Wiedervereinigung III kombiniert das Beste aus Old und New Trek.
Wohin soll der Weg führen?
Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) ist nach ihrer Degradierung nicht mehr sicher, ob ihr Platz noch in der Sternenflotte ist oder ob sie nicht ihre einstige Heimat verlassen soll, um mit ihrer Liebe Book (David Ajala) zusammen durch die Galaxie zu streifen. Doch bleibt ihr nicht viel Zeit, um darüber nachzugrübeln. Denn gemeinsam mit Tilly (Mary Wiseman) findet sie heraus, dass der Brand nicht überall zeitgleich aufgetreten ist, sondern minimal zeitversetzt stattfand. Allerdings fehlen ihnen weitere Daten. Diese können sie nur über ein Experiment erhalten, das die Föderation kurz vor dem Brand veranstaltete.
Jedoch gibt es ein großes Problem. Die Föderation kann nicht auf die entsprechenden Daten zugreifen, da diese sich auf Vulkan befinden – bzw. auf Ni’Var, wie das einstige Gründungsmitglied der Föderation sich mittlerweile nennt. Dabei erzählt Admiral Vance (Oded Fehr) Michael Burnham und Saru (Doug Jones) gleich zwei große Überraschungen. Zum einen, dass auf der Welt Vulkanier und Romulaner zusammenleben. Und zum anderen, dass der Planet aus dem Sternenbündnis ausgetreten ist.
Doch da Michael Burnham die Schwester von Spock ist, der auf der Welt für seine Bemühungen bei der Wiedervereinigung verehrt wird, sieht der Admiral gewisse Chancen, dass sie mehr erreichen kann. Kurzerhand wird sie zu einem Botschafter und macht sich gemeinsam mit der Discovery auf den Weg nach Ni’Var.
Das hat man nicht kommen sehen
Kaum angekommen, stoßen sie allerdings auf ein Hindernis. Die Präsidentin der Welt, T’Rina (Tara Rosling), lehnt nach einer kurzen Anhörung ihr Anliegen ab. Doch sturköpfig wie Michael Burnham sein kann, gibt sie nicht auf. Als Mitglied der vulkanischen, wissenschaftlichen Akademie beruft sie ein Quorum ein, ein T’Kal-in-ket, um so an die Daten zu kommen.
Zur Unterstützung wird ihr ein Mitglied des romulanischen Nonnenordens Qowat Milat zur Seite gestellt. Zu ihrer Überraschung handelt es sich dabei um niemand Geringeren als ihre Mutter Gabrielle (Sonja Sohn).
Und während sich beide darüber austauschen, was jeweils mit ihnen geschehen ist, unterhalten sich gleichzeitig auch Saru und T’Rina. Sie erzählt dem Captain, wie es dazu kam, dass Vulkan die Föderation verließ. Er äußert Verständnis für die Entscheidung, macht allerdings sanft klar, dass die Föderation Ni’Var wieder braucht.
Die Wahrheit erkennen
Schließlich findet das Quorum statt. Und von Beginn an ist Michael Burnham in der Defensive. Zwar ist das Trio, das sie anhört, unter sich uneins, ob die Anhörung nicht sofort beendet werden sollte. Doch ansonsten kommt der Wissenschaftsoffizier nicht vorwärts. Und nach einer Pause wird es schlimmer, weil ihre eigene Mutter plötzlich Burnhams persönliche Schwachstellen und Missetaten offenlegt. Derart in die Ecke getrieben erkennt Michael Burnham schließlich die Wahrheit. Sie soll eben diese sprechen, doch als sie sieht, dass das Quorum nicht bereit ist, diese zu hören, sondern kurz davor steht, auseinanderzubrechen, zieht sie ihre Anfrage zurück.
Kurze Zeit später besucht Gabrielle Michael in ihrem Quartier. Beide reden miteinander und dann erhält der leitende Wissenschaftsoffizier der Discovery von ihrer Mutter die gewünschten Daten. Präsidentin T’Rina hat genug gehört und gesehen, um zu beschließen, dass man ihr trauen kann.
Saru hat beschlossen, dass Ensign Tilly vorläufige Nummer 1 der Discovery werden soll. Sie ist deswegen unschlüssig und sucht bei Stamets (Anthony Rapp) Rat. Doch ehe er ihr diesen geben kann, werden sie unterbrochen. Als sie ihn später wieder aufsucht, hat er der gesamten Crew den Beschluss von Saru mitgeteilt. Und die unterstützen Tilly voll und ganz!
Jede Menge zu knabbern
Wiedervereinigung III ist wieder eine solche Folge, die einem jede Menge Material gibt, an dem man zunächst eine ganze Weile knabbern wird. Nicht nur wird in dieser Episode vom Namen und vom Inhalt her an den TNG-Zweiteiler angeknüpft. Ebenso wird auch eine Querverbindung zu Picard geschaffen. Michael Burnham durchläuft außerdem in dieser Folge eine Katharsis, Saru entpuppt sich als gewiefter Diplomat und Tilly erhält eine neue Aufgabe. Und das sind nur die wichtigsten Ereignisse dieser Episode!
Dabei fühlt sich diese Folge noch mehr als sonst wie ein Star Trek der alten Schule an. Zum ersten Mal in dieser Staffel gibt es keine Actionszenen! Sondern Charakterarbeit pur!
Naturgemäß liegt dabei der Fokus von Wiedervereinigung III auf Michael Burnham. Doch erlebt man in dieser Episode eine Burnham, die sich unsicher ist. Hier merkt man besonders schön, dass sie die Degradierung und Sarus Enttäuschung über ihre Aktionen härter getroffen haben als gedacht. Sie ist mental am schwanken, weiß nicht so recht, was sie tun soll und welchem Lebenspfad sie jetzt folgen soll. Dass sie sogar laut überlegt, die Discovery zu verlassen, verdeutlicht dies.
Unsicherheit!
Und diese Unsicherheit ist auch das, was sich wie ein roter Faden durch Wiedervereinigung III zieht. Klar ist, dass Michael Burnham der Föderation und ebenso der Sternenflotte weiterhin dienen will. Aber andererseits wurden ihr zum ersten Mal seit langer Zeit ihrem üblichen Gebaren in Aasgeier Grenzen aufgewiesen. Vor allem Sarus Enttäuschung über ihre Aktionen muss ihr mehr wehgetan haben als ursprünglich gedacht. Gleichzeitig steckt sie in dem Dilemma, dass sie die Kritik zwar nachvollziehen kann, aber auch nicht aus ihrer Haut heraus kann.
In dieser Folge zeigt sich ebenfalls, dass sie mit ihrer „Kopf durch die Wand“-Taktik nicht mehr weiterkommt. Sie schüttet ihrer Mutter ihr Gemütsleben aus, nur um dann von dieser vor aller Augen mit einer Art Schocktaktik dazu gebracht zu werden, einzusehen, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Dass sie jetzt noch mehr auf die Auswirkungen ihres Verhaltens auf andere achten muss. Was sie am Ende ja tut und dafür in Form der Daten belohnt wird. Dies ist eine wegweisende Entwicklung, die vermutlich dazu führen wird, dass Michael Burnham in Zukunft endlich mehr ein Team-Player sein wird, die ihre Aktionen auch mit anderen abspricht.
Wie bereits oben geschrieben, ist Wiedervereinigung III eine direkte Anknüpfung an den TNG-Zweiteiler. Sehr schön ist dabei die Szene, in der man Leonard Nimoy als Spock sieht, direkt mit einem Audioausschnitt aus der Doppelfolge. Und andererseits ebenso die Erwähnung eines Admiral Jean-Luc Picards. Innerhalb der Kontinuität von Star Trek ist es schön, dass die Wiedervereinigung von Vulkan und Romulus geschehen ist, dass die größte Mission von Spock erfolgreich war, wenn auch erst einige Zeit nach seinem Tod. Auch sieht man in einer Rückblende Ethan Peck als jungen Spock, als er eine Nachricht von seiner Schwester Michael Burnham hört, die für ihn zukunftsentscheidend ist.
Leicht zu unterschätzen
Wobei es immer noch Reibereien innerhalb der Bevölkerung von Ni’Var gibt, wie man anhand des Quorums erkennen kann. Hier arbeitet jeder gegen jeden und versucht, die eigenen Interessen durchzusetzen. Gleichzeitig erfährt man auch, dass die vulkanischen Sitten mit denen der Romulaner ergänzt worden sind, wie man so schön an den Qowat Milat sieht, die sich eben für die Bewahrung des Friedens einsetzen. Dies ist die Querverbindung zu Star Trek – Picard, wo der Orden das erste Mal auftauchte.
Der Auftritt von Gabrielle Burnham war für Wiedervereinigung III essentiell. Dass sie ebenfalls in der Zukunft war, wusste man ja vom Ende der zweiten Staffel her. Umso schöner, dass sie in dieser Folge endlich auftauchte und dieser Plot, der in der bisherigen dritten Season nicht wirklich thematisiert wurde, auch weiterentwickelt wird.
Interessant sind die wenigen Szenen, in denen Saru im Mittelpunkt des Geschehens steht. Man tendiert leicht dazu, ihn zu unterschätzen, weil er ein leiser, bedächtiger Captain ist, jemand, der sich seine Entscheidungen gut überlegt und sie auch entsprechend begründet. Aber er ist ebenso jemand, der, wenn es darauf ankommt, ein offenes Ohr hat. Beide Eigenschaften kommen in Wiedervereinigung III voll zur Geltung. Zum einen dadurch, dass er Tilly trotz ihrer Bedenken zur vorläufigen Nummer 1 ernennt. Und zum anderen dadurch, dass er mit T’Rina redet und sie damit auf einen Pfad bewegt, auf dem sich Ni’Var wieder der Föderation anschließen könnte.
Es ist so viel geschehen
Die Ernennung von Ensign Tilly mag auf den ersten Blick merkwürdig erscheinen. Schließlich sagt sie selbst, dass sie die Offizierslaufbahn noch nicht abgeschlossen hat. Doch Sarus Argumente und die Unterstützung der restlichen Mannschaft können sie überzeugen, den Posten dennoch anzunehmen.
Es gibt noch so vieles, was man bei Wiedervereinigung III anmerken könnte. Sei es die Tatsache, dass Stamets erste Reaktion nicht mehr arrogant ist, dass die verschiedenen Quorums-Mitglieder auch für die zwei Rassen und die Vermischung untereinander einstehen, oder, oder, oder… Es ist eine äußerst reichhaltige Episode. Und die vielleicht beste dieser Season und der Serie bislang! Sie ist wegweisend. Und allein durch die Tatsache, dass hier nur geredet wird und dadurch Dinge entschieden werden, fühlt sie sich noch mehr als sonst wie das klassische Star Trek an. Wenn auch mit einem modernen Anstrich, der aber wunderbar passt.
Übrigens ist es eine gelungene Idee von Drehbuchautorin Kirsten Beyer, der Autorin der Star Trek – Voyager-Romane, mit dem Episodentitel eine Anknüpfung und direkte Fortsetzung eines Klassikers zu schreiben. Schon allein dadurch sorgt diese Folge für Interesse. Des Weiteren ist der Deutsche Titel erneut eine 1 zu 1 Übersetzung des englischen Originaltitels Unification III.
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