In Gamera gegen Gaos – Frankensteins Kampf der Ungeheuer scheint die Filmserie ihre Erfolgsformel gefunden zu haben.
Eine neue Chance für einen ungeliebten Regisseur
Die Stimmung bei Daiei-Films muss 1966 nicht sonderlich gut gewesen sein. Gamera gegen Barugon, auf den das Studio so viel Hoffnung gesetzt hatte und in das auch jede Menge Mühe investiert wurde, konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen und ging an den Kinokassen unter. Dennoch stand bereits zum Release fest, dass es einen dritten Teil des Gamera-Franchises geben würde. Allerdings sollte die Regie dieses Mal wieder Noriaki Yuasa übernehmen, der schon beim ersten Teil auf dem Regisseurstuhl saß und den Film zum Erfolg führte. Und das trotz aller Widrigkeiten, wie führenden Studioköpfen, die auf ihn damals herabsahen und auch runtermachten.
Davon war bei der Produktion von Gamera gegen Gaos – Frankensteins Kampf der Ungeheuer – der deutsche Titel ist mal wieder herrlich absurd – nichts zu spüren. Noriaki Yuasa konnte sich ohne Probleme dem Film widmen und bewies dabei viel Geschick darin, Locations zu finden, die wenig Geld kosteten und nur mit wenigen Sachen in glaubwürdige Sets umgewandelt werden konnten. So wurde das Tonstudio von Daiei als Labor zu Beginn des Filmes genutzt. Und an das Büro, wo sich die Führungsriege der Straßenkonstruktionsfirma traf, gelangte er, weil er den Sohn des Präsidenten einer Firma, der gerade bei Daiei arbeitete, darum bat, dass er die Nutzung eines solchen arrangieren konnte.
Jede Menge Drehbuchideen
Gaos selber wurde als Reaktion auf zwei Kaiju-Filme erschaffen, die zur damaligen Zeit in den Kinos liefen. Der eine war Frankenstein – Der Schrecken mit dem Affengesicht und der andere war Frankenstein – Zweikampf der Giganten. Dadurch erhielt Yuasa die Idee, Dracula in ein Riesenmonster zu verwandeln, die er dann auch gleich dem Drehbuchautor Niisan Takahashi vorschlug.
Außerdem basierte der Protest gegen die Autobahn im Film auf realen Ereignissen. Produzent Hidemasa Nagata bestand darauf, dass dieser mit ins Drehbuch kam. Er wollte eine Verbindung zwischen den Protesten, den Straßensperren, dem Bieterwettbewerb und Gaos’ Aufwachen haben, um den Kindern, dem Zielpublikum von Gamera gegen Gaos – Frankensteins Kampf der Ungeheuer zu zeigen, dass es schlimme Konsequenz hat, wenn man Böses tut. Und die besondere Rolle von Eiichi, dem Kind, das im Zentrum des Films steht, basierte auf Yuasas Gedanke, dass alle Ideen in diesem Film von dem kleinen Jungen kommen sollten.
Eine Serie an mysteriösen Vulkanausbrüchen sorgt in Japan für Aufsehen. Als der Mount Fuji ausbricht, lockt dies Gamera an, dessen Ankunft von dem Jungen Eiichi beobachtet wird, der mit seiner Familie bei seinem Großvater in einem Dorf wohnt. Bei einem anderen Ausbruch greift ein rätselhaftes Wesen einen Helikopter voller Wissenschaftler an.
Dieses mysteriöse Wesen nennt Eiichi Gaos, wegen den Lauten, die es von sich gibt. Und schon bald kollidieren Gaos und Gamera miteinander, denn Gaos hat nichts Gutes vor. Doch scheint es so, als ob die Kreatur der Riesenschildkröte überlegen ist.
Die richtigen Schlüssel gezogen
Es scheint so, als ob die Gamera-Reihe mit Gamera gegen Gaos – Frankensteins Kampf der Ungeheuer endlich die Formel zum Erfolg gefunden hat. Man merkt dem Film an, dass Regisseur Noriaki Yuasa die richtigen Schlüsse aus den Fehlern der Vergangenheit gezogen hat. Er stellt mehr die Kinder, in diesem Fall Eiichi, in den Mittelpunkt des Geschehens. Sorgt dafür, dass die Monster am Anfang des Films enthüllt werden. Und inszeniert diesen erheblich actionreicher, als es bei Gamera gegen Barugon der Fall war.
Das Ergebnis ist ein Film, der beim Zuschauen deutlich Vergnügen macht. Der zwar seine Fehler hat, aber dennoch am Ende der bis dahin beste Gamera-Film ist.
Es ist zunächst gewöhnungsbedürftig, dass mit Eiichi in Gamera gegen Gaos ein Kleinkind im Zentrum des Geschehens steht. Dass alles, was die Kaijus angeht, wie Namensgebung oder die Tatsache, dass er beim Endkampf Gamera herbeiruft, von ihm ausgeht. Nicht umsonst befürchtet man als Genrekenner, dass der Junge ähnlich hölzern und peinlich inszeniert werden würde, wie der aus Godzilla – Attack All Monsters.
Der Junge gefällt
Doch Yuasa schafft es perfekt, die schmale Balance zwischen Bedeutung und übertriebener Darstellung beizubehalten. Es hilft auch, dass Eiichi von Naoyuki Abe mit einer lockeren und lässigen selbstbewussten Art dargestellt wird. Die Chuzpe, mit der er beispielsweise in das Büro der Leute kommt, die überlegen, wie sie mit Gaos umgehen, gefällt.
Ebenso gibt es in Gamera gegen Gaos noch genügend Momente, wo man sieht, dass er wirklich ein kleiner Junge ist. Der dann auch mal gerne von einer Situation überfordert ist und sich dabei entsprechend verhält. Wie etwa, als sein Großvater, der Dorfvorsteher, von den Leuten seines Dorfes angegangen wird, weil diese ihn für die vielen Unglücke, die die Siedlung befallen haben, verantwortlich machen. Woraufhin er diese Leute mit seinen Spielzeugautos bewirft und beschimpft, ehe er sich heulend wieder ins Haus verkrümelt.
Außerdem bemüht sich der Film, eben nicht nur den Jungen und seine besondere Beziehung zu Gamera zu inszenieren. Ebenfalls will er zeigen, wie die normalen Menschen sich verhalten. Eben anhand der Dorfbewohner, aber auch durch die Straßenbaufirma.
Eindeutige Schwachpunkte
Wobei diese Plots in Gamera gegen Gaos die deutlichen Schwachpunkte sind. Das Verlangen der Dorfbewohner, dass die Straße gebaut wird, den Preis für ihr Land hochzutreiben, wirkt aus heutiger Sicht befremdlich, auch wenn es perfekt in die damalige Zeit passte. Und die Erlebnisse des Vorarbeiters und seiner zwei dümmlichen Mitarbeiter dient als Comedy Relief und sind leider nicht ganz so gelungen.
Dafür kann die Monster-Action glänzen. Gamera ist in diesem Film endgültig auf der Seite der Guten angekommen, auch wenn seine – nicht vorhandene – Charakterisierung mitunter zu wünschen übrig lässt. Gaos selbst wird als ein Monstrum dargestellt, das immer wieder für ungute Überraschungen sorgt und das Gamera mehr als ebenbürtig ist. Es ist ein großartiger Antagonist.
Am Ende ist Gamera gegen Gaos der allererste wirklich rundum gelungene Gamera-Film.
Info
Drehbuch: Noriaki Yuasa
Hauptdarsteller: Kojiro Hongo, Kichijiro Ueda, Naoyuki Abe
Produzent: Hidemasa Nagata, Kazumasa Nakano
Regie: Noriaki Yuasa
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