Dr. Claire Finn und der Androide Isaac knüpfen in „Ein gelungener Refrain“ zarte Bande – natürlich nicht ohne Schwierigkeiten.
Staffel 2, Folge 6
Ein gelungener Refrain – A Happy Refrain
Handlung
Es sei heute mal erlaubt, die Handlung kurz und knapp zusammenzufassen: Dr. Claire Finn hat sich verliebt. Und das ausgerechnet in Isaac, den Androiden. Dieser kann, wie wir alle wissen, keine Emotionen empfinden. Die Anfänge laufen nicht gerade rund.
Rezension
Lachen und Weinen lagen in dieser Folge nah beisammen. Dass mir ernsthaft einmal die Tränen in den Augen stehen würden, wenn ich „The Orville“ schaue, hätte ich nicht gedacht. Aber „Ein gelungener Refrain“ hat es geschafft.
Claire fühlt sich in Isaacs Gegenwart sichtlich wohl. Das war bereits seit dem Shuttleabsturz in „Falte im Weltraum“ (Staffel 1) kaum zu übersehen. Seitdem gab der Androide ihrem Sohn Ty Klavierunterricht und verbrachte viel Zeit mit der Familie. Natürlich nicht ganz ohne Selbstzweck. Denn für Isaac bot das alles eine exzellente Gelegenheit, das Sozialverhalten der Menschen zu studieren.
Claire merkt jedoch plötzlich, dass hinter ihren Gefühlen mehr steckt. Kein Wunder: Isaac scheinen auch die kleinsten Macken der Ärztin aufzufallen. So bringt er ihr beispielsweise während ihrer Arbeit eine Banane. Quasi als Gegenmittel, weil sie nach 16 Uhr immer so übellaunig wird. Auch bemerkt er, dass Claire „die Konfiguration ihres Haares modifiziert hat“. Übersetzt: Sie hat eine neue Frisur. Für Außenstehende kaum ersichtlich, für einen Androiden offenbar ins Auge stechend. Und welche Frau könnte schon einem „Mann“ widerstehen, der so viel Aufmerksamkeit zeigt?
Das Problem ist nur, dass Isaac eben kein normaler Mann ist. Aufgrund dessen fragt Claire auch Kelly um Erlaubnis – ja fast schon um Rat – ob sie die Beziehung überhaupt eingehen dürfe. Und Dienst hin oder her – die beiden Damen genehmigen sich erst einmal ein Glas Wein, um das auszudiskutieren. Obwohl Kelly wegen Claires Männerwahl sichtlich irritiert ist, rät sie ihr doch dazu, das Wagnis zu riskieren.
So bittet die Ärztin den Androiden also um ein erstes Date. Der reagiert verwundert: „Eine soziale Verabredung, die das Paarungsverhalten erleichtern soll?“ Claire ist leicht vor den Kopf gestoßen von dieser Antwort, aber im Grunde bringt sie alles auf den Punkt. Beide verabreden sich zu einem Abendessen.
Das verläuft natürlich alles andere als normal – geschweige denn romantisch. Isaac hat sich alle Informationen über Dr. Finn in der Datenbank heruntergeladen. Für ihn gibt es einfach nichts mehr über Claire zu erfahren, alles ist bis ins Detail vorausgeplant. Dennoch gibt sie ihm beim Abschied einen Kuss auf „die Wange“ und Isaac bittet um eine zweite Verabredung. Claire ist sich jedoch nicht mehr sicher, ob sie sich Isaacs Unfähigkeit zu wirklichen Gefühlen antun will. Sie erklärt ihm, dass es besser sei, wie vorher miteinander umzugehen.
Ungewöhnlich schnell lässt sich der Androide von LaMarr umstimmen, die Flinte nicht gleich ins Korn zu werfen. Isaac arrangiert ein zweites Date im Holo-Restaurant, hat aber alle Detail-Informationen Claire betreffend gelöscht, um sie nun ganz von Neuem kennenzulernen.
Als Claire zur Verabredung erscheint, verwandelt sich Isaac in einen echten Menschen. (Wir sehen hier erfreulicherweise zum ersten Mal auch den Schauspieler hinter dem Androiden-Kostüm: Mark Jackson.) Der Abend verläuft wesentlich harmonischer als der erste und beide verbringen die Nacht miteinander.
Isaac hat jedoch „mit der koitalen Paarung die Datensammlung abgeschlossen“ und beendet daraufhin die Beziehung. Claire ist sichtlich verletzt. Auch die Mannschaft macht den Androiden in gewohnt offensiv-defensiver Weise darauf aufmerksam, dass sein Verhalten nicht korrekt war.
Der Androide versucht daraufhin, seine Erfahrungen mit Claire zu löschen. Er erklärt aber Ed, dass sie weit tiefer in seinen Subroutinen verankert ist als gedacht. (Anmerkung der Autorin: Das ist auf schräge Art und Weise eine der schönsten Liebeserklärungen, die ich jemals gehört habe.) Ed stößt Isaac nun mit der Nase darauf, dass er in Claire verliebt sei und rät ihm zu etwas mehr Kreativität, um seine Angebetete zurückzugewinnen.
Der lässt sich auch wirklich etwas einfallen: Claire schwärmte während ihrer beiden Dates vom Regen auf der Erde. Während es mitten auf der Brücke plötzlich zu regnen beginnt und im Hintergrund „I’m singing in the rain“ läuft, erfolgt Isaacs Liebeserklärung der etwas anderen Art: „Ich habe festgestellt, dass meine internen Programme effizienter mit dir laufen.“ Wer könnte da schon widerstehen? Die beiden küssen sich – ein echter Taschentuchmoment, der einem die Tränen in die Augen treibt.
Grund zum Lachen gab es ausreichend in der Folge. Nicht nur, dass die Szenen zwischen dem kalten Isaac und der emotionsreichen Claire immer wieder für witzige Momente sorgten. Auch Bortus gab mal wieder Anlass zum Kichern: Ausgerechnet Malloy machte ihm den Vorschlag, sich doch einmal einen Bart stehen zu lassen. Gesagt, getan: Bortus betritt behaart die Brücke. Daraufhin schleicht Ed zu Malloy: „Weißt Du noch, als wir darüber geredet haben, dass du überlegen solltest, was du zu Bortus sagst? Das wäre dann sowas gewesen.“ Betreten schwindeln ihn die Crew-Mitglieder an, dass die Gesichtsbehaarung gut aussieht. Nur Klyden beschwert sich, dass es beim Küssen stört und das Essen drin hängen bleibt. Und Klyden zuliebe rasiert sich Bortus den Bart auch wieder ab.
Bemerkenswert
- Das Skript zu „Ein gelungener Refrain“ stammt von Seth MacFarlane. Er erzählte Mark Jackson vorab aufgeregt von der Idee, in dieser Folge auch einmal den menschlichen Isaac vorzustellen.
- Claires Sohn Ty spielt in dieser Folge am Klavier „Tristesse“ von Frédéric Chopin. Kai Wener (Ty) spielte in der Szene wirklich. Der junge Schauspieler besitzt großes musikalisches Talent. Regisseur Jon Cassar dazu: „Everyone was blown away.“
- Es hört sich an, als ob das Orchester der Planetarischen Union „Singing in the Rain“ spielt. Aber der Song heißt eigentlich „MGM Jubilee Overture“. Erst in der Schluss-Szene ertönt „Singing in the Rain“ von Gene Kelly. Das war sicher ein Wunsch von Seth MacFarlane, der nicht nur ein großer Fan der Musik aus den 40er- und 50er- Jahren ist, sondern auch ein hervorragender Sänger. Bisher blieb uns das Talent bei „The Orville“ leider verborgen. Aber was nicht ist, kann noch werden…
Fazit zu Ein gelungener Refrain
Eine der gelungensten Orville-Folgen überhaupt. Mit viel Liebe zu den Charakteren erzählt. Absolut sehenswert.
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