Was genau hat dazu geführt, dass Julian Bashir Ferne Stimmen vernimmt?
Etwas stimmt hier nicht
Doktor Bashir (Alexander Siddig) und Garak (Andrew Robinson) sitzen gemeinsam zum Essen. Der Schneider gratuliert dem Stationsarzt dabei frühzeitig zu dessen 30. Geburtstag. Allerdings hat der Arzt mit seinem nahenden Lebensjubiläum Probleme. Quark (Armin Shimerman) unterbricht die beiden und stellt das Anliegen eines Letheaners vor, der unbedingt biomimetisches Geld haben möchte, was jedoch verboten ist. Später überrascht Julian Bashir den Außerirdischen, wie dieser die Krankenstation durchwühlt, und wird von ihm angegriffen. Durch einen Energieangriff wird der Stationsarzt bewusstlos.
Als er wieder zu sich kommt, ist die Station verändert. Er kann niemanden erreichen und die Energieversorgung scheint mitgenommen zu sein. Schließlich hört er Quark, der von jemand Unbekanntem attackiert wurde und voller Panik flieht. Als Bashir ihm folgen will, ist der Barbesitzer verschwunden. Gleichzeitig stellt der Stationsarzt fest, dass er selber anfängt, rapide zu altern.
Irgendwann trifft er auf seine Kollegen, die sich allerdings nicht wie gewohnt verhalten. Sie können ihm auch nicht helfen herauszufinden, was vorgefallen ist. Stattdessen muss der Doktor sogar hilflos mit ansehen, wie der Letheaner auftaucht und beginnt, die anderen Offiziere einen nach dem anderen zu eliminieren. Gleichzeitig vernimmt er aus der Entfernung Stimmen, ohne genau mitzukriegen, was diese sagen.
Keine große Hilfe
Immer mehr altert Bashir, bis er irgendwann herausfindet, dass er nicht mehr in der Realität ist, sondern in seinem Geist. Über einen Bildschirm sieht er, wie er in der Wirklichkeit im Koma liegt und es ihm immer schlechter geht. Dabei trifft er auch Garak wieder, der ihm allerdings ebenfalls keine große Hilfe ist, sondern sich wie üblich kryptisch ausdrückt.
Als es schon fast zu spät ist, kommt Julian Bashir die rettende Gedanke. Anstatt zur Ops zu gehen, die vorher sein Ziel war, muss er zurück zur Krankenstation. Der Weg dorthin ist beschwerlich und wird noch dadurch erschwert, dass er sich die Hüfte bricht.
Schließlich ist er am Ziel angekommen und trifft erneut auf Garak. Julian Bashir erklärt ihm seine Erkenntnisse, unter anderem, dass er in Wahrheit nicht der Cardassianer ist. Und tatsächlich sieht der Doktor, wie sich sein Freund in den Letheaner verwandelt, der ihn bedroht. Doch der Arzt ist klüger und sperrt ihn in das Quarantäne-Feld ein, wo er ihn anschließend vernichten kann.
Keine Angst mehr
Daraufhin wacht Bashir aus dem Koma auf und erfährt, dass sein Angreifer von Odo (René Auberjonois) sofort nach der Attacke verhaftet wurde. Anscheinend war er in der Realität harmloser als im Geist des Arztes. Später sitzt der Doktor mit Garak zusammen und erklärt diesem, dass er nach all dem, was geschehen ist, vor dem Älterwerden keine Angst mehr hat.
Falls man die Auftritte von Julian Bashir mit denen seiner Kollegen vergleicht, so fällt auf, dass er im Vergleich wenige Episoden hat, die sich wirklich nur um ihn alleine drehen. Allzu häufig entwickelt sich sein Charakter nur dann weiter, wenn er mit anderen Cast-Mitgliedern interagiert, die dafür wiederum im Zentrum der Handlung stehen. Am häufigsten tritt er dabei an der Seite von Miles O’Brien (Colm Meaney) oder Garak auf.
Ferne Stimmen ist seit Das „Melora“ Problem aus der zweiten Staffel endlich wieder eine Episode, die sich einzig und allein um ihn dreht. Zwar treten auch die anderen Mitglieder des Casts auf. Doch dieses Mal sind sie die Nebendarsteller.
Eine wunderbare Gruselstimmung
Die Folge hat dabei eine wunderbare Gruselstimmung. Unerklärliche Phänomene, die düstere Beleuchtung und die nicht funktionierende Technik tragen alle dazu bei, dass man sich beim Zuschauen unwohl fühlt. Übrigens wird das Aussehen des älteren Julian Bashirs hier vom Make-up her glaubwürdiger umgesetzt als in der TNG-Episode Die Entscheidung des Admirals.
Auch sorgt das nur sporadische Auftauchen des Letheaners für wiederkehrenden Grusel. Ständig fragt man sich, was er als Nächstes machen wird und wieso er dies überhaupt tut. Will er sein Verbrechen vertuschen? Will er den Doktor weichklopfen, bis der ihm alles gibt, was er will, damit er aus der Simulation herausgelassen wird? Ferne Stimmen belässt es über einen Großteil der Episodenhandlung bei Andeutungen und gibt erst am Ende eine eindeutige Antwort, wenn der Aggressor sich endgültig enttarnt und vom Doktor erledigt wird.
Man merkt der Folge an, wie gut es Julian Bashir tut, dass endlich er einmal im Fokus der Handlung steht. Alexander Siddig dreht förmlich auf und liefert seine bis dato beste schauspielerische Leistung ab. Glaubwürdig stellt er dar, wie der Arzt, der ja Angst vorm Altern hat, mit den Konsequenzen des körperlichen Verfalls fertig wird und mit den Angriffen des Letheaners.
Hüfte gebrochen? Egal, weiter!
Ein Highlight sind natürlich auch die Auftritte von Garak. Der Schauspieler Andrew J. Robinson muss seinen Charakter nicht großartig verstellen. Er kann weiterhin den jovialen und mysteriösen Schneider geben. Wodurch seine Szenen in dieser unheimlichen Atmosphäre von Ferne Stimmen umso wirkungsvoller sind.
Nur eine Sache sorgt für Missfallen. Gegen Ende der Folge stürzt der stark gealterte Julian Bashir und es wird gesagt, dass er sich die Hüfte gebrochen hat. Trotzdem kann er sich aus eigenen Kräften weiter fortbewegen und nutzt die Gehstütze, die Garak bietet, nur sporadisch. Das ist ein ziemlich heftiger Fehler, über den man als Zuschauer definitiv stolpern wird.
Ferne Stimmen heißt es auf Deutsch, denn Julian Bashir hört diese Stimmen im Laufe der Folge immer wieder. Auf Englisch hat die Episode den bedeutungsgleichen Titel Distant Voices.
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