Indiskretion ist für den Cardassianer Dukat eine wichtige Folge.
Ein Produkt der Vergangenheit
Ein alter Freund kontaktiert Kira Nerys (Nana Visitor). Er hat Hinweise auf ein vor Jahren verschollenes cardassianisches Raumschiff gefunden, das bajoranische Gefangene transportiert hatte. Der Major will dem Schiff natürlich nachspüren, erhält allerdings unerwartete Begleitung in Form von Legat Dukat (Marc Alaimo).
Als beide schließlich den Ort erreichen, wo das Schiff zuletzt war, finden sie es abgestürzt vor. Es müssen allerdings Leute überlebt haben, weil die Toten ordentlich bestattet wurden. Bei einer weiteren Untersuchung findet Kira heraus, dass das Schiff zwei Passagiere transportierte: die Bajoranerin Tora Naprem und ihre Tochter Tora Ziyal.
Ziyal ist ein cardassianischer Name, weshalb Kira Nerys schlussfolgert, dass das Mädchen aus einer Liaison der Mutter mit einem Cardassianer entstammt sein muss. Und dieser war allem Anschein nach niemand Geringeres als Dukat. Dieser gesteht die Affäre ein und erklärt, dass er, um seine Familie zu schützen, das Kind töten muss. Der Major redet auf ihn ein, dies nicht zu tun, doch der Entschluss des Legaten steht fest.
Der nächste Schritt in der Beziehung
Die beiden finden heraus, dass die Überlebenden Gefangene der Breen sind. Sie spüren sie auf und können sie befreien. Dabei macht sich Dukat in einem Moment der Unachtsamkeit alleine auf, um seine Tochter aufzuspüren. Als dies geschehen ist, ändert er seine Meinung. Er beschließt, sie am leben zu lassen.
Kasidy Yates (Penny Johnson) hat für Benjamin Sisko (Avery Brooks) eine, wie sie meint, großartige Neuigkeit. Sie wird in Zukunft für die Bajoraner arbeiten und sucht deshalb ein Quartier auf der Raumstation. Doch der Captain ist von der Nachricht nicht so begeistert, wie man es eigentlich hätte meinen sollen. Er versucht, sie von diesem Schritt abzubringen, was zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden führt. Erst ein Gespräch mit Jake (Cirroc Lofton) bringt den Stationskommandanten dazu, einzusehen, wie unsinnig seine Reaktion ist und er entschuldigt sich dafür bei seiner Geliebten.
Indiskretion ist wieder eine der Folgen, bei der ich am Ende nicht so recht weiß, wie ich sie bewerten soll. Einerseits bietet sie viel Material und gute Charaktermomente. Aber andererseits bin ich mit einigen Charakterentwicklungen nicht einverstanden, weil sie, wie ich meine, in die falsche Richtung führen. Mal ganz abgesehen von einem absolut schwachsinnigen B-Plot, doch dazu später mehr.
Produktive Reibereien
Das Besondere an dieser Episode ist die Zusammenarbeit zwischen Major Kira Nerys und Dukat. Wobei er im englischen Original eigentlich zum Legaten befördert wurde, was in der Deutschen Übersetzung leider verlorengegangen ist. Dort wird er wiederholt als Gul tituliert, was ja nicht mehr stimmt. Auf jeden Fall ist dies eine Zusammensetzung, die Konfliktpotential besitzt. Denn auch, wenn der ehemalige cardassianische Kommandant von Deep Space Nine sich scheinbar zum Guten gewandelt hat, existiert da immer noch einiges Unausgesprochenes zwischen den beiden.
Das wird im Laufe der Folge teilweise angesprochen. Vor allem zu Beginn ihrer Reise kommt es zu Reibereien, auf Grund ihrer jeweiligen Erfahrungen. Es ist auch gut, dass Indiskretion das nicht unter den Teppich kehrt, sondern dies als Startpunkt für eine Entwicklung nutzt, in der beide lernen, miteinander umzugehen.
Interessant wird die Episode dann ab dem Moment, wo die zwei auf das abgestürzte Raumschiff stoßen und man erfährt, dass Dukat eine bajoranische Mätresse hatte. Dies ist eine Neuigkeit, die einen beim näheren Nachdenken eigentlich nicht überrascht. Es gibt genügend historische Parallelen, in denen Männer aus einer überlegenen Lage sich Frauen eines unterdrückten Landes oder Volkes als Geliebte hielten. Und wieso sollte dies nicht auch bei der bajoranischen Besatzungszeit der Fall gewesen sein? Es ist eine Enthüllung, die passt. Genauso wie Legat Dukats Vorhaben, das Kind aus der Beziehung umzubringen, um seiner Familie die Schande zu ersparen. Major Kiras Entsetzen darüber ist da eine schon fast automatische Schlussfolgerung.
(K)ein Opportunist
Doch dann beginnt Indiskretion auseinanderzufallen. Die Breen sind beispielsweise nur irgendwelche Antagonisten, über die man nichts Näheres erfährt, bis auf die Tatsache, dass sie Schutzanzüge tragen. Wie sie allerdings darunter aussehen, wird weder gesagt noch gezeigt, was enttäuschend ist.
Die Befreiung gelingt natürlich und Dukat fällt am Ende die Entscheidung, seine Tochter nicht zu töten, sondern zu akzeptieren. Und dieser Entschluss passt nicht zu dem Cardassianer, den wir bislang kannten. Es ist in Indiskretion zwar ein Feel Good-Moment, beißt sich allerdings beim näheren Nachdenken mit der bisherigen Charakterisierung von Dukat.
Wenn man die bisherigen Auftritte des Charakters betrachtet, merkt man, dass er vor allem eins ist: ein skrupelloser Opportunist, der sein Fähnchen nach dem Wind hängt. Jemand, der in Der undurchschaubare Marritza und Die Konspiration bereit war, über Leichen zu gehen, um ans Ziel zu kommen. Oder der bei In der Falle eine Notsituation auf Deep Space Nine ausnutzen wollte, um wieder die Kontrolle über die Raumstation zu übernehmen. Dass er für die cardassianische Exil-Regierung arbeitet, liegt vermutlich auch daran, dass er gemerkt hat, dass er hier mehr Erfolg haben kann, anstatt sich dem Dominion zu unterwerfen.
Schwacher B-Plot
Und jetzt soll man glauben, dass dieser von einem starken Machtinstinkt geprägte Cardassianer sich in Indiskretion für sein uneheliches Kind entscheidet, obwohl ihm das vermutlich schaden wird? Es passt nicht zu der Figur und ihrer bisherigen Charakterisierung. Es wirkt im Gegenteil eher wie das Bemühen der DS9-Macher, den Charakter zu humanisieren, wie es in der Geschichte von Star Trek schon oft mit Gegnern geschah. Und in diesem Fall schadet es der Figur.
Auch der B-Plot leidet unter einer unlogischen Charakterdarstellung. Benjamin Siskos Ablehnung von Kasidy Yates Entscheidung, auf Deep Space Nine zu ziehen, irritiert. Seit wann hat der Kommandant der Station solche Bindungsängste? In den früheren Episoden war er doch traurig darüber, dass sie die Raumstation wieder verlassen musste. Wieso ist davon nicht mehr die Rede?
Indiskretion heißt auf Englisch Indiscretion, womit erneut Wert auf eine eins zu eins Übersetzung gesetzt wurde.
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