In „Herz und Verstand“ beeinflussen Ereignisse der Vergangenheit die Gegenwart.

Star Trek The Next Generation Herz und Verstand
Cover © Cross Cult

Die Vergangenheit beeinflusst die Gegenwart

Die Enterprise erforscht weiter den Odysseischen Pass, als sie auf eine fremde Welt stößt, die von einem globalen Nuklearkrieg gezeichnet ist. Schon bald stellt sich heraus, dass dieser Planet, dessen Bewohner sich Eizand nennen, bereits früher Kontakt mit der Erde hatte. Doch was genau geschehen war, ist für die Crew unter dem Kommando von Jean-Luc Picard ein großes Rätsel, dessen Antwort dadurch erschwert wird, dass das Sternenflottenoberkommando anscheinend mehr weiß, diese Infos aber nicht weitergibt.

In der Vergangenheit wird ein Raumschiff der Eizand über der Erde abgeschossen. Damit wird es zum Auslöser der Eskalation eines bis dahin lange schwelenden Konflikts zwischen der Geheimorganisation Majestic 12 und den Agenten des Aegis. Wer auch immer gewinnt, wird die Zukunft der Menschheit maßgeblich beeinflussen.

Dayton Wards „Herz und Verstand“ ist ein Roman, der auf vielen verschiedenen Ereignissen aufbaut. Darunter auch zwei TOS-Büchern, die hierzulande nie erschienen sind. Die Bände „Elusive Salvation“ und „From History’s Shadow“ beschreiben die Historie des Konflikts zwischen diesen beiden Parteien, wobei dabei unter anderem auch Gary Seven auftaucht, der aus der TOS-Folge Ein Planet, genannt Erde her bekannt ist. Es ist kein Wissen aus den Büchern notwendig, um die Handlung des neuen Romans zu verstehen.

Zweigeteilte Handlung

Dementsprechend zweigeteilt ist die Handlung. Einerseits hat man die Ereignisse aus der Handlungsgegenwart, dem Jahr 2386. Und andererseits die aus dem frühen 21. Jahrhundert. Beide Plots sind miteinander verbunden, wobei allerdings einer nicht überzeugen kann.

Der aus der Vergangenheit ist gut gelungen. Aus der Perspektive des Vulkaniers Menstral erlebt man mit, wie Majestic 12 und Aegis aneinandergeraten und am Ende die Vertreter der letzteren Macht untertauchen müssen, da die Unterstützung ihrer ominösen Führer komplett eingestellt wurde. Die verschiedenen politischen Ansichten beider Fraktionen werden dabei gut herausgearbeitet.

Majestic 12 wirkt wie eine typische, paranoide Regierungsorganisation, deren einziges Ziel es ist, die Erde vor außerirdischen Kräften zu schützen. Die übrigens ausnahmslos als feindlich und gefährlich angesehen werden. Doch Dayton Ward verzichtet darauf, sie allzu plump darzustellen. Auch wenn ihr Vorgehen alles andere als gut zu empfinden ist, wird sie durch Charaktere wie Gerald Markham ausreichend humanisiert, damit sie glaubwürdig wirken.

Kein typischer Picard

Die Vertreter von Aegis sind dabei zahlenmäßig unterlegen. Und der Autor reduziert die Anzahl ihrer aktiven Agenten im Laufe der Ereignisse von „Herz und Verstand“ immer weiter. Hierbei wird nie klar, wer oder was die führenden Köpfe von Aegis sind. Einen Hinweis darauf liefern allerdings andere Romane und auch einige Comics.

Im Vergleich zur Vergangenheit können die Ereignisse der Handlungsgegenwart allerdings nicht überzeugen. Hier gibt es gleich mehrere Probleme.

Das Hauptproblem ist, dass Jean-Luc Picard „Out of Character“ agiert. Er reagiert überempfindlich, als klar wird, dass das Oberkommando der Sternenflotte ihm Geheimnisse vorenthält, und suspendiert Lieutenant Taurik vom Dienst. Und wie einst James T. Kirk führt er selber ein Expeditionskommando an, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass er gefangen genommen wird. Eine solche Naivität wirkt bei einem normalerweise so erfahrenen Kapitän komplett fehl am Platze.

Ein erschütterndes Finale

Auch die Ereignisse auf der Heimatwelt der Eizand wirken befremdlich. Es ist klar, dass hier Parallelen zu der „Star Trek“ – Erde des dritten Weltkriegs aufkommen sollen, was dem Autor gelungen ist. Doch gleichzeitig wird hier zunächst angedeutet, dass Dinge nicht so sind, wie sie zu sein scheinen. Als das dann bestätigt wird, ist es keine Überraschung mehr, weshalb es entsprechend langweilig wird.

Was Dayton Ward in „Herz und Verstand“ außerdem versäumt aufzubauen, ist die Gegenseite zu der Regierung der Eizand. Die tauchen plötzlich prominent auf, ohne dass sie vorher glaubwürdig charakterisiert werden. Es wäre besser gewesen, wenn der Autor etwas mehr Zeit darauf verwendet hätte, sie ausführlicher zu charakterisieren.

Letzten Endes ist das Buch nur aus einem Grund wichtig. Weil hier auf Ereignisse zurückgegriffen wird, die vor langer Zeit in den „Star Trek“ – Romanen geschahen und die in Sektion 31 – Kontrolle enthüllt wurden. Das Finale ist der Auftakt dazu, dass die Enthüllungen die Föderation und die Sternenflotte erschüttern werden.

„Herz und Verstand“ ist daher eher etwas für Komplettisten.

Bewertung 08/15

Autor: Dayton Ward
Titel: Star Trek – The Next Generation: Herz und Verstand
Originaltitel: Star Trek – The Next Generation: Hearts and Minds
Übersetzer: Aimée de Bruyn Ouboter
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 12/2019
Einband: Taschenbuch
Seiten: 405
ISBN: 978-3-86425-874-9
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Götz Piesbergen

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