Gar keine Frage: Was den Trekkies und Trekkern Gene Roddenberry bedeutet, das ist für die Star-Wars-Fans, auch Warsler genannt, ihr George Lucas.

75 Jahre alt wird der Schöpfer der Star-Wars-Saga am 14. Mai 2019, und obwohl sein Status als einer der erfolgreichsten Geschäftsleute im Filmbusiness unbestritten ist, so sehen die meisten Fans ihn noch immer als einen der ihren: Als fast schon klassischen Nerd, der aus den Träumen seiner Jugend ein ganzes umfassendes Imperium geschaffen hat.

Dem Koma die Karriere zu verdanken

In seiner Jugend hatte George Lucas noch ganz andere Pläne: Obwohl er seit seiner Kindheit ein glühender Fan damaliger Comic- und Serienhelden wie Flash Gordon oder dem König der Raketenmänner war und mit der Super-8-Kamera seines Vaters kleine Filmchen mit Plastiksoldaten in der Hauptrolle drehte, hatte es ihm im Backfischalter die Welt der dröhnenden Motoren noch weitaus mehr angetan.

Aus seinem italienischen Kleinwagen der Marke Autobianchi machte er einen aufgemotzten Mini-Rennwagen und fuhr mit seinen Freunden waghalsige Amateur-Ralleys auf den nächtlichen Straßen seiner kalifornischen Heimat-(Klein-) Stadt. Unglaubliches Glück im Unglück sorgte dann für seinen Sinneswandel: Nach dem Zusammenprall mit einem Baum, den George Lucas nur überlebte, weil sein Sicherheitsgurt riss und er aus dem Fahrzeug geschleudert wurde, musste ihm die Milz entfernt werden und er lag zwei Wochen lang im Koma.

Als er aus diesem geistig unbeschadet wieder erwachte, hatte sich sein Karrierewunsch endgültig geändert: Er wollte nunmehr Filmemacher werden. Die Liebe zu schnellen Autos jedoch blieb ihm erhalten, auch wenn er diese von da an nur noch filmte und nicht mehr selbst fuhr – jedenfalls bei Rennen nicht.

Nach seinem Studium an der University Of Southern California in Los Angeles wollte Lucas zunächst Dokumentarfilmer werden und drehte Kurzfilme über den Wunsch nach Freiheit (so auch der Titel seines entsprechenden Werkes), die Schönheit des nächtlichen Straßenverkehrs und über den Rennfahrer Pete Brock.

George Lucas

Erste Erfahrungen an der Seite von Coppola

Eher zufällig machte er die Bekanntschaft eines anderen jungen Filmemachers mit dem Namen Francis Ford Coppola, der gerade eine Art großangelegtes Musical-Revival mit dem Titel Der goldene Regenbogen (1968) drehte und für die Hauptrollen den Hollywood-Veteranen Fred Astaire und die bekannten britischen Musiker:innen Petula Clark und Tommy Steele gewonnen hatte. Coppola fügte Lucas seinem Filmteam hinzu und machte ihn zu seinem Regie-Assistenten.

Der Streifen wurde erwartungsgemäß ein Super-Flop, da Ende der 60er Jahre die Zeit für Märchen-Musicals endgültig vorbei war, doch George Lucas interessierte sich nun wieder mehr für das Inszenieren von Spielfilmen.

Zunächst drehte er 1971 den dystopischen Science-Fiction-Film THX 1138, der aufgrund fehlender Werbung ebenfalls an den Kinokassen durchfiel. Einzig durch die Interventionen von Francis Ford Coppola erhielt Lucas danach die Gelegenheit, einen weiteren Film zu drehen: Die schmissig-wehmütige Gute-alte-Zeiten-Hommage American Graffiti (1973), bei der Coppola die Produktion übernahm. American Graffiti wurde ein riesiger Erfolg und ebnete George Lucas den Weg für ein anderes Projekt, das ihm bereits seit den Anfängen seiner Zeit als Filmemacher im Kopf herumschwirrte: Eine großangelegte Weltraumsaga mit dem verheißungsvollen Titel „The Star Wars“.

Der Rest ist einmal mehr (Film-) Geschichte: Nachdem Lucas das Konzept nur unter Schwierigkeiten bei 20th Century Fox an den Mann hatte bringen können, wurde der allererste Star-Wars-Film (in Deutschland anfangs bekannt als Krieg der Sterne und noch ohne die spätere Kennzeichnung Episode IV) der erfolgreichste Film aller Zeiten, der George Lucas zum Multi-Millionär machte.

Nicht allein durch die beiden Fortsetzungen Das Imperium schlägt zurück (1980) und Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983), sondern auch durch die Gründung von Firmen wie der Trickeffekte-Schmiede ILM (Industrial Light And Magic ), die bis heute jeden großen fantastischen Film „trickst“ (darunter auch Star Trek…) oder dem Computerspiel-Pionier LucasArts. Zusammen mit seinem alten Freund Steven Spielberg und Star-Wars-Darsteller Harrison Ford hob Lucas ab 1981 ein weiteres Erfolgs-Franchise aus der Taufe: Die bislang vier Filme über den peitschenschwingenden, Schlapphut tragenden Abenteurer und Archäologen Indiana Jones.

Eine neue Trilogie

Ganze 16 Jahre ließ George Lucas seine Fans nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter zappeln, ehe Star Wars 1999 mit Episode I – Die dunkle Bedrohung im Kino fortgesetzt wurde und eine neue Trilogie begründete. Zwischenzeitlich jedoch hatte es seit Mitte der 80er Jahre zwei Zeichentrickserien sowie zwei TV-Abenteuer der berühmten „Ewoks“ im Fernsehen zu sehen gegeben.

Star Wars Episode I-III brachte die Saga jedenfalls voll und ganz in das Interesse der Fans zurück, wo sie dank der Animationsserie Star Wars – The Clone Wars (2008-2014, 2019), auch präsent blieb.

Im Jahr 2012 verkaufte George Lucas seine Firma Lucasfilm Ltd. schließlich für einen Milliardenbetrag an das mächtige Disney-Imperium, und seitdem gab es neben demnächst fünf neuen Star-Wars-Kinofilmen auch fünf weitere Animationsserien, eine Live-Action-Serie mit dem Titel The Mandalorian wird Ende des Jahres starten. Und obwohl der Jubilar George Lucas seit 2012 offiziell im Ruhestand ist, sieht es ganz danach aus, als könne er zumindest zeitweise nicht von seiner ureigenen Schöpfung lassen: Immer wieder wird er im Zusammenhang zumindest mit der Serie The Mandalorian genannt, deren Set er schon wiederholt besucht haben soll.

Zu den Gratulanten an George Lucas‘ Jubeltag gehören sicherlich seine drei Adoptivkinder Amanda (37), Katie (31) und Jett (26) sowie seine leibliche Tochter Everest (5), die aus seiner 2013 geschlossenen zweiten Ehe mit der Geschäftsfrau Mellody Hobson hervorging (seine erste Ehe mit seiner Studienkollegin, der Filmeditorin Marcia Lucas, wurde 1983 nach 14 Ehejahren geschieden).

Abschließend auch diesmal eine persönliche Anekdote: Autogramme von George Lucas sind extrem selten, da der als sehr sensibel geltende Filmemacher überaus zurückgezogen lebt und nur gelegentlich öffentlich auftritt. Der Verfasser dieses Artikels besitzt jedoch trotzdem eines: Dieses gewann er 1999 bei einem Preisausschreiben einer US-Filmzeitschrift anlässlich des Kinostarts von Star Wars: Episode I. Neben George Lucas selbst wurde es auch vom damals 10-jährigen Jake Lloyd, dem Darsteller des kleinen Anakin Skywalker, unterzeichnet.

Mehr über George Lucas übrigens im Buch Es lebe Star Wars, das im November 2019 erschienen ist.

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Thorsten Walch

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