In Flucht nach vorn muss die Crew der Discovery entdecken, dass der Krieg in ihrem Heimatuniversum noch nicht vorbei ist.
Es herrscht Krieg!
Die USS Discovery hat den Sprung zurück in ihr Universum geschafft, muss allerdings erstmal repariert werden. Dabei hat der amtierende Captain Saru (Doug Jones) alle Hände voll zu tun. Zum einen stellt er fest, dass Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) die Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) aus dem Spiegeluniversum einfach mitgenommen hat. Und zum anderen muss er mit einem Ash Tyler (Shazad Latif) umgehen, der sich seiner Taten als der Klingone Voq schämt.
Doch dann kommt ein Föderationsraumschiff auf sie zu. Urplötzlich beamen sich Admiral Cornwell (Jayne Brook) und Sarek (James Frain) an Bord. Mit Hilfe eines Überrangbefehls gelingt es dem Admiral, die Kontrolle über die Discovery an sich zu reißen, derweil der Vulkanier eine Zwangsgedankenverschmelzung an Saru durchführt. Dadurch erfährt er, was dem Schiff alles widerfahren ist und dass Gabriel Lorca (Jason Isaacs) tot ist.
Der Admiral ist über die Enthüllung schockiert und erklärt, dass die Föderation den Krieg gegen die Klingonen verliert. Zwar kämpft jedes Haus des Reiches für sich, trotzdem sind sie der Sternenflotte immer noch deutlich überlegen. Cornwell beschließt, mit der Discovery zu einer nahegelegenen Sternenbasis zu fliegen, wenn auch mit Warpantrieb, da der Sporenantrieb keine Sporen mehr hat. Ein Anliegen der Spiegel-Georgiou, sie zurück in ihr Heimatuniversum zu bringen, lehnt sie ab, da dies mitten in einem Krieg unmöglich ist.
Vergebung gesucht
Ash Tyler kann sich frei an Bord des Schiffes umherbewegen. Er versucht sich bei Paul Stamets (Anthony Rapp) für den Mord an dessen Mann zu entschuldigen, doch der geht nicht darauf ein. Als er schließlich in der Messe etwas zu sich nimmt, gesellen sich bald seine Kameraden und Kollegen zu ihm, und machen so deutlich, dass wenigstens sie ihm seine Taten verzeihen.
Die Discovery kommt bei der Sternenbasis an und muss erkennen, dass diese von den Klingonen komplett vernichtet worden ist. Jede Menge Personen sind dabei verstorben, sehr zum Schock von Admiral Cornwell. Da schlägt Philippa Georgiou vor, dass das Problem am Kern angegangen werden soll: Die Föderation soll Qo’nos zerstören!
Und während die Discovery plant, neue Sporen heranwachsen zu lassen, um wieder den Sporenantrieb nutzen können, muss sich Michael Burnham mit ihren Gefühlen und Entscheidungen aus der letzten Zeit auseinandersetzen. Sie ist noch nicht bereit, Ash Tyler zu vergeben und stellt sich ihm erst später.
Da war noch was
Der Discovery gelingt es, neue Sporen rapide heranzuzüchten. Und mit einem frischen Vorrat soll das Schiff dann zu einer neuen Mission aufbrechen. Der Föderationsrat hat dem Vorschlag von Philippa Georgiou zugestimmt und will, dass Qo’nos zerstört wird. Das Kommando über dieses Unternehmen soll sie innehaben. Dabei gibt sich die ehemalige Imperatorin, jetzt gekleidet in der Standard-Uniform der Föderation, als ihr Standarduniversums-Ich aus, sehr zum Schock von Michael Burnham.
In Flucht nach vorne heißt es zu Beginn im Prinzip „Ach ja, da war noch was“. Da war ja noch der Krieg der Föderation gegen die Klingonen. Und genau diese Handlung muss die Serie jetzt innerhalb von nur zwei Folgen abhandeln. Womit sie sich einiges vorgenommen hat.
Dabei ist diese Episode zunächst einmal ein großes Luftholen vor dem Finale. Der Generalplot bewegt sich nur wenig. Dafür fokussiert sich die Fernsehserie sehr auf zwischenmenschliche Momente, um ihre Figuren weiterzuentwickeln.
Angeschlagene Figuren
Wenn es darum geht, kann Flucht nach vorn brillieren. Die Selbstzweifel von Ash Tyler werden ebenso glaubwürdig rübergebracht wie die Verzweiflung von Admiral Cornwell, die im Laufe dieser Folge einen Schock nach dem anderen ertragen muss. Zuerst die Enthüllung, dass ihr Gabriel Lorca in Wahrheit aus dem Spiegeluniversum stammt, dass er inzwischen tot ist und die Vernichtung der Raumstation. So etwas kann selbst die stabilste Persönlichkeit ins Schwanken bringen. Was vielleicht mit eine Erklärung dafür ist, wieso sie für den Vorschlag von Philippa Georgiou so empfänglich ist, dass sie diesen auch dem Föderationsrat unterbreitet. Der natürlich, angesichts der dramatischen Umstände, in der sich das Sternenbündnis befindet, zustimmt.
Doch hier zeigt sich jetzt das große Manko von Discovery, dass die Serie nämlich ein Prequel ist, dass sie also noch vor der allerersten Star Trek-Reihe stattfindet. Aus dieser und den Kinofilmen weiß man als Fan bereits, dass Qo’nos auch in der Lore-Zukunft weiter existieren wird, genauso wie die Föderation. Was der sich aufbauenden Spannung doch einen erheblichen Dämpfer bereitet.
Trotzdem ist Flucht nach vorn immer noch eine gute Episode, in der auch die anderen Figuren glänzen können. So merkt man allen voran Michelle Yeoh an, welchen Spaß sie dabei hat, als Spiegel-Philippa Georgiou den Gegenpol gegen die anderen darzustellen. Sie kommt schließlich aus einem Universum, in dem die Tat zählt und nicht das Wort. Was auch ihre Geringschätzung gegenüber der Föderation und ihren Werten erklärt, da hier Wert auf Diplomatie und ein friedliches Miteinander gelegt wird.
Zu schnelle Vergebung
Und natürlich steht auch Michael Burnham im Fokus der Folge. Hier ist es vor allem die Tatsache, dass sie nicht weiß, wie sie mit dem wiederhergestellten Ash Tyler umgehen muss, dass für Interesse sorgt. Ihre Unsicherheit und schließlich die Erkenntnis, dass sie ihm noch nicht vergeben kann, sorgen dafür, dass sich der Charakter menschlich weiterentwickeln kann. Ihre Perfektion erhält Kratzer und Dellen, die dringend notwendig sind, um sie interessant wirken zu lassen.
Allerdings hat Flucht nach vorn gleich zwei Passagen, die einem beim Zuschauen negativ auffallen. Da ist zum einen die Tatsache, dass die Crew der Discovery viel zu schnell Ash Tyler vergibt und wieder in ihrer Mitte aufnimmt. Hier hätte man sich mehr Zeit gewünscht, mehr Ausarbeitung, wieso beispielsweise eine Tilly (Mary Wiseman) ihm den Mord an Hugh Culber (Wilson Cruz) verzeiht, wobei eine Michael Burnham und ein Paul Stamets dazu noch nicht bereit sind.
Und auch die schnell wachsenden Sporen irritieren. Da wird eine, zum Glück unbewohnte, Welt ausfindig gemacht, Sporensamen angepflanzt und dann durch die Wunderwelt der Technik zum Turbowachsen gebracht. Dies wäre ebenfalls ein Plot gewesen, der, hätten die Macher der Discovery sich Zeit gelassen, langfristig mehr Potential geboten hätte. Hier erscheint diese Entwicklung übers Knie gebrochen zu sein, eine Konsequenz aus der Tatsache, dass die erste Staffel schon mit der nächsten Folge vorbei ist und bis dahin noch ein paar andere Plots beendet werden müssen.
Flucht nach vorn ist eine der schwächeren Discovery-Episoden, die für das Staffelfinale nicht viel Hoffnung machen. Auf Englisch heißt die Folge War Without, War Within, übersetzt also „Krieg im Äußeren, Krieg im Inneren“. Der deutsche Titel passt da besser zum Inhalt.
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