Eine neue Ära bricht mit dem ersten Band der »Star Trek – Titan«-Reihe an, geschrieben von Michael A. Martin und Andy Mangels.
Der totale Kontrast
»Star Trek – Titan« ist das komplette Kontrastprogramm zu »Star Trek – Vanguard«. Anstatt auf Intrigen und eine große Verschwörung zu setzen, konzentriert sich diese Reihe auf die Faszination, die Gene Roddenberrys Idee so ausmacht: Das friedliche Erforschen des Unbekannten und die Zusammenarbeit vieler verschiedener Spezies.
Zugegeben: Letzteres dürfte der durchschnittliche Fan nur anhand der TV-Serien und Kinofilmen eher am Rande mitgekriegt haben. Dort bestand die Stammcrew überwiegend aus Menschen, mit ein paar menschenähnlichen Außerirdischen als Hinweis darauf, dass diese ebenfalls in der Föderation vorhanden waren. Und von diesen Aliens waren überdurchschnittlich viele Vulkanier.
Alles, nur nicht irdisch
In der »Titan«-Reihe soll das anders sein. Konzipiert von dem damaligen Pocket Books (Der US-Verlag besitzt seit Jahren die literarische »Star Trek«-Lizenz) Redakteur Marco Palmieri entsteht die Faszination aus der Tatsache, dass das Schiff zu einem Großteil aus »Außerirdischen« besteht. Der Captain ist dabei niemand Geringeres als der langjährige Erste Offizier der Enterprise, William Riker.
Der Auftaktband »Eine neue Ära« wird dabei von Michael A. Martin und Andy Mangels geschrieben. Beide arbeiteten schon vorher lange Zeit zusammen, als sie 1997 gemeinsam die Geschichten für die »Star Trek – Deep Space Nine«-Comicreihe bei Marvel verfassten. Das Team löste sich 2008 auf und ging ihres jeweiligen Weges.
Nemesis lässt grüßen
Nachdem William Riker jahrelang die „Nummer Eins“ von Jean-Luc Picard war, tritt er jetzt mit der Titan sein erstes eigenes Kommando an. Sein Schiff ist ein Forschungsschiff, speziell dafür entwickelt und designt, die Vielfalt der Föderation zu repräsentieren. Seine Crew besteht aus vielen verschiedenen Spezies, wie Vulkaniern, Cardassianern, Ferengi oder Trill.
Doch der Aufbruch zu neuen Welten, die es zu erkunden gilt, muss verschoben werden. Nach den Ereignissen des »Star Trek: Nemesis«-Films, als der romulanische Rat einem Attentat zum Opfer fiel, droht ein Bürgerkrieg in dem Reich auszubrechen. Um dies zu verhindern, soll und will die Föderation zwischen den Parteien vermitteln. Doch einige Interessengruppen, wie die Remaner oder die Anhänger von Spocks Unterfangen, das romulanische und vulkanische Volk wieder zu vereinen, werden dabei bewusst und auf Druck der Romulaner nicht berücksichtigt. Die Situation ist also hochexplosiv.
Prominente Starthilfe
Ganz wie es Tradition bei »Star Trek« ist, so erhält der erste Band der »Titan«-Reihe prominente Starthilfe. Denn niemand geringeres als Spock tritt in der Geschichte auf und ist sogar essentieller Bestandteil der Story. Gleichzeitig ist er allerdings nicht der einzige Teil der »Star Trek«-Historie, der hier auftritt. Bekannt aus Film und Fernsehen trifft der Leser unter anderem auf Figuren wie Tuvok, Donatra oder Tal‘Aura. Für Kenner der »Star Trek«-Literatur gibt es hingegen ein Wiedersehen mit Protagonisten wie Christina Vale oder Ranul Keru, wobei deren früheren Erlebnisse teilweise nicht auf Deutsch vorliegen.
Doch auch die neuen Charaktere machen Spaß. Beide Autoren nehmen sich die Zeit und machen einen Querschnitt durch die Besatzung des Schiffes. So ist der Chefarzt der Titan der Pahkwa-thanh, eine reptiloide Spezies, Shenti Yisec Eres Ree, der dem Leser mit seinem Humor sofort ans Herz wächst. Oder aber die Selkie Aili Lavena. Oder die Computerspezialistin K‘chak‘!‘op, die sich als Pak‘shree vom Rest der Besatzung zurückzog. Oder, oder, oder….
Ein milder Schmerz
Die Tatsache, dass die eigentliche Mission der Titan, das Erforschen des Unbekannten, in „Eine neue Ära“ noch nicht wahrgenommen wird, lässt sich verschmerzen. Das Thema wird auch im Buch selbst angesprochen. Es wird eine glaubwürdige Erklärung für den Aufschub gegeben, wobei klar ist, dass zukünftige Erzählungen wirklich von »Unbekannten Galaxien« berichten werden.
Was mit zu der Linderung des Schmerzens beiträgt, ist die Tatsache, dass die Geschichte spannend ist und gleichzeitig verzichtet wird, die Romulaner in einem negativen Licht darzustellen. Stattdessen ist die Charakterisierung aller wichtigsten Figuren erstaunlich differenziert und nuanciert. Einzige Ausnahme ist die Darstellung der Klingonen, die als dreckige Raufbolde präsentiert werden. Es heißt zwar im Roman, dass das eine Fassade sei, doch wirkt diese Erklärung nicht überzeugend, da es an entsprechenden Szenen fehlt, die diese Aussage untermauert.
Ein Name, den man sich merken sollte
Lesenswert sind auch die redaktionellen Anhänge. So gibt es in der Mitte des Buches ein ausklappbares Faltblatt, in dem die Titan von allen Seiten detailliert dargestellt wird. Jörn Prodehl beschäftigt sich mit der Konzeption der Romanreihe, derweil Julian Wangler, das Führungstrio und die romulanische Situation näher beleuchtet. Letzteren Namen gilt es sich zu merken, da er in kommenden Romanen für diverse interessante Texte sorgen wird.
„Eine neue Ära“ ist ein Auftakt nach Maß, der das Interesse an den zukünftigen Geschichten weckt. Mehr davon!
Info
Autor: Michael A. Martin, Andy Mangels
Titel: Star Trek – Titan 01: Eine neue Ära
Teil/Band der Reihe: Star Trek – Titan 01
Originaltitel: Star Trek – Titan: Taking Wing
Übersetzer: Stephanie Pannen
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 11/2008
Einband: Taschenbuch
Seiten: 384
ISBN:978-3-959818-57-5
Sonstige Informationen:
Produktseite
Warpskala
WarpskalaPositiv
- Interessante Crew
- Prominente Starthilfe
- Differenzierte Darstellung der Romulaner
Negativ
- Klingonen werden als dreckige Raufbolde dargestellt
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