„Inferno“ ist der erste Roman der aktuell sechsteiligen Romanserie „Exploration Capri“.
Eine große Katastrophe
Verfasst wurde die Reihe von Christian Klemkow. Der Autor wurde 1976 in Grevesmühlen nahe der Ostsee geboren und ist seit 2003 Leiter einer familieneigenen Kindertagesstätte. Neben seinem Beruf verfasst er auch Sci-Fi-Stories. Eine Inspiration war dabei vor allem Stephen Hawking mit seiner „Kurzen Geschichte der Zeit“.
Im Jahr 2033 kommt es zu einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes. Zuerst bricht der Vesuv mit aller Macht aus. Und nur wenig später erwacht unter der Insel Capri ein uraltes Artefakt, welches das Eiland zerstört und zahllose Menschenleben vernichtet. Ein Ereignis, das es so noch nie zuvor gab und das die Welt nachhaltig verändert.
60 Jahre später wird eine Expedition zusammengestellt, die zu einem entfernten Stern reisen soll. Denn der Strahl des Artefakts geht bis dahin. Eine Gruppe ausgewählter Männer und Frauen soll ein neuartiges Raumschiff besteigen, das diese Reise antreten soll. Doch es gibt Kräfte, denen sehr daran gelegen ist, dass dieses Unternehmen scheitert.
Ein überlanger Prolog
Die Entwicklung der „Exploration Capri“-Reihe ist interessant. Ursprünglich war sie nur auf vier Romane konzipiert und legte auch nach dem vierten Band eine längere Pause ein. Doch dann erschienen die Teile fünf und sechs.
Wenn man allerdings den ersten Roman „Inferno“ liest, lässt sich dieser Werdegang der Reihe nicht nachvollziehen. Denn der erste Teil ist alles andere als ein gelungener Auftakt. Im Prinzip macht Christian Klemkow hier nahezu alles falsch, was man als angehender Autor überhaupt falsch machen kann!
Das fängt schon damit an, dass er einen Prolog verfasst, der im Laufe der Geschichte nicht noch mal aufgegriffen wird und somit ins Leere läuft. Dann befasst er sich sehr ausführlich mit den Ereignissen rund um die Insel Capri. Zu detailliert, da er hier gleich mehrere Personen einführt, die aber für den weiteren Verlauf des Romans nur eine äußerst geringe Bedeutung haben und sogar teilweise, wenn überhaupt, in den späteren Teilen von „Inferno“ nur in Nebensätzen erwähnt werden.
Es plätschert vor sich hin
Ironischerweise ist dieses erste Drittel des Romans auch gleichzeitig das spannendste insgesamt. Es liest sich wie ein Katastrophenfilm, nur eben in schriftlicher Form. Man fiebert mit den jeweiligen Schicksalen mit und leidet, wenn sie sterben. Es wäre vielleicht besser gewesen, diesen Teil von „Inferno“ abzuspalten und als separaten Roman herauszubringen, in dem eben dargestellt wird, wie es überhaupt zu den Ereignissen kam, die ab dem zweiten Drittel geschildert werden.
Sobald die Geschehnisse aus dem Jahr 2033 abgearbeitet sind, geht es in die Zukunft. Es ist ein harter Bruch, von dem sich das Buch nicht richtig erholt. Denn dann plätschert die Handlung vor sich hin. Ausführlich stellt der Autor die neuen Handlungsfiguren vor, mit all ihren Macken und Eigenschaften. Und je mehr man über diese Hauptcharaktere lernt, desto mehr hat man den Eindruck, als ob in der Zukunft gewisse Kontrollmechanismen anscheinend abgeschafft wurden.
So hat man einen Piloten, der ein schweres Trauma mit sich herumschleppt und V3R-süchtig sein soll. Oder einen Admiral, der einfach so beschließt, Teil des Teams zu werden, das mit zu der fernen Welt reisen soll. Obwohl er deutlich älter ist, als die Mehrheit der anderen Teammitglieder. Im Prinzip ist dies das perfekte Rezept für eine Katastrophe, die wohl in den kommenden Romanen geschehen wird. Aber es ist merkwürdig, dass diese Leute Teil der Gruppe sind und dies nur schwach begründet wird.
Ganz schon schicksalsschwanger
Was außerdem auch noch auffällt, ist, dass in „Inferno“ Sachen angedeutet oder eingeführt werden, die dann nicht mehr aufgegriffen werden. Man erfährt, dass wohl ein zweites Artefakt existiert, genauso wie gewisse elektronische Assistenten gängiger Standard sind. Doch abgesehen von den Passagen, wo diese Dinge erwähnt werden, tauchen sie nicht mehr auf, obwohl in ihren jeweiligen Auftritten ihre besondere Bedeutung betont wird.
Doch das größte Problem ist, dass das Buch zu weiten Teilen aus bedeutungsschwangeren, pathetischen Sätzen besteht, die die Handlung allerdings nicht weiterführen. Wiederholt werden Kapitel mit besonders formatierten Sätzen beendet, die schicksalsschwanger klingen sollen, aber auf Dauer einfach nur nervig ausfallen.
Auch die Dialoge fallen im Vergleich nicht besser aus. Wenn etwa der Admiral anfängt, lang und breit über seine Lebensgeschichte zu reden, schaltet man ab. Zu forciert wirkt dies, zu unnatürlich. Leider ist dies exemplarisch für so manche Gespräche, die die Handlung an sich nicht weiterbringen, sondern eher auf der Stelle treten.
Der Auftakt zur „Exploration Capri“ ist gründlich misslungen. Hoffentlich sind die nächsten Teile besser.
Bewertung 03/15
Autor: Christian Klemkow
Titel: Exploration Capri 01: Inferno
Verlag: Christian Klemkow
Erschienen: 04/2014
Einband: eBook
Seiten: 341
Sonstige Informationen:
Produktseite
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