Die lange Reise der SOL – eine Kommandantin berichtet – „Gefährlicher Pakt“.
Erschienen: 12. Juli 2019
Autor: Dietmar Schmidt
Titebild: Dirk Schulz
Über Zivilisten und Familien
Ich möchte es nicht verhehlen, ich mag die Sol bisher nicht. Aber diese Miniserie hat in drei Heften geschafft, was bisher nicht klappte. Ich fange an, einen kleinen Teil Faszination zu entwickeln. Wieso mag ich die Sol eigentlich nicht? Aus dem gleichen Grund, wieso ich die meisten Star Trek Serien nicht unbedingt mochte. Generationenschiffe, bzw. Schiffe mit Familien und Kindern an Bord, sind sicher zur Science-Fiction untrennbar gehörend. Allerdings sind sie spätestens dann seltsam, wenn sie in militärische Aktionen eingebunden werden. Geht dann da jemand rum und sagt den Kindern: „Ja, sorry, dass wir jetzt angreifen und unser aller Leben aufs Spiel setzen und du mitmusst. Aber deine Eltern mussten dich ja unbedingt während einer Militärmission in die Welt setzen. Und diese Heimat, das Schiff, müssen wir halt mal riskieren. Beschwer dich also bei deinen Alten.“
Die Handlung
Im vorliegenden Heft setzen wir die Handlung aus der Vorvorwoche fort und blenden in die Vergangenheit. Fee Kellind berichtet mit ihrem Logbuch über das Schicksal der SOL seit dem Aufbruch vor ca. 150 Jahren. Eine Art Notruf des noch immer extremst arrogant auftretenden Algorrian Curcaryen Varantir lockt die SOL nach Tare-Scharm. Da das Logbuch sehr persönlich gefärbt ist, können Details von den Begebenheiten abweichen. Michael Rhodan alias Roi Danton leitet die Mission, die 30 Jahre Flugzeit nur für einen Weg veranschlagt hat. Dabei wird die Sol in unverantwortlichster Weise von Michael riskiert und dazu das Leben aller an Bord, insbesondere auch der Zivilisten. Fee Kellind war als Kommandantin zurückgetreten, reißt aber das Ruder mittels Meuterei wieder an sich und rettet die SOL. Man fliegt nach EVOLUX, wo sich herausstellt: Der Algorrian weiß nichts von einem Notruf. Und schickt die SOL unverrichteter Dinge heim. Der erhoffte superschnelle Antrieb bleibt der SOL verwehrt. Ein Assistent des Algorrian bietet der SOL aber einen Handel an: Besorgen sie ihm gewisse Baupläne, bekommen sie ihren Antrieb. Als Pfand müssen die zwei Solzellen und alle Kinder ohne Erwachsene an Bord auf Evolux bleiben.
Rezension
Spannung pur bietet „Gefährlicher Pakt“, wenig Action, dafür punktuell gut genutzt. Was mich ein wenig stört, ist das völlig sorglose Verhalten eines Michael Rhodan. Man riskiert ein Schiff wie die SOL und die Zivilisten an Bord nicht derart leichtfertig, wie es hier geschildert wurde. Selbst wenn das Logbuch von Fee Kellind subjektiv gefärbt ist. Da fehlt mir der Part, wo sich derbst gestritten wird bevor man die SOL in den GESETZGEBER einfliegen lässt. In meinen Augen hätte es zumindest da viel mehr Auseinandersetzungen geben müssen.
Auch erstaunt mich, dass Fee Kellind und Michael Rhodan tatsächlich die zwei Solzellen mit einigen wenigen Erwachsenen sowie allen Kindern der SOL auf Evolux als Pfand lassen. Der Plan, die Kinder durch Roboter mit Biomaske zu ersetzen, musste fehlschlagen. Hallo, Evolux und so. Kosmokratentechnik an jeder Ecke. Da kann man keine naiven Gegner erwarten, die solch offensichtliche Manöver nicht durchschauen würden.
Und dass man überhaupt erst auf den Handel Diebstahl gegen Antrieb eingegangen ist, wundert mich noch mehr. Die fehlenden Proteste und Aktionen der Besatzung kann ich mir nur durch die Sehnsucht nach der Milchstraße erklären. Man will halt wieder heim. Und zwar nicht in 30 Jahren, sondern schneller. Genau das aber lässt mich dann wieder am Prinzip Generationenschiff zweifeln. Wenn die SOL meine Heimat ist, ist es mir doch egal, wo sie sich gerade befindet. Hauptsache nicht in unmittelbarer Gefahr und einigermaßen gut versorgt.
Fazit
Abgesehen von diesen kleinen Dingen, wo in meinen Augen die innere Logik etwas gebeugt wird, war „Gefährlicher Pakt“ jedoch echt klasse. Bisher hat die Miniserie jede Woche eine kleine Steigerung vollzogen. Ich freu mich auf Band vier, der in 14 Tagen erscheint.
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