Ist die Comicadaption Dorian Gray genauso gut, wie der Roman?

Dorian Gray
Cover © Splitter Verlag

Die Adaption eines Klassikers

Das Bildnis des Dorian Gray ist der einzige Roman von dem Schriftsteller Oscar Wilde. Das Buch sorgte damals, als es gegen Ende des 19. Jahrhunderts erschien, für ziemliches Aufsehen. Es wurde danach ein Klassiker der Weltliteratur, der diverse Mal für die unterschiedlichsten Medien adaptiert wurde.

Umso gespannter kann man darauf sein, ob und wie der Künstler Corominas das Werk adaptieren würde. Es ist das erste Werk des Spaniers, dass hier in Deutschland erschienen ist. Ansonsten ist er in seinem Heimatland anscheinend wirklich überwiegend als Künstler und weniger als Illustrator von Comics aktiv.

London, Ende des 19. Jahrhunderts. Der reiche und schöne Dorian Gray bewundert einmal mehr ein Gemälde von sich. Denn es ist dieses Kunstwerk, dass an seiner Stelle altert und alles Schlechte zeigt, was er im Laufe seines Lebens gemacht hat.

Eine gute Straffung

Er erinnert sich: An das Jahr 1880, als er für den Künstler Basil Hallward Modell stand. Damals lernte er Lord Henry Wotton kennen, der ihn in die Philosophie des Hedonismus einführte. Durch dieses Gespräch kommt in Dorian Gray die Furcht vor dem Alter auf und er sagt, dass er seine Seele dafür hergeben würde, wenn statt ihm, das Bild altern würde. Und schon sehr bald zeigt sich, dass sein Wunsch in Erfüllung gegangen ist.

Dorian Gray steht genauso für die Erzählungen des viktorianischen Englands, wie die Geschichten Sherlock Holmes. Es ist eine Art Gruselgeschichte, die sich damals in den feinen Gesellschaften gerne erzählt wurde. Allerdings auch eine, die eben jener sozialen Schicht den Spiegel vorhält.

Corominas hat für seine Adaption die Geschichte gestrafft. Er hat einzelne Passagen, wie etwa die Szene, in der Lord Henry Dorian Gray zu einer Teegesellschaft des englischen Adels einlädt, nicht übernommen. Sondern sich nur auf die wichtigsten Szenen konzentriert, wie etwa die Passagen, in denen es um die Schauspielerin Sibyl geht. Die ja auch für Story essentiell sind, weil sie zu Dorians Erkenntnis führen, dass sich statt ihm sich das Gemälde verändert.

Eine unheimliche Wandlung

Eben jenes Gemälde baut der Künstler nie direkt in die Story ein. Stattdessen verwendet er es als ein Kapitelbild, dass zeigt, wie die Ereignisse sich auf die Darstellung auswirken. Nach und nach sieht man so, wie sich das Bild zu einer wahren Horrordarstellung verwandelt. Wie nach und nach die ersten unschönen Details auftauchen, ehe es dann zum Ende hin endgültig nicht mehr schön zu sehen ist.

Es sind diese Details, die dafür sorgen, dass man auch in diesem Album sich dem Sog der Geschichte nicht entziehen kann. Man ist fasziniert davon, wie sehr sich Dorian verändert, wie sehr er in der hedonistischen Weltanschauung aufgeht, in dem Gewissen, das alles Schlechte nicht ihm, sondern dem Bild widerfährt.

Ebenso, wie man von den Überlegungen und zusätzlichen Illustrationen Corominas fasziniert ist. Zwischen den Zeilen liest man wunderbar, dass er sich wirklich Zeit gelassen hat, Oscar Wildes Werk zu adaptieren. Dass er sich über jedes Details Gedanken machte, unter anderem auch über die Kolorierung.

Wunderschön

Die zusätzlichen Illustrationen tragen zur Story nichts bei, sind aber wunderschön anzusehende Bilder. Die noch dazu jede Menge Atmosphäre verbreiten. Hier merkt man, dass der Illustrator wirklich Künstler ist.

Dorian Gray ist eine grandiose Adaption des Romans von Oscar Wilde. Unbedingt lesen!

Info

Story, Illustrationen: Corominas
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

 


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Götz Piesbergen

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