In Visegrad wartet eine unschöne Überraschung auf den Master Chief.

Ein überraschendes Ende

Als der Master Chief (Pablo Schreiber) und sein Team bei der Visegrad-Station ankommen, finden sie sie verlassen, ohne irgendwelche Hinweise auf das COBALT-Team vor. Doch dann werden sie von Truppen der Fleetcom gestellt und ergeben sich. Sie werden suspendiert, und der Master Chief soll sich einer psychischen Evulation unterziehen. Dieser flieht allerdings und versucht, auf eigene Faust Beweise für den Angriff der Allianz auf Reach zu finden.

Doch es stellt sich heraus, dass das Oberkommando durchaus über die Pläne der Aliens Bescheid weiß. Allerdings ist Colonel James Ackerson (Joseph Morgan) nicht willens, den gesamten Planeten zu evakuieren oder zu verteidigen. Stattdessen beschließt er, nur einige wenige Individuen, darunter auch sich selbst, in Sicherheit zu bringen. Parallel dazu muss Kwan (Yerin Ha) Laera (Fiona O’Shaughnessy) und Kessler (Tylan Bailey) vor Sorens verräterischer Crew beschützen.

Visegrad endet mit einer überraschenden Entwicklung. Einer, mit der man eigentlich erst später in der Staffel gerechnet hat. Und die jetzt schon das Interesse auf die kommenden Folgen erhöht.

Ein Antagonist erhält Tiefe

Zuvor geschieht natürlich einiges. Und am meisten profitiert davon James Ackerson, dessen Charakter in dieser Episode enorme Fortschritte macht. Er bleibt zwar immer noch eine eher antagonistische Figur. Jedoch führ dies dazu, wie bei vielen Gegenspielern, die auf lange Sicht Legendenstatus erfuhren, dass er mehr Profil erhält und einem umso besser in Erinnerung bleibt.

So erfährt man in Visegrad, dass er sich um seinen senilen, alten Vater kümmert, der einst für Reach viel geleistet hat, inzwischen aber Erinnerungslücken hat. Auch hatte er einst eine Schwester, die Teil des Spartan-Programms wurde, allerdings die Augmentation nicht überlebte. Alles kleine Details, die dafür sorgen, dass der Charakter sympathischer wirkt. Jedoch nicht zu sehr, da dann quasi im Gegenzug bekannt wird, dass er von dem Angriff der Allianz auf Reach schon lange wusste, dies aber vertuschte und sich stattdessen am Ende der Folge davonmacht.

Gleichzeitig sorgt dies dafür, dass man auch mehr Sympathie für den Masterchief, für John-117, erhält. Denn er ist der Hauptleidtragende der Vertuschungen Ackersons, der dadurch faktisch nahezu kalt gestellt wird und auf der Suche nach Verbündeten in den höheren Rängen keine findet. Weshalb er sich schließlich an Talia Perez wendet, was wiederum zu dem genialen Ende der Folge führt.

Viele spannende Handlungen

Die Suspendierung des Masterchiefs führt zu interessanten Entwicklungen innerhalb seines Teams. Kai-125 scheint einen Deal mit dem Teufel einzugehen, um das Team zu retten, derweil eine sichtlich verstörte Riz-028 sich hilfesuchend an Louis-036 wendet. Unklar ist, was Vannak-134 macht. Unklar in dem Sinne, dass man nicht versteht, was er aus seinem Spind in Visegrad hervorholt.

Die Handlungen auf Reach sind spannend, vor allem am Ende der Folge, als beispielsweise Ackerson kurz bevor er abreist Soren in das virtuelle Gefängnis von Dr. Halsey bringt. Oder als John von Talia Perez etwas Wichtiges erfährt. Dem gegenüber stehen dann die Handlungen im All, mit Kwan, Laera und Kessler.

Es ist jetzt nicht so, dass dieser Plot in Visegrad langweilig ist. Im Gegenteil: Auch er ist unterhaltsam. Aber im Vergleich zu den Ereignissen auf Reach fällt er ab.

Wettlauf zwischen Handlungen und Charakterisierungen

Das Problem ist, dass einem im Grunde genommen die Figuren egal sind. Kwan war in der ersten Season eine Nervensäge par excellence, während die Familie von Soren nur am Rande charakterisiert wurde. Es wird in der aktuellen Staffel versucht, das wieder wettzumachen. Doch im Prinzip läuft dies auf einen Wettlauf mit der Gesamthandlung hinaus, da diese sich gleichzeitig weiterentwickeln muss, derweil die wichtigsten handlungstragenden Figuren noch Tiefe erhalten. Und das funktioniert nur bedingt.

Man fiebert in Visegrad zwar mit den Charakteren mit. Doch dann, in den Momenten der Stille, weiß man nichts mit den Figuren anzufangen, da sie, abgesehen vom Allernötigsten, noch nicht viel Interessantes besitzen. Wobei sich das im Laufe der bisherigen Folgen stets verbessert hat. Mal schauen, wie es dann in den kommenden Episoden sein wird.

Trotz aller Kritik ist dies eine gute und unterhaltsame Folge geworden.

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Götz Piesbergen
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