Mit Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster endete 1980 die Gamera-Reihe mal wieder fürs Erste.

Wird dieses Mal alles richtig gemacht?

Es war 1980. Neun Jahre waren vergangen, seitdem mit Gamera gegen Zigra die Gamera-Filmreihe ihr vorläufiges Ende gefunden hatte. Wobei nicht nur diese ihr Ende fand. Auch die Daiei-Studios, die sich bislang um die Reihe kümmerten, mussten vorläufig die Tore schließen, weil sie pleite waren. Doch sie sollten sie schon bald unter dem Namen New Daiei erneut aufmachen.

Bei denen stand 1980 auf dem Programm, dass sie mal wieder Gamera in die Kinos brachten. Dafür griffen sie auch tief in die Taschen. Denn sie gaben dem Film ein Budget von 200 Millionen japanische Yen, was heutzutage ungefähr 1,28 Millionen Euro entspricht. Wenn man bedenkt, dass Gamera gegen Zigra nur 35 Millionen Yen zur Verfügung hatte, dann sieht es so aus, dass das Studio sogar unter Berücksichtigung der Inflation dieses Mal alles richtig machen wollte.

Ansonsten setzte man bei der Produktion auf altbewährte Leute. Hinter die Kamera kehrte einmal mehr Noriaki Yuasa zurück. Das Drehbuch sollte von Nisan Takahashi stammen.

Eine altbekannte Situation

Die Erde wird von einem Trio von Superheldinnen, genannt die Spacewomen, geschützt. Doch selbst diese sind machtlos, als das Alien Zanon angreift. Denn seine Macht ist deutlich stärker als die ihre.

In ihrer Not treffen sie auf den jungen Keiichi. Dieser hat eine besondere Verbindung zu Gamera. Und sorgt schon bald dafür, dass der Freund aller Kinder, Zanon und seine diversen Handlanger angreift und bekämpft.

Glaubt man einigen Angaben im Internet, dann muss es New Daiei zum Zeitpunkt der Produktion finanziell nicht gerade besonders gut gegangen sein. Genau wie bei Gamera gegen Zigra stand dem Produktionsstudio wohl das Wasser zum Halse. Und Gamera sollte einmal mehr Besserung bringen.

Jede Menge Clips

Allerdings wurden dann einige Entscheidungen getroffen, die im Nachhinein vermutlich viel Geld verbrannt haben. Da das alte Kostüm von Gamera sowie diverse Props in einem Studio-Feuer 1971, nachdem Daiei bankrott gegangen war, zerstört worden waren, wurden neue im Auftrag gegeben, die dann jedoch im Film selbst bis auf ein paar Nahaufnahmen nicht verwendet wurden.

Um vermutlich dann Kosten zu sparen, wurde bei allen Aufnahmen, wo Gamera komplett zu sehen war, wo seine Feinde auftraten und wo die Riesenkreaturen aufeinandertrafen, auf einen bestimmten Trick zurückgegriffen. Denn wie es in der Historie der Filmreihe schon oft der Fall war, wurden einfach Aufnahmen von früheren Filmen wieder verwendet. Das heißt also, dass in diesem Fall Clips von Gamera gegen Gaos, Gamera gegen Viras, Gamera gegen Guiron, Gamera gegen Jiggar und Gamera gegen Zigra wiederverwendet wurden. Die einzige Bearbeitung, die bei diesen Aufnahmen unternommen wurden, war, dass zu Beginn Texte eingeblendet wurden, in denen ihr Name verraten wurde. Diese Clipshow hatte zur Konsequenz, dass es insgesamt nur zwei Minuten an neuem Gamera-Filmmaterial gab.

Wildern in anderen Filmen

Und Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster beschränkte sich eben nicht nur auf Clips früherer Teile. Ebenso wurde in anderen Produktionen gewildert. So wurden für zwei Szenen jeweils Materialien aus den berühmten Animes Space Battleship Yamato und Galaxy Express 999 wiederverwendet, die für diesen Film dann mehr schlecht als recht mit den Realaufnahmen kombiniert wurden.

Dass außerdem auch noch das Raumschiff der Bösen wie ein geringfügig modifizierter Sternenzerstörer aus Star Wars aussieht, ist da schon fast geschenkt. George Lucas berühmtes Franchise war damals eben in aller Munde, und es war in jener Zeit nicht der einzige Film, der versuchte, von der Popularität dieses Kinofilms zu profitieren.

Bei der Story merkt man, dass hier nicht auf Krampf versucht wurde, das amerikanische Publikum anzusprechen. Soll heißen, dass hier wirklich nur japanische Kinder bzw. ein japanischer Junge im Zentrum des Geschehens stand und nicht auch noch seine ausländischen Freunde. Denn wenn man ehrlich sein soll, dann wirkte das in den letzten Gamera-Filmen doch viel zu oft forciert.

Völlig nutzlos

Und man muss Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster zu Gute halten, dass Keiichi kein Überflieger ist. Ja, er ist musikalisch sehr begabt und ist für das Handlungsgeschehen wichtig. Aber sein Charakter wirkt nicht nervig, er wird nicht als der Allerbeste präsentiert. Er macht ja auch durchaus Fehler, wie etwa der falschen Person zu vertrauen. Wobei man sich hier fragen muss, ob es in dem damaligen Japan nicht zur Erziehung gehörte, dass Kinder fremden Leuten nicht vertrauen sollen.

Leider sind die Space Women an Nutzlosigkeit nicht zu überbieten. Da hat man gehofft, dass hier endlich mal Frauen in Rollen präsentiert werden, die sie nicht als Hausfrauen oder Erzieher zeigen, sondern eben als Superheldinnen, die sich dem Bösen entgegenstemmen.

Doch dann ist es wiederholt so, dass sie sich bei der geringsten Bedrohung sofort zurück in ihre zivile Identität verwandeln und anschließend Trübsal blasen, weil sie gegen den Feind keine Chance haben. Es wirkt einfach lächerlich, dass sie eine Tokusatsu-artige Transformation machen, nur um sich dann bei der ersten Gefahr wieder zurück verwandeln, ohne auch nur irgendwie nach einer Lösung zu suchen, wie sie gegen den Feind ankommen können. Das überlassen sie stattdessen Gamera bzw. dessen Kontakt Keiichi.

Ein existenter Feind

Immerhin kann Mach Fumiake, Darstellerin der führenden Space Woman Kilara, in einer Szene beweisen, dass sie eine Ausbildung in Kampfsportarten hat. Das ist dann einer der wenigen Momente im Film, wo diese Frauen auch wirklich mal glänzen können. Was ja ansonsten nicht der Fall ist.

Und der Feind? Wirkt existent. Durch die Clipshow bedingt, kann man ihn am ehesten durch seine Handlangerin Giruge identifizieren, die die einzige Figur der Gegenseite ist, die wirklich ein Gesicht erhält. Wobei sie, ähnlich wie die Space Women, über weite Teile des Films eher nutzlos daherkommt und erst am Ende interessant wird. Was dann auch ironischerweise der Part ist, wo sie von Zanon vernichtet wird.

Am Ende opfert sich Gamera selbst, um das Böse zu besiegen. Es ist ein eindeutiger Schlussstrich unter der Showa-Ära von Gamera. Es ist einer der besseren Filme, auch wenn es am Ende immer noch ein unterdurchschnittliches Ergebnis ist. Denn einmal mehr leidet der Gesamteindruck unter der Wiederverwendung von Filmmaterial früherer Gamera-Filme.

 

Info

Regie: Noriaki Yuasa
Drehbuch: Niisan Takahashi
Produzent: Masaya Tokuyama, Shigeru Shinohara, Hirokazu Ohba
Hauptdarsteller: Mach Fumiake, Yaeko Kojima, Yoko Komatsu, Keiko Kudo, Koichi Maeda, Toshie Takada
Kamera: Michio Takahashi, Akira Uehara
Schnitt: Zenko Miyazaki, Tatsuji Nakashizu, Shoji Sekiguch

 


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Götz Piesbergen

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