Der Ilt in geheimer Mission – unterwegs im Sternöstlichen Konsulat.

Gucky und der Sternenkonsul Cover
© Pabel-Moewig Verlag KG

Titel: Gucky und der Sternenkonsul
Autor: Uwe Anton
Titelbild: Swen Papenbrock
Erschienen: 06.12.2019

Zur Handlung

Gucky in offizieller, aber geheimer Mission der Liga zum Sternöstlichen Konsul Taorto Gaazkin der Cairaner, um Informationen einzuholen und Angebote zu machen. An Bord der THORA gelangt er ins Utchosystem und auf den Planeten Poltumno, wo seit 2200 Jahren Tefroder und heimische Uphas zusammenleben. Hier residiert der Konsul samt Großfamilie, mit der Gucky während Audienz und Bankett vielfältig ins Gespräch kommt. Insbesondere mit der psibegabten Tochter Neseese fühlt er sich verbunden, die ihn aber im Auftrag ihres Vaters ausnutzt und testet.

Zusätzlich wird er belastet durch hochkommende Erinnerungen an dunkle Lebensphasen, als ihm klar wird, auf der Heimatwelt des einstigen tefrodischen Psi-Widersachers Lan Meota zu sein, von dem er die nun gleich mehrfach angewandte Schmerzensteleportation übernommen hat. Obwohl von ihr hintergangen, rettet Gucky die Konsul-Tochter vor dem Suizid unter Einsatz seines Zellaktivators. Dafür erhält er vom Konsul wichtige Informationen über das große Projekt der Cairaner, die Errichtung eines Supramentums, wofür die Ritteraura Atlans von Nöten ist, der dabei sterben könne.

Die Drei Ultimaten Beobachtungen

1. Familientherapeut Gucky

Hätte er es doch sein gelassen. Da geht es im Roman mit Gucky kreuz und quer wie auf dem unbestellten Rübenacker.

Von Neseese hintergangen; mental und physisch sogar missbraucht zu zwei Schmerzensteleportationen und so in seiner „inneren Sphäre“ verletzt; sie, die eine noch nie gesehene Psiwaffe ist, Mentalschilde durchbohren kann und es an ihm vorführt, dem Retter des Universums und Überall-Zugleich-Töter; Neseese, die im Schoße ihrer zahlreichen Familie ausgeprägte Suizidphantasien entwickelt und diese mit Guckys erzwungener Hilfe sogar realisiert; die von ihrem Vater bis nach ihrer Reanimation überhaupt nicht mehr als Vater spricht, sondern entfremdet: „Es geht dem Konsul um eine Sache, nicht um mich, seine Tochter! Ich bin nur das Rädchen in einem Getriebe, das eben dieser Sache zu dienen hat!“ Und noch entschiedener: „»Ich kann das alles nicht mehr ertragen. Mein Dasein, mein Leben, diese gemachte, konstruierte Existenz … Sie hat schon meine Mutter das Leben gekostet.“ Bloßer Zweck für ihren „Erschaffer-Vater“ sieht Neseese gelinde gesagt schwarz sich nicht als Cairanerin, sondern bloß als „Konstrukt“.

Dass sie nur 14 terranische Jahre jung ist, verleitet dazu, diese pathetischen Worte als emotionales Pubertätsgerede abzutun. Und Gucky fühlt sich auch an die junge Betty Toufry erinnert und entwickelt deshalb auch herzliche Gefühle für die Jungcairanerin. Das ist auch warmherzig und für Fremdkontakte sicherlich hilfreich. Aber sie daher entgegen ihres offensichtlichen Wunsches durch den neuen Sport „operative Zellaktivator-Ausleihe“ am Leben zu halten, ist … schon eigensinnig. Dem Rübenacker holt es aber die Saat raus, als Gucky eben diese Neseese zum inzwischen nur noch von ihm selbst sogenannten Vater zurückbringt und dessen Reaktionen unschuldig wie ein Jungilt als rührselige Dankbarkeit auslegt.

Ich diagnostiziere unserem Lausbiber, der – von Kollege Mario kritisch nachgelesen – wohl nie so einseitig gutmütig und gutlaunig war, ein übersteigertes Familienbedürfnis. Das projiziert er dann in die cairanische Familie Gaazkin hinein, ohne irgendwelche weiteren Umstände gelten zu lassen und Hintertrieb in Erwägung zu ziehen. Getriggert im Übrigen durch die Gaazkins selber, die – der Konsul sowie eine seiner vielen Frauen – Gucky mehrfach auf seine Vergangenheit und verlorene Ilt-Familie um Iltu und Jumpy ansprechen, dass er ganz wehmütig Erinnerungen nachhängt. Dann auch noch die Konfrontation mit seiner Vergangenheit rund um Lan Meota und seine dunkle Zeit als mehrfach mordender Para-Dieb.

Der arme Kerl weiß gar nicht, wie ihm ist und wo ihm der erinnerungsvolle Kopf steht. Nur so kann ich mir erklären, wie überzogen er auf innigste cairanische Familiengefühle pocht, Neseeses Gefährlichkeit als Psiwaffe radikal ignoriert und am Ende eine kaum glücklich einzuschätzende Neseese auf Poltumno, ihrem verhassten Geburtsplaneten zurücklässt. Da hat sich unser Mausbiber ziemlich verrannt und lässt weder 3000 Jahre Lebenserfahrung noch in der Zeit gesammelte xenologische Einsichten erkennen. Wenn SERUNS doch psychotherapeutisch beratene Funktionen hätten, es hätte nicht so kommen müssen mit Guckys familientherapeutischem Gestümper.

2. Gucky und die verlorene Zeit

Weder Investigativreporter Schleifer, freimütig geständiger Autor Uwe Anton noch alles eingestehender Chefredakteur oder doch wenigstens mit auch nur einer Anmerkung die allwissende Perrypedia – niemand erwähnt auch nur die verwirrende Irritation des Romans: zwei Sekunden sind verschwunden! Und niemanden stört es. Niemanden außerhalb noch innerhalb des Romans. Konkret: Gucky muss je zweimal durch Neseese fremdgesteuert zwangsweise und just zu ihrer Rettung freiwillig schmerzensteleportieren. Das ist enorm viel, vor allem weil dreimal hintereinander weg. Und während ein Marathon heutzutage sogar unter zwei Stunden zu laufen ist, so dauert von mir ganz sicher erinnert, zuletzt von Iwán in „Die Kanzlei unter dem Eis“ vorgeführt und
von den Perrypedisten bestätigt eine Schmerzensteleportation unumstößlich zwei Minuten und neun Sekunden!

Doch in allen hiesigen Fällen beläuft sich die Dauer bloß auf zwei Minuten und sieben Sekunden! Kein Ziffernfehler, weil jedesmal als Wort ausgeschrieben. Und dass Expokraten, erfahrener Autor und dessen Lektorat das durch die Bank verkennen, im Roman Gucky mehrfach an 2m 7s denkt, es sich von seinem Spezial-SERUN sogar bestätigen lässt, ohne dass sich beide wundern – das ist mir zu unglaubwürdig. Es heißt hierzu einmal sogar: „Egal, ob er aus einem Raumschiff im Orbit auf einen Planeten oder vom Bett ins Badezimmer teleportierte, sie dauerte immer zwei Minuten und sieben Sekunden.“ Und später: „Eine Schmerzensteleportation war eine Schmerzensteleportation, und sie dauerte zwei Minuten und sieben Sekunden. Keine Sekunde mehr.“ Doch, zwei Sekunden mehr sogar! So viele Fehler kann es doch gar nicht geben, als dass hier eine Fährte angelegt sein könnte. Nur warum stolpert Gucky nicht darüber? Ist er etwa von Neseese nicht nur mentalaufgebohrt, sondern irgendwie beeinflusst und richtiggehend verwirrt worden?

Ich bin irritiert sowieso, ja, sogar guckyesk verwirrt. Daher: Leute, schreibt es mir in die Kommentare, was hier los ist! Wer hat die zwei Sekunden gestohlen?

3. Supramentum =Überkinn =Superintelligenz?

KEINE PANIK – folgend keine linguistische Wortanalyse, aber: supra und mentum sind beides Worte aus dem Lateinischen und bedeuten so viel wie „oberhalb, darüber; über“ sowie „(menschliches) Kinn; Unterlippe der Insekten“. Schwer anzunehmen, dass mit mentum eher „mens“ =“Geist“ gemeint sein soll. Also die Frage, ob ein supramentum ein „supramentales =übergeistiges Wesen“ und damit das neue Trendwort für Superintelligenz im Perryversum ist. Hast du supramentum oder denkst du noch? Denn dass uns in diesem Band erstmals das „cairanische Überkinn“ begegnet ist, ist doch anzuzweifeln. Und was könnten die sonst so sehr auf ihre Hände bedachten Cairaner mit so einem Premium-Kinn anfangen? Es energisch und entschieden gegen ihre Feinde und Widersacher nach vorne recken? Supramentum als intergalaktischer Rammsporn?

Im bitteren Ernst: Laut Neseese ist das Supramentum „die Lösung für alles. Die Erlösung der Cairaner. Die Erlösung der Milchstraße!“ Und Sternöstlicher Konsul Taorto Gaazkin ergänzt gegenüber Gucky später: „Eine künstliche Entität. Eine Entität, mit der das Trajekt der Cairaner steht oder fällt. Von der unsere Existenz abhängt.“ Und – nun Schwarz auf Weiß – Atlans Ritteraura wiederum vervollkommne erst das Supramentum, sei der Schlüssel zum Schloss der Bleisphäre. Diese öffnet aber welche Tür und wohin führt diese? Kann ich meine Spekulationen aus voriger Woche noch halten?

Das Trajekt als Oberbegriff für „das eine große Projekt, das die Cairaner in der Milchstraße verfolgen.“ Und ist der in der Milchstraße ausgeübte „Friedensbund“ der Cairaner dann die für alle offene Seite dieses wiederum insgeheim und weniger friedlich betriebenen Trajektes? Dem stehen zuoberst jedoch nicht die vier von fünf besetzten Sternenkonsuln vor, von denen wir während Monkeys Sandschwimmer-Einsatz auf Hovcai erfahren haben, sondern die zum zweiten Mal beiläufig erwähnte „Kuratorin“. Nun denke ich bei Kuratorin an jemanden, der eine Museumsaustellung oder derlei zusammenstellt und inhaltlich betreut.

Ob die Milchstraße schon museal geworden ist nach ES‘ Abdanken, sei mal dahingestellt… Definitiv betätigten sich die Völker der Vecuia in kosmokratischem Auftrag als “Kosmo-Geier“ (O-Ton Gucky) bzw. Aufräumtruppe von Relikten verblichener Mächtigkeitsballungen. Wird sowas stets kuratiert oder bedarf es solcher Anleitung nur speziell beim Trajekt? Ist sie diejenige, die die Puzzlesteine des Trajektes kennt und die Cairaner in der Ausführung anleitet, wie man die künstliche Entität Supramentum „zusammenbaut“?

Fazit zu Gucky und der Sternenkonsul

Endlich wieder Lausbiber-Alarm: Ich musste erstmal nachgucken, wann uns Gucky in handelnder Rolle in diesem Zyklus bereits begegnet ist. Im Gedächtnis als Hauptperson ist mir nichts geblieben, nur ein paar Auftritte am Rande. Da er Perry nicht ins Galaxiengeviert oder Atlan in die Brennpunkte der Milchstraße begleitet, ist der Kleine bisher recht blass geblieben. Daher mit Vorfreude ins Abenteuer für Gucky eher ungewöhnlicher diplomatischer Mission. Dass es dann bisweilen Kraut und Rüben gibt, schmälert den Eindruck schon; Kritisches zu Genüge in den Beobachtungen ausgebreitet.

Sehr viel Spannendes findet sich nichtsdestotrotz: die Heimat von Lan Meota, auf der Tefroder schon seit 2.200 Jahren leben, wo übermäßig viele Psibegabte geboren werden. Vorgeblich, um die heimischen, giraffenartigen Upha friedfertig zu fördern, haben es die Cairaner, hat es Sternöstlicher Konsul Taorto Gaazkin aber nur wegen der gehäuften Psibegabungen dorthin verschlagen. Das lässt doch an „das nächste Volk“ denken, auf dessen Suche ggf. als Bestandteil des Trajektes die Cairaner sind und für das Psikräfte ein Auswahlkriterium zu sein scheinen.

Inwieweit hat Gucky nun mit Neseese eine gefährliche Gegenspielerin am Leben gelassen? Werden sie und ihr „Vater“ überhaupt nochmal auftreten? Denn schlussendlich wurde Konsul Gaazkin abgesetzt und durch eine ungutmöglich wesentlich rigoroser handelnde und weniger Dankbarkeit zeigende Galuu Alvaraidse ersetzt – eine seiner Frauen; just die, die Gucky so sehr mit seiner Vergangenheit zugesetzt hatte. Und inwieweit die Tefroder Poltumnos noch aktiv werden, die über diplomatische Umwege Kontakt mit Gucky aufgenommen haben und ihm vor Ort mehr anvertrauten, als selbst der Tamaron Vetris-Molaud offiziell weiß – man wird abwarten müssen.

Und zu allem Übel muss Gucky in „Gucky und der Sternenkonsul“ gleich zwei Tests durchlaufen und bestehen: von Seiten der Liga freier Galaktiker, die ihn als „unbekannte Größe“ wie ein „Versuchskaninchen“ beäugen, mit ihm offizielle Protokolle durchgehen und fürchten, er könnte sich den Cairanern ausliefern; seitens des Sternenkonsuls, der ihn seiner Tochter aussetzt, ohne dass uns der tiefergehende Grund für diese Vorgehensweise klar wird, da sowieso nur Interesse an Atlan besteht.

In Summe ist „Gucky und der Sternenkonsul“ ein guter Beitrag im großen Zykluspuzzle, eröffnet viele Fragentürchen, lässt durch einige wenige einen Blick erhaschen und wäre wirklich gut, wenn Beobachtungen 1 und 2 nicht wären.


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Dominic Schnettler
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