Der 1984er Ghostbusters-Film machte Geisterjagen cool.

Eines der besten Jahrzehnte

Für nicht gerade wenige Menschen sind die 1980er Jahre eines der besten Jahrzehnte überhaupt. Nicht nur wegen der Musik oder der Mode. Sondern auch wegen den Filmen, die damals herauskamen. Es entstanden in jener Zeit nicht gerade wenig Kultfilme, wie Robocop, Terminator oder Predator. Die Genrevielfalt dieser legendären Kinofilme war und ist unglaublich.

Ghostbusters – Die Geisterjäger ist dafür das Paradebeispiel. Die übernatürliche Komödie prägte mit seinen Sprüchen und seiner Musik das Jahrzehnt und ist auch heute noch unvergessen. Man hatte vor Geistern keine Angst, kehrte die Polarität um und vermied es, die Strahlen zu kreuzen.

Die Idee des Films ging auf Dan Akroyd zurück. Der war, wie sein Kollege Bill Murray durch die Comedyshow Saturday Night Live berühmt geworden, die auch Quelle des Ruhms für andere Schauspieler wie Eddie Murphy oder Chevy Chase sein sollte.

Der Glaube ans Übernatürliche

Dan Akryod glaubte an das Übernatürliche, nicht zuletzt wegen seiner Familie. Seine Mutter behauptete, Geister zu sehen, sein Großvater versuchte, mit dem Radio Kontakt den Toten aufzunehmen und sein Urgroßvater war ein bekannter Spiritualist. Basierend darauf, auf einigen Artikeln, die er gelesen hatte, sowie der Idee die komödiantischen Geisterfilme aus der Mitte des Jahrhunderts zu modernisieren, machte er sich daran ein Drehbuch zu schreiben.

Ursprünglich hatte er vorgehabt, dass seine Saturday Night Live Kollegen und Freunde Eddie Murphy und John Belushi mit ihm die Hauptrollen innehaben sollten. Doch nach dem vorzeitigen durch eine Drogenüberdosis bedingten Unfalltod Belushis im März 1982 verwarf er die Idee. Stattdessen bat er Bill Murray, mit teilzunehmen, was dieser ohne eine großartige Vereinbarung auch machte.

Für die Position des Regisseurs kam für Dan Akryod nur Ivan Reitman in Frage, der zuvor die Kultfilme Ich glaub`, mich tritt ein Pferd (1978) und Ich glaub’ mich knutscht ein Elch! (1981) produziert, bzw. Letzteren auch Regie geführt hatte. Er erfuhr von dem Projekt, als noch John Belushi Teil des Casts war. Zu dem Zeitpunkt war die Geschichte des Skripts in einer Zukunft mit vielen anderen intergalaktischen Ghostbusters angesiedelt und der Ton war insgesamt ernsterer und düsterer. Der Filmemacher vermutete, dass, um dieses Drehbuch zu verfilmen, ungefähr 200 Millionen Dollar Budget benötigt wären, was für damalige Zeiten eine schier unvorstellbare und nicht realistische Summe war.

So kann man ein Namensproblem auch lösen

Am Ende wusste der Regisseur, dass das Skript erhebliche Überarbeitungen brauchte und schlug den Film trotzdem dem Columbia Pictures Executive Frank Price vor. Der hatte daran Interesse, wobei er dennoch vorsichtig war, weil man damals der Auffassung war, dass Komödien nur eine geringe Profitabilität hatten. Auch hatte er Bedenken wegen des Budgets, doch Ivan Reitman konnte ihn beruhigen, in dem er eine Summe von 25 bis 30 Millionen Dollar vorschlug. Price willigte unter der Bedingung ein, dass der Film unbedingt im Juni 1984 herauskommen musste.

Damit hatte Ghostbusters – Die Geisterjäger jetzt ein Budget und ein Studio, dass den Film vertreiben würde, sowie einen Regisseur. Doch alles andere stand noch nicht fest und es waren zum damaligen Zeitpunkt nur noch 13 Monate, bis zur Premiere. Nicht viel Zeit. Und dazu kam auch noch Skepsis seitens Columbia Pictures. So schickte der damalige CEO des Unternehmens, Fay Vincent, seinen Anwalt zu Frank Price, um den davon zu überzeugen, den Film nicht zu machen. Doch der war nicht willens, einzulenken.

Es gab auch noch ein anderes Problem. Denn in den 1970ern existierte bereits eine Kinderfernsehserie mit dem Titel The Ghost Busters, die zu Universal Pictures gehörte. Zwischendurch wurden daher andere Filmtitel überlegt, ehe am Ende eine geschickte Lösung entstand. Frank Price verließ mitten in der Produktion Columbia, heuerte als Chef bei Universal an und verkaufte seiner ehemaligen Heimat den Namen für 500.000 $ sowie 1% Anteil an den Filmgewinnen. Doch dank der berühmten Hollywoodbuchhaltung machte der Film nie Gewinn, sondern war ein Verlustgeschäft.

Herz, Hirn und Mund

Abgesehen davon musste ja auch noch das Drehbuch zu Ghostbusters – Die Geisterjäger überarbeitet werden. Was eine Aufgabe war, an die sich Dan Akroyd, Harold Ramis und Ivan Reitman gemeinsam wagten. Zunächst in Reitmans Büro, dann später auf der Insel Martha’s Vineyard, wo Akryod ein Anwesen hatte. Zwei Wochen arbeiteten sie Tag und Nacht lang, ehe schließlich das Skript fertig war. Dabei wurde festgelegt, dass Harold Ramis Figur das Gehirn, Dan Akroyds Charakter das Herz und Bill Murray den Mund der Geisterjäger darstellen sollte.

Womit auch die drei Hauptdarsteller feststanden. Harold Ramis wurde zu Egon Sprenkler, Bill Murray zu Peter Venkman und Dan Akroyd zu Ray Stantz. Mit Sigourney Weaver konnten sie eine bereits damals bekannte Schauspielerin casten, die in die Rolle der Dana Barrett schlüpfte. Der Comedian Rick Moranis (Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft) wurde zu ihrem nervigen Nachbarn Louis Tully und Annie Potts (Zwei heiße Typen auf dem Highway) zu der Sekretärin der Geisterjäger, Janine Melnitz. Abgerundet wurde der Cast mit William Atherton (Die Hindenburg) als der nervige EPA-Beauftrage der Stadt, Walter Peck, sowie Ernie Hudson (Leviathan) als Winston Zeddemore.

Die Parapsychologen Egon Sprenkler, Peter Venkman und Ray Stantz machen an der Columbia University ihre ersten Erfahrungen mit einem Geist. Leider zu spät für ihren Studiengang, der vom Dekan geschlossen wird und sie auf die Straße geworfen werden. Doch Venkman hat die Idee: Sie gründen ein Unternehmen und werden offiziell zu Geisterjägern.

Ein bahnbrechender Film

Doch aller Anfang ist schwer und so recht kommen keine Aufträge ein. Bis zu einem Hotel gerufen werden, um dort einen Geist zu fangen, was der Auftakt zum Erfolg ist. Allerdings braut sich etwas zusammen. Die Cellistin Dana Barrett berichtet von einer Begegnung mit einer Art Dämonenhund, der nur ein einziges Wort gesagt hat: Zuul. Es scheint so, als ob eine uralte Gottheit daran arbeitet, wieder auf die Erde zurückzukehren.

Heutzutage mag man es sich nicht vorstellen. Aber für damalige Zeiten war Ghostbusters – Die Geisterjäger bahnbrechend. Es war eine Komödie, die mega erfolgreich war und in Sachen Special Effects wegweisend war. Auch wenn diese Ivan Reitman ziemliches Kopfzerbrechen bereitete, weil er keine Szenen neu drehen konnte, da diese, sobald sie fertig gedreht waren, weitergeleitet wurden, um die Spezialeffekte einzubauen.

Doch das Ergebnis lohnte sich. Auch wenn man aus heutiger Sicht in einigen Stellen das Alter der Effekte merkt, beeindrucken der Riesen Marshmallowmann oder der Auftritt der diversen Geister immer noch.

Alles Unikate

Doch im Vordergrund stehen natürlich die Charaktere. Und auch hier kann Ghostbusters – Die Geisterjäger gefallen. Vor allem das Protagonistentrio bestehend aus Egon Sprenkler, Peter Venkman und Ray Stantz wird hervorragend dargestellt. Alle drei sind Unikate, die jeweils für sich einzigartig sind.

Zuallererst muss natürlich Ray Stantz genannt werden. Der von Bill Murray hervorragend dargestellte Geisterjäger ist ein vielschichtiger Charakter. Einerseits ist er ein kleiner Schürzenjäger, der versucht, hübsche Frauen zu umgarnen, was ihm nicht immer gelingt. Andererseits ist er aber auch ein Geschäftsmann, der gleich beim ersten erfolgreichen Versuch, einen Geist einzufangen, Kapital daraus schlägt. Er ist derjenige, der den ursprünglichen Geschäftsplan hat und ansonsten, was das Bekämpfen der Geister angeht, auf seine Kollegen vertraut.

Peter Venkman wird in Ghostbusters – Die Geisterjäger als ein Kind im Manne dargestellt. Der von allem begeistert ist, sei es der Rutschstange im Feuerwehrhaus oder der ersten Begegnung mit den Geistern. Allerdings rutscht er im Laufe des Films ein wenig in den Hintergrund, hinter seinen Freunden. Was vermutlich daran liegt, dass er niemanden hat, mit der er außerhalb seines Berufs interagieren kann.

Das Beste aus dem Material machen

Was im Prinzip bei Egon Sprenkler ähnlich ist. Er ist das Genie, der Intellekt der Dreierbande. Jemand, der alles mit nüchternem, wissenschaftlichen Interesse beobachtet und untersuchen will. Und jemand, der vor lauter Intelligenz die Realität nicht ganz mitkriegt. Er lebt in einer Art Elfenbeinturm und kriegt nicht mit, dass die Sekretärin der Ghostbusters, Janine Melnitz, ihn anhimmelt. Was immer wieder Quell für Amüsement ist.

Exzellent ist auch Sigourney Weaver als Dana Barrett. Sie macht wirklich das Beste aus ihrer Rolle, die für sich nicht viel hergibt. Doch in jeder Szene, in der sie auftritt, begeistert sie, weil sie diese mit einem schon fast heiligem Ernst spielt. Etwa, wenn sie besessen Ray Stantz verführen will. Oder aber, wenn sie ihrem nervigen Nachbarn Louis Tully versucht auszuweichen.

Der wiederum in Ghostbusters – Die Geisterjäger so etwas wie ein liebenswerter Loser ist. Wie jemand, der immer wieder in unangenehme Situationen kommt, wie etwa, wenn er sich wiederholt aus seiner eigenen Wohnung aussperrt. Oder etwa, wenn er von einem der Dämonenhunde übernommen wird und sich merkwürdig aufführt.

Die Bürokratie als wahrer Feind

Doch der große Antagonist ist weniger Zuul, als vielmehr der EPA-Angestellte Walter Peck, der nicht an Geister glaubt. Sondern daran, dass die Geisterjäger eine Farce betreiben und sie deshalb festnageln möchte. Nur um damit am Ende alles schlimmer zu machen.

Das ist auch das Überraschende an dem Film. Dass der wahre Feind nicht die Dämonen oder Geister sind. Sondern die Bürokratie. Das Übernatürliche ist schmückendes Beiwerk und darf zum Finale groß auftischen. Doch die Handlung wird durch andere bestimmt.

Fast jede Figur wird in Ghostbusters – Die Geisterjäger gut bis sehr gut charakterisiert. Es gibt nur eine Ausnahme. Und das ist Ernie Hudsons Winston Zeddemore. Er wird groß eingeführt, als jemand, der die Truppe als vierter Mann verstärken soll. Verkommt dann aber immer mehr und mehr zu einem Nebencharakter, der nicht großartig viel zum Film beiträgt. Man erfährt irgendwann, dass er gläubig ist und ansonsten… ist er da, kriegt ein paar Dialoge und das war es dann auch.

Problematische Frauendarstellungen

Es ist nicht das einzige Enttäuschende an dem Film. Auch was die Frauendarstellung angeht, ist Luft nach oben. Das Problem ist, dass die meisten Frauenfiguren in dem Film Objekte sind, um die sich die Handlung dreht. Das macht sich bei Dana Barrett besonders bemerkbar. Zwar schafft es Sigourney Weaver das Beste aus der Rolle zu machen. Doch wird sie sehr limitiert angesetzt. Zunächst ist sie nur die nächste Frau der Begierde für Ray Stantz. Nur um anschließend später besessen als Comedy Relief zu dienen, ehe sie dann im Finale hilft, Zuul auf die Erde zu holen. Und Janine Melnitz? Ist die Sekretärin, die ihren Boss anhimmeln darf. Mehr ist da nicht bei ihrer Figur, trotz einiger herrlich ironischspitzen Dialogen.

Dennoch macht Ghostbusters auch heute noch jede Menge Spaß. Die Mischung aus Comedy – etwa wenn Venkman zu Tully meint, dass er gerne etwas Gehirnflüssigkeit von ihm haben möchte – und Ernst – der finale Kampf – funktioniert. Man lacht, trotz aller Kritik.

Drehbuch: Dan Aykroyd, Harold Ramis
Hauptdarsteller:
Bill Murray, Dan Aykroyd, Sigourney Weaver, Harold Ramis, Rick Moranis
Produzent: Ivan Reitman
Regie: Ivan Reitman

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Götz Piesbergen
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