In Vergiss mich nicht geht die Reise der Discovery nach Trill.
Probleme überall
Nach dem Besuch auf der Erde reist die Discovery zu ihrem nächsten Ziel, Trill. Dort erhoffen sie sich Hilfe, damit Adira auf die Erinnerungen ihres Symbionten Tal zurückgreifen kann. Kaum angekommen werden sie freundlich begrüßt und Saru (Doug Jones) schickt eine Delegation auf die Welt, bestehend aus Adira und Michael Burnham (Sonequa Martin-Green).
Doch als die beiden auf dem idyllischen Planeten ankommen, erwarten sie Probleme. Denn als die Trill erkennen, dass Adira (Blu del Barrio) ein Mensch ist und nicht auf die Erinnerungen und früheren Persönlichkeiten ihres Symbionten zugreifen kann, werden sie unfreundlich. Einige befürworten sogar die gewaltsame Entfernung aus dem Wirtskörper, während andere sich dafür aussprechen, dem Wirt wenigstens zu helfen. Am Ende wird entschieden, dass die beiden Neuankömmlinge den Planeten unverrichteter Dinge verlassen sollen.
Derweil erfährt Saru von Doktor Culber (Wilson Cruz), dass es der Besatzung zwar körperlich gut geht. Doch mental haben sie große Probleme, darunter auch Lieutenant Detmer (Emily Coutts), die allerdings jede Hilfe ablehnt. Der Captain überlegt später, was er tun könnte und hört sich vom Computer (Juliane Grossmann) diverse Ratschläge an. Bis sich auf einmal Stimme (Annabelle Wallis) und Persönlichkeit des Bordcomputers ändert und dem Kelpianer rät, eine Stummfilmnacht oder ein gemeinsames Essen mit der Mannschaft zu veranstalten.
Gut gemeint und doch gescheitert
Auf Trill machen sich Michael Burnham und Adira auf den Rückweg zum Shuttle, als Vertreter derjenigen, die den Symbionten mit Gewalt aus Adira entfernen wollen, sich ihnen in den Weg stellen. Doch der erste Offizier der Discovery kann diese schnell ausschalten. Dann kommt Xi (Andreas Apergis), der Sprecher von jenen, die Adira helfen wollen, auf sie zu und führt sie zu den Höhlen der Symbionten.
Dort legt sich Adira auf sein Geheiß in ein spezielles Becken, wo sie Zugriff auf die Erinnerungen ihrer Vorgänger erhalten soll. Doch etwas läuft schief und sie taucht auf ein Mal unter, ohne wieder hochzukommen. Xi empfiehlt Michael Burnham, dass sie Adira nachtauchen soll, was sie dann auch macht.
An Bord der Discovery veranstaltet Saru ein gemeinsames Essen für die Mannschaft. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten scheint die Stimmung auch tatsächlich besser zu werden. Bis sich auf einmal Detmer und Stamets (Anthony Rapp) gegenseitig in die Haare kriegen und das Dinner im Streit auseinanderbricht. Zurück bleibt ein etwas ratloser Captain.
Liebe über den Tod hinaus
Michael Burnham kann psychischen Kontakt mit Adira aufnehmen. Sie hilft ihr, nach und nach auf die Erinnerungen zurückzugreifen, wie sie in den Besitz des Symbionten kam. Sie und der vorherige Wirt, ein Trill mit dem Namen Gray (Ian Alexander), waren ein Paar an Bord eines Generationenschiffes. Doch nach einer Kollision mit einem Asteroiden liegt er schwer verletzt im Sterben und sie nimmt Tal in sich auf, um auf diese Weise mit ihrem toten Geliebten vereint zu bleiben.
Nachdem sie sich daran erinnert hat, ist die Verbindung zum Symbionten vollständig hergestellt. Adira ist jetzt ebenfalls Tal, wodurch die Trill-Gesellschaft wieder Hoffnung hat, dass sie als Volk weiter fortbestehen können. Und die junge Wirtin kann der Discovery die Koordinaten des neuen Föderations-Hauptquartiers nennen. Was sie allerdings verschweigt, ist, dass Grays Persönlichkeit ihr als Begleiter geblieben ist.
An Bord der Discovery wird jetzt eine Stummfilmnacht veranstaltet, die der Besatzung sichtlich gut tut. Alle genießen den Klamauk, derweil Saru gegenüber Doktor Culber den Verdacht äußert, dass sich einige der Sphären (Aus Der Charonspfennig) in dem Bordrechner eingenistet haben. Und am Ende sucht Detmer den Doktor auf, um mit ihm über ihre Probleme zu reden.
Untypisch typisch
Vergiss mich nicht ist eine untypische Discovery–, aber dafür eine typische Star Trek-Folge. Untypisch deswegen, weil Michael Burnham die Handlung mal nicht dominiert. Und typisch daher, weil stattdessen die Crew als Ganzes, mit vereinzelten Schlaglichtern auf bestimmte Charaktere im Mittelpunkt des Geschehens steht. Das Ergebnis ist die vielleicht beste Episode der aktuellen Staffel und eine der besten dieser Serie allgemein.
Die Folge hat viele kleine Charaktermomente, in der zwar nicht alle Figuren, aber doch ein großer Teil berücksichtigt werden. Dabei fällt ein Fokus auf Doktor Culber, der die psychischen Probleme der Besatzung bemerkt und sich im Falle Detmer auch als ihr Ansprechpartner anbietet. Wilson Cruz macht einen fantastischen Job, den Arzt als aufmerksam und einfühlsam darzustellen.
Auch ist interessant, das Saru Ensign Tilly (Mary Wiseman) und Stamets anweist, zusammenzuarbeiten, um nach einer Alternative für den Sporenantrieb zu suchen. Schließlich ist der gute Stamets oft genug verletzt ausgefallen, wodurch der besondere Antrieb der Discovery nutzlos ist. Und Warpantrieb ist auf Grund des Dilithiumsmangels auch nicht zu empfehlen. Dieser Plot gefällt, weil man hier wirklich beobachten kann, wie die beiden Figuren sich im Laufe der Folge zusammenraufen.
Das Zusammenspiel der Schauspieler
Das Dinner ist ein zentraler Mittelpunkt von Vergiss mich nicht. Zu sehen, wie die unterschiedlichen Charaktere zusammensitzen und es zunächst danach aussieht, als ob sie beginnen sich zu erholen, nur um dann mitzuerleben, wie das gerade erst entstehende Gemeinschaftsgefühl an dem Streit zwischen Detmer und Stamets zerbricht, ist ein herzergreifendes Erlebnis. Nicht nur wegen der Charaktermomente, sondern auch wegen Saru. Es zeigt sich, dass er als Kapitän zwar die beste Wahl war, ihm allerdings immer noch viele Erfahrungen fehlen. Doch diese Entdeckung lässt ihn realistisch wirken, was ebenso die Schlüsse angeht, die er aus dem Scheitern zieht.
Übrigens sind die Blicke, die Owosekun (Oyin Oladejo) immer wieder mal Detmer zuwirft sehr interessant. Es wirkt fast so, als ob die Ops-Offizierin gewisse Gefühle für die Pilotin zu hegen scheint. Man darf gespannt sein, wie sich das weiterentwickeln wird.
Ein Großteil der Handlung findet allerdings natürlich auf Trill statt. Dabei lernt man vor allem Adira besser kennen, die den Symbionten scherzhaft als Tintenfisch bezeichnet. Man erhält einen Einblick in ihre Vergangenheit, wodurch auch die Tatsache erklärt wird, wieso sie nicht auf die Erinnerungen der anderen Wirte zurückgreifen kann. Die Szenen von Vergiss mich nicht, in der man sieht, wie der Offizier mit Gray Tal interagiert, sind dabei emotional hinreißend geworden. Hier kann das Zusammenspiel zwischen Blu del Barrio und Ian Alexander überzeugen.
Wahrnehmbar, aber nicht störend
Aber auch die Interaktion zwischen Adira und Michael Burnham ist gut dargestellt. Vor allem, weil der erste Offizier der Discovery nicht allzu sehr in den Vordergrund gestellt wird. Natürlich ist es immer noch so, dass sie viele wichtige Momente erhält und ohne sie bestimmte Entwicklungen nicht stattfinden könnten. Doch ist sie nur ein kleiner Bestandteil der Handlung, der im Hintergrund wahrnehmbar aber nicht störend präsent ist. Die essentiellen Entscheidungen in Vergiss mich nicht trifft Adira ohne sie.
Und dann ist natürlich auch die Darstellung der Welt Trill mit ihren Problemen. Im Vergleich zu den früheren Folgen, die mit jeder Menge Statisten und Gastschauspielern aufwarteten, wird der Planet und seine Bevölkerung durch vergleichsweise wenige Personen repräsentiert. Aber das reicht aus, um deutlich zu machen, wie sich auch hier die Dinge durch den Wegfall der Föderation geändert haben.
Man erlebt eine nervöse Gesellschaft. Eine, die sich von dem massiven Verlust an Symbionten und Wirten während des Brands nicht erholt hat, denn ihre Gemeinschaft basiert auf Erinnerungen, auf der Präsenz früherer Persönlichkeiten. Dies wird dadurch verdeutlicht, dass Adira nach ihrem Namen gefragt wird und erwartet wurde, dass sie zusätzlich mit dem ihres Symbionten und denen der früheren Wirte antwortet. Da dies nicht geschieht und Adira ein Mensch ist, kann man verstehen, wieso die Bewahrerfraktion versucht, ihr Tal mit Gewalt zu entfernen.
Ein Bruch?
Allerdings irritiert die Tatsache, dass angeblich nur wenige Trill kompatibel zu den Symbionten sein sollen. Schließlich war die große Enthüllung in der Deep Space Nine-Folge Der Symbiont, dass der Anteil an Personen, die ein Wirt sein können, größer war, als die Vergabekommission der Bevölkerung weismachte. Es wäre interessant zu erfahren, wieso sich dies im Laufe der Jahrhunderte zum Negativen veränderte.
Ebenso weiß man nichts mit der Enthüllung anzufangen, dass Menschen jetzt doch Wirte sein können. Fairerweise muss man einwenden, dass mit der ursprünglichen Darstellung der Trill aus Odan der Sonderbotschafter bereits in DS9 gebrochen wurde. Dementsprechend würde es nicht wundern, wenn auch die Tatsache, dass nur Trill einen Symbionten in sich tragen können, keine Gültigkeit mehr hat. Es wäre zwar ein Bruch mit der Kontinuität, doch angesichts des Faktes, dass dies schon in Teilen früher geschah, verursacht das keine Bauchschmerzen.
Vergiss mich nicht ist eine gute Episode und macht die Vorfreude auf die nächste umso größer. Übrigens lautet der Englische Titel Forget me Not, womit der deutsche Folgenname 1 zu 1 übersetzt ist.
Lust, unser Team zu unterstützen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.
- Die Prinzessinnen – 3 – Hoheitliches Gemetzel (Christian Endres) - 22. Dezember 2024
- Jessica Jones – 24 – Drei Leichen sind erst der Anfang - 22. Dezember 2024
- Stadt der Finsternis – 11 – Stunde der Macht (Ilona Andrews) - 20. Dezember 2024