Gamera gegen Guiron – Frankensteins Monsterkampf im Weltall ist erstaunlich brutal.

Wenn Erfolg nicht zu mehr Geld führt

Als Gamera gegen Viras 1968 in die Kinos kam, ging es dem Produktionsstudio Daiei-Films finanziell nicht gut. Weshalb sie ja auch das Budget für diesen Gamera-Film deutlich zusammengestrichen hatten. Regisseur Noriaki Yuasa versuchte unter diesen Umständen das Bestmöglichste zu machen. Das Ergebnis war ein Kinofilm, dem man das limitierte Budget an allen Ecken und Enden anmerkte. Trotzdem war er in den Kinos ein Riesenerfolg.

Jetzt müsste man eigentlich meinen, dass das Filmstudio, das ja vermutlich dadurch finanziell besser dargestellt wurde, als Lohn die Summe, die für die neuste Verfilmung zu Verfügung stand, wieder anheben würde. Doch bei Gamera gegen Guiron – Frankensteins Monsterkampf im Weltall geschah das nicht. Noch immer standen dem Film nur 24 Millionen japanische Yen (grob 250.000 DM zur damaligen Zeit) zur Verfügung. Woraus man schließen kann, dass Noriaki Yuasa einmal mehr versuchen würde, aus wenig viel zu machen.

Auch der amerikanische Vertrieb funktionierte nicht einwandfrei. So kam der Film nicht mehr in die Kinos, sondern wurde von American International Television 1969 unter dem Namen Attack of the Monsters direkt ins Fernsehen gebracht. Trotzdem mussten wohl die üblichen Bedingungen erfüllt werden, nämlich einen amerikanischen Jungen als Protagonisten zu haben. Was dann in diesem Fall Christopher Murphy als Tom war.

Es fehlt einfach an Geld

Die beiden Jungen Aki und Tom sind leidenschaftliche Sternengucker. Eines Tages entdecken sie ein Raumschiff, das in der Nähe landet. Neugierig machen sie sich auf den Weg und gelangen an Bord des Schiffes. Doch das entführt sie ins All. Sie drohen von Meteoriten zerstört zu werden, als Gamera zur Hilfe eilt.

Das Schiff landet auf der fremden Welt Terra, wo sie von deren Bewohnern Barbella und Florbella begrüßt werden. Ihre Welt wird von Kreaturen mit dem Namen Space Gyaos bedroht, und nur das von ihnen kontrollierte Monster Guiron kann das Schlimmste verhindern. Doch ist dies die Wahrheit?

Wer nach Gamera gegen Viras auf Besserung hoffte, der wird mit Gamera gegen Guiron enttäuscht. Im Grunde genommen werden hier alle Fehler des Vorgängers wiederholt, nur dass es teilweise noch schlimmer ausfällt. Man merkt einfach, dass hier an allen Ecken und Enden das Geld fehlte.

Überraschend brutal

Wobei der Film dennoch bei einer Sache überrascht. Er ist nämlich erstaunlich brutal. Guiron ist ein Monster, das auf seinem Schädel eine gigantische Klinge trägt, die es im Laufe der Geschichte auch einzusetzen weiß. Es zerlegt einen Gyaos in lauter Einzelteile. Und als Gamera es angreift, wird es sogar richtig blutig.

Diese drastische Brutalität überrascht. Denn eigentlich orientieren sich die Gamera-Filme eher an Kindern. Die sind in Gamera gegen Guiron zwar auch prominent vertreten, doch die Kombination aus drastischer Gewalttätigkeit und kindlichen Übermuts und Abenteuerlust irritiert enorm. Es passt einfach nicht zu den Filmen.

Aber es passt hier sowieso nicht alles zusammen. Die Idee, die Story ins All zu versetzen und als Handlungsschauplatz eine zweite Erde zu präsentieren, hat zwar durchaus etwas. Doch scheitert die Umsetzung schon allein daran, dass das Filmbudget so niedrig war, dass viele Special Effects und Kulissen einfach nur billig aussehen.

Unfreiwillig komisch

Es gibt viele Szenen, in denen man sieht, dass hier einfach nur im Hintergrund etwas gemalt oder projiziert wird. Weshalb dann auch in Gamera gegen Guiron Szenen, wie das startende Raumschiff, das von der kleinen Tomoko beobachtet wird, unfreiwillig komisch wirken. Was ebenso für den Augenblick gilt, wo Guiron das erste Mal auftritt. Denn hier ist deutlich zu sehen, dass diese Kreatur in Wahrheit nur ein Mensch ist, der in ein billiges Kostüm gesteckt wurde. Und sobald man das gesehen hat, kann man das den Rest des Films kein einziges Mal vergessen. Was natürlich ein Problem ist.

Nicht, dass Gamera gegen Guiron sonst keine Probleme hätte. Von denen hat er jede Menge. Vor allem die beiden Hauptdarsteller sind so eins.

Bei Christopher Murphy ist das Problem, dass er einfach kein guter Schauspieler ist. Über weite Teile des Films wirkt er hölzern und agiert nicht natürlich. Wobei seine Figur ihm auch nicht wirklich Material gibt, mit dem er etwas anfangen kann. Die meiste Zeit wirkt er passiv und überlässt Akio die Bühne.

Und bei dem hat man in Gamera gegen Guiron das Problem, dass jedes Mal, wenn er den Mund aufmacht, man ungeahnte Aggressionen verspürt. Er wirkt neunmalklug. Er weiß alles und kann alles erklären, sogar die Tatsache, mit welcher Geschwindigkeit sich das Raumschiff durchs All bewegt. Nur dass das so übertrieben nervig wirkt, dass man sich als Zuschauer wünscht, dass er doch endlich mal die Klappe halten möge.

Erstaunlich progressive Frauenfiguren

Immerhin wirkt der Film, was die Frauenfiguren angeht, für damalige Verhältnisse erstaunlich progressiv. Jetzt nicht so sehr, was die normalmenschlichen Frauen angeht. Die sind immer noch Mütter oder nervige Schwestern. Sie sorgen sich oder wollen ihre Kinder anstandsgemäß erziehen.

Aber Barbella und Florbella sind in Gamera gegen Guiron zwei selbstständige Frauen, die eben nicht schmückendes Beiwerk sind. Sie sind die Antagonisten, die Schurken, deren Spezies Kannibalen sind und die an die Gehirne der Kinder wollen. Das wirkt zwar völlig übertrieben, doch wird das von Hiroko Kai und Reiko Kasahara glaubwürdig rübergebracht. Dass sie sich am Ende von den Kindern übertölpeln lassen, gehört zum Film und den Erwartungen dazu.

Es plätschert vor sich hin

Wobei der Film trotz der beiden guten Gegenspieler am Ende daran scheitert, dass die Handlung mehr vor sich hinplätschert. Spannung will sich so recht keine aufbauen, dafür stolpert man dann doch zu sehr über die recycelten Szenen und Kostüme, sowie über das mangelnde Budget allgemein. Was schade ist, denn hätte man den Film richtig angepackt und mit ordentlich Geld versehen, dann wäre er durchaus gut geworden.

Info

Drehbuch: Niisan Takahashi
Hauptdarsteller: Nobuhiro Kajima, Christopher Murphy, Miyuki Akiyama, Yuko Hamada
Produzent: Hidemasa Nagata
Regie: Noriaki Yuasa

 


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Götz Piesbergen

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