Die Stunde der Ehre schlägt, als Honor Harrington zu ihrem finalen Kampf aufbricht.
Aus und vorbei
Beowulf will sich von der solaren Liga lösen. Eine der ältesten Koloniewelten in der bekannten Galaxie hat genug von dem Krieg gegen das manticorische Imperium und hat deshalb seine Bevölkerung befragt, die mit großer Mehrheit für den Austritt aus der Nationenallianz gestimmt hat. Zur Feier des Tages werden Vertreter vieler befreundeter Sternennationen eingeladen. Doch dann greifen Streitkräfte der Liga an, verstoßen gegen Kriegsregeln und vernichten, nicht zuletzt dank der geheimen Unterstützung des Mesanischen Alignments, zivile Raumstationen. Es gibt viele Opfer, darunter auch den Earl von White Haven und dessen erste Ehefrau.
Seine zweite Ehefrau ist Honor Harrington. Der es damit reicht. Sie erhält eine Armada der Allianz und bricht zu einem Rachefeldzug gegen die Erde auf. Ihr Ziel: Die Vernichtung der Mandarine, die in der solaren Liga insgeheim das Sagen haben, und ein Ende des Krieges zwischen der solaren Liga und des Sternenimperiums von Manticore, egal zu welchem Preis.
Es ist, vorerst, vorbei. Die Stunde der Ehre, der 38. Honor Harrington-Roman, markiert das Ende der Serie. Wobei das Buch im Original mit dem Vorgängerbuch Honors Rache einen Roman bildete, der dann hierzulande, wie es leider bei Bastei Lübbe üblich ist, aufgeteilt wurde. Die Konsequenzen dieser Entscheidung des Verlags sind bekannt: Für den Spannungsaufbau war und ist das Gift.
Etwas fehlt noch
Was man der Geschichte enorm anmerkt, ist, dass sich David Weber noch ein paar Plots für den hierzulande noch nicht erschienen Sklavenplanet-Roman To end in Fire! aufhebt. Denn auch, wenn er die finale Auseinandersetzung mit der solaren Liga in dem vorliegenden Band schreibt, bleibt offen, was mit dem Mesanischen Alignment geschehen wird. In diesem Buch können sie immer noch ihr übles Handwerk treiben und Leute, bzw. Situationen manipulieren. Aber der Autor bereits hier nichts für das Ende dieser so nervigen Fraktion im Honorverse vor.
Stattdessen fokussiert er sich in Die Stunde der Ehre eher darauf, den Rachefeldzug seiner Serienheldin vorzubereiten. Wie er das macht? Wie üblich in Form von ellenlangen Dialogen, wo man Mühe hat, dem Geschriebenen zu folgen. Denn irgendwann klingen die Gesprächspartner austauschbar.
Hinzu kommt auch noch, dass durch diese langen Gespräche bedingt, sich der Handlungsfluss als sehr zäh herausstellt. Man hat das Gefühl, dass hier für etwas, was eigentlich innerhalb von ein, zwei Seiten abgehandelt werden könnte, den zehnfachen Umfang benötigt, um voranzuschreiten. Mit dem bekannten Ergebnis, dass man als Leser irgendwann die Lust und Konzentration verliert.
Es bleibt öde
Unter diesen Umständen wäre es eigentlich eine Erlösung, als endlich die Katastrophe, die David Weber so lange vorbereitet, ausbricht. Als wieder wie aus dem Nichts Raumstationen vernichtet werden und es zu jeder Menge ziviler Opfer kommt. Im Prinzip müsste dies doch das Signal dazu sein, dass die Handlung jetzt Fahrt aufnimmt. Dass es jetzt in Die Stunde der Ehre spannend wird.
Stattdessen bleibt der Plot weiterhin öde. Honor Harrington bricht zu einem Rachefeldzug auf und gibt sich als eiskalter Racheengel, was ihrem Umfeld Sorge bereitet. Doch anstatt diese Charakterisierung beizubehalten und weiterzuentwickeln, beginnt David Weber den Fehler, dass der Earl of White Haven, Honors Ehemann, auf wundersame Weise den Anschlag auf Beowulf überlegt hat. Wodurch Honor sich rechtzeitig beruhigt, ehe sie etwas schlimmes macht.
Doch dadurch wird Die Stunde der Ehre der einzigen Sache beraubt, die den Roman noch spannend hätte machen können. Wodurch die Handlung bis zum Ende dahinplätschert. Die Mandarine, die in der solaren Liga das Sagen hatten, werden verhaftet und die neuen Machthaber dazu verpflichtet, wieder demokratische Strukturen aufzubauen. So weit so langweilig.
Am Ende nochmal richtig klischeehaft
Die letzten Seiten werden dann aber sogar für David Webers Verhältnisse sehr klischeehaft. Es ist klar, dass er seiner Titelheldin ein Ende ermöglichen will, den sie sich redlich verdient hat. Doch die Dialoge auf den letzten Seiten des Buches sind mit die schlimmsten, die man bislang in der Reihe gelesen hat, was durchaus etwas heißen will.
Man ist von David Weber einiges gewöhnt. Doch mit Die Stunde der Ehre schafft er es, einen Abschluss zu schreiben, der in jederlei Hinsicht erschreckend schwach und langweilig ist. Wenn man bedenkt, wie gut die ersten Romane waren, ist das schon ein ziemlicher Absturz, der hier hingelegt wurde.
Autor: David Weber
Titel: Honor Harrington 38: Die Stunde der Ehre
Originaltitel: Uncompromising Honor, Teil 2
Übersetzer: Ulf Ritgen
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: 08/2021
Einband: Taschenbuch
Seiten: 763
ISBN: 978-3-404-20974-3
Sonstige Informationen:
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