Nachdem wir letzte Woche noch mit Band 4 der Olympus Mons-Reihe durch die Jahrtausende gezogen sind, sind wir nun bei dem fünften Band der Serie angelangt, der den spannenden Titel Im Schatten der Sonne trägt. Was halten Christophe Bec und Stefano Raffaele wohl diesmal für uns bereit?

Im Schatten der Sonne
© Splitter Verlag

Aaron Goodwins Vergangenheit

Begann Band 4 mit einem Rückblick auf die Kindheit Jelena Schewtschenkos, erfahren wir nun in Im Schatten der Sonne, wie Aaron Goodwin zum Hellseher wurde. Während eines Routineeingriffs war der 5-jährige Aaron zunächst völlig unvorhergesehen in größte Lebensgefahr geraten, um dann aber ebenso überraschend zu überleben. Dennoch erholte sich der Junge zunächst nicht richtig. Bald begann er allerdings Schatten zu sehen, die ihn auf geheimnisvolle Weise von seinen Beschwerden heilten. In der Folge wirkte er zunehmend ungewöhnlich auf sein Umfeld, sodass er einerseits bei einer Psychiaterin landete und sich andererseits in der Schule schwerem Mobbing ausgesetzt sah.

Seine erste Vision ereignete sich, als er mit einem befreundeten Mädchen ein Ouija-Brett ausprobierte und die gerade verstorbene Großmutter des Mädchens Kontakt zu ihm aufnahm. Als er 17 war, forderten ihn die Schatten auf, Bilder zu malen. Auf diesen Bildern erkennen die Leser_innen zahlreiche Motive, die mit der jetzigen Bedrohung der Welt durch den versehentlich ausgelösten Selbstzerstörungsmechanismus eines außerirdischen Raumschiffs zusammenhängen.

Aaron Goodwin in der Gegenwart

Da seine schwangere Freundin in den USA ihr gemeinsames Kind verloren hat, möchte Aaron Russland umgehend verlassen. Doch scheint er den Russen in der aktuellen Situation zu bedeutend zu sein, um ihn jetzt nach Amerika zurückkehren zu lassen. Eine Agentin, die für Aaron zuständig ist, bringt es nicht über ihr Herz, den Amerikaner in dieser Situation von seiner Freundin fernzuhalten, und verlässt gemeinsam mit ihm Russland. Damit bringt sie sich selbst auf die Abschussliste ihres Geheimdienstes.

Während des Fluges nimmt die russische Hellseherin Marta, die in einem der vorherigen Bände an einer spontanen Selbstverbrennung gestorben war, Kontakt zu Aaron auf. Sie bittet Aaron darum, auf seine Kraft zugreifen zu können, um mit vereinten Kräften 100 Millionen Kilometer zu überwinden. Was mag die verstorbene Hellseherin vorhaben?

Barentssee

Die US-Marine beschließt, Dan Hennings Hilfe zu erbitten, um die Anomalie Eins bergen zu können, bevor dies die Russen tun. Dumm nur, dass die Marine Dan und sein Team massiv bedroht hatte, sodass nicht von einer begeisterten Mitarbeit auszugehen sein wird. Doch bald schon ergibt sich ein ganz anderes Problem, als russische Schiffe das Feuer eröffnen. Die Erde befindet sich am Rande eines dritten Weltkriegs!

Tracker Legends

Der Sensationsjournalist Mark von der Sendung „Tracker Legends“ erhält im Krankenhaus einen Anruf von einem russischen Wissenschaftler, der im Hangar 754 das Wrack des auf dem Ararat abgestürzten Raumschiff untersuchte. Leider muss der namenlose Russe Mark mitteilen, dass ausnahmslos alle Menschen, die wie Mark von Teilen des Raumschiffs verstrahlt worden sind, daran verstarben. Nachdem der geheimnisvolle Wissenschaftler Mark per E-Mail verschiedene Informationen hat zukommen lassen, machen sich die Tracker Legends auf den Weg nach Russland, um den Hangar 754 aufzusuchen.

Jelena Schewtschenko auf dem Olympus Mons, Mars

Band 4 hatte mit einem üblen Cliffhanger geendet, bei dem wir sahen, dass Jelena Schewtschenko in einer sonderbaren Höhle das Bewusstsein verlor und sich ihr ein Außerirdischer näherte. Nun erfahren wir endlich, wie es weitergeht!

Als sie wieder zu sich kommt, erkennt Jelena, dass es sich bei dem Außerirdischen um einen Androiden handelt. Sie versucht mit ihm zu kommunizieren, doch beachtet er sie gar nicht. Als die Kosmonautin gerade aufgeben und die Höhle verlassen will, reagiert der Androide endlich auf sie. Es stellt sich heraus, dass er zunächst ihre Sprache entschlüsseln musste.

Jelena und der Android

Aus dem folgenden Gespräch ergibt sich, dass der Androide von einem Planeten stammt, der von seinen Bewohner_innen ebenfalls als Erde bezeichnet wird. Die Frage, ob er von einer außerirdischen Intelligenz erschaffen worden sei, beantwortet der Androide mit “Größtenteils unzutreffend”, was eine spannende Aussage darstellt. Heißt das, dass sich seine Spezies selbst in Androiden umgewandelt hat?

Vor sieben Jahren war das Schiff der künstlichen Intelligenz abgeschossen worden. So versteckt sich der Androide nun vor den Sonden seiner Feinde in dieser Höhle, in der er sich eine Energiequelle errichtet hat. Über diese Feinde will er nicht viel sagen. Daher erfahren wir nur, dass deren Zivilisation gänzlich anders sei. Die eigentliche Mission des Volks unseres außerirdischen Androiden betraf jedoch die Menschheit, weshalb Jelena nicht zu viele Einzelheiten erfahren darf. Allerdings kämpft die gegnerische Partei bevorzugt mit biologischen Waffen, weshalb die andere Zivilisation allem Anschein nach die Körper von Androiden annahm, wie im vorherigen Absatz vermutet.

Der gefährliche Weg zum Wrack

Problematisch wird nun, dass der Kosmonautin der Sauerstoff ausgeht, draußen jedoch feindliche Sonden umherfliegen. Als Jelena dem Androiden berichtet, dass der Selbstzerstörungsmechanismus des Anomalie Eins genannten Raumschiffs auf dem Meeresboden aktiviert wurde, stellt dieser fest, dass die Erde in 6 Stunden und 11 Minuten zerstört werden wird. Leider liegt ein Fehler vor, sodass der Countdown nicht per Fernsteuerung deaktiviert werden kann. Dem ungleichen Paar bleibt nichts weiter übrig, als allen Gefahren zum Trotz den Weg in das große Wrack zu wagen.

Zu Jelenas Glück ist es für Einstein – so nennt sie den Androiden – ein Leichtes, kurzfristig eine Sauerstoff produzierende Maschine zu entwickeln. So wollen die beiden nun ausnutzen, dass sie sich gerade Im Schatten der Sonne befinden, um das Wrack zu erreichen. Doch allen Ablenkungsmanövern zum Trotz entdecken feindliche Sonden Jelena und Einstein. Das Ende scheint nahe. Aber dann geschieht etwas Unvorhergesehenes. Der verbrannte Körper der Hellseherin Marta erscheint mit Aaron Goodwins Hilfe auf dem Mars und lenkt die Sonden von Jelena ab …

Historisches Szenario

In Im Schatten der Sonne gibt es nur ein einziges historisches Szenario. Die Wikinger, die im Jahr 1013 den Absturz der Anomalie Eins beobachtet haben, fallen einer gewaltigen Flutwelle zum Opfer, die durch das im Meer versinkende Raumschiff ausgelöst wird. Nur wenige Wikinger überleben die nasse Katastrophe.

Mein Eindruck von Olympus Mons Bd. 5 Im Schatten der Sonne

Alles bleibt auf dem gewohnten Niveau, doch gibt es dennoch eine Verbesserung zu verkünden. Die Erzählstränge um Aaron Goodwin und Jelena Schewtschenko fallen beide relativ lang aus und werden vor allen Dingen in umfangreicheren zusammenhängenden Passagen am Stück erzählt, was Im Schatten der Sonne äußerst guttut. Mit Martas Erscheinen auf dem Mars steigt der Fantasy-Anteil der Science-Fiction-Geschichte in Im Schatten der Sonne deutlich an. Außerdem gibt es wieder neue Antworten auf offene Fragen.

Da die Erde in mittlerweile etwa 5 Stunden zerstört werden wird, stellt sich die Frage, wie viele Bände noch folgen werden. Bleibt die Olympus Mons-Reihe noch halbwegs überschaubar oder steuern wir auf ein episches Erzählwerk wie Prometheus zu?

Fazit

Im Schatten der Sonne macht manches noch besser als seine Vorgänger und ist daher insgesamt als ziemlich stark zu bezeichnen.

Band 6 der Reihe trägt den Titel Einstein, was sich auf den so von Jelena bezeichneten Androiden beziehen dürfte. Wer schon mal ein wenig gespoilert werden möchte, kann einen Blick auf Stefano Raffaeles Profil bei Instagram werfen, wo er immer wieder spannende Ausschnitte aus seinen aktuellen Arbeiten zeigt. Manche dieser Ausschnitte geben kleinere Hinweise darauf, wie es wohl weitergehen mag.


Wir brauchen euren Support!

Viele Magazine im Web werden über Werbung finanziert. Wir haben bewusst darauf verzichtet, damit euer Erlebnis auf unserer Seite möglichst ungestört ist. Wir bieten euch News, Reviews, Artikel, Videos und einen Podcast zu mittlerweile fast allen Bereichen der Science-Fiction. Wir haben keinen Clickbait, keine Fakenews und auch keine Paywall.
Die Kosten steigen, die wenigen Einnahmen sinken, auch dank der derzeitigen Situation. Wir wollen uns keine goldene Nase verdienen, aber es wäre schade, wenn wir die Seite irgendwann deswegen einstellen müssten.

Es ist auch ganz einfach. Ihr könnt uns regelmäßig ab 1€ monatlich bei Steady unterstützen, einmalig per PayPal oder ihr werft einfach mal einen Blick in unseren warpShop. (Die Shirts sind erste Sahne, Ehrenwort!).

Wenn ihr euch für eine Tätigkeit bei uns interessiert, dann ist die Seite MITMACHEN genau richtig.
Für den Fall, dass ihr noch mehr Infos haben wollt, findet ihr diese unter SUPPORT US. Dort findet ihr auch unsere Ref-Links.

Wir danken euch.

Michael Kleu
Letzte Artikel von Michael Kleu (Alle anzeigen)

Kommentar verfassen