In Gamera gegen Barugon – Frankensteins Drache aus dem Dschungel kehrt eine bekannte Riesenschildkröte zurück.

Eine A-List-Produktion

Der allererste Gamera-Film war ein Riesenerfolg, sehr zur Überraschung des Studios, da ja kräftig an dem Stuhl des damaligen Regisseurs Noriaki Yuasa gesägt worden war. Doch wer jetzt meint, dass durch den Erfolg seine Position gesichert wäre, der irrt sich gewaltig.

Denn kaum war bekannt, dass eine Fortsetzung gedreht werden würde, gab es einige Veränderungen hinter der Kamera. Noriaki Yuasa wurde auf den Posten des Special Effects Directors versetzt und als neuer Regisseur wurde der renomierte Filmemacher Shigeo Tanaka angeheuert. Das hätte für Turbulenzen sorgen können, doch stattdessen meinte Yuasa, dass er ein Vater/Sohn-Verhältnis zu seinem Nachfolger hatte.

Das Filmstudio Daiei Film wollte dabei aus Gamera gegen Barugon – Frankensteins Drache aus dem Dschungel – der deutsche Titel ist wieder wunderbar hanebüchen – eine A-List-Produktion machen. Was sich nicht nur in dem gestiegenen Budget und der Verpflichtung von Shigeo Tanaka ausdrückte. Sondern ebenso in der Verpflichtung der Schauspieler. Denn es wurde Kojiro Hongo als Hauptdarsteller engagiert. Doch der wollte zunächst nicht, was sogar so weit ging, dass er vorgab, krank zu sein. Am Ende nützte ihm das allerdings nichts, da das Management ihn unbedingt dabei haben wollte. Und deshalb ebenfalls bereit war, mit dem Beginn der Dreharbeiten solange zu warten, bis er wieder genesen war. Auch las der Schauspieler nicht das Skript von Niisan Takahashi, da er die Info von Yuasa, wo die Monster platziert werden würden, fehlinterpretierte. Er wusste nämlich nicht, dass es zwei Regisseure gab. Einen für die normalen Szenen und einen für die Special Effects.

Jede Menge Veränderungen des Skripts

Das Drehbuch sollte im Laufe der Zeit einige Änderungen durchlaufen. Viele Elemente, die im ursprünglichen Skript drinnen waren, waren in der endgültigen Fassung nicht mehr vorhanden. So sollten ursprünglich Eisriesen die Gegenspieler von Gamera sein, doch wurde daraus am Ende Barugon. Auch sollten die einheimischen Mädchen mit nackten Oberkörper tanzen, was dann ebenfalls geändert wurde.

Gamera gegen Barugon sollte am 17. April 1966 in die Kinos kommen. Der Film wurde als Doppelfeature mit dem Tokatsu-Film Daimajin herauskommen und konnte an den Kinokassen nicht wirklich überzeugen.

Sechs Monate nachdem es gelungen ist, Gamera in eine Rakete zu stecken, die ihn zum Mars schickte, kollidiert diese mit einem Meteoriten. Wodurch die Riesenschildkröte zurück zur Erde kommt und dort für Ärger sorgt, ehe sie sich zu einem abgelegenen Vulkan davon macht.

Am Zielpublikum vorbei

Gleichzeitig macht sich Keisuke Hirata gemeinsam mit den Glücksjägern Kawajari und Onodera auf den Weg nach Neu Guinea. Sie wollen auf dem Eiland einen Opal finden, den Keisukes Bruder Ichiro, ein Veteran des zweiten Weltkriegs dort versteckt hat. Doch es stellt sich heraus, dass Onodera falsch spielt und, als sie den Edelstein gefunden haben, er Kawajari umbringt und Keisuke in einer Höhle einschließt. Was jedoch niemand ahnt, ist, dass der Opal in Wahrheit ein Ei ist, aus dem am Ende Barugon schlüpft.

Wie bereits eben geschrieben, konnte Gamera gegen Barugon an den Kinokassen nicht überzeugen. Dabei machte Noriaki Yuasa eine interessante Beobachtung. Nämlich, dass die Kinder, die ja das Zielpublikum dieser Filme sein sollten, während der langen Szenen, in denen keine Monster auftauchten, sich langweilten und unruhig wurden. Er selbst zog daraus die Lektion, dass künftige Teile wesentlich früher die Monster enthüllen mussten.

Wobei das nur teilweise stimmt. Denn sowohl Gamera als auch Barugon haben jeweils Auftritte innerhalb der ersten 40 bis 45 Minuten des Films. Doch sind das nur vereinzelte Szenen und der Löwenanteil geht für die Schilderung der Suche nach dem Opal drauf. Wobei dies Zeit einem nicht langweilig vorkommt. Im Gegenteil: Man fühlt sich in diesen Minuten gut unterhalten.

Richtige Schauspieler!

Denn die Schilderung der Schatzsuche nach dem Opal und der Darstellung, wie die Gruppe auseinanderfällt, bzw. Onodera, angetrieben von purer Gier, absolut skrupellos agiert, ist unterhaltsam. Man merkt, dass dieses Mal mehr Geld in die Produktion gesteckt wurde, weil dieses Mal auch mehr Schauspieler mit dabei sind, die wirklich schauspielern können. So schafft es Kōji Fujiyama jemanden darzustellen, den man einfach hassen muss. Der sich so sehr in seine Gier reinsteigert, dass ihm irgendwann alles egal ist. Sogar das Schicksal seiner Freunde und seiner Mätresse in Gamera gegen Barugon.

Wobei die Gegenseite nicht minder gut rüberkommt. Kojiro Hongo als Keisuke Hirata gibt jemanden, dem im Laufe des Films immer klarer wird, wie sehr falsch die Gier nach dem Opal ist. Der dabei auch immer mehr Freunde und Verwandte verliert, was ihn umso mehr antreibt, den wahren Schuldigen zu finden und büßen zu lassen. Genauso, wie er ebenso irgendwann Barugon stoppen will, weil der aus dem Opal gekommen ist.

Interessanterweise wird die Ureinwohnerin Karen sehr gut charakterisiert. Hier hat man es mit einer Frau zu tun, die selbstständig ist, die nicht hübsches Beiwerk darstellt oder eine Damsel in Distress ist. Dargestellt von Kyōko Enami hat sie eine enorme Präsenz, der man auch nachsieht, wenn sie in einer Szene in Gamera gegen Barugon in Tränen ausbricht und von Hirata getröstet wird. Solch starke Frauenfiguren sollten in Godzilla noch lange auf sich warten lassen.

Schwäche ausgerechnet bei den Monstern

Allerdings ist dies kein menschlicher Dramafilm, sondern ein Kaiju-Film. Heißt, dass am Ende die Monstren das Geschehen bestimmen. Und ausgerechnet hier schwächelt der Film.

Das fängt schon beim Design von Barugon an, dass man bestenfalls als lächerlich bezeichnen kann. Eine Art Saurier, dessen Waffe ein Regenbogenschuss ist? Sorry, aber das wirkt unfreiwillig komisch. Und auch, was seine Motivation angeht, lässt Gamera gegen Barugon zu wünschen übrig. Er ist böse weil….? So richtig klar wird das im Film nicht gemacht. Stattdessen erfährt man nur, dass er ein uraltes Wesen ist, dass eben in diesen Opal verbannt worden ist.

Auch Gameras Motivation wird nicht verdeutlicht. Wieso greift er Barugon an? Weil er beweisen will, dass er das stärkere Monster ist? Sorry, aber so etwas wird in den Godzilla-Filmen wesentlich offensichtlicher gemacht. Hier wirkt es an den Haaren herbeigezogen und nur notdürftig erklärt.

Schlecht gealterte Special Effects

Auch die Special Effects sind sehr schlecht gealtert. Was man ja schon an Barugons Outfit ansieht, dass billig wirkt. Die Kampfszenen an sich sind zwar ganz nett. Aber man merkt hier einfach die fehlende Motivation.

Letzten Endes ist Gamera gegen Barugon ein Film, der hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Er ist im Vergleich etwas besser als der erste Teil. Aber am Ende auch nur marginal.

Info

Drehbuch: Niisan Takahashi
Hauptdarsteller: Kojiro Hongo, Kyoko Enami, Akira Natsuki
Produzent: Masaichi Nagata, Hidemasa Nagata
Regie: Shigeo Tanaka

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Götz Piesbergen

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