinnerung an ihre Herkunft und mit einem schrecklichen Geheimnis. Schon bald sind sie beide in den Kampf um das Schicksal des Kaiserreichs involviert.
Die Geschichte von Jade und Obsidian: Die Legende der Zwillingsschwerter weißt viele Elemente auf, die an das mittelalterliche China erinnern, bzw. auch an chinesische Sagen. Was nicht von ungefähr kommt, da die Autorin June CL Tan in Singapur geboren wurde. Laut offizieller Biografie wuchs sie mit klassischer Litatur, Wuxia-Filmen (Martial Arts Filme, deren Geschichte im alten China stattfindet), Koffein und Reisbrei auf. Sie studierte Kommunikationswissenschaften, Bildung und Film und lebt aktuell als Autorin in New York.
Eine faszinierende Welt
Es ist eine faszinierende Welt, in die die Schriftstellerin den Leser einlädt. Nicht nur wegen den auch für Europäer offensichtlichen Parallelen zu dem alten China, wie es in diversen Kung Fu-Schinken präsentiert wurde. Sondern ebenfalls, wegen dem, was sie noch hinzufügt.
So ist die Furcht der Bevölkerung vor den Priestern in Jade und Obsidian: Die Legende der Zwillingsschwerter allgegenwärtig. Bei diesen handelt es sich um spezielle Männer des Kaiserhofs, die alldiejenigen jagen, die auch nur in den Geruch kommen, irgendwie in Verdacht zu kommen. Dabei gehen sie ohne Rücksicht auf Verluste vor.
Doch vor allem haben sie aus die Lebensstehlerin abgesehen. Jene Person also, die, je nach Legende, das Kaiserreich retten oder vernichten soll. Womit man auch bei den handlungstragenden Figuren ist.
Gegensätze ziehen sich an
June CL Tan macht von Anfang an klar, dass diese Lebensstehlerin in „Jade und Obsidian“ Ahn ist. Eine Person, eine Waise, die bei ihrer Großmutter in Armut aufwuchs und nur einen Jadering als Erinnerung an ihre unbekannten Eltern hat. Und in deren Inneren eine Magie lauert, eine Art Hunger, die stets nach mehr verlangt und die sie stellenweise nur schwer kontrollieren kann. Von Anfang an fasziniert sie den Leser, da man einen Charakter kennenlernt, die bereits alles zu tun, um die Personen zu retten, die ihr am Herzen liegt. Und die doch irgendwann sich von der weit entfernt, weil sich ihr Leben von Grund auf verändert.
Als Gegensatz lernt man Altan kennen. Und das ist durchaus wortwörtlich gemeint. Denn er kennt seine Eltern noch, verfügt über keine außergewöhnlichen Fähigkeiten und ist nicht an einem Ort verwurzelt, sondern zieht durch die Welt, nach einer Möglichkeit suchend, den Thron zu besteigen, der ihm zusteht. Es wäre ein leichtes, diese Figur als arrogant oder ignorant darzustellen. Doch stattdessen erlebt man jemanden, der sich um diejenigen sorgt, die ihm nahestehen und der von den Sorgen und Nöten der normalen Bevölkerung weiß, sowie dadurch auch motiviert wird.
Schon schnell wird klar, dass die beiden Protagonisten sich in „Jade und Obsidian“ zueinander zugezogen fühlen. Doch aus diversen Gründen weigern sie sich, sich ihren wahren Gefühlen zu stellen. Altan reagiert auf Anspielungen seiner Gefährten darauf wirsch, derweil Ahn teilweise gar keine Zeit hat, sich auf ihr Gefühlsleben zu besinnen.
Ein hohes Handlungstempo
Denn das Handlungstempo ist hoch. Die Ereignisse überschlagen sich zwar nicht, doch hält es die Autorin nicht lange an einem Handlungsort auf. Immer wieder kommt es zu überraschenden Umwälzungen. Eben noch ist Ahn an dem Kaiserhof, wo auch ihr wiederentdeckter Vater residiert, nur um dann nur etwas später gemeinsam mit Altan unterwegs zu sein, um das jadeweiße Schwert zu finden.
Und noch etwas ist überraschend. Wie gut Jade und Obsidian ohne einen immer wiederkehrenden Antagonisten auskommt. Es gibt zwar Gegenspieler, wie beispielsweise die Priester, doch spielen sie in der Handlung nur selten eine gewichtige Rolle. Stattdessen ist, wenn man so will, das Schicksal der Feind.
Dies ist ein spannender und großartig geschriebener Roman. Er ist sehr empfehlenswert.
Info
Autor: June CL Tan
Titel: Jade und Obsidian: Die Legende der Zwillingsschwerter
Originaltitel: Jade Fire Gold
Übersetzer: Mareike Weber
Verlag: cbt
Erschienen: 09/2023
Einband: Taschenbuch
Seiten: 508
ISBN: 978-3-570-31571-2
Sonstige Informationen: Produktseite
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