G. I. Joe – Die Abrechnung protzt mit einem aufsehenerregenden Cast.
Eine gehirnlose Fortsetzung?
Von allen Superheldenadaptionen, die bereits hier auf Warp-Core.de besprochen worden sind, war G. I. Joe – Geheimakte Cobra eine der schlechtesten. Es gab nahezu nichts, was an diesem Film überzeugen konnte. Es war ein gehirnloses Actionspektakel. Der aber am Ende dennoch ein moderater Erfolg war. Bei einem Budget von 175 Millionen US Dollar spielte er 302,5 Millionen ein. Was ausreichend war, um eine Fortsetzung zu garantieren.
Diese kam schließlich 2012 in die Kinos. Der Titel lautet dieses Mal G. I. Joe – Die Abrechnung. Und beim Personal vor und hinter der Kamera sollte sich einiges ändern.
Die Regie übernahm dieses Mal John M. Chu der zuvor die Musicalfilme Step Up 2: The Streets und Step Up 3D drehte. Das Drehbuch stammte dieses Mal von dem Duo Rhet Reese und Paul Wernick. Die beiden hatten vorher das Skript zu der postapokalyptischen Zombiekomödie Zombieland verfasst.
Ein Sequel, dass ein Reboot sein soll
Die Vorgabe, die Paramount für G. I. Joe – Die Abrechnung gab, war einfach. Der Film sollte sowohl ein Sequel zu Geheimakte Cobra sein, da viele Leute diesen gesehen hatten und Paramount es nicht riskieren wollte, die vor den Kopf zu stoßen. Gleichzeitig sollte er aber auch ein Reboot sein, vermutlich, um den öffentlich geäußerten Unwillen vieler Schauspieler quasi ungültig zu machen.
Dementsprechend kehrten aus dem Vorgängerfilm nur ganze fünf Schauspieler in ihren alten Rollen zurück. Lee Byung-hun wurde erneut zu Storm Shadow, Channing Tantum zu Duke und Ray Park zu Snake Eyes. Arnold Vosloo sollte wieder zu dem Meister der Maskerade Zartan werden, auch wenn man die meiste Zeit nur seine Rolle als der Präsident der Vereinigten Staaten sehen sollte, die von Jonathan Pryce dargestellt wurde.
Neu in die Riege von G. I. Joe – Die Abrechnung sollten einige illustre Gäste stoßen. Dwayne Johnson wurde zu Roadblock, derweil man Bruce Willis als General Joe Colton casten sollte, den Gründer von G. I. Joe. Elodie Young (Daredevil), erhielt den Zuschlag für Snake Eyes Schülerin Jinx, während Ray Stevenson als Firefly, den Bombenexperten von Cobra, zu sehen war. D. J. Cotrona (From Dusk till Dawn) wurde zu dem Scharfschützen der Joes, Flint und Adrianne Palicki zu Lade Jaye, der Undercoverexpertin der Joes. Die Rolle des Cobra Commanders übernahm Luke Bracey, da der frühere Darsteller Joseph-Gordon Levitt mit den Dreharbeiten zu The Dark Knight Rises beschäftigt war und nicht konnte. Außerdem sind noch Walton Googins als der Gefängniswärter Nigel James und der Rapper RZA als der Blind Master zu nennen.
Überraschend
Die Joes sichern im Auftrag der US-Regierung in Pakistan Atomsprengköpfe. Das Land ist nach dem Tod ihres Präsidenten in einem Bürgerkrieg zerfallen. Doch handelt es sich dabei um eine Falle von Cobra, denn der US-Präsident wurde gekidnappt und durch Zartan ersetzt. Und dieser befiehlt, weil angeblich die Joes zu Landesverrätern geworden sind, den Angriff auf die Spezialeinheit.
Von den anwesenden Joes überleben nur Roadblock, Flint und Lay Jaye. Gemeinsam beschließt das Trio herauszufinden, wer und wieso sie des Landesverrats beschuldigt hat und Rache an der Person zu nehmen. Doch dafür brauchen sie Verbündete, die sie zum Glück in Form von General Joe Colton, sowie Snake Eyes, Jinx und dem bekehrten Storm Shadow erhalten.
Zugegeben: G. I. Joe – Die Abrechnung schafft es mitunter zu überraschen. So hätte man es nicht für möglich gehalten, dass die Macher des Films eine ebenso einfach, wie effektive Methode wählen, um die Schauspieler und ihre Figuren, die sich zuvor negativ über den Vorgänger geäußert haben, rauszuschreiben: Sie lassen sie in den meisten Fällen umbringen. Duke stirbt während eines Bombenangriffs auf das Lager der Joes, Destro wird vom Cobra Commander im Gefängnis zurückgelassen, dass dann in die Luft fliegt. Und die Baroness wird in der Fortsetzung mit keinem Sterbenswort erwähnt.
Nur das allernötigste für die Charakterisierung
Es ist eine radikale Methode, alte Zöpfe abzuschneiden und dann neue Figuren zu etablieren. Vermutlich sollte man als Zuschauer über die Ereignisse überrascht sein, ja vielleicht sogar betroffen. Doch das würde voraussetzen, dass man etwas für die Charaktere von damals empfindet.
Denn es ist Tatsache, dass die Figurenzeichnung in G. I. Joe – Geheimakte Cobra nicht die allerbeste war, weshalb einem die Protagonisten und Antagonisten egal waren. G. I. Joe – Die Abrechnung macht es etwas besser. Zum einen fokussiert sich die Serie nur auf einige wenige Figuren und nicht gleich auf ein ganzes, umfangreiches Team. Und zum anderen wird für die Darstellung der Charaktere nur das allernötigste getan. Was auch eigentlich gar keine so schlechte Idee ist.
Denn so vermeidet der Film immerhin klischeehafte oder haarsträubende Charakterzeichnungen. So wird zu Beginn noch angedeutet, dass die Familie von Roadblock eine wichtige Rolle spielen könnte. Doch bis auf den Epilog des Films werden sie nicht berücksichtigt. Und das zieht sich durch den gesamten Streifen.
Wenn die Gegenseite unterrepräsentiert ist
Nahezu alle Charaktere in G. I. Joe – Geheimakte Cobra werden vor allem durch ihre Taten und Spezialitäten charakterisiert. Ihre private, ihre persönliche Seite kommt kaum zur Geltung. Es gibt, sieht man von den Ninjas ab, keine Beziehungen unter den Figuren, abgesehen davon, dass sie in derselben Einheit dienen. Was immerhin ausreicht, um sie unterscheidbar zu machen.
Natürlich ist klar, wer Gut und wer böse ist. Da macht der Film kein Geheimnis draus. Interessant ist allerdings, dass die überlebenden Joes sich überwiegend mit Handlangern von Cobra herumschlagen und die eigentlichen Antagonisten erst im Finale zum Zuge kommen. Wobei diese dann eh stark unterbesetzt sind, weil Storm Shadow die Seiten gewechselt hat, als ihm klar gemacht wird, dass er reingelegt wurde.
Dabei fokussiert sich G. I. Joe – Die Abrechnung überwiegend ausschließlich auf den falschen Präsidenten, darauf, wie er seinen Posten und seine falsche Identität nutzt, um die Welt zu manipulieren. Alles für den Zweck von Cobra. Es ist schade, das Arnold Vosloo kaum persönlich auftritt, sondern man eben nur Jonathan Pryce sieht, der aber einen guten Job macht. Firefly wird ebenfalls gut charakterisiert, wobei nie so ganz klar ist, wieso er jetzt die Joes verlassen hat. Immerhin ist er für ein nette Special Effects gut. Am meisten vernachlässigt wird der Cobra Commander. Angesichts seiner spektakulären Befreiung am Anfang des Films hätte man mit mehr Präsenz gerechnet. Aber stattdessen kriegt er nur eine Handvoll von Szenen, was vermutlich auch daran liegt, dass der Schauspieler ja ausgetauscht wurde.
Fokus auf die Ninjas
Eine Ausnahme von all dem bildet der Subplot um Snake Eyes, Storm Shadow und Jinx. Hier wird verhältnismäßig viel Zeit darauf verwendet, dass hier ein Grund aufgebaut wird, wieso der Cobra-Ninja die Seiten wechselt. Erstaunlich viel sogar, wenn man bedenkt, dass der Fokus des Films mehr auf der Action liegt, statt auf den Charakteren. Weshalb diese Handlung ein wenig wie ein Fremdkörper wirkt, auch wenn es hier ebenfalls alle nasenlang kracht und Schwerter miteinander kollidieren. Und zum Finale sind die Charakterisierungen eh egal.
Im Prinzip ist der Film immer dann am besten, wenn es knallt. Wenn die Action das Geschehen regiert. Hier hat man das Gefühl, dass „G. I. Joe – Die Abrechnung“ im Vergleich zum Vorgänger noch eine Schippe draufgelegt hat. Es gibt viele coole Auseinandersetzungen, wie zum Beispiel Snake Eyes und Jinxs Kampf gegen die Cobra-Ninjas im Gebirge, als sie Storm Shadow kidnappen.
Am Ende merkt man dem Film einfach an, dass es hier nur um die Unterhaltung geht. Dass man mit Dwayne Johnson und Bruce Willis zwei Kultactiondarsteller hat, wissen die Verantwortlichen und setzen sie entsprechend gut in Szene. Der Rest der Schauspieler kriegt zwar auch einige gute Momente, aber der Fokus liegt eindeutig auf den beiden erstgenannten. Sie kriegen die guten Oneliner und exzellente Actionmomente.
Am Ende war ich von „G. I. Joe – Die Abrechnung“ positiv überrascht. Er ist keine enorme Enttäuschung, wie der erste Teil. Aber auch kein Überflieger. Er ist guter Actiondurchschnitt, wenn man sich mal einen Abend berieseln lassen möchte, ohne sein Gehirn anzustrengen.
Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick
Hauptdarsteller: D. J. Cotrona, Lee Byung-hun, Adrianne Palicki, Ray Park, Jonathan Pryce, Ray Stevenson, Channing Tatum, Bruce Willis, Dwayne Johnson
Produzent: Lorenzo di Bonaventura, Brian Goldner
Regie: Jon M. Chu
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