Der Anfang ist eigentlich auch das Ende der ersten Fallout-Staffel.
Ein Anfang als Ende
Lucy (Ella Purnell) hat es endlich geschafft: Sie hat ihren Vater Hank (Kyle MacLachlan) gefunden, der Gefangener von Moldaver ist. Die Wissenschaftlerin enthüllt ihr jedoch, dass ihr Vater nicht der nette Mann ist, für den sie ihn all die Jahre zuvor gehalten hat. In Wahrheit hat er gehörig Dreck am Stecken.
Auch der Ghul (Walton Goggins) steuert auf den Unterschlupf von Moldaver (Sarita Choudhury) zu. Er erinnert sich an die Vergangenheit, an die Zeit, als er mit Hilfe einer von der Wissenschaftlerin erstellten Wanze heimlich mithörte, was Vault-Tec, die Firma seiner Ehefrau, in Wahrheit mit den Vaults vorhat, derweil Maximus (Aaron Moten) von seine Lügen eingeholt wird und er nur dank einer anderen Person vor der Exekution gerettet wird.
Mit Das Ende fingt die erste Fallout-Staffel an. Und mit Der Anfang endet sie. Auch das ist eine Art Klammer, die hierbei geschlossen wird.
Psychisch durch die Mangel gedreht
Es ist vor allem eine Episode, in der Lucy im Mittelpunkt des Geschehens steht. Die ehemalige Vaultbewohnerin, die schon in der bisherigen Staffel viel durchleiden musste, wird dieses Mal komplett durch die Mangel gedreht. Allerdings dieses Mal nicht physisch, sondern psychisch.
Fallout war schon immer eine sehr sarkastische und zynische Serie. Doch mit Der Anfang wird das nochmal auf die Spitze getrieben. Es wird hier gezeigt, was man bislang nur als trockene Infos wusste, nämlich, dass Vault-Tec bewusst seine Vaults dazu genutzt hat, um Experimente durchzuführen. Vorgeblich taten sie dies, um für die Zukunft stärkere Menschen heranzuzüchten, doch in Wahrheit haben sie das nur der Macht wegen getan.
Eine Macht, die sie in all den Jahren nie losgelassen haben. Hier greift dann auch der Plot um Lucys Bruder Norm. Der entdeckt, dass das Vault 31 bis auf einen Roboter menschenleer ist. Und dass all die Aufseher von 33 und 32 aus Kryokapseln stammen, in denen sie all die Jahre zuvor geschlafen haben. Was eine ziemliche Überraschung mit enormer Tragweite ist.
Eine Pseudoreligion als Grund
Diese Überraschung ist in Der Anfang umso bedeutsamer, als auch enthüllt wird, dass Lucys Vater Hank zu denen gehört, die bereits damals, vor dem Fall der Atombomben lebten. Und hier zeigt die Serie etwas Interessantes: Man erfährt nämlich, was mit Lucys Mutter geschehen ist. Es ist eine ziemlich heftige Enthüllung, die ein völlig neues Licht auf ihren Herrn Papa wirft.
Heftig vor allem deshalb, weil die Motive, die Rechtfertigung seiner Taten, etwas Pseudoreligiöses hat. Denn in seinen Augen hat Rose, Lucys Mutter, etwas Verwerfliches getan. Etwas, was den „heiligen“ Plänen und Idealen von Vault-Tec widersprochen hat. Weshalb er am Ende sie und zahlreiche Unschuldige bestraft hat.
Man kann also verstehen, wieso Lucy durch all diese Enthüllungen in Der Anfang emotional absolut fertig ist. Im Grunde genommen wurden dadurch die letzten kläglichen Überreste ihres Weltbilds, die die gesamte vorherige Staffel schon gründlich demoliert wurde, endgültig vernichtet. Aber hier zeigt sich auch, dass sie durch die Erfahrungen, die sie gesammelt hat, stärker geworden ist, weil sie dadurch nicht zerbricht, sondern neuen Mut und Entschlusskraft sammelt.
Wenn die Lüge zur Wahrheit wird und umgekehrt
Parallel dazu sieht man, wie die Bruderschaft Moldaver und ihre Gefolgsleute angreift. Es sind wieder brutale und blutige Momente, die allerdings bewusst geschickt eingesetzt werden. Denn im Prinzip unterstreichen sie die Aussagen von Hank und dem Ghul, dass sich die Menschheit nicht ändert und Krieg zu ihr gehört.
Die Plots von Lucy, Norm und dem Ghul bilden in Der Anfang ein großes Ensemblestück, die alle in dieselbe übergreifende Handlung einfließen. Maximus’ Geschichte bildet da einen Außenseiter, weil er nicht direkt in die großen Ereignisse involviert ist. Trotzdem sind seine Erlebnisse für die Story essentiell, da sie eine Kulisse bilden, vor der die Auseinandersetzung zwischen Lucy und ihrem Vater stattfindet.
Es ist die Folge, in der die Lügen, die Maximus die ganze Zeit von sich gegeben haben, ihn einholen. Nur um anschließend überraschenderweise von der Wahrheit gerettet zu werden, um dann wiederum am Ende durch eine unfreiwillige Lüge, die noch nicht mal von ihm selbst kommt, endlich offiziell zum Ritter zu werden. Man wird sehen, was für Auswirkungen dies in der zweiten Staffel haben wird, die ja kommen wird, so viel ist ja inzwischen bestätigt.
Vorbereitung für die zweite Staffel
Es ist nicht das Einzige, was in Der Anfang für die zweite Season präpariert wird. Norms Schicksal bleibt offen, derweil man sieht, wie Hank feige zu einer Stadt flieht, die verdächtig nach New Vegas aus dem gleichnamigen Fallout-Spiel aussieht. Und wenn die kommende Staffel so gut wird die erste, dann darf man sich drauf freuen.
Der Staffelabschluss ist genauso grandios, wie die restliche Season. Damit ist Fallout endgültig zu einem Must-See geworden.
Drehbuch: Gursimran Sandhu
Regie: Wayne Yip
Showrunner: Graham Wagner, Geneva Robertson-Dworet
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