Drei Jungs bauen sich eine Raumkapsel und starten ins All.
Erstkontakt mal anders
Der Teenager Ben Crandall hat seltsame Träume, in denen er fremdartige Schalttafeln sieht. Er wendet sich damit an seinen Freund Wolfgang Müller, der sich im Keller seines Elternhauses als Erfinder und Ingenieur betätigt. Außerdem stößt noch ihr Mitschüler Darren Woods zum Team. Sie alle erleben ähnliche Träume, mit deren Hilfe Wolfgang eine Energiekugel erzeugen kann. Diese hebt sowohl die Schwerkraft als auch die Trägheit auf.
Nach einem Test wird klar, dass sie damit durchs All fliegen können. Aus Metallschrott bauen sich die drei Jungs eine Raumkapsel zusammen und sorgen damit für eine UFO-Sichtung. Um richtig durchstarten zu können, fehlt allerdings noch ein Bauteil, welches ihnen in einem weiteren Traum offenbart wird. Damit gelingt es ihnen endlich, in den Orbit zu fliegen, von wo aus sie mit Überlichtgeschwindigkeit zu einem außerirdischen Raumschiff gelenkt werden. Der Erstkontakt verläuft dort etwas anders als gedacht, denn die Aliens sind selbst bloß neugierige Teenager.
Mit einem Schrottkübel ins All
Zugegeben, das Fahrzeug, das sich die drei Jungs aus Schrotteilen zusammenzimmern, wirkt wenig überzeugend. Es ist weder luftdicht noch würde es einen Flug durchs All überstehen. Nicht einmal einen Antrieb hat das Gefährt. Zum Glück braucht es das aber alles gar nicht, denn der Kern des Ganzen ist die Energieblase. Diese ist gleichermaßen ein Schutzschild, der die Raumkapsel zusammenhält und den Sauerstoff bewahrt, als auch eine Antischwerkraftblase, die sich durch den Raum steuern lässt.
Dieser Kniff verleiht der Weltraumreise ein Minimum an Glaubwürdigkeit. Selbige wird lediglich noch dadurch infrage gestellt, dass eine Autobatterie ausreichen soll, eine solch energieintensive Struktur zu erzeugen. Aber gut, der Film richtet sich an ein junges Publikum und selbst der fantastische Warpantrieb aus Star Trek bräuchte eigentlich die Energie einer ganzen Sonne, um zu funktionieren. Da kann man schon mal ein Auge zudrücken. Zumal einer der Jungs bei dem Starkiller-Film im Autokino anmerkt, dass Explosionen im Weltraum unrealistisch sind. Ein Film, der auf Filmfehler hinweist.
Die Spezialeffekte, mit denen die Reise inszeniert wird, können sich außerdem sehen lassen. Das außerirdische Raumschiff, auf welches die Teenager treffen, sieht sogar richtig cool aus. Das gilt ebenso für die Innensets, die zuweilen etwas abstrakt sind, aber dafür bietet der Kontrollraum einen wunderbaren Blick auf die Sterne. Dafür, dass die Raumschiffsets in aller Eile hochgezogen worden sind, ist das Ergebnis super. Allerdings sind die Kinderdarsteller teils in den noch frischen Beton eingesunken, was die Dreharbeiten verkompliziert hat.
Die zwei Aliens, auf die die Erdlinge treffen, sind ebenfalls ziemlich ausgefallen, wobei die Weibchen dieser Spezies eindeutig hübscher sind. Und anscheindend auch intelligenter. Das Alienmädchen Neek flirtet mit Wolfgang, von dessen Intellekt sie sich angezogen fühlt. Dabei spricht sie fließend Irdisch, während ihr abgedrehter Bruder Wak fast ausschließlich mit Filmzitaten kommuniziert. Diese beiden haben nämlich irdische Funksignale aufgefangen und so die Sprache der Menschen gelernt. Mit anderen Worten: Sie hängen genauso den ganzen Tag vor der Glotze wie die meisten Erdlinge. Vor denen haben sie ziemliche Angst, weil im Fernsehen jede Menge Invasionsfilme wie Kampf der Welten (1953) laufen, in den die Menschen sich mit Außerirdischen bekriegen. Deshalb haben Neek und Wak drei junge Exemplare ausgewählt, für die noch Hoffnung besteht.
Viel Zeit bleibt ihnen nicht, um sich mit Ben, Wolfgang und Darren auszutauschen, denn ihre Raumyacht wird kurz nach der Ankunft der Erdlinge von einem noch größeren Raumschiff geschluckt. Wak behauptet, es handele sich um Raumpiraten, und drängt die drei Erdenkinder zum Gehen. Wie sich jedoch herausstellt, handelt es sich nicht um Piraten, sondern um den Vater der beiden Aliens. Der ist deutlich größer und seine Kopffühler haben sich zu herabbaumelnden Armen entwickelt. Das macht den Film zum Ende hin leider etwas albern. Ebenso die Sprache der Außerirdischen, die nicht aus Wörtern, sondern aus genuschelten Lauten besteht.
Davon abgesehen ist der Film aber fantastisch. Nach der Rückkehr der drei Erdenjungs bricht der Kontakt auch nicht gänzlich, denn als Abschiedsgeschenk hat Ben von Neek ein Medaillon erhalten, mit dem er über seine Träume in Verbindung bleiben kann. Dies nutzt er sogleich, um gemeinsame Träume mit seinen Freunden und seiner Angebeteten Klassenkameradin Lori zu erleben. Deren Rolle fällt allerdings etwas dürftig aus, dafür dass es sich um Bens Traumfrau handelt, was hier wörtlich zu verstehen ist.
Hochkarätige Besetzung
Der Cast von Explorers wartet mit einigen bekannten Namen auf. Wobei Ethan Hawk, der die Hauptrolle des Ben Crandall spielte, seinerzeit als Kinderstar noch ganz am Anfang seiner Karriere stand. Sein großer Durchbruch kam erst vier Jahre später mit Der Club der toten Dichter (1989). Ins Science-Fiction-Genre kehrte er immer mal wieder zurück, darunter in Gattaca (1997), dem Remake von Total Recall (2012) und Valerian (2017). MCU-Fans könnte er zudem aus der Serie Moon Knight (2022) bekannt sein. Hawk ist aber nicht nur vor der Kamera sehr aktiv, sondern hat bereits einige Drehbücher und Regiearbeiten abgeliefert.
Hawks Schauspielkollegen aus Explorers hatten da schon weit weniger Glück. Darren Woods-Darsteller Jason Presson schaffte es nicht über eine Karriere als Kinder- und Jugendstar hinaus. Seine letzte bekannte Rolle spielte er 1991. Immerhin stand er im Jahr zuvor noch einmal für Regisseur Joe Dante in Gremlins 2 vor der Kamera, wenn auch nur in einer kleinen Nebenrolle.
Das ist aber noch gar nichts im Vergleich zum Schicksal von Amanda Peterson und River Phoenix. Zunächst einmal zur Darstellerin der Lori Swenson, die lediglich ein Love Interest für Ben darstellt. Ursprünglich war ihre Rolle im Rahmen einer kompletten Nebenhandlung wesentlich größer angelegt, doch musste der Film von rund drei Stunden auf 105 Minuten herunter gekürzt werden. Wäre der Film heute gedreht worden, wäre Lori wohl mit ins All geflogen und hätte Darren ersetzt. So ist ein reines Jungs-Abenteuer daraus geworden. Kein gutes Karrieresprungbrett für Amanda Peterson und tatsächlich spielte sie nur in neun Filmen mit, zuletzt 1995. Alt geworden ist sie ebenfalls nicht. Am 3. Juli 2015 verstarb die zweifache Mutter fünf Tage vor ihrem 44. Geburtstag an einer Überdosis verschiedener Medikamente.
River Phoenix, der kurz nach Explorers an der Seite von Will Wheaton in der Stephen King-Verfilmung Stand by Me (1986) seinen großen Durchbruch hatte, galt dagegen als vielversprechender Jungschauspieler. Er hätte wohl eine ähnliche Karriere wie Ethan Hawk hingelegt, wenn der in einer Sekten-Kommune unter fragwürdigen Bedingungen aufgewachsene Jungstar kein massives Drogenproblem gehabt hätte. Er verstarb am 31. Oktober 1993 im Alter von nur 23 Jahren. Was aus ihm noch hätte werden können, zeigt sein Bruder Joaquín Phoenix, der heute zu den Top-Stars von Hollywood zählt.
Rivers Rolle des Nerds Wolfgang Müller, der übrigens auch im englischen Original diesen deutschen Namen trägt, ist Teil einer Großfamilie, deren Vater von keinem Geringeren als James Cromwell gespielt wurde. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn während in Explorers sein Filmsohn als erster Mensch einen Überlichtflug hinlegt und dabei Kontakt zu Aliens aufnimmt, spielte er selbst in Star Trek: Der Erste Kontakt (1996) den Erfinder des Warpantriebs Dr. Zefram Cochrane, der mit seinem Testflug den Erstkontakt mit den Vulkaniern auslöst. Weiterhin hatte er unterschiedliche Rollen in TNG und DS9.
In Explorers war Cromwell nicht der einzige spätere Star Trek-Star. Auch der Holodoc der Voyager, Robert Picardo, hatte gleich mehrere Rollen. Darunter den Filmhelden Starkiller, der auf der Leinwand eines Autokinos in einem fiktiven Science-Fiction-Film zu sehen ist, sowie Wak und dessen Vater. Dies sollte zudem nicht seine einzige Zusammenarbeit mit Regisseur Joe Dante sein, denn er spielte u. a. den Cowboy in Die Reise ins Ich (1987), einen Müllmann in Meine teuflischen Nachbarn (1989) sowie die Rolle des Forster in Gremlins 2 (1990).
Ein weiteres bekanntes Gesicht aus Gremlins 2 ist Dick Miller (1928-2019), der in Explorers den Polizisten Charlie Drake mimte, welcher das UFO der drei Teenager aufspürt. Die Rolle ist jedoch nicht als Antagonist angelegt, vielmehr freut sich Drake für die Kids, da er offenkundig selbst als Kind von Außerirdischen kontaktiert wurde. Zu guter Letzt hatte dann noch Drehbuchautor Eric Luke einen kleinen Gastauftritt als Lehrer.
Fazit von Explorers: Abgehoben!
Welcher Sci-Fi-Nerd hat als Kind nicht davon geträumt, selbst ins All zu fliegen und Außerirdischen zu begegnen? Explorers hat etwas von einem wahr gewordenen Jugendtraum, vor allem was den Regisseur Joe Dante betrifft. Der war in seiner eigenen Kindheit und Jugend nämlich selbst ein großer Fan von Science-Fiction- und Monsterfilmen, mit deren Merchandise er Bens Zimmer dekoriert hat. Außerdem sind Ausschnitte aus Kampf der Welten (1953), Der Tag an dem die Erde still stand (1951) und anderen Klassikern zu sehen.
Inzwischen ist Explorers selbst zum Kultklassiker avanciert, obwohl er seinerzeit an den Kinokassen floppte. Das lag vor allem an der Konkurrenz durch Filme wie Zurück in die Zukunft (1985) oder Cocoon (1985) und weniger daran, dass sich zumindest eines der Aliens als etwas nervtötend herausstellt. Dennoch hat der Film einige schöne Momente, die manche Zuschauer sicherlich an ihre eigene Kindheit erinnern werden. Zumindest all jene, die den Streifen noch von früher kennen.
Info
Drehbuch: Eric Luke
Regie: Joe Dante
Erscheinungsjahr: 1985
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Positiv
- Annehmbare Spezialeffekte und skurrile Aliens.
- Kindgerechte Inszenierung.
Negativ
- Kürzung der weiblichen Hauptrolle auf eine Nebenrolle.
- Wak ist völlig überdreht und nervt zuweilen.
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