Gamera gegen Jiggar bietet gewohnte Action.
Endlich mehr Geld!
Neues Jahr, neues (Un)glück? Denn seit Gamera gegen Viras waren die Gamera-Filme vor allem durch eins gekennzeichnet: Dass sie billig aussehen. Was ja auch kein Wunder war, da das Filmbudget, das ihnen zur Verfügung stand im Vergleich zu den Godzilla-Filmen deutlich geringer war. Stellte sich natürlich die Frage, ob es bei Gamera gegen Jiggar erneut so sein würde.
Doch es scheint so, als ob Regisseur Noriaki Yuasa dazugelernt hatte. Denn er schaffte es, die Studioobersten dazu zu bringen, das Budget für die Spezialeffekte von Gamera gegen Jiggar deutlich zu erhöhen. Konkret standen ihm wohl insgesamt 35 Millionen Yen – was zur damaligen Zeit so um die 100.000 US Dollar gewesen sein müssen – zur Verfügung. Ein erhebliches Plus im Vergleich zu dem Budget der vorherigen Filme.
Was aber auch vermutlich daran lag, dass der Film zur Zeit der Expo 70 herauskommen sollte. Die Weltausstellung sollte in dem Kinofilm ebenfalls eine wichtige Rolle innehaben. Und ursprünglich stand wohl ebenso zum Plan, dass einige der Expogebäude im Rahmen der Auseinandersetzungen zwischen den beiden Kaijus zerstört werden sollten. Wogegen die Weltausstellung allerdings was hatte, weshalb am Ende auf die Pläne verzichtet wurde.
Eine Statue macht Töne
Die Idee zu Jiggar kam Drehbuchautor Nisan Takahashi, weil Geschichten über antike Zivilisationen zur damaligen Zeit in einigen Jungenmagazinen sehr populär waren. Ebenso wollte er durch die Statue ein okkultes Element in die Story mit reinbringen.
Passend zur Expo 70 will Japan glänzen. Aus diesem Grund ist es sehr daran interessiert, eine Statue aus den sogenannten Western Islands bei sich aufzustellen. Zur Not gegen den Willen der Inselbewohner. Doch bei dem Versuch die Statue zu bergen kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Zunächst taucht Gamera auf und versucht, die Bergung zu verhindern. Er kann allerdings vertrieben werden. Und dann bricht auch noch, nachdem die Statue abtransportiert worden ist, ein Vulkan aus und während des Transports werden einige Besatzungsmitglieder krank. Denn anscheinend geht von der Statue ein hoher Ton auszugehen, der mehrere Crewmitglieder verrückt werden lässt. Doch sie schafft es letzten Endes nach Japan.
Ungefähr zur gleichen Zeit taucht auch das Monster Jiggar auf, dass die Statue sucht. Denn der Ton von dieser verursacht der Kreatur enorme Schmerzen. Doch Gamera will es aufhalten, scheitert jedoch beim ersten Duell. So dass es nach Japan gelangen kann und dort mit seinen Fähigkeiten für jede Menge Angst, Schrecken und Zerstörung sorgt.
Sponsored bei Exo ’70?
Hat die Expo 70 vielleicht Gamera gegen Jiggar gesponsort? Der Gedanke kommt einem, wenn man sich den Film so anschaut. Zu Beginn gibt es gleich mehrere Minuten hintereinander, wo die damalige Weltausstellung mit ihren Gebäuden und Konzepten vorgestellt wurde. Und auch sonst wird die Expo immer wieder namentlich genannt. Und zwar so häufig, dass es einem schon sehr merkwürdig vorkommt und es fast forciert wirkt.
Doch davon mal abgesehen ist der Film nicht schlecht. Es ist sogar einer der besten, die die Gamera-Reihe auszeichnet. Vielleicht nicht ganz so gut wie Gamera gegen Gaos. Aber dennoch nahe dran.
Denn mit Jiggar wird eine Kreatur präsentiert, die Gamera noch mehr zusetzt, als seine bisherigen Feinde. Bei ihren wiederholten Aufeinandertreffen schafft sie es immer wieder einen Angriff aus dem Hut zu zaubern, mit dem Gamera nicht gerechnet hat. Und der dann auch dazu führt, dass die riesige Schildkröte über weite Teile des zweiten Akts außer Gefecht gesetzt wird. Das zeigt, dass Jiggar ein intelligent vorgehendes Monster ist, dass man nicht unterschätzen darf.
Ein verwundbarer Protagonist
Dabei sind die Motive, wieso es so agiert, wie es in Gamera gegen Jiggar tut, durchaus nachvollziehbar. Es zeigt sich von der Statue genervt, will diese vernichten und das ohne Rücksicht auf Verluste. Es ist ein starkes und gefährliches Wesen, was man eben auf Grund seiner vielen Attacken sieht, die auch Gamera selbst zusetzen.
Noch nie hat man Gamera so verwundbar gesehen. Noch nie musste die Kreatur ihren Verstand einsetzen oder musste von anderen geholfen werden. Das ist neu und das ist spannend und tut dem Film sehr gut. Denn so entwickelt sich die Story nicht allzu vorhersehbar.
Im Prinzip wäre dies ein fantastischer Gamera-Film gewesen. Wären da nur nicht die Kinder…
Die Kinder nerven
Dass die Kinder in Gamera im Vordergrund stehen, das war seit „Gamera gegen Gaos“ zu. Nur, was damals dank des jungen Schauspielers noch funktioniert hat, hat die letzten Filme nicht geklappt. Vor allem die beiden Jungs in Gamera gegen Guiron gingen einem auf die Nerven.
Die beiden Hauptdarsteller in die Gamera gegen Jiggar schaffen es leider auch nicht, bei dem Zuschauer Sympathiepunkte zu gewinnen. Im Gegenteil: Jede ihrer Aktionen wird über kurz oder lang von den Erwachsenen gerechtfertigt. Ja, es wird sogar betont, dass die Kinder logischer denken, als die Erwachsenen und deswegen in der Auseinandersetzung nützlicher seien, als anders wo.
Was dann die Rechtfertigung dafür ist, dass der japanische Junge Hiroshi Kitayama, dargestellt von Tsutomu Takakuwa, ein schrecklicher Neunmalklug ist, der alles weiß und kann und keine Angst vor nichts hat. Derweil sein Begleiter Tommy Williams, der Schauspieler ist Kelly Burris, überwiegend Maulaffen feilbietet und erst im finalen Akt so etwas wie Selbstständigkeit aufweist. Kurzum: Hier hat der Film ein ähnliches Problem, wie Gamera gegen Guiron.
Es sieht gut aus
Trotzdem ist das ein für Gamera-Verhältnisse unterhaltsamer Film. Vor allem das höhere Budget macht sich positiv bemerkbar, da die Special Effects deutlich besser aussehen, als in den letzten Filmen. Zwar werden auch dieses Mal wieder Szenen recycelt, doch geschieht dies in den Anfangscredits, wo es nicht stört.
Am Ende steht als Fazit, dass man von diesem Film gut unterhalten wird. Was viel wert ist.
Info
Drehbuch: Noriaki Yuasa
Hauptdarsteller: Kojiro Hongo, Kichijiro Ueda, Naoyuki Abe
Produzent: Hidemasa Nagata, Kazumasa Nakano
Regie: Noriaki Yuasa
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