Mit Der Weg des Kriegers I kommt es in Deep Space Nine zu weitgreifenden Veränderungen.
Unangenehme Gäste
An Bord der Raumstation ist ein Wechselbalg unterwegs, gejagt von der Mannschaft der Station. Am Ende entpuppt sich dies zwar nur als Übung, und der Formwandler ist natürlich Odo (René Auberjonois). Doch das Manöver geriet alles andere als zufriedenstellend.
Danach möchte sich Benjamin Sisko (Avery Brooks) bei einem privaten Dinner mit Kasidy Yates (Penny Johnson) entspannen. Doch mittendrin platzt die Nachricht herein, dass sich ein klingonisches Schiff vor Deep Space Nine enttarnt hat. Der Kommandant des Raumschiffes ist General Martok (J. G. Hertzler), der um Urlaub für seine Mannschaft bittet. Der Bitte wird nachgegeben, woraufhin eine ganze Flotte die Tarnung fallen lässt.
Kaum sind die Klingonen auf der Station angekommen, herrscht dort gleich eine ganz andere Stimmung. Sie drangsalieren alle Nicht-Offiziere, schlagen zum Beispiel Garak (Andrew Robinson) zusammen oder provozieren beinahe ein Gefecht mit der Defiant. Da Benjamin Sisko nicht mehr weiter weiß, bittet er die Föderation um Unterstützung.
Auftritt: Ein bekanntes Gesicht
Die schicken Worf (Michael Dorn) auf die Raumstation. Der von Menschen aufgezogene Klingone gibt sich sogar für seine Verhältnisse zurückhaltend, versucht allerdings mehr über die wahren Pläne seiner Rasse herauszufinden. Doch das Gespräch mit Kanzler Martok ist nicht sehr ergiebig. Erst ein Trinkgelage mit einem Krieger, der mit der Familie von Worf befreundet war, bringt Klarheit.
Nach einigem Zögern berichtet er schließlich Benjamin Sisko, dass die Klingonen vorhaben, Cardassia anzugreifen. Die Welt wird aktuell von einem Aufstand geplagt, was die Klingonen als Begründung für einen Angriff nutzen wollen. Der Stationskommandant versucht deshalb Martok von dem Vorhaben abzubringen, doch der ist darüber erbost, so dass die Flotte trotzdem aufbricht. Der Föderationsrat andererseits versucht das Schlimmste mit diplomatischen Mitteln zu verhindern, so lange sollen die Cardassianer nicht über den bevorstehenden Angriff informiert werden.
Doch Benjamin Sisko findet einen Weg um diesen Befehl herum, als er Garak für einen Auftrag herbei bestellt. Und während dieser Maß nimmt, reden der Stationskommandant und seine Offiziere über den kommenden Angriff. Woraufhin der Schneider Gul Dukat (Marc Alaimo) kontaktiert und so die cardassianische Regierung vorwarnen kann.
Das Ende des Friedens?
Kurze Zeit später reagieren die Klingonen auf diese Ereignisse mit einer Aufkündigung des Khitomer-Abkommens. Alle Föderationsangehörige wurden des klingonischen Reiches verwiesen und der klingonische Botschafter aus der Föderation zurückgezogen. Doch dann enttarnt sich bei DS9 ein einzelnes klingonisches Schiff. Es handelt sich um das Raumschiff von Kanzler Gowron (Robert O’Reilly), der nur mit Worf reden will. Er bietet diesem an, an seiner Seite gegen die Cardassianer zu kämpfen.
Wenn es um die Auftaktfolgen zu einer neuen Staffel angeht, neigt Deep Space Nine dazu, zu klotzen und nicht zu kleckern. Das war schon so mit Die Heimkehr aber auch mit Die Suche Teil I. Der Weg des Kriegers I reiht sich da problemlos ein, wobei man sogar sagen kann, dass es die beste aller bisherigen Staffelanfangsfolgen ist.
Das fängt schon mit dem Auftakt an, als man sieht, wie die Besatzung einen Wechselbalg an Bord der Raumstation jagt. Das zeigt, dass die Crew auf die Bemerkung des Formwandlers aus Der Widersacher und auf die stark gewachsene Bedrohung durch das Dominion reagiert. Und auch wenn es am Ende „nur“ Odo ist, ist das Ergebnis alles andere als ermutigend.
Viele Charaktermomente
Direkt danach wird die Beziehung zwischen Kasidy Yates und Benjamin Sisko weiterentwickelt. Es ist schön, dass diese Nebenhandlung, die in der letzten Staffel anfing, nicht fallengelassen wird. Und es ist nicht die einzige Szene, in der das Miteinander zwischen den verschiedenen Figuren im Mittelpunkt des Geschehens steht. Man sieht Miles O’Brien (Colm Meaney) und Julian Bashir (Alexander Siddig) zusammen in Quarks (Armin Shimerman) Bar abhängen, Odo gemeinsam mit Garak essen und wie Jadzia Dax (Terry Farrell) und Kira Nerys (Nana Visitor) versuchen auf dem Holodeck zu entspannen, wobei dies fast immer unbewusst von der Bajoranerin sabotiert wird.
Besonders Letzteres ist eine wichtige Entwicklung, da dadurch die Trill-Frau noch mehr in das Mannschaftsgefüge eingebunden wird. Bislang war es eher so, dass sie nur in einzelnen Folgen selber im Mittelpunkt des Geschehens stand. Doch abgesehen davon, hatte sie nur einige Momente mit Benjamin Sisko, war ansonsten einfach nur da, durfte ein paar nette Worte sagen und hatte sonst kaum was zu tun. Dass sie jetzt wieder gemeinsam mit Kira Zeit verbringt, erinnert einen an den Beginn der zweiten Staffel, wo die Freundschaft zwischen den beiden das erste Mal erwähnt wurde. Und man merkt in Der Weg des Kriegers I sofort, wie die Figur aufblüht, wenn die lebenslustige Jadzia mit der temparementvollen Kira zusammen agiert.
Ebenfalls interessant ist, wie die Produzenten der Serie die Figur zusätzlich mit Worf verbinden. Die Vorliebe der Trill für die Klingonen wurde zuletzt in der zweiten Season betont. Weshalb es umso schöner ist, dass jetzt hier sich wieder daran erinnert wurde. Hoffentlich wird es noch viele weitere gemeinsame Szenen der Charaktere geben. Denn die Chemie zwischen ihnen stimmt.
Der große Plan
Der Hauptplot der Folge ist natürlich der große Plan der Klingonen. Hier wird auf die Ereignisse von Der geheimnisvolle Garak Teil 2 zurückgegriffen, wo das cardassianische Militär ja von den Kräften des Dominions vernichtend geschlagen wurde. Dass die Klingonen dies jetzt unter dem Vorwand ausnutzen wollen, dass sie Formwandler auf Cardassia vermuten, erinnert einen an den Opportunismus der Rasse aus der Zeit der originalen Serie. In TNG war es ja eher so, dass sie antagonistisch auftauchten und es überwiegend abtrünnige Familien waren. Doch in diesem Fall agieren sie im offiziellen Auftrag des klingonischen Kanzlers Gowron. Wie es zu dem Sinneswandel kam, wird in Der Weg des Kriegers I nicht erklärt. Man kann nur vermuten, dass die Entwicklungen auf Cardassia für gewisse radikale Strömungen ein willkommener Anlass war, zu den „guten, alten Zeiten“ zurückzukehren, und dass diese die Meinungsoberhand gewonnen haben. Was eine Erklärung für das komplette Kappen sämtlicher Verbindungen zur Föderation sein könnte.
Highlight von Der Weg des Kriegers I ist natürlich der Auftritt von Worf. Dazu muss man wissen, dass die Folge nach dem Ende von Treffen der Generationen spielt, wo die D-Enterprise vernichtet wurde. An Bord von Deep Space Nine ist der ehemalige Sicherheitsoffizier des Raumschiffes ein Fisch im Wasser. Er hat hier keine Freunde, keine Verbindung und kennt nur Miles O’Brien persönlich, der sich mittlerweile weiterentwickelt hat.
Dadurch wird die stoische und zurückhaltende Art von Worf nur noch mehr betont. Gleichzeitig merkt man aber auch, dass es unter seiner Oberfläche brodelt, noch mehr als sonst. Er sucht seinen Weg, den er durch den Verlust der D-Enterprise anscheinend verloren hat. Doch das hindert ihn nicht daran, der Föderation zu helfen, mehr über die wahren Pläne seiner Rasse herauszufinden.
Kommt die Unruhe wieder?
Mit Der Weg des Kriegers I wird Worf übrigens Teil des festen Ensembles der Serie. Vermutlich wird seine Präsenz und seine Erfahrungen mit der D-Enterprise-Crew für Chaos in dem mittlerweile sich doch sehr eingespielten Figurenensemble von Deep Space Nine sorgen. Denn als die Serie damals konzipiert wurde, wollten die Macher ja bewusst Reibereien zwischen der Crew haben, was sich dann im Laufe der Zeit legt. Mit der Hinzufügung des Klingonen könnte dies wieder zurückkehren, was der Serie sicherlich nicht schadet.
Interessant ist übrigens die Figur des Martok. Er wird als ein alter und erfahrener Kriegsherr dargestellt, als jemand, der um des Friedens willen einen klingonischen Krieger hinrichtet, nur um dann gegen Ende der Folge den Auslöser für den Bruch des Khitomer-Abkommens zu liefern. Ein charismatischer Charakter, der hoffentlich in Zukunft noch mehr Screentime erhalten wird.
Und wie geht es jetzt weiter? Das ist die spannende Frage von Der Weg des Kriegers I. Cardissa ist dank einer genialen Idee von Benjamin Sisko vorgewarnt. Und Worf wird am Ende der Episode von Gowron eingeladen, mit in den Krieg zu ziehen. Der Cliffhanger ist zwar keiner, der eine Wucht entwickelt. Aber er ist gut genug geworden, dass man als Zuschauer wissen will, wie es weitergehen wird.
Generalüberholt
Übrigens wurde der Serie mit der Auftaktfolge zur vierten Staffel ein neues Intro spendiert. Das der vorherigen Seasons hatte vielleicht zuletzt zu Beginn der Reihe Sinn, wo das Wurmloch gerade erst entdeckt worden war. Doch im Laufe der Jahre hat man nebenbei mitgekriegt, dass der Verkehr in den Gammaquadranten durch diese Abkürzung immer mehr zunahm. Von daher ist es schön zu sehen, dass dem mit dem neuen Intro Rechnung getragen wird. Es ist wesentlich mehr los, viel mehr Raumschiffsverkehr, und man sieht auch die Defiant. Damit ist das Intro in der Jetztzeit der Serie angekommen.
Der Weg des Kriegers I heißt auf Englisch Way of the Warrior I. Womit erneut Deutscher und Originaltitel übersetzungsgleich sind.
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