Feuer ist das Deutschlanddebüt von Michael A. Martin als Star Trek-Soloautor.
Auf einmal alleine unterwegs
Seitdem das literarische Star Trek-Universum hier in Deutschland von Cross Cult veröffentlicht wird, war der Name Michael A. Martin gemeinsam mit Andy Mangels häufig Garantie für gute Unterhaltung. Das war schon bei dem allerersten Titan-Roman Eine neue Ära der Fall. Doch mit dem zweiten Band der Star Trek – Typhon-Reihe, Feuer, ist der Schriftsteller jetzt auf einmal alleine unterwegs.
Eine Katastrophe zerstört den Planeten Sazssgern, die einzige Welt, auf der die Eier der Kriegerkaste der Gorn ausgebrütet werden können. Es überleben nur wenige Krieger, die dann unter ihrem Anführer Gog’resssh Amok laufen und eine neue Brutwelt finden wollen. Dabei könnte ihnen eine Terraformingtechnologie helfen, die ein von ihnen entführter Gornwissenschaftler bei einer fremden Welt ausfindig macht.
Die U.S.S. Titan wird involviert, als sie sich zufälligerweise in derselben Weltallregion befindet. Dabei findet sie heraus, dass die Welt, die die fahnenflüchtigen Gorn terraformen wollen, von intelligenten Lebensformen bewohnt ist. Jetzt muss die Crew des Raumschiffes einen Weg finden, die Abtrünnigen aufzuhalten, ohne einen Krieg mit dem Typhon Pact vom Zaun zu brechen.
Ganz neue Ansichten
Der Erstauftritt der Gorn geschah damals in der TOS-Episode Ganz neue Dimensionen. Doch anders als andere Alienrassen aus der allerersten Star Trek-Serie kamen sie bis auf eine Handvoll an Homagen oder Cameos zu keinen weiteren Auftritten. Auch jenseits der Fernsehserie, in der Welt der Comics und Bücher, wurden sie selten verwendet. Das hat jetzt den Vorteil, dass sie ähnlich wie die Breen in Nullsummenspiel dem Autor reichlich Möglichkeiten bieten, sich einiges einfallen lassen zu können, um ihre Kultur zu gestalten und so näher zu charakterisieren.
Michael A. Martin nimmt diese Gelegenheit wahr. Man erfährt im Laufe von Feuer viele Details über die Gorn, über ihr Kastensystem und wie sie die Föderation sehen, bzw. von welchen Vorurteilen sie ausgehen. Sie sind nämlich der Meinung, dass dieses Bündnis nur aus (ausgehend von ihrer Perspektive) ekelhaften Säugetieren besteht. Es ist eine interessante Sichtweise, die natürlich auch das menschliche Unbehagen gegenüber diversen beschuppten Lebensformen widerspiegelt.
Dabei verzichtet der Autor darauf, diese Reptiloiden als kaltblütige, emotionslose Lebewesen darzustellen, damit sie besser als Gegenspieler wirken können. Im Gegenteil: Er besetzt seine Handlung mit einigen ausgewählten Charakteren, die exemplarisch anzeigen, dass die Echsen durchaus in der Lage sind, Gefühle wie Liebe oder Trauer zu empfinden. Als Beispiel sei die Beziehung zwischen S’syrixx und Z’shezhira genannt, die ein tonangebendes Element von Feuer ist.
Eine nachgeschobene Erklärung
Dabei ist das Buch eben nicht nur Teil der Typhon Pact-Reihe, sondern führt ebenso die Abenteuer aus der Titan-Serie weiter fort. Das sieht man unter anderem daran, dass [das] ZweitGen Weiß-Blau, das ja in Synthese seinen Erstauftritt hatte, in Feuer eine wichtige Rolle spielt. Ansonsten ist es schön, dass die kulturelle Vielfalt des Schiffes genutzt wird, ohne dass Deus Ex Machina-mäßig ein Mitglied der Besatzung auftaucht, um die Problematik durch großen, persönlichen Einsatz zu lösen.
Dennoch kann das Buch im Vergleich zum Vorgänger nicht komplett überzeugen. Die große Schwierigkeit ist, dass schon sehr bald Gog’resssh anfängt zu nerven. Michael A. Martin übertreibt es bei der Charakterisierung des durch eine Strahlenvergiftung langsam verrückt werdenden Hauptgegenspielers.
Das hat auch Auswirkungen auf die Spannung von Feuer. Die schafft es zu keinem Zeitpunkt, aufzukommen. Was jedoch nicht nur an dem nervigen Gegenspieler liegt, sondern ebenso an der Tatsache, dass man nie ein Gefühl für die Dringlichkeit erhält, dass die Titan die Gorn aufhalten muss. Man erfährt im Prinzip, dass da eine Welt existiert, die anscheinend bereits schon früher Terraforming erlebt hat, auf der intelligente Lebensformen existieren und das war es. Anstatt wenigstens ein Mal die Sichtweise dieser betroffenen Spezies einzunehmen, damit man als Leser auch nachvollziehen kann, wieso es so wichtig ist, die Gorn zu stoppen, geschieht nichts dergleichen! Das wird dann später halbherzig dadurch erklärt, dass diese anderen Aliens extrem isolationistisch seien, aber das wirkt wie nachgeschoben und kann dementsprechend nicht überzeugen.
Das Solodebüt von Michael A. Martin kann also nicht komplett überzeugen. Mal sehen, wie es bei zukünftigen Werken aussehen wird.
Bewertung 8/15
Autor: Michael A. Martin
Titel: Star Trek – Typhon Pact 2: Feuer
Originaltitel: Star Trek – Typhon Pact: Seize the Fire
Übersetzer: Sabine Elbers, Andrea Bottlinger
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 07/2013
Einband: Taschenbuch
Seiten: 486
ISBN: 978-3-86425-281-5
Sonstige Informationen:
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