Die Romulaner erreichen Coppelius. Aber Picard hat noch ein Ass im Ärmel.
Staffel 1- Folge 10
„Et in Arcadia Ego Teil 2“ – „Et in Arcadia Ego Part 2“
Nachdem Picard (Patrick Stewart) unter Hausarrest gestellt wurde, machen sich die Synths daran, die Barke für die „Supersynth“ zu bauen. Währenddessen trifft Narek auf dem Kubus auf seine Schwester Narissa (Peyton List) und besorgt sich Sprengladungen. Er sucht die La Sirena auf und versucht Rios und Raffi davon zu überzeugen, ihm zu helfen. Dr. Soong (Brent Spiner) entdeckt, dass es Sutra war, die Saga getötet hat. Er schließt sich ebenfalls der Truppe an. Der Versuch schlägt leider fehl und Soji (Isa Briones) ruft die „Supersynth“…
Rezension
Narek (Harry Treadaway) erzählt am Lagerfeuer von einer alten Sage: Ganmadan. Demnach erzählen sich die Romulaner schon seit sehr vielen Jahren (bevor die Vorfahren Vulkan erreichten) eine Geschichte von Zwillingen – einer Vorbotin und einer Zerstörerin. Hmmm. Das wirkt irgendwie gar nicht rund. War es nicht bisher so, dass die Konklave der Acht die Romulaner gewarnt hat und daraus die Zhat Vash entstanden sind? Woher kommen nun diese Geschichten auf einmal? Und warum haben wir überhaupt die Zeit für eine Lagerfeuergeschichte?
Elnor (Evan Evagora) findet übrigens, dass man Narek nicht trauen darf – denn seine Schwester hat Hugh getötet. Okay. Also will Elnor Narek in Sippenhaft nehmen, statt ihm zu misstrauen, weil er versucht hat, Soji zu töten? Oder ist dies nun ein Fall für „Da war er ja nicht dabei und weiß es nicht“? Nun, Seven (Jeri Ryan) war auch nicht beim Tod von Hugh dabei und sie nimmt trotzdem Rache an Rizzo. Von der wir immer noch nicht wissen, ob sie wirklich so heißt. Mehr darf sie dann übrigens nicht tun.
Schon in der letzten Folge wurden uns eine Menge mögliche Lösungen gezeigt. Der Kubus erweist sich hier aber endgültig als McGuffin. Die Borg, die xBs – die Arbeit von Soji auf dem Kubus. Hat alles nicht viel mit der eigentlichen Handlung zu tun und dient nur dazu, mehr „Handlung“ zu liefern. Da die Szenen auf dem Kubus allesamt immer der größte Schwachpunkt waren, hat das also nicht geklappt.
Das Gerät, das Saga an Raffi (Michelle Hurd) weitergab, ist natürlich sagenhaft. Man muss sich nur vorstellen, wie das Schiff repariert wird und das Gerät macht es auch. Und das klappt natürlich auch bei komplett neuen Geräten, die gar nicht an Bord sind. Ist wohl so eine Art Handheld-Replikator, der obendrein auch Gedanken lesen kann. Nett. Und kommt natürlich am Ende auch gerade richtig, um mit einem Schiff die romulanische Flotte lange genug aufzuhalten, bis das Copy&Paste Geschwader der Sternenflotte eingetroffen ist. Okay, das ist ein wenig hart – es sind beides Copy&Paste Flotten. Denn auch die angreifenden 218 Schiffe bestehen nur aus zwei Schiffstypen. Wohlgemerkt, neue Designs. Da ist nun die Frage: Hat man diese nach Nemesis (2379) entwickelt und gebaut oder nach der Supernova (2387)?
Eine kleinere Flotte wäre glaubhafter und obendrein ausreichend gewesen. Man stelle sich einmal vor, was drei oder meinetwegen auch fünf oder zehn TNG-Warbirds in so einem Bild bewirkt hätten. Zum einen würde es deutlich machen, in welcher Lage die Romulaner eigentlich stecken. (Wir erinnern uns: Ein ehemaliger Senator war auf Vashti nicht viel mehr als ein normaler Bewohner.) Und dann würde es noch dafür sorgen, dass die Geheimorganisation innerhalb der Geheimorganisation glaubwürdiger erscheint.
Okay, man kann natürlich argumentieren, dass nicht jeder der Warbirds weiß, dass General Nedar (Tamlyn Tomita) eigentlich ein Mitglied der Zhat Vash ist. Trotzdem ist die Flotte arg gewaltig für ein Volk, das auf die Hilfe der Föderation angewiesen war, um betroffene Welten zu evakuieren.
Leider ist fast der gesamte Plot dieser Folge entweder total vorhersehbar oder belanglos. Narissa Rizzo ist eine der langweiligsten Antagonisten der letzten Jahre. Ich fand ja Control aus Discovery schon langweilig, aber Narissa hat kein Stück Tiefe bekommen und auch keine nennenswerten Szenen. Elnor? Warum war der noch mal dabei? Für platte Einzeiler? Sutra wird nach dem Aufbau in der Folge davor einfach so ausgeknipst? Tja, passiert. Ach, Dr. Jurati (Alison Pill) ist ein Doppelagent? Wer hätte das gedacht.
Immerhin: Captain Riker (Jonathan Frakes) endlich auf dem Platz in der Mitte zu sehen, war ein echter Feelgood-Moment. Und Alison Pill ist ein Highlight der Serie, ebenso wie Santiago Cabrera als Rios und Hologramme.
Ein Tod, der keiner ist
Der größte Schlag ins Gesicht ist allerdings das, was ich schon vermutet hatte. Picard stirbt und sein Geist wird in den Golem transferiert. Prinzipiell ja eine nette Geschichte, aber man ignoriert dabei komplett alles, was Trek bisher war (okay, bis 2009 war). Welches Recht haben die anderen, Picards Leben künstlich zu verlängern? Wir reden hier nicht von einer OP und einem Kunstherz, wir reden hier davon, ihn zu einem Androiden zu machen. Das ist schon ein gewaltiger Einschnitt in die Persönlichkeitsrechte. Und man diskutiert nicht mal davor oder danach darüber. Es wird einfach so entschieden. Schlimmer ist dann nur noch, dass die gesamten Trauerszenen und Elnors Gefühlsausbruch somit komplett irrelevant sind.
Einen besseren Aufhänger als diese Krankheit hätte man doch gar nicht haben können. Picard weiß, dass seine Tage gezählt sind. Und er will sie nicht ungenutzt lassen. Das Damokles-Schwert in seinem Hirn hängt die gesamte Serie über ihm. Jetzt hat man es einfach entfernt, indem man ihm einen Androidenkörper gegeben hat. Der natürlich aussieht wie Picard mit 97, altert und keine anderen Androideneigenschaften hat. Hätte man sich dann eigentlich auch komplett sparen können, seine Krankheit mit ins Spiel zu bringen.
Richtig mutig wäre es gewesen, Picard sterben zu lassen und am Ende der Folge dann die USS Picard vorzustellen. Dann wäre die gesamte erste Staffel zwar quasi ein Pilotfilm, aber das war sie jetzt auch. Wir haben ja jetzt die Crew beisammen.
Eine Frage hätte ich da noch
Wie viele Synths leben auf dem Planeten? Und deren Leben ist wichtiger als das Überleben der Galaxis? Interessant. Tut mir leid, aber früher hätte man generell erst mal darüber diskutiert, ob dieses Versprechen der „Supersynth“ nicht eventuell eine Falle sein könnte. Oder dass man sich in der Deutung einfach geirrt hat. Aber nein, heute geht es halt nur um den Effekt. Am Anfang einer Staffel wird entschieden, was man generell erzählen will (Hier: Die drohende Vernichtung durch die „Supersynth“) und dann wird alles drumherum auf diesen einen Punkt hingeschrieben, mit möglichst wenig Antworten während der Staffel und möglichst vielen neuen Fragen. Fragen, die wir aber nur halb oder halbherzig erklärt bekommen. Was wird nun aus den Zhat Vash? Warum überhaupt ziehen die sich zurück, die Synth können doch einfach später eine neue Barke bauen? Wie genau funktioniert diese Barke überhaupt? Erst war sie ein Transmitter, jetzt öffnet sie ein Portal?
Wieso ist Soji nun an Bord der La Sirena und nicht bei ihrem Volk? Warum wird Agnes so leicht verziehen? Warum ist Seven mit dabei, die hat da doch einen ganzen Kubus mit xBs auf dem Planeten? Warum ist Picard nicht wegen seiner Krankheit auf dem Planeten im Briar Patch?
I still don’t like you.
– Elnor
Fun Facts
- Die Brücke der USS Zheng He ist eine umgebaute Discovery-Brücke. Die Szene wurde während der Drehbarbeiten zur dritten Staffel von Star Trek: Discovery erledigt.
- Dies ist die elfte Episode mit einem lateinischen Titel. Nur in TOS (und TAS) gab es keine Episoden mit lateinischen Namen.
- Data hört in seiner letzten Szene Blue Skies von Bing Crosby. Dies lief auch in der ersten Folge der Serie und er sang den Song selbst in Star Trek: Nemesis.
Der Titel
Die Bedeutung habe ich euch schon in der Rezension zum ersten Teil erklärt. „Der Tod lauert auch in einer Utopie“. Nachdem ich nun beide Teile gesehen habe, würde ich dabei am ehesten auf Data tippen – der in dieser Folge zum zweiten Mal stirbt. Die Simulation, in der sein Bewusstsein weiter existiert, kann man als Idylle ansehen. Selbstverständlich gibt es auch mehr Interpretationsmöglichkeiten – der Tod von Saga oder Picard. Oder Michael Chabon war hier sehr zynisch und hat damit zum Ausdruck bringen wollen, dass die Utopie selbst (Föderation) in dieser Staffel stirbt.
Fazit zu Et in Arcadia Ego Teil 2
Das ist die schwerste Rezension, die ich bisher schreiben musste. Ich wusste einfach nicht, wo ich anfangen soll. Die Episode war in weiten Strecken absolut vorhersehbar. Lediglich der endgültige Tod von Data und die Szenen um ihn herum sind wirklich gelungen, Rikers Auftauchen ebenso. Es wirkt wie ein „Last Farewell“ für Data, der nun einen richtigen Abschied bekommen hat. Man kann an dieser Episode wirklich eine Menge kritisieren.
Ein Fazit zu unserem warpTalk
An dieser Stelle stand sonst immer die Aufforderung in unserem warpTalk über Star Trek: Picard zu reden. Jeden Freitag Abend. Und das würde ich mal sagen, war so semi-erfolgreich. Ich selbst hatte leider nicht immer die Zeit, den Chat anzufachen, was aber offenbar nötig ist. Trotzdem gab es wirklich angeregte Gespräche, niemand wurde ausfallend und es war auch immer wer da. Manche User wurden sogar Stammgäste. Wir werden dies also so beibehalten bei späteren Serien und eventuell auch auf andere Franchises ausweiten.
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