In Der Ausgesetzte wird Odo auf eine ungewöhnliche Art und Weise Vater.
Ein besonderes Baby
Quark (Armin Shimerman) kauft von einem Captain ein Schiffswrack ab. Als er die Ladung des Schiffes überprüft, stößt er auf einen Behälter, aus dem er ein Baby schreien hört. Daraufhin informiert er die Stationsoffiziere.
Doktor Bashir (Alexander Siddig) untersucht das Neugeborene und stellt fest, dass das Kind einen enorm hohen Stoffwechsel und eine beschleunigte Wachstumsrate aufweist. So wird aus dem Baby schnell ein kleiner Junge, der noch dazu hochintelligent ist. Schon bald spricht er klar und deutlich und beweist zusammenhängendes Denken. Anscheinend wurden seine Gene manipuliert, um dies zu erreichen.
Kurze Zeit später flieht der jetzt jugendliche Außerirdische von der Krankenstation. Dort stößt er mit Odo (René Auberjonois) zusammen, der ihn schnell ruhig stellt. Dabei stellt sich heraus, dass er ein Jem’Hadar ist und den Constable wie einen Gott verehrt.
Problemkind
Dieser nimmt sich des Jungen an und will ihn erziehen. Schon allein, um zu verhindern, dass dieser ein Versuchsobjekt der Föderation wird.
Doch der Sicherheitschef der Station stößt schnell an seine Grenzen, da der Jem’Hadar nur an Kampf interessiert ist. An den moralischen Werten, die Odo versucht ihm anzugedeihen, zeigt er nur geringes Interesse. Schon bald wird außerdem klar, dass er fürs Überleben auf eine Droge angewiesen ist, weil er normale Nahrung nicht mehr verdauen kann.
Schließlich spitzt sich die Lage zu. Die Föderation will den jungen Jem’Hadar haben, der daraufhin Odo kidnappt. Er möchte mit ihm zurück zum Dominion, wo beide, laut seiner Aussage, ihre wahre Heimat haben. Dem Constable gelingt es allerdings, ihm klar zu machen, dass er auf Deep Space Nine zu Hause ist, woraufhin der Junge alleine wegzieht.
Man plätschert vor sich hin
Während dieser Ereignisse hat Benjamin Sisko (Avery Brooks) ein Problem mit seinem Sohn. Der hat sich in ein bajoranisches Dabo-Mädchen verliebt, das deutlich älter ist als er. Doch bei einem gemeinsamen Abendessen stellt der Stationskommandant fest, dass sein Kind Geheimnisse vor ihm hat und im Grunde erwachsen geworden ist. Deshalb schließt der Commander seinen Frieden mit dem Liebesleben seines Nachwuchses.
Der leider inzwischen verstorbene Renè Auberjonois war ein großartiger Schauspieler. Das hat er in Der Ausgesetzte einmal mehr unter Beweis gestellt. Seine Leistung, die Darstellung eines Odos, der versucht, das Unmögliche möglich zu machen, ist grandios geworden. Und dennoch schafft er es nicht, eine mittelmäßige Episode zu retten.
Dabei ist die Grundlage des Plots der Folge nicht schlecht. Hier versucht Star Trek erneut einen Gegenspieler zu humanisieren, um ihn so glaubwürdiger darzustellen. Gleichzeitig wird so wieder der Dominionkrieg thematisiert, was in den letzten Episoden leider nicht der Fall war. Stattdessen hatte man teilweise den Eindruck, dass die Macher von Deep Space Nine diese Auseinandersetzung nach ihrer Einführung wieder vergessen hatten.
Es fehlt an Spannung
Die Problematik ist, dass die Handlung vor sich hinplätschert. Es kommt keine rechte Spannung auf, weil es an Reibungspunkten fehlt. Es wäre eventuell besser gewesen, das Verlangen der Föderation nach dem jungen Jem’Hadar noch stärker in den Vordergrund zu stellen, am besten mit einem Repräsentanten der Sternennation. Aber es nur ein paar Mal zu erwähnen und sich ansonsten auf den Versuch Odos zu konzentrieren, den Jungen zu erziehen, sorgt nicht unbedingt für Spannung.
Wobei allgemein die Darstellung des Vorhabens des Constables auch ausbaufähig gewesen wäre. Es gibt ein, zwei gute Szenen wie beispielsweise als er versucht, seinem Mündel das Lächeln beizubringen. Doch insgesamt hätte Der Ausgesetzte deutlich mehr gemeinsame Szenen vertragen können, in denen der Umgang von Odo mit dem Jungen weiter ausgebaut worden wäre. Vielleicht wäre es sogar besser gewesen die Handlung als eine Art Subplot über mehrere Folgen gehen zu lassen.
Die Idee von Odo, einen Jem’Hadar quasi umzuerziehen, wird übrigens in der achten Romanstaffel von Deep Space Nine erneut aufgegriffen. Dort stellt Taran’Atar eine der wichtigsten Figuren der Bücher dar.
Eine furchterregende Spezies
Man erfährt in Der Ausgesetzte ein paar Infos über die Jem’Hadar-Spezies. Zum einen, dass sie als Kind menschlich wirken und erst mit dem Erwachsenwerden reptiloid werden. Eine interessante Wandlung, die vermutlich daran liegt, dass sie genmanipuliert sind. Denn dies erklärt ja das schnelle Wachstum und die rasche Auffassungsgabe. Ebenso scheint die Abhängigkeit von der merkwürdigen Substanz, um zu überleben, wohl an einer geschickten Veränderung der Gene zu liegen. Kurzum: Hier wurde, von wem auch immer, eine Spezies erschaffen, die in vielerlei Hinsicht furchterregend ist.
Was an Der Ausgesetzte sonst noch interessant ist, ist die Enthüllung, dass Odo seinen Eimer nicht mehr zur Regeneration nutzt, sondern sich ein eigenes Appartement an Bord der Raumstation geholt hat. Diese Wohnung ist jetzt mit lauter Objekten ausstaffiert, anhand derer der Formwandler sich wohlfühlen kann. Seine Aussagen erinnern ein wenig an die Lektionen, die ihm sein Volk in Die Suche gelehrt hat. Dass er teilweise Gegenstände nachahmen soll, um eine bessere Metamorphose hinzubekommen.
Der Nebenplot um Jake Siskos Liebe ist zwar recht nett. Doch wirkt das nur wie Beschäftigungstherapie für Cirroc Lofton und Avery Brooks. Denn im Prinzip wird damit nur gesagt, dass der Sohn von Commander Sisko erwachsen geworden ist. Doch auch bei diesem Plot ist das Problem, dass er langweilig wirkt.
Die Namensgebung für diese Folge ist dieses Mal nicht gut geworden. Der Ausgesetzte ist zwar eine mögliche Übersetzung von „The Abandoned“ wie die Episode auf Englisch heißt. Doch der Jem’Hadar wurde nicht wirklich ausgesetzt, er wurde verlassen, was eine komplett andere Bedeutung hat und auf Englisch ebenfalls „Abandon“ heißt.
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