Wenn es um Star-Trek-Cosplay geht sticht Jens Dombek mit seiner Spock-Darstellung heraus. Erfahrt mehr über ihn in unserem Interview. Seit es die ersten Conventions gibt, kleiden sich die Fans gerne wie ihre Vorbilder aus den Serien und Filmen. Manche verkörpern dabei lieber einen eigenen Charakter oder tragen nur eine Uniform, andere schlüpfen in eine bestimmte Rolle. Wir haben uns mit Jens Dombek unterhalten, der in Fankreisen „The German Spock“ genannt wird, aufgrund seiner immens guten Darstellung von Spock.
Als wir ihn um ein Interview baten, vereinbarten wir schnell ein Telefonat und am Ende war das Interview quasi schon fertig, denn Jens hörte nicht auf zu erzählen. Wir mussten uns im Prinzip nur noch die richtigen Fragen ausdenken.
Warp-Core: In deinem Profil steht, dass du am 17.01. Geburtstag hast. Ist das so korrekt, oder hast du dir da einen Spaß erlaubt?
Jens: Ein Vulkanier macht keine Späße! 😉 In der Tat, der 17.01. ist mein Geburtstag und wenn ich mir das aus heutiger Sicht auf der Zunge zergehen lasse, erfüllt es mich mit Stolz und ich danke an dieser Stelle meinen Eltern für ihre präzise Arbeit… ganz im Zeichen der Sternenflotte. 😉
Dass nun auch das Geburtsjahr mit der Erstausstrahlung übereinstimmt, ist für mich irgendwie kosmisch, aber auch etwas unheimlich, da die Verbundenheit zu Star Trek und der Figur Spock schon fast mein ganzes Leben besteht.
Warp-Core: Wie bist du zu Star Trek allgemein gekommen?
Jens: Mitte der 70er Jahre…es gab also schon Farbfernsehen, war für meinen Vater eines der Highlights, Samstagabend, 18:00 Uhr im ZDF die Serie ‚Raumschiff Enterprise‘ zu gucken.
Von der ersten Sekunde an, als ich den spitzohrigen Herren in blau gesehen habe, war ich von der Erscheinung sofort fasziniert und wollte sein, wie er. So rannte ich also mit aus Papier gerollten Ohr-Attrappen und blauen T-Shirt durch die Gegend. Ich übte das Hochziehen der Augenbraue, was mir anfangs überhaupt nicht gelang. Auch konnte ich den Vulkan-Salut mit keiner meiner Hände ausführen. Bei jeder Gelegenheit übte ich das Spreizen des Mittel- und Ringfingers. Abends beim Zubettgehen an den Bettkannten, auf dem Schulweg im Bus, an der Haltevorrichtungen der Sitze, in der Schule an meinem Platz…einfach überall. Wer halt ein Vulkanier sein will, muss das auf jeden Fall können.
Ich kann mich nicht mehr genau an den Tag erinnern, ich weiß nur noch, dass ich jedem meinen Erfolg beidhändig demonstriert habe. Der Verkäuferin im Tante Emma Laden, meinen Freunden, Lehrern, einfach jedem!
Warp-Core: Und wie bist du dazu gekommen, Spock darzustellen?
Jens: Wie gerade erwähnt fing meine Leidenschaft für die Figur Spock schon recht früh an und bei jeder Gelegenheit im Spiel mit Freunden, bei dem es um Enterprise ging, wollte ich immer nur den Spock spielen, alle anderen Charaktere waren keine Option. Wenn es eine andere Figur sein sollte, habe ich mich zurückgezogen und schmollend so lange gewartet, bis es hieß, ja ist ja gut, du spielst den Spock. An diese Situationen wurde ich erst vor kurzem von einem damaligen Schulfreund erinnert, herrlich.
Die eigentlich erste Erfahrung, mich als Spock zu präsentieren, ergab sich in Berlin, als die alliierten Streitkräfte hier noch vertreten waren und ein damaliger Freund von einem bevorstehenden Mega-Faschings-Event berichtete. American Fasching war nicht nur irgendeine Faschingsparty, sondern ein mit Show-Acts kombiniertes Riesen-Event. Der Erstplatzierte sollte einen hohen Geldbetrag erhalten, ich nehme vorweg, dass wir das Geld später durch vier geteilt haben ;-). Das lockte uns, hatten wir doch drei Monate Zeit für die Vorbereitungen und meine Idee, als Crewmitglieder der Enterprise dort zu erscheinen, setzten wir zu viert in die Tat um.
Die beiden Frauen fingen an Stoffe auszuwählen, um die Uniformen zu nähen. Mein damaliger Freund und ich nahmen, dank der Zeitlupen und Pause-Funktion des Videorecorders, denn etwa anderes gab es noch nicht, alle Details von Phasern, die wir aus Balsaholz schnitzten, verklebten und anschließend lackierten, ab und bauten sie fast originalgetreu nach. Die Konstruktion der Kommunikatoren und Tricorder wurden ebenfalls in mühevoller Kleinstarbeit allmählich real. Wir gewannen damals von mehr als 1.000 Mitstreitern den ersten Platz und ernteten nur Lob.
Mein Auftreten als Spock erschien damals vielen als Leonard Nimoy in Person. Das war die erste große Verwandlung in mein Idol Spock. Zwischenzeitig hängte ich die Ohren buchstäblich an den Nagel, da ein Auftritt außerhalb der Karnevalszeit für mich undenkbar war.
In vielen Kreisen tauchte das Wort Trekkie auf und der Unterton ließ deuten, dass es eher einen negativen Touch hatte… die Spinner, Träumer und andere für mich absolut unverständliche Bergriffe für das, was ich lebte und liebte. Jedes folgende ‚kleinere‘ Event, bei dem eine Verkleidung erforderlich war, lernte Spock nun kennen und ich begann die Hülle zu perfektionieren, ein Ohrenabdruck eines Zahntechniker-Freundes wurde erstellt, jedoch waren diese zu schwer und kippten zu den Seiten ab. Es gibt so eine Karikatur von Spock, die mich stark an diese Situation erinnert und die Ohren wie bei einem traurigen Hund seitlich herunter hingen.
Später wurde ich in den USA fündig und fand nach unzähligen Ohren-Konstruktionen, die passenden für mich. Sie kosten nicht wenig, aber was macht man nicht alles dafür. Die Kleidung allgemein ist selten günstig zu ergattern, aber in Amerika gibt es sie, die Objekte der Begierde und mein Spock-Schrank ist voll mit so ziemlich jedem Kleidungsstück.
Für die erste Destination Germany (Leonard Nimoy war aus gesundheitlichen Gründen nicht da), sollte alles perfekt sein und als mich nach dem Eintreffen vor Ort tatsächlich jemand von dem Team darauf aufmerksam machte, ich müsse doch dort sein >> Fingerzeig in Richtung VIP-Zone, war mir klar, mein Spock erschien angekommen. Er war total erstaunt, dass ich nicht der bin, den er zu sehen glaubte.
Bei dem ersten Treffen mit William Shatner erschrak er sich und sprach von ‘ich denke du bist nicht nach Deutschland gekommen und überhaupt, was hast du genommen, wieder so jung auszusehen‘. Ich gehe davon aus… er hat natürlich erkannt, dass es sich nicht um Leonard Nimoy handelte, er aber aus der Situation heraus seine Verblüffung so zum Ausdruck brachte… mit einem Joke und ich fühlte mich sehr geehrt! 2018 sprach ich mit Walter Koenig und er sagte, er könne diese Ähnlichkeit nicht fassen. Shatner dachte einen Geist gesehen zu haben, ganz ehrlich…es erfüllt einen mit Stolz und ich sage mir, mehr geht nicht….denn ich bin auch einfach nur Fan!
Warp-Core: Die Ähnlichkeit zwischen dir und Leonard Nimoy ist wirklich verblüffend. Wieviel Arbeit ist nötig um aus Jens Spock zu machen?
Jens: Vorab, allen Gerüchten zu Trotze…NEIN, ich habe mich nicht operieren lassen, um Spock ähnlicher zu sein! Soweit geht dann meine Leidenschaft denn wirklich nicht und ich verdiene auch kein Geld damit!
Weiter muss ich sagen, dass in der Anfangszeit die Erstellung der Verwandlung extrem lange dauerte. Die Schwierigkeit lag eindeutig an einer perfekten Anpassung der Latex-Ohren. Spezial-Kleber, der einen sofortigen und festen Halt brachte, verhinderte häufig die Korrektur der jeweiligen Positionen und es kam vor, dass sie schief waren und erneut gelöst und wieder befestigt werden mussten.
Auch war ich sehr unzufrieden mit der Anpassung der Augenbrauenkonturen, da sie in den Filmen oft unterschiedliche Formen hatten. Je nach Filmmaterial und veröffentlichten Fotos von Spock hat sich auch die Farbe des Lidschattens geändert, sodass ich anfangs zu übertriebene Farben über den Augen hatte. Inzwischen habe ich aber einen, so denke ich, recht neutralen Style gefunden.
Ich benötige für das perfekte Outfit ca. eine Stunde und bin dann Salonfähig.
Warp-Core: Kannst du dich noch an den Tag erinnern, als Leonard Nimoy starb? Was waren da deine Gedanken?
Jens: Oh Gott… einer der schwärzesten Tage für mich. Ich erinnere mich morgens tanken gewesen zu sein und sah beim Bezahlen der Tankrechnung neben mir einen Stapel Tageszeitungen und auf der Titelseite das Bild von Leonard Nimoy als Mensch und als Vulkanier… dann das Kreuz und die Todesnachricht. Ehrlich, es war ein Schock und ich konnte nur noch denken…NEIN, das kann nicht sein. Ich habe diese Zeitung gekauft und später laminiert.
Ich fuhr mit dem Auto in Richtung meiner Arbeitsstelle und habe versucht alle aktuellen Radionachrichten zu erfassen und wirklich überall haben sie über ihn gesprochen. ICH DURFTE IHN NIE TREFFEN UND LIVE SEHEN…das ist für mich wirklich ein ganz wunder Punkt.
RIP Leonard Nimoy – Live long and prosper Spock!
Warp-Core: Im Vorgespräch hast du mir erzählt, dass du Familie hast. Teilt deine Familie deine Passion?
Jens: Der Großteil weiß um die Leidenschaft, jedoch gibt es mehr Star Wars-Fans in der Familie, wobei sie sich die neueren Star Trek-Kinofilme sehr gerne angesehen haben.
Einige Familienmitglieder hatten in ihrer Jugendzeit nicht diese Verbindung zu diesem Thema und wuchsen, mehr oder weniger durch mich geprägt, hinein.
Meine Familie steht in diesem Punkt aber komplett hinter mir und begleitet mich auf dem Weg zu neuen Galaxien, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat…
Warp-Core: Du hast mir auch von einem persönlichen Verlust erzählt. Magst du unseren Lesern davon erzählen?
Jens: Puhhh…wer redet gerne über Verluste, aber jeder hat seine eigene Art damit umzugehen und es zu bewältigen.
Im Juni 2018 war ich mit meinem besten Freund angeln, mitten im Niemandsland Brandenburgs und er ist gefahren, da er die Gegend wie seine Westentasche kannte. Wir fingen morgens bei wunderschönem Wetter und Vogelgezwitscher einen Fisch nach dem anderen, alles schien perfekt. Plötzlich erhob er sich und ging wortlos.
Nach fünf Minuten und einigen Bissen, sah ich dann doch nach ihm und aus der Ferne hinter seinem Auto nur seine Füße. Ich rannte zu ihm und er hatte fürchterliche Schmerzen im Brustbereich, Bewegungen der Arme waren nicht mehr möglich. Ich konnte lokalisieren, dass es ein Herzinfarkt war und kein Schlaganfall. Mir lief das Wasser aus meinen Handflächen und ich hatte Probleme mein Mobiltelefon, was ich sonst nie mit zum Angeln nahm, zu entsperren. Irgendwann hat es dann geklappt und der Feuerwehrmann hinter der 112 fragte wo ich sei – – – ein schrecklicher Moment, denn ich hatte keine Orientierung, da ich dieses Gebiet überhaupt nicht kannte. Ortungsdienste freigeben war die Rettung und 18 Minuten später traf Rettung ein.
Im Krankenhaus wurde alles nötige veranlasst und er hat den Infarkt überlebt. Bei weiteren Untersuchungen wurde jedoch festgestellt, dass noch weitere Schäden am Herz sind, die eine OP unvermeidbar machen. Zwei Wochen später wurde er in einer Herzklinik operiert und hat auch diese überstanden. Drei Tage nach OP, so waren wir verabredet, wurde er gerade von der Überwachungsstation auf eine normale Station verlegt und ich dachte nur…wow, das geht alles schnell heutzutage. Wir sprachen 2-3 Stunden, planten den nächsten Besuch und verabschiedeten uns.
Am nächsten Morgen erhielt ich um 06:00 Uhr früh die Nachricht, dass er die Nacht nicht überstanden hat.
Zu diesem Zeitpunkt war ein Filmprojekt geplant und ich konnte und wollte das so nicht mehr durchführen. Ich schrieb in Windeseile ein neues Drehbuch und habe mit diesem Film den Verlust meines Freundes als Ehrung zum Ausdruck bringen wollen… er war immer der Captain Kirk für mich. Der Songtext wurde von mir kurzerhand an einigen Passagen umgeschrieben und der Kirk-Darsteller, ebenfalls ein guter Freund, hat diesen Song gesungen. Es geht um Freundschaft, eine besondere Freundschaft! Es war für mich mega schwierig mich auf all das zu konzentrieren.
Man kann sich das Video bei Youtube ansehen und mit diesem Hintergrundwissen, vielleicht eine andere Sichtweise entwickeln….er würde sich freuen!
Warp-Core: Hast du erwartet, dass diese Sache einmal so groß wird? Dass du als Stargast bei Cons bist?
Jens: Es gibt so viele, extrem gute Cosplayer aus so vielen Bereichen und ich denke, dass ich mich neben ihnen gut aufgehoben fühle. Ich bin einfach nur stolz ein Teil dieser Szene sein zu dürfen.
Warp-Core: Hast du neben Spock-Cosplay noch andere Hobbies?
Jens: Vor und neben Spock habe ich einiges im Kampfsportbereich erreicht und fühle mich dem, nach wie vor sehr verbunden. Die Fotografie hat mich ebenfalls mein ganzes Leben begleitet…mal mehr, mal weniger.
Warp-Core: Was machst du eigentlich beruflich?
Jens: Ich bin Wirtschafts-Informatiker und in einem Pharmakonzern beschäftigt.
Warp-Core: Und, wo geht deine Reise noch hin?
Jens: Ein weiteres sehr schönes und aktuelles Erlebnis ist, dass ich nach einem Casting, die deutsche Synchronstimme des Spock in dem Fan-Film STAR TREK NEW VOYAGES PHASE II ‚The Holiest Thing‘ sprechen werde. Die Aufnahmen sind bereits abgeschlossen und ich kann das nur als eines der ganz besonderen Erlebnisse mit einem aufregendem Faktor bezeichnen! Im Juni 2019 wird der Film auf der Hauptbühne der Fedcon28 in deutscher Sprache präsentiert und auch hier bekomme ich Gänsehaut, wie sich das Schicksal manchmal fügt.
Warp-Core: Vielen Dank Jens, dass du uns Rede und Antwort gestanden hast.
Eine Anmerkung des Autors zum Schluss: Ich habe nun schon einige Interviews für diverse Seiten durchgeführt und habe viele verschiedene Persönlichkeiten kennengelernt. Jens hat eine unheimlich warme Art, anders als sein Lieblingscharakter vermuten lassen würde. In ein paar Telefonaten und Chats hat er in mir ein Gefühl aufbauen können, als würde ich ihn schon seit Jahren kennen. Sein Gedächtnis ist auf jeden Fall typisch vulkanisch, ebenso wie seine Bescheidenheit. Seinen Enthusiasmus hat er aber wohl seiner menschlichen Mutter zu verdanken. 😉
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Jens Dombek.
Jens hat mittlerweile eine eigene Facebookseite erstellt. Schaut doch mal rein.
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Die Anmerkungen des Autors trifft genau auf dem Charakter von Jens,oh sorry, „the German Spock“ genau zu.
Seine Kollege Jannis
Das Interview ist sehr schön und die Geschichte dahinter ist für jemanden, der 1972 elf Jahre war, mehr als nachvollziehbar. Nur eines… Die Serie „Raumschiff Enterprise“ wurde in Deutschland am 17. Mai 1972 zum ersten Mal ausgestrahlt. Nicht am 17. Januar. Das Geburtsdatum 17.01 wäre dann die Registriernummer der Enterprise – NCC – 1701.
Verzeihung – falsche Zahl… 27. Mai 1972 – nicht 17. Mai. Aber egal, ob es nun der 17. oder (tatsächlich) der 27. Mai war – es war nicht im Januar.
Hallo Robert.
Etwas anderes behaupten wir auch nicht.
Sein Geburtsjahr stimmt mit dem Erstausstrahlungsjahr überein, sein Datum mit der Registriernummer.