Der am 20. August 1890 geborene H. P. Lovecraft gilt heute als einer der einflussreichsten Horror-Autoren aller Zeiten.

Lovecraft
Quelle: IMDb

Eine Kindheit voller Schicksalsschläge

Der spätere Schriftsteller Howard Phillips Lovecraft wurde im Haus seiner Familie geboren. Seine Eltern waren Winfield Scott Lovecraft und Sarah Susan (Susie) Philips Lovecraft. Die Familie war für damalige Zeiten wohlhabend, wobei der Vater als Handlungsreisender arbeitete. Doch drei Jahre nach der Geburt von H. P. sollte sein Vater in einem Hotel in Chicago eine Art Psychose erhalten, woraufhin er in die Psychatrie eingewiesen wurde. Dort verstarb er nach 1898.

Das Ableben des Vaters sollte drastische Konsequenzen für die Familie Lovecraft haben. Mutter und Sohn begannen mit den Tanten mütterlicherseits, Lilian und Annie, sowie den Großeltern Whipple und Robie zusammenzuleben. Seine Mutter fing außerdem an, ihn selbst nach Strich und Faden zu verwöhnen, derweil der Großvater ein Ersatzvater für ihn wurde und ihm so zum Beispiel half, seine Furcht vor dem Dunklen zu überwinden.

H. P. Lovecraft konnte schon mit drei Jahren lesen und schreiben, was sein Opa dadurch unterstützte, dass er ihm von seinen Handlungsreisen aus Briefe schrieb. Ebenso erhielt er in jener Zeit viele Bücher von seiner Familie, wie zum Beispiel Ovids »Metamorphosis«.

Erste Schritte als Autor

1896 verstarb die Großmutter. Dieses Ereignis löste in dem jungen H. P. Lovecraft wiederkehrende Albträume aus, die ihn bis zu seinem Tod wiederholt plagten. Gleichzeitig würden diese auch sein Werk beeinflussen. Und es sollte nicht der letzte tragische Vorfall sein, der die Familie heimsuchen würde.

Denn um das Jahr 1900 begannen die Geschäfte von Whipple immer schlechter zu laufen. Das Familienvermögen wurde im Laufe der Zeit immer mehr und mehr aufgezehrt. Und als der Großvater 1904 an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb, weil eines seiner größten Geschäftsunternehmen katastrophal schieflief, mussten H. P. Lovecraft und seine Mutter aus dem großen Familienanwesen in ein kleines Zweifamilienhaus ziehen. Es war für den Schriftsteller die, wie er selber sagte, dunkelste Periode seines Lebens, in der er einfach nur sterben wollte.

In dieser Zeit zeigte sich schon früh sein schriftstellerisches Talent. Im Alter von sieben Jahren nahm er sich Homers Odyssey an und gestaltete sie um. Mit 12 brachte er das Rhode Island Journal of Astronomy heraus, welches er im Laufe seines Lebens unregelmäßig fortführte. Zwei Jahre später startete er die Scientific Gazette, die sich thematisch hauptsächlich um Chemie drehte. In eben diesem Magazin veröffentlichte er seine ersten beiden Geschichten, nämlich »The Beast in the Cave« und »The Alchemist«.

Vorhandener Rassismus und Xenophobie

Während seiner Kindheit und Jugend hatte er wiederholt Episoden, in denen er aus Krankheitsgründen nicht zur Schule ging, sondern zu Hause lernte. Ein Großteil dieser vorgeblichen Krankheitsepisoden lagen vermutlich an seiner Mutter, die ihn einfach nur bei sich haben wollte. Doch es gibt ebenso Beweise dafür, dass einige Ausfälle an der High School depressiver Natur waren.

Zwischen den Jahren 1908 und 1914 begannen die Finanzen der Familie sich weiter zu verschlechtern. Gleichzeitig wurden jedoch in dieser Periode auch zwei seiner Gedichte in fremden Magazinen veröffentlicht. Allerdings zeigten »Providence in 2000 AD« und »On the Creation of Niggers« die xenophoben und rassistischen Tendenzen des Autors, wegen denen sein heutiges Werk nicht unumstritten ist.

Ab dem Jahr 1914 schien es so, als ob das Schicksal es endlich gut mit H. P. Lovecraft meinen würde. Er wurde zuerst Mitglied und anschließend Vorsitzender der United Amateur Press Association. Später wurde er auch Vize- und schließlich Präsident der Organisation.

Cthulhu ruft!

1916 wurde mit »The Alchemist« seine erste Kurzgeschichte veröffentlicht. Es folgten weitere Publikationen wie »Dagon« oder »The Tomb«. Und bereits in der erstgenannten Geschichte waren schon damals viele Elemente vorhanden, die das spätere Werk des Autoren prägen sollten.

Noch immer hatte seine Mutter einen großen Einfluss auf sein Leben. So verhinderte sie beispielsweise, dass er sich 1917 der Armee verpflichten konnte. Doch dann begann die mentale Gesundheit seiner Mutter abzunehmen, sodass sie, genau wie ihr Mann, ins Butler Hospital eingewiesen werden musste. Dort verstarb sie 1921 an den Komplikationen einer früheren Gallenblasenoperation.

Der Tod traf H. P. Lovecraft ausgerechnet in einer Phase seines Lebens, als sich die Dinge endlich zum Besseren zu wenden schienen. Er ging mehr aus sich heraus und veröffentlichte zu jener Zeit seine ersten Geschichten, aus denen später seine »Cthulhu Mythologie« werden würde. Darunter auch »The Nameless City«, die man getrost als Grundstein seines Werkes bezeichnen kann.

Glück und finanzielles Unglück

Der Tod seiner Mutter hatte eine extreme Reaktion auf den Autoren. Er fühlte sich dadurch wie gelähmt. Trotzdem ging er noch weiter auf Conventions von Amateur Journalisten. Und auf einer von diesen traf er Sonia Greene.

Er verliebte sich in sie und heiratete sie im Jahr 1924, obwohl sich seine Tanten gegen die Ehe aussprachen. Seine Ehefrau unterstützte ihn, wo sie nur konnte. Da sie über einen gut bezahlten Job verfügte, was für Frauen in der damaligen Zeit ungewöhnlich war, sorgte sie für den Unterhalt der Familie, damit H. P. Lovecraft sich weiterhin auf das Schreiben konzentrieren konnte. Das Paar zog nach New York, wo der Autor unter der fürsorglichen Pflege seiner Frau an Gewicht zunahm. Doch dann verlor sie ihre Anstellung und zog wegen eines neuen Jobs nach Cleveland. Ihr Ehemann blieb zurück und zog in eine kleine Wohnung in New York, wo er sich jedoch nicht wohlfühlte.

Die finanzielle Situation der Familie wurde nicht besser, sondern verschlimmerte sich sogar. Lovecraft selber versuchte, eine Anstellung zu finden, scheiterte allerdings überwiegend daran, dass er keine nennenswerten Berufserfahrungen vorweisen konnte. Hinzu kam auch noch, dass bei dem Pulpmagazin »Weird Science« mit Farnsworth Wright ein neuer Redakteur arbeitete, der viele der Werke des Schriftstellers ablehnte.

Zurück in die Heimat

Die Lebensumstände des Autors verschlechterten sich weiter. Zwar schickte ihm Sonia Greene wöchentlich eine Art »Taschengeld«, damit er weiterhin in New York leben und arbeiten konnte. Trotzdem musste er erneut in eine kleinere Wohnung umziehen, die dann auch noch geplündert wurde. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er an »Call of Cthulhu«, der Erzählung, die ihn nach seinem Tod erst berühmt machen sollte.

1926 ging es schließlich nicht mehr anders und H. P. Lovecraft musste zurück nach Providence ziehen. Immerhin war das zu Beginn einer sehr produktiven Periode, da er wieder diverse Geschichten an »Weird Science« verkaufen konnte. Gleichzeitig fing er viele Brieffreundschaften an, darunter unter anderem zu Robert E. Howard.

Doch dann begann sein Schicksal sich zu verändern. Er zog sich immer mehr in sich zurück und verkaufte weniger Stories. Das lag zum einen daran, dass er Erzählungen, die bereits ein Mal abgelehnt wurden, nicht nochmal anbot. Ebenso dachte er nicht daran, Werke anzubieten, die im Prinzip den Standards des Magazins entsprochen hätten. Angebote anderer Verlage ignorierte er zusätzlich.

Das Ende eines Autors

Die Ehe mit Sonia Greene war inzwischen auch in die Brüche gegangen. Beide einigten sich darauf, sich in Freundschaft voneinander scheiden zu lassen. Sie zog nach Kalifornien und heiratete 1936 erneut, wobei sie nicht wusste, dass H. P. Lovecraft die Scheidungspapiere nie wirklich unterzeichnete.

1937 ging es mit dem Autor zu Ende. Er hatte sowieso schon Probleme, sich zu ernähren, da er manchmal das Geld lieber für Briefmarken als für Essen ausgab. Als er dann erfuhr, dass sein bester Brieffreund Robert E. Howard Selbstmord begangen hatte, war das für ihn ein Schlag. Kurz darauf wurde bei ihm Dünndarmkrebs festgestellt, der seine ohnehin bereits starke Unterernährung noch schlimmer machte. Am 15. März 1937 verstarb er schließlich.

Noch heute wird das Werk des Autors gerne als Grundlage oder Inspirationsmaterial genommen. Viele Sci-Fi-Filme und Serien erweisen sich als deutlich beeinflusst von seinen Ideen. Und im Prinzip kann man jedem Leseinteressierten nur empfehlen, in einige der Geschichten des Schriftstellers reinzulesen, da diese durchweg gut gealtert sind.

H.P. Lovecraft in der IMDb.

Götz Piesbergen

Kommentar verfassen