Iron Man 3 war gleichzeitig ein Ende und ein Anfang.

Der Beginn einer neuen Phase

Avengers war ein Riesenerfolg. Ein Meilenstein und der Höhepunkt einer Entwicklung, die Jahre zuvor in Iron Man anfing. Gleichzeitig war aber auch klar, dass es im Marvel Cinematic Universe weitergehen würde. Die nächste Phase stand bevor.

Und diese wurde mit Iron Man 3 eingeleitet. Das Besondere an diesem Film war, dass es eben nicht nur der Anfang der zweiten MCU-Phase war. Sondern ebenso sollte dies das Ende der „Iron Man“-Filmreihe sein. Denn der Vertrag mit Robert Downey Jr., dem Hauptdarsteller der Serie, lief mit eben jenem dritten Teil aus.

Doch ehe die Produktion für diesen dritten Teil überhaupt anfangen sollte, galt es ein Problem zu lösen. Denn Paramount Pictures, die Iron Man 2 vertrieben, waren über die Tatsache, dass Disney Marvel aufgekauft hatte, nicht sonderlich glücklich, weshalb der geplante Zeitplan in Gefahr geriet. Am Ende zahlte der Micky Maus-Konzern Paramount 115 Millionen US Dollar, um die weltweiten Vertriebsrechte zu erhalten und es konnte mit der Planung losgehen.

Eine schnelle Nachfolge

Nachdem das geklärt war, galt es den Posten des Regisseurs zu besetzen. Denn Jon Favreau, der bei den ersten beiden Teilen auf dem Stuhl des Regieführenden saß, verkündete 2010, dass er nicht wiederkehren würde. Stattdessen wurde er, genau wie bei Avengers, Executive Producer.

Doch Robert Downey Jr. wusste bereits den Nachfolger auf dem Stuhl des Filmemachers von Iron Man 3. Er wandte sich an Shane Black, mit dem er schon 2005 in Kiss Kiss Bang Bang zusammengearbeitet hatte. Der begab sich im Februar 2011 in die endgültigen Vertragsverhandlungen mit Marvel und im März desselben Jahres wurde verkündet, dass der Schotte Drew Pearce gemeinsam mit dem Regisseur das Drehbuch verfassen sollte.

Shane Black hatte zunächst Hemmungen, mit Pearce zusammenzuarbeiten. Ursprünglich hatte er vor, mit jemand anderem, den er schon kannte, das Skript zu verfassen. Doch nachdem die beiden gemeinsam den Film besprachen und sich eine Woche gegenseitig kennenlernten, willigte der Regisseur schließlich ein.

Bitte auch China mit berücksichtigen

Beim Drehbuch ließen sich die beiden vor allem von der 2005er Comicstoryline Extremis inspirieren. Gleichzeitig wollten sie jedoch auch vermeiden, dass der Film einfach nur zwei Leute in einem eisernen Anzug sei, die sich gegenseitig verprügeln würden. Stattdessen wagten sie einen Vergleich zu den Tom Clancy-Büchern.

Iron Man 3 sollte dabei auch in China Co-Produziert werden. Gemeinsam mit der Produktionsfirma DMG Entertainment, die den Film mitfinanzierten, wurde überlegt, wie man dabei das asiatische Land mit einbauen könnte. Am Ende wurde sich entschieden, die Figur des Dr. Wu, dargestellt von Wang Xueqi, als wichtigen Charakter in die Handlung zu integrieren.

Aus bereits früheren Filmen sollten Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Don Cheadle und Jon Favreau ihre Rollen wieder aufnehmen. Guy Pearce wurde in der Rolle des Aldrich Kilian gecastet, dem Erfinder des Extremis Virus, der mehr ist, als er ursprünglich vorgibt zu sein. Rebecca Hall erhielt die Rolle der Genetikerin Maya Hansen, während Stéphanie Szostak zu der durch Extremis verstärkten Attentäterin Ellen Brandt wurde. James Badge Dale wurde zu dem ebenfalls durch Extremis verstärkten Attentäter Eric Savin, derweil William Sadler in der Rolle des US-Präsidenten Matthew Ellis gecastet wurde. Der Name der Figur orientierte sich übrigens an Warren Ellis, dem Autor der Extremis-Storylinevorlage. Miguel Ferrer wurde zum US-Vizepräsidenten Rodriguez. Oskarpreisträger Ben Kingsley spielte den Terroristen Mandarin, derweil Ty Simpkins Harley Keener darstellte, einen kleinen Jungen, der Tony Stark später helfen sollte.

Ein Kampf und seine Konsequenzen

Nach dem Kampf um New York leidet Tony Stark unter einer posttraumatischen Stressstörung und Schlaflosigkeit. Er lebt inzwischen mit Pepper Potts zusammen und erschafft, um sich von seinen Problemen abzulenken, jede Menge neuer Anzüge, was bei ihr jedoch nicht gut ankommt. Doch dann eskalieren Dinge.

Eine Gruppe, die von jemanden angeführt wird, der sich der Mandarin nennt, greift die Firma von Tony Stark an und verletzt Happy Hogan schwer. Dadurch getriggert spricht Tony Stark eine offene Herausforderung an die Terroristen aus. Die dies nutzen, um ihn mit Kampfhubschraubern direkt zu Hause anzugreifen. Er kann gerade noch Pepper und die Wissenschaftlerin Maya Hansen retten, die ihn vor einer Bedrohung durch mit Extremis verstärkten Menschen warnen will. Er selbst kann in letzter Sekunde mit einer Rüstung fliehen, baut allerdings im ländlichen Tennessee eine Bruchlandung. Allein und ohne einen funktionierenden Anzug muss er sich was überlegen, um wieder zurück nach Hause zu kommen.

Iron Man 3 ist ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnlicher Superheldenfilm. Er bricht mit vielen Genrekonventionen und ist stellenweise mehr ein Actionthriller, denn ein Superheldenactionfilm. Er wagt es, über weite Teile der Spielzeit einen Tony Stark zu präsentieren, der sich nicht auf seine Technik verlassen kann, sondern seinen Verstand nutzen muss. Und der gleichzeitig verwundbarer ist, als man es bislang von ihm gewohnt ist.

Großartige Charaktere

Und es funktioniert. Klar, es ist immer noch eine Marvel-Verfilmung, Superhelden spielen hier immer noch eine große Rolle. Doch der Fokus aufs Persönliche, auf die Figuren und dem, was sie ausmacht, hebt diesen Film hervor. Und es zeigt, was in diesem Genre möglich ist, wie viele Interpretationsmöglichkeiten es zulässt. Ein Fingerzeig für kommende MCU-Phasen, wo stellenweise Kinofilme vorkommen, in denen die Superheldenelemente stellenweise schon beinahe nur schmückendes Beiwerk sind.

Funktionieren tut Iron Man 3 auch vor allem deshalb, weil er seine Figuren ernst nimmt und ihnen den nötigen Raum gibt, sich zu entfalten. Damit ist nicht nur Robert Downey Jr. als Tony Stark gemeint. Sondern ebenso die ganzen anderen Charaktere. Gwyneth Paltrow als Pepper Potts macht in diesem Kinofilm massive Fortschritte. Don Cheadle als James Rhodes entwickelt sich immer mehr zu einer eigenständigen Figur, auch wenn er stellenweise immer noch wie ein Sidekick behandelt wird. Doch das dient zu Gunsten des Comedy Relief.

Doch wo der Film wirklich begeistert ist bei der Darstellung der Gegenseite. Hier merkt man vor allem, wie ernst er die Charaktere nimmt. Hierbei spielt er vor allem mit den Erwartungen des Zuschauers, wer jetzt der wahre Schurke ist und wer nicht.

Bait and Switch

Zu Beginn von Iron Man 3 wird der Mandarin als Hauptschurke präsentiert, was auch ein netter Zugriff auf Iron Man 1 und die Terrorgruppe „Ringe des Mandarins“ ist. Er tritt vor allem in aufgezeichneten Segmenten auf, die dann übers Internet und Fernsehen verbreitet werden. Es kommt zu diesem Zeitpunkt zu keiner direkten Begegnung zwischen ihm und Tony Stark, auch wenn er auf die Ereignisse und Kommentare des Golden Avengers eingeht.

Der muss sich überwiegend mit den durch Extremis verstärkten Leuten herumschlagen. Es sind vor allem Rebecca Hall und Stéphanie Szostak, deren Figuren diese Charaktere repräsentieren. Schwer zu töten, halten einiges auf und können Feuer spucken bzw. auch extreme Hitze generieren, was im Laufe des Films noch wichtig wird. Beiden Figuren ist gemein, dass man ihnen die Gefährlichkeit abkauft. Sie agieren mit einer furchteinflößenden Fröhlichkeit und genießen es sichtlich, Gewalt auszuüben.

Dabei läuft in Iron Man 3 vieles auf einen großen Plottwist hinaus. Das nämlich der Mandarin nur ein mittelmäßiger Schauspieler namens Trevor Slattery ist, der absolut keinen blassen Dunst hat, was er da macht und wofür er bezahlt wird. Es ist ein gelungener Twist, der sich auch in der Darstellung Ben Kingsley ausdrückt. In den aufgezeichneten Segmenten gibt er den furchterregenden und philosophierenden Terroristen, doch in Wahrheit ist er ein eher minderbemittelter Schauspieler, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat und lieber Fußball schaut oder mit einer Dose Bier in der Hand einschläft.

Bewusst dumm dargestellt

Dies ist eben auch der Grund, wieso dieser Plottwist funktioniert. Eben dadurch, dass die Figur von Ben Kingsley so eindeutig dumm ist. So eindeutig nicht daran interessiert, was mit dem Material geschieht, wo er auftritt. Stattdessen genießt er den Ruhm und die anderen Vorteile, die seine Arbeit mit sich bringen und ignoriert die Nachteile, dass er zum Beispiel stark bewacht wird.

Der wahre Schurke ist in Iron Man 3 Guy Pearces Aldrich Killian. Auch dieser Plottwist wird lange vorbereitet. Man lernt ihn zu Beginn des Films noch als jungen Mann kennen, der versucht Tony Stark als Anteilhabner für seine Firma AIM (in den Comics eine bekannte terroristische Wissenschaftlerorganisation) zu gewinnen, nur um damit zu scheitern. Um dann Jahre später als erfolgreicher Geschäftsmann wiederzukehren, der zunächst versucht, ein Freund von Tony und Pepper zu werden. Nur um anschließend sein wahres Gesicht als Extremisverstärkter Schurke zu zeigen.

Guy Pearce gibt eine glaubwürdige Bedrohung dar, weil er intelligent und vorausschauend agiert. Lange Zeit wird der Zuschauer aufs falsche Gleis geführt, weil man ihn nicht als den wahren Drahtzieher im Verdacht hat. Bis das enthüllt wird und es sogar Sinn ergibt.

Fokus auf das, was den Charakter ausmacht

Er sorgt hinter den Kulissen dafür, dass Tony Stark im zweiten Akt des Films auf sich allein gestellt ist. Was dabei auch der stärkste Part von Iron Man 3 ist. Weil hier der Superheld sich auf das besinnen muss, was ihn auszeichnet: Seinen Erfindungsgeist. Und so bewundert man, mit welchem Einfallsreichtum er aus einfachen Sachen dann Objekte herstellt, mit denen er später das Anwesen des Mandarins überfällt. Stellenweise hat man sich als Kind der 1980er an Serien wie A-Team oder MacGuyver erinnert gefühlt.

Denn man ist bei Tony Stark normalerweise eine hochtechnologisierte Umgebung gewohnt. Wie man es auch im ersten Akt sieht, als er an Sachen wie einer ferngesteuerten Rüstung und Rüstungselementen arbeitet, die sich auf Kommando ihm anlegen. Und dann hat man als völligen Kontrast im zweiten Akt und dem Auftakt des dritten die absolute Abwesenheit davon. Noch nie wirkte Tony Stark so „nackt“ und noch wurde dadurch noch nie so sehr seine Intelligenz und Erfindungsreichtum betont.

Gleichzeitig wird er durch die PTSD, die ihn quält, in Iron Man 3 zusätzlich humanisiert. Szenen, wie, als er nach einem einfachen Gespräch mit Rhodey in seine Rüstung flieht, weil er sich da sicher fühlt. Oder als er im Schlaf einen Alptraum hat und daraufhin die ferngesteuerte Rüstung kurz davor steht, die unschuldige Pepper anzugreifen, sind heftig und hätte man so nicht erwartet. Jedoch wirkt diese Störung dann, nach dem sie nochmal im zweiten Akt auftaucht, ein wenig zu sehr unter den Teppich gekehrt. Allerdings wird sie nicht vergessen, sondern für die Post-Credit-Szene genutzt, als Gaggrundlage. Ob das so eine gute Idee ist, lässt sich sicherlich drüber streiten.

Ein (optisches) Fest für Comicnerds

Höhepunkt des Films aus Perspektive eines Comicnerds ist sicherlich der finale Kampf. In dem Tony Stark gegen Aldrich Killian und dessen Extremis-Truppen antritt und man dabei sieht, wie viele Rüstungen Iron Man inzwischen hat. Aufmerksame Augen dürften dabei auch welche erkennen, die eindeutig aus den Comics entlehnt worden sind. Definitiv ein optisches Highlight.

Auch kriegt Gwyneth Paltrows Pepper Potts in Iron Man 3 mehr zu tun. Sie ist zwar überwiegend immer noch die Damsel in Distress. Jedoch wird dabei auch ihre Empathie und Intelligenz betont. Körperlich mag Tony überlegen sein, Intellektuell ist sie ihm ebenbürtig. Und am Ende des Films ist sie es, die dafür sorgt, dass der Gegenspieler ein für alle Mal erledigt ist. Parallelen zur „Rescue“-Identität, die sie mal in den Comics innehatte, kommen dabei auf, auch wenn es natürlich nie explizit erwähnt wird.

Harley Keener ist in dem Film ein normaler Junge. Es ist ein wohltuender Kontrast zwischen dem traumatisierten Tony Stark und diesem kleinen Burschen, der ausgerechnet von allen Charakteren ihn am besten verstehen kann, der die richtigen Worte findet, um ihn aufzumuntern, wieder aufzubauen. Doch übertreibt der Film es nicht damit. Er ist jetzt nicht der Überflieger, ein Genie in Kindesgestalt, quasi also ein junger Tony Stark. Denn es wird auch genügend Zeit darauf verwendet, eben diese Charakterisierung zu vermeiden.

(K)eine Post-Creditszene

Und Don Cheadle? Sein Plot als der offizielle Superheld der amerikanischen Regierung wird in Iron Man 3 weiter vorangetrieben. Er ist jetzt Iron Patriot, weil das so gut in den Medien ankommt. Und wird dann doch später Opfer der Verschwörung, die ihm die Rüstung stehlen. Im Finale sieht man allerdings ebenfalls, dass er auch ohne seinen Anzug für Tony eine große Hilfe ist, ein guter Freund.

Interessant ist, dass der Film zwar eine Post-Credit-Szene hat. Die jedoch kein kommendes Filmabenteuer vorbereitet. Stattdessen zeigt es hier nur, dass Tony Stark Bruce Banner als Psychotherapeuten missbraucht hat, obwohl der das nicht ist. Es ist ein netter Gag, ohne sonderlich große Bedeutung für kommende MCU-Filme.

Es gibt nicht viel, was man an Iron Man 3 bemängeln kann. Aber der Verrat des Vizepräsidenten hätte mehr Raum vertragen können. Ebenso, wie Rebecca Halls Maya Hansen starke Szenen kriegt. Doch am Ende des Films wird sie ohne Konsequenzen rausgeschrieben wird. Da wäre mehr drinnen gewesen.

Dennoch ist dies ein starkes Ende der Iron Man-Reihe und ein extrem guter Anfang der zweiten MCU-Phase. Und es sollte nicht der letzte Auftritt von Robert Downey Jr. als Tony Stark sein…

Infos

Drehbuch: Shane Black, Drew Pearce
Hauptdarsteller: Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Don Cheadle, Guy Pearce, Rebecca Hall, Stéphanie Szostak, James Badge Dale, William Sadler, Miguel Ferrer, Jon Favreau, Ben Kingsley
Produzent: Kevin Feige
Regie: Shane Black

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Götz Piesbergen
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