John Sinclair bekommt es nicht nur mit Asmodis und einem alten Dämon zu tun, er muss auch noch in den Ring steigen.
Der 2. November 2024, der Alte Lokschuppen von Hünfeld in der Nähe von Fulda! Hier will die IWI, die Independent Wrestling Innovation, ihr großes Halloween-Event durchführen! Und bekannte Fighter wie Heinrich Zorn, Tayra Gates, Bruder Chaos und der ›Geile Schnauzer‹ Kevin Kaiden werden in den Ring steigen, um den Wrestling-Fans eine großartige Show zu bieten.
Doch nicht nur sie – auch John Sinclair und Suko müssen in den Ring und sich sowohl den Stars der IWI als auch einer Horde Dämonen zum Kampf stellen! Denn bei diesem Event führt Asmodis, der Herr der Hölle, die Regie!
Handlung
Vor über 1000 Jahren sperrten Mönche einen Dämon in ein Verlies und schworen, dass er niemals freikommen darf. Zu diesem Zweck errichten sie eine Kirche über dem Verlies. Als die Magyaren auf ihren Raubzügen die Kirche erreichen, wird es zerstört – der Abt schafft es in einer Verzweiflungstat das Siegel zu verstärken.
In der heutigen Zeit wird ein Bauarbeiter, der in der alten Kirche arbeitet, von irgendetwas angegriffen. Da es keine Erklärung gibt, werden John Sinclair und Suko nach Deutschland gerufen, um sich den Fall einmal anzusehen. Gerade rechtzeitig zur großen Wrestlingshow direkt nebenan.
Rezension
Das ist er also. Mein erster (aktueller) John Sinclair, seit buchstäblich Jahrzehnten. Ich habe nachgeschlagen, mein erster Roman war 619 (Killer-Blasen) – also aus dem Jahr 1990. Ich habe immer nur sporadisch gelesen und bin sehr früh zu den Hörspielen vom Tonstudio Braun gewechselt. Zwischendrin habe ich immer wieder mal ein Heft gelesen und lese gerade, so gut es eben geht, die Reihe vom ersten GK an vorwärts, während ich nebenher die Hörspiele höre und rezensiere.
Warum habe ich also ausgerechnet dieses Heft gewählt? Nun, das hat natürlich mit der Thematik zu tun. Eventuell wissen einige von unseren Lesern, dass ich auch dem Wrestling nicht abgeneigt bin. Aber wirklich nur wenige werden wissen, dass ich sogar selbst aktiv im Ring stand und veranstaltet habe. Ich schaue zwar heute auch nur noch selten aktuelles Wrestling, aber die Welt ist mir trotzdem gut bekannt. Soviel also zu meinem Hintergrund als Sinclair- und Wrestling-Fan.
Wrestling mit Dämonen?
Es ist schon ein wenig erstaunlich, dass eine eher kleine Promotion so ins Rampenlicht rückt. Die WWE, die größte Promotion der Welt, würde sich garantiert nicht auf sowas einlassen, was aber schon ein wenig schade ist. Im Laufe der Jahre hatten wir hier nämlich etliche Charaktere, die perfekt in so eine Geschichte passen würden. Statt der WWE ist also die IWI eingesprungen, die offenbar auch ein paar Charaktere hat, die aus dem hintersten Winkel der Vorstellungskraft kommen. (So wurde ein ehemaliger Wrestler der WWE angekündigt.) Die Promotion ist noch jung und die Publicity kann sie sicher gut gebrauchen – clever gemacht, einfach mal nachgefragt, ob man da nicht was starten könnte.
Eine dunkle Bedrohung
Ich mag es, wenn wir erst einen Rückblick bekommen, der die Hintergrundgeschichte beleuchtet. Ist nicht immer nötig, aber hier hätte ich es als fehlend wahrgenommen – wir erfahren sonst ja nicht viel über den Dämon, wie einen Namen oder ähnliches und ein wenig Info sollte schon sein. So bekommen wir eine interessante Vorgeschichte und einen Abt, der zum Äußersten geht, um den Dämon eingesperrt zu lassen. Seine eigenen Adepten zu töten ist für einen Mann Gottes sicher nicht so einfach und später erfahren wir ja auch, dass ihn dieses in den Wahnsinn trieb. Warum dieses Blutopfer nötig war, wird aber nicht erklärt. Braucht das Siegel immer Blut? Oder ging er davon aus, dass der Schutz der Kirche erlöschen würde?
Sprung in die Gegenwart
Was ich richtig genial fand, ist Ömer und seine Art – da sagt der eine „Du bist doch Islamist“ und Ömer korrigiert ganz gelassen, dass er Moslem sei und nicht Islamist. Das ist etwas, das viele falsch verbinden, denn Islamismus hat nichts damit zu tun, ein Moslem zu sein. Auch fand ich den Respekt, den Ömer als Moslem der christlichen Kirche entgegenbrachte großartig. Schön, dass John Sinclair als Reihe tatsächlich bei uns im 21ten Jahrhundert angekommen ist. Was ich weniger gelungen fand, war die Einladung an Sinclair und Suko. Klar, man muss sie irgendwie nach Good Old Germany holen, aber musste dies bereits durch Einfluss des Dämons passieren? Und vor allem, wie weit kann der Menschen beeinflussen? Die waren ja alle recht weit entfernt von ihm.
Wie auch immer, John stärkt unwissentlich den Dämon, denn der „dämonifizierte Abt“ hielt ihn bislang in Schach – John wusste das aber nicht. Und das erklärt dann auch, warum das Kreuz dem Abt nichts anhaben konnte. Der Einfluss wächst und greift auf die Wrestler über, während die deutschen Kollegen Harry Stahl und Dagmar Hansen die Kirche untersuchen und die Ermittler vom Scotland Yard in einem Kloster von Schwester Hulda (aus Fulda) Hintergründe erfahren.
Es kommt zum Kampf
Natürlich müssen unsere Helden irgendwann in den Ring, immerhin wurde uns das versprochen und Asmodis braucht ja auch seinen Auftritt. Hier wird irgendwie ein Zeitsprung gemacht, das Publikum ist gebannt und die Wrestler sind unter einem Bann. Irgendwie sowas. Das war die Stelle, der ich nicht so recht folgen konnte. Dafür konnte ich der Action im Ring gut folgen. So gut, dass ich natürlich weiß, dass es nicht Texas Tornado Match heißt, sondern Tornado Tag Match – der Texas Tornado war ein Wrestler (Kerry von Erich, der sich leider das Leben nahm) und ein Tornado Tag Match heißt, dass es keine Wechsel bei den Teams gibt, sondern alle gleichzeitig im Ring sind, so wie es auch beschrieben wurde. Nicht weiter schlimm, wenn man nicht so in der Materie (wie ich) steckt, kann sowas passieren. Aber, manche Aktionen hätte man eventuell besser beschreiben sollen, als einfach nur den Namen sagen. Eine Clothesline ist für die meisten einfach nur eine Wäscheleine, ich kann mir kaum vorstellen, dass bei der Beschreibung jemand weiß, was genau passiert. Außer eben Leute, die Wrestling kennen, das werden aber, gefühlt nach den Stimmen, die ich so mitbekommen habe, die wenigsten Leser sein.
Die Action verlagert sich irgendwann vom Ring in die Kirche, der Bann der Wrestler wurde gebrochen und sie kommen mit, dem Dämon den Garaus zu machen. Asmodis hatte echt alles versucht, aber das Kreuz war am Ende stärker. In der Kirche haben die Wrestler alle Hand voll zu tun, nachdem sie John und Suko hart zugesetzt haben. Das mag eventuell dem einen oder anderen komisch vorkommen, dass die beiden Probleme mit Show-Kämpfern haben, aber für mich ist das voll plausibel. Wenn man nicht weiß, wie man einen bestimmten Move zu nehmen hat, dann kann man sich echt übel verletzen. Glaubt mir, ist mir schon passiert. Hier wurden zwar nur absolute Standardmanöver genannt, aber es gab schon Todesfälle im Ring – und wirklich schwere Verletzungen, wie Genickbrüche, bei denen der Empfänger zumindest eine wesentliche Teilschuld getragen hat. Man darf nicht vergessen – Wrestling ist in erster Linie Show. Die Matches sind abgesprochen, die Gegner sind meistens keine Feinde, sondern das Gegenteil. Das heißt aber nicht, dass es nicht weh tut, wenn man aus 3 Metern Höhe auf die Ringmatte geknallt wird. Die Unterhaltung steht klar im Vordergrund, anders als bei MMA oder Boxen, manche der Moves würden in einem echten Kampf nichts bringen, außer Gelächter und gebrochene Knochen – bei sich selbst. Darum geht es beim Wrestling aber auch gar nicht, es geht wie gesagt um die Unterhaltung. Und da sind spektakuläre Moves das A und O – die hier aber gar nicht ausgepackt wurden, sondern nur solche, die auch in echten Kämpfen zumindest Wirkung zeigen würden.
Bin ich da gerade ein wenig abgedriftet? Ja, bin ich wohl. Verzeiht mir bitte, aber ich habe selten die Gelegenheit in einem Phantastik-Magazin über eine andere Leidenschaft zu reden. Jedenfalls ist die Action glaubhaft und das Ende zwar ein wenig vorhersehbar, mit dem dem Dritten Augen von Dagmar, aber da ich Dagmar bisher gar nicht kannte, war es auch eine schöne Abwechslung. Mir war nur klar, dass sie es entscheiden würde, als sie das Auge zum ersten Mal einsetzte – oder sagen wir, ich habe eine Ahnung gehabt.
Fazit zu Fighting with my Demons
Ich bin mir ziemlich sicher, dass meiner Wertung nur wenige Sinclair-Fans mitgehen werden. Aber als Horror und Wrestling Fan war dies eine kleine Offenbarung. Ich habe selten so viel Spaß beim Lesen gehabt, wie hier. Danke Florian, danke Lara. Danke IWI. Sollte ich mit meinen fast 46 Jahren doch nochmal ein Comeback wagen, melde ich mich. Immerhin bin ich ja auch ein Wahl-Schwabe. Nur beim Schnautzer kann ich nicht mithalten. 😉
Info
Altersempfehlung: 16
Autor:innen: Ian Rolf Hill, Lara Möller
Band: 2417
Erscheinungsdatum: 02.11.2024
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Warpskala
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