Aus einer diplomatischen Mission wird plötzlich tödlicher Ernst. Kirk und seine Begleiter finden sich auf der Flucht wieder, denn dem Captain droht die Todesstrafe.
Staffel 2, Folge 11 – Sternzeit 3497,2
„Im Namen des jungen Tiru“ – „Friday’s Child“
Die Handlung
Auf Capella IV will sich die Föderation der Vereinten Planeten die Schürfrechte für Topalin sichern. Allerdings sind auch die Klingonen interessiert. Dies führt zu einem tödlichen Zwischenfall, als ein Außenteam auf Capella IV beamt. Der Capellaner Maab zieht die Klingonen vor. Das capellanische Oberhaupt über die „Zehn Stämme“ hingegen, der Tiru, tendiert zu Verhandlungen mit den Föderierten. Derweil wird ein Föderationsschiff von Klingonen angegriffen. Scott eilt mit der Enterprise zu Hilfe. Dadurch sind Kirk, Spock und McCoy auf Capella auf sich gestellt.
Die Verhandlungen führen zu einer heftigen Auseinandersetzung. Infolgedessen wird der Tiru getötet. Seine schwangere Frau Eleen unterwirft sich dem Attentäter und bietet ihm ihr Leben an. Kirk bricht ein Tabu, indem er sie berührt, und wird sofort zum Tode verurteilt.
Dem Außenteam gelingt die Flucht, wobei Eleen sich anschließt. Maab lässt die Verfolgung aufnehmen. Eleen erlaubt McCoy, sie zu berühren, da er sich ärztlich um sie kümmern will. Mit seiner Hilfe bringt Eleen das Kind zur Welt. Danach schlägt sie McCoy nieder und lenkt Maab mit einer Lüge ab. Dabei erkennt Maab die wahren Absichten der Klingonen. Er lässt Eleen am Leben.
Scotty hat in der Zwischenzeit entdeckt, dass der Notruf von den Klingonen fingiert war, um die Enterprise wegzulocken. Da Eleen nun das Oberhaupt ist, entscheidet sie, der Föderation die Schürfrechte zu erteilen.
Rezension von Im Namen des jungen Tiru
Traditionen, Tabus und die Klingonen mischen wieder mit. Das berühmte Trio gerät in Gefahr und ein bedauernswertes Redshirt kommt ums Leben, kaum dass es den Planeten betreten hat. All dies klingt bekannt und nicht sonderlich aufsehenerregend. Aber betrachten wir die Episode einmal näher.
Tabus und Traditionen
Andere Planeten, andere Sitten. So könnte man es umschreiben. Auf Capella ist es tabu, eine Frau zu berühren. Ein Vergehen wird empfindlich bestraft, wie Kirk erfahren muss. Auch Eleen ist nicht angetan von dem Tabubruch. Einzig und allein McCoy bekommt die Erlaubnis, sie zu berühren. Allerdings erst, nachdem er ihr eine schallende Ohrfeige versetzt. Geht man so mit einer widerspenstigen Patientin um? Fraglich. Allerdings sind die Umstände auch nicht gerade alltäglich.
Eleen unterwirft sich traditionsgemäß dem Stärkeren. Zunächst gibt sie Maab ihr Leben in die Hände, nachdem ihr Mann Akaar getötet wurde. Später unterwirft sie sich McCoy, wobei dies keine wirkliche Unterwerfung ist, sondern eher eine Erlaubnis. Die Regeln dieser Gesellschaft scheinen komplex bezüglich der Frau. Sie ist für jeden tabu außer für ihren Mann. Stirbt ihr Mann, so muss sie sich einem anderen unterwerfen. Gleichzeitig erscheint Eleen sehr verwoben mit den Traditionen. Sie schlägt bei einer mühseligen Kletterei jede helfende Hand weg. Echter Stolz oder nur über die Jahre verinnerlichtes Verhalten? Die Gesellschaft hat sich über Jahrhunderte entwickelt. Ein anerzogenes Verhalten wird nicht innerhalb von Minuten einfach abgelegt.
Prinzipiell ist „Im Namen des jungen Tiru“ gleichsam eine Geschichte über Emanzipation. Eleen erkennt, dass sie keine beliebige Schachfigur der Gesellschaft sein muss. Stattdessen lernt sie, selbst Entscheidungen zu treffen.
Das Trio
Kirk, Spock und McCoy erleben (mal wieder) ein gemeinsames Abenteuer. Wie so oft, erscheint es mir unlogisch, dass drei der ranghöchsten Offiziere das Schiff verlassen. Selbst zu einer diplomatischen Mission ist es meiner Meinung nach hirnrissig, beide Kommandooffiziere zu entsenden. Einer sollte an Bord bleiben, falls es zu Zwischenfällen kommt.
Natürlich möchte ich Scotty seine Führungsqualitäten und Kompetenz nicht absprechen. Mir scheint, er ist ein guter Offizier.
Jedoch gehört es zu den Pflichten eines Ersten Offiziers (hier: Spock), den Kommandanten in dessen Abwesenheit zu vertreten. Sollte der Captain ums Leben kommen, so übernimmt der Erste Offizier die Führung bis ein neuer Kommandant eingesetzt werden kann. Wie soll dies gehen, wenn sowohl die Nummer Eins, als auch der Captain sich kopfüber in Gefahr stürzen? Dieser Punkt stört mich bei TOS regelmäßig.
McCoys Anwesenheit hingegen wird hier tatsächlich begründet. Da er Jahre zuvor auf Capella IV stationiert gewesen ist, kennt er die Capellaner, ihre Regeln und Gepflogenheiten.
Humor
Wirklich überzeugend ist die Story bei „Im Namen des jungen Tiru“ nicht. Sie bleibt flach und leicht nachvollziehbar ohne besondere Wendungen. Ein paar Kämpfe und Meinungsverschiedenheiten finden statt. Auch das Trio kommt nicht so recht in Fahrt.
Ein wenig von dem erfrischenden TOS-Humor rettet „Im Namen des jungen Tiru“ ein Stück weit. So erwähnt Scotty ein schottisches Sprichwort, woraufhin Chekov sofort erwähnt, dass er dieses aus Russland kenne. Ein kleiner Running Gag, denn nach Chekovs Auffassung entstammt nahezu alles ursprünglich aus Russland. Egal ob Sprichwörter, Scotch oder das Paradies.
Auch hier kommen wir in den Genuss von McCoys unnachahmlicher Art zu erwähnen, dass er Arzt sei und nichts anderes. „Ich bin Arzt und kein Bergführer!“, motzt der Leitende Medizinische Offizier und fügt sich anschließend grollend. McCoy ist in seiner knurrigen Art dennoch ein herzensguter Mensch, auch wenn er es zu verbergen sucht. Und doch sieht man unter der rauhen Schale einen guten Kern. Das kann ein Satz sein, ein Nicken oder eine Tat. Missmutig, aber loyal. McCoy ist ein wunderbarer gegensätzlicher Charakter, den ich in Star Trek sehr schätze.
Ganz zum Schluss äußert Spock seinen Unmut darüber, dass Kirk und McCoy eine Zeit lang ihren Stolz nicht verbergen werden. Eleen hat das Kind zu ihren Ehren Leonard James Akaar genannt. Entweder ist Spock mit der Reaktion seiner Freunde uneins oder es ist ein zarter Anflug von Eifersucht. Schließlich war er mit von der Partie, aber sein Name wird nicht berücksichtigt.
Fazit
„Im Namen des jungen Tiru“ gehört für mich zu den eher schwachen Folgen. Zwar zieht die eine oder andere Szene die Episode wieder ein wenig höher, aber wirklich gerettet wird sie damit nicht.
Fun Facts
- Das capellanische Oberhaupt wird im Original eigentlich als „Teer“ bezeichnet. Da im Deutschen damit ein bekannter Baustoff im Straßenbau eingesetzt wird, Teer, wurde aus „Teer“ „Tiru“.
- Tige Andrews, der den Klingonen Kras spielte, hatte sehr viel Spaß an seiner Rolle. Es war das erste Mal, dass er ein richtiges Kostüm trug. Das Gefühl, jemand anderes zu sein, erschien ihm als Klingone ungleich stärker als bei anderen Rollen.
Der deutsche Titel
Eleen trifft am Ende Entscheidungen im Namen ihres Kindes, des jungen Tirus. Sie wird es so lange tun, bis der Junge erwachsen sein wird, um der Nachfolger seines Vaters zu werden. Mit dem Titel „Friday’s Child“ fiel mir ein altes Gedicht namens „Monday’s Child“ ein. Dort heißt es: „Friday’s Child is loving and giving“. In einer älteren Version des Gedichtes jedoch heißt es „Friday’s child is full of woe“, was auf den Freitag als Unglückstag hindeutet. Hoffen wir, dass der junge Tiru kein Unglück erfährt.
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