In Auftakt zur Vergangenheit fängt für Star Trek – Discovery der Weg zum Staffelfinale an.

Stärker als die Technik

An Bord der ISS Charon überschlagen sich die Ereignisse. Gabriel Lorca (Jason Isaacs) hat seine Anhänger befreit und übernimmt jetzt mit diesen das Schiff. Bei dem Versuch, ihn aufzuhalten, werden Unterstützer des Imperators Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) durch eine Biowaffe des Spiegel-Stamets (Anthony Rapp) umgebracht. Gleichzeitig muss Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) vor dem Wunsch des Herrschers, sie in einen Sicherheitsgewahrsam zu stecken, fliehen und ist jetzt auf sich alleine gestellt.

Auf der Discovery entdeckt die Crew derweil, woher das Problem mit dem Myzel-Netzwerk kommt. Der Antrieb der Charon missbraucht diese Sporen und schadet dadurch dem Netzwerk.

Gleichzeitig hat Philippa Georgiou Gabriel Lorca aufgespürt und stellt ihn mit ihrer Crew. Doch dabei läuft sie in eine Falle des ehemaligen Captains der Discovery. Denn trotzt all ihrer technischen Hilfsmittel und Überlegenheit gelingt es ihm und seinen Anhängern, all ihre Leute zu töten, sodass ihr nur noch die Flucht via Notfalltransporter bleibt.

Ein gewiefter Plan

Michael Burnham schafft es derweil, die Discovery zu kontaktieren und die Crew des Schiffes darüber zu informieren, was vorgefallen ist. Danach erfährt sie, dass der Kern der Charon zerstört werden muss, falls sie jemals zurück in ihre alte Heimat wollen. Sie verspricht, eine Möglichkeit zu suchen, den Schutzschirm des Kerns auszuschalten.

Gabriel Lorca ist unterdessen siegessicher. Er hat den Imperator in die Flucht geschlagen und die Kontrolle über die Charon an sich gerissen. Zur Feier tötet er den Spiegel-Stamets, muss dann allerdings erfahren, dass Michael Burnham immer noch auf der Flucht ist. Ein Versuch, sie zu überreden, sich ihm anzuschließen, misslingt. Das Vorhaben, sie durch das Gespräch davon abzulenken, dass einer seiner Leute sie aufspürt, schlägt fehl, weil sie ihr Kommunikationssignal so maskiert hat, dass es ihren wahren Aufenthaltsort versteckte.

Kurze Zeit später trifft sich die Flüchtige mit dem Imperator Philippa Georgiou, die aufgrund ihrer aktuellen drohenden Niederlage niedergeschlagen ist. Es gelingt Michael Burnham sie aufzurütteln, indem sie ihr von ihrem Plan erzählt, wie sie Gabriel Lorca besiegen können. Kurz darauf trifft sie sich mit ihrem ehemaligen Captain. Sie hat den scheinbar gefangenen Imperator mit dabei und verlangt im Austausch, dass sie und die Discovery zurück in ihr Universum reisen können.

Auftakt zur Vergangenheit

Heute stirbt niemand

An Bord des eben genannten Schiffes diskutiert man über Pläne, wie man den Kern der Charon zerstören kann. Es sieht allerdings so aus, als ob alle Überlegungen dazu führen, dass das Raumschiff dabei zerstört wird. Bis jedoch Saru (Doug Jones) darauf hinweist, dass er nicht seinen nahenden Tod spürt, ergo die Discovery das Unterfangen überlebt. Und in der Tat finden Tilly (Mary Wiseman) und Stamets dann doch noch eine Möglichkeit, wie sie erfolgreich sein können, ohne dass alle ihr Leben verlieren.

Als sie sich der Charon nähern, erhalten sie eine Nachricht von Gabriel Lorca, der sie schon erwartet hat. Er übergibt daraufhin das Wort an Michael Burnham, die die Gelegenheit nutzt, um der Discovery ein Signal zu übermitteln, mit dem das Schiff den Kern des imperialen Flaggschiffs durch das Schutzfeld angreifen kann.

Gleichzeitig kommt es an Bord der Charon zum Kampf zwischen Burnham und Georgiou auf der einen Seite sowie Lorca und seinen Anhängern auf der anderen. Es gelingt beiden Frauen die Gegenseite zu besiegen und den ehemaligen Captain der Discovery in den Kern der Charon zu stoßen, was er nicht überlebt. Als der Imperator sich dann opfern will, verhindert Burnham dies und lässt sich mit ihr zurück auf das andere Raumschiff beamen.

Zum ersten Mal eine Mannschaft

Das zerstört den Kern und reitet auf der entstehenden Schockwelle zurück in ihr Universum. Angekommen müssen sie allerdings feststellen, dass einiges an Zeit vergangen ist. Und der Konflikt zwischen der Föderation und den Klingonen scheint zu Gunsten Letzterer ausgegangen zu sein.

Die Entwicklung, die Star Trek – Discovery mit Auftakt zur Vergangenheit durchläuft, ist enorm. Denn die Handlung im Spiegeluniversum wird mit der vierten Folge beendet und das Schiff zurück ins Standarduniversum gebracht. Wobei es zu einigen große Veränderungen kommt, die die Zukunft der Reihe sicherlich beeinflussen werden.

Dabei schafft es die Folge, diverse Feel Good-Momente zu erschaffen. Szenen, die vor allem die Zuschauer belohnen, die von Anfang an zugucken. Augenblicke wie wenn die Crew der Discovery das erste Mal als eine Mannschaft arbeitet, nicht als Ansammlung einzelner Individuen. Oder wenn Gabriel Lorca sich im Feuer des Kerns der Charon auflöst. Oder als Stamets den Weg nach Hause findet.

Ein guter Schiffskommandant

Es sind diese Einzelteile, die in der Summe dafür sorgen, dass Auftakt zur Vergangenheit eine der besseren Discovery-Episoden ist. Zum ersten Mal sieht man auch bewusst, wie die Figuren sich im Vergleich zum Anfang verändert haben. Allen voran Saru ist da das beste Beispiel. War er überwiegend nur eine Art besserer Sidekick, der ab und an auf den Stuhl des Kapitäns durfte, hat man zum ersten Mal wirklich das Gefühl, dass er ein guter und eigenständiger Schiffskommandant ist. Wie er es schafft, die besondere Fähigkeit seiner Rasse dazu zu nutzen, um der Crew Mut zuzusprechen, ist einfach nur grandios.

Michael Burnham selbst darf in Auftakt zur Vergangenheit intelligent vorgehen, ohne dass es übertrieben wirkt. Ihre Geistesgegenwärtigkeit durfte man ja zuletzt in Der Wolf im Inneren bewundern. Dieses Mal wirkt diese allerdings nicht so komplett unglaubwürdig und aufgesetzt. Stattdessen scheint es wie das Ergebnis eines abgeschlossenen Lernprozesses ihrer Zeit im Spiegel-Universum zu sein. Wobei sie sich gegen Ende der Folge eine emotionale Kurzschlusshandlung erlaubt, die sicherlich Konsequenzen nach sich ziehen wird.

Nicht minder packend inszeniert ist der Kampf der Anhänger von Imperator Philippa Georgiou gegen die von Gabriel Lorca. Beide geben sich siegessicher, im Vertrauen auf ihre jeweiligen Trümpfe. Bei Georgiou ist es die Technik, wie beispielsweise der Schutzschirm, den sie für ihren Vorteil nutzt. Bei Lorca hingegen sind es die Leute, die für ihn arbeiten, wie Commander Ellen Landry, die seine rechte Hand ist. Und am Ende gewinnen Letztere.

Am Ende nur noch ein 08/15-Schurke

Umso enttäuschender ist dann sein langsamer Wandel über den Verlauf der Episode. Gegen Ende ist nichts mehr von dem kühl kalkulierenden Captain übrig, wie man ihn von Beginn der Serie her kennt. Stattdessen wurde er zu einem 08/15-Schurken, der schlussendlich an seiner eigenen Überheblichkeit scheitert, weil er Michael Burnham und Philippa Georgiou unterschätzte. Diese Entwicklung ist leider eine traurige Notwendigkeit, um den Spiegel-Universums-Plot eben wirklich in dieser Episode abzuschließen. Dies ist dann auch der einzige Moment in der gesamten Folge, wo man sich ein, zwei mehr Sendungen wünschen würde, um seine Niederlage besser vorzubereiten.

Auch wenn mit Auftakt zur Vergangenheit die Handlung im Spiegel-Universum abgeschlossen ist, sind am Ende noch genügend Plots offen, um das Interesse des Zuschauers auf Recht zu erhalten. So fragt man sich, was es für Konsequenzen haben wird, dass Michael Burnham die Spiegel-Georgiou mit ins Standard-Universum gebracht hat. Und wie es dazu kam, dass die Föderation von den Klingonen nahezu vollständig besiegt worden ist. Eine komplette Niederlage wird es vermutlich nicht werden, da dies selbst für Discovery-Verhältnisse ein zu krasser Widerspruch zur gewohnten Kontinuität wäre.

Auf Englisch heißt die Folge „What’s Past is Prologue“. Es handelt sich hierbei um ein Shakespeare-Zitat, das ungefähr sinngemäß bedeutet, dass die Geschichte den Kontext für die Gegenwart setzt. Der deutsche Titel „Auftakt zur Vergangenheit“ ist Nonsens und macht auch im Zusammenhang mit der Folge überhaupt keinen Sinn!

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Götz Piesbergen

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