William Riker schaut auf Deep Space Nine vorbei und entführt die titelgebende Defiant.
Überraschender Besuch
Major Kira (Nana Visitor) ist komplett überarbeitet und erhält zwei Tage Zwangsurlaub. Da kommt überraschenderweise Commander William Riker (Jonathan Frakes) auf die Station und wird von ihr herumgeführt. Die Tour führt auch auf die Defiant. Plötzlich betäubt der Erste Offizier der Enterprise Kira und entführt das Schiff. Er holt eine fremde Crew an Bord, die ihn freundlich begrüßt. Es stellt sich heraus, dass er in Wahrheit Thomas Riker ist, der durch einen Transporterunfall entstandene Zwillingsbruder Williams. Und er hat sich dem Maquis angeschlossen. Zusammen brechen sie zum cardassianischen Raum auf.
Benjamin Sisko (Avery Brooks) informiert derweil Gul Dukat (Marc Alaimo), dass das Ziel der Defiant das Orias-System ist. Gemeinsam nehmen sie die Verfolgung auf. Doch dann will der obsidianische Orden, dass sie dieses Unterfangen abbrechen, ohne einen genauen Grund dafür zu nennen. Dukat ignoriert allerdings die Anweisung und findet bald darauf in dem System eine Flotte hoch entwickelter Schiffe vor, die der Orden heimlich zusammengestellt hat.
Major Kira hat derweil die Defiant sabotiert, sodass das Schiff nach einigen kleineren Scharmützeln nicht mehr voll funktionsfähig ist. Sie und Thomas Riker diskutieren dann darüber, wieso sie als ehemalige Terroristin nicht den Maquis unterstützt. Sie argumentiert, dass die Aktionen von Thomas alles sind, nur nicht terroristisch. Schließlich kann sie ihn davon überzeugen, die Waffen zu strecken.
Eine überraschende Rückkehr
Gerade rechtzeitig, denn Benjamin Sisko konnte Gul Dukat derweil ein Angebot unterbreiten. Thomas Riker stellt sich dem Cardassianer und gibt ihm alle Daten, die die Defiant im Orias-System gesammelt hat. Dafür erhält die Föderation das Raumschiff zurück und die Garantie, dass er nicht hingerichtet wird. Dieser nimmt das Angebot an. Ehe er sich allerdings in die Hände der Cardassianer begibt, drückt er der überraschten Major Kira noch einen dicken Kuss auf die Lippen. Die bleibt zurück und befiehlt anschließend die Heimkehr in die Föderation.
Thomas Riker ist also zurück. Damit dürfte vermutlich niemand gerechnet haben. Schließlich trat der Charakter bislang nur ein einziges Mal auf. Und das war in seinem Star Trek-Debüt, der TNG-Episode Riker : 2 = ?. Seitdem wurde er im Film und Fernsehen nicht erwähnt.
Kenner des Litverse dürften hingegen beim Schauen von Defiant ein Aha-Erlebnis gehabt haben, als die Enthüllung stattfand. Dass Thomas sich in dem Bemühen, sich von seinem Bruder zu distanzieren, dem Maquis anschloss, konnte man schließlich bereits in Star Trek – The Next Generation: Doppelhelix 4 – Quarantäne lesen. Der Roman ist damit sozusagen ein Prolog für die Defiant-Episode.
Der Wunsch, aus dem Schatten zu treten
Dabei ist die Szene, in der er seine falschen Barthaare abnimmt, ein beliebtes Star Trek-Gif geworden. Dieser eine Moment ist aber auch fantastisch inszeniert und leitet die Enthüllung ein, in der man erfährt, dass die Person, die das Raumschiff entführt hat, eben nicht William Riker ist. Wobei dessen Zwilling ebenfalls dessen Charme besitzt und weiß, wie er ihn einsetzen kann. Es ist interessant, wie relativ leicht es ihm gelingt, den Major um den Finger zu wickeln. Fairerweise muss man dazu allerdings auch sagen, dass Kira Nerys zu diesem Zeitpunkt völlig überarbeitet war und deshalb nur allzu bereit war, dem berühmten Ersten Offizier der Enterprise eine Rundtour zu geben. Das war schließlich eine willkommene Abwechslung von dem Alltagsstress, dem sie kurz zuvor noch ausgesetzt war.
Dabei wird der Grund für Thomas Rikers Vorgehen in Defiant glaubwürdig dargelegt. Er will seinen eigenen Weg einschlagen, raus aus dem Schatten seines übergroßen, berühmten und beliebten Zwillingsbruders. Da ist es nur allzu verständlich, dass er beschließt, Mitglied des Maquis zu werden und dieses Husarenstück zu wagen. Denn deutlich könnte er nicht machen, dass er sein eigener Mann ist.
Mit Major Kira hat er allerdings sein perfektes Gegenstück gefunden. Das zeigt schon allein die Diskussion, die er mit ihr führt und in der sie ihn davon überzeugt, dass er kein Terrorist ist. Die Argumente, die beide Parteien dabei austauschen, sind großartig geworden.
Wie ein U-Boot
Das Ergebnis ist eine spannende Episode, die einiges von einem U-Boot-Drama hat. Die Defiant tarnt sich und ist dadurch umso schwerer zu finden. Sie taucht immer nur kurzfristig auf, um anzugreifen, nur um dann direkt wieder zu fliehen. Ein Katz- und Mausspiel zwischen dem Schiff und den Cardassianern. Allerdings finden viele Gefechte nur als Grafiken auf dem Computermonitor statt, was zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftig ist und der Folge so einiges an Wucht nimmt.
Interessant sind auch die Gespräche, die Benjamin Sisko mit Gul Dukat hat. Dabei wird Letzterer sehr gut charakterisiert, als er davon spricht, dass er seinen Sohn enttäuschen wird, weil er an seinem Geburtstag unterwegs ist. Hier tauschen die beiden ihre jeweiligen Erfahrungen als Vater aus. Ein ungewöhnlicher Moment, dem man Gul Dukat damals, als er in Der Abgesandte das erste Mal auftauchte, nicht zugetraut hätte. Das zeigt wiederum, wie sehr die Figuren sich im Laufe der Zeit verändert haben. Sie sind quasi gewachsen und als Zuschauer konnte man das miterleben. Es sind solche Momente, die klar machen, wieso man Deep Space Nine mag.
Gleichzeitig ist dies auch die Folge, in der das titelgebende Raumschiff voll zur Geltung kommt. Thomas Riker hat sie zu Recht als zähes, kleines Schiff bezeichnet. Denn das ist die Defiant wirklich. Sie steckt einiges ein und teilt umso mehr aus. Dabei passt das Schiff perfekt zur Raumstation; in dem Sinne, dass sie mehr kann, als man zunächst glauben mag.
Wie wird es weitergehen?
Defiant überzeugt mit perfekter Darstellungsarbeit von Jonathan Frakes und Marc Alaimo. Es ist wieder eine super Folge, die den üblichen Effekt erzeugt: Man ist gespannt, wie es weitergehen wird.
Deutscher und englischer Titel haben den gleichen Namen, Defiant eben.
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