Im Science-Fiction-Genre war Dietmar Schönherr bekannt als der charismatische Kommandant des schnellen Raumkreuzers Orion. „Cliff McLane“ war eine seiner vielen Rollen seiner schauspielerischen Karriere. Durch sie wurde Schönherr populär.
Kindheit und Jugend
Dietmar Otto Schönherr wurde am 17. Mai 1926 geboren und verlebte eine militärisch geprägte Kindheit. Bereits sein Vater und sein Großvater waren „beruflich“ dem Militär zugehörig gewesen und hatten Laufbahnen als Offiziere vorweisen können.
Vater Otto Schönherr hatte eine militärische Ausbildung durchlaufen, welche er an der Theresianischen Militärakademie abgeschlossen hatte. Anschließend war er in die österreichische Armee eingetreten. Während des Ersten Weltkrieges war Otto Schönherr bis in den Rang eines Hauptmanns aufgestiegen.
Als Österreich 1938 vom Deutschen Reich annektiert wurde, trat Otto Schönherr eher unfreiwillig der deutschen Wehrmacht bei. Die Alternative wäre eine unehrenhafte Entlassung gewesen. Und doch war er ein Gegner des Nationalsozialismus, was er auch in seinen Gedichten thematisiert hatte. Durch seine Versetzung zum Infanterie-Regiment Nr. 9 zog Familie Schönherr nach Potsdam um.
Dort besuchte Dietmar Schönherr das Victoria-Gymnasium (heute: Helmholtz-Gymnasium) und schloss die Schule 1943 mit dem Abitur ab. Er plante, im Anschluss dem Militär beizutreten, eine Entscheidung, mit der sich seine Eltern schwertaten. Zu deren Erleichterung nahm ihr Sohn jedoch das Angebot von Alfred Weidenmann (1916-2000 Regisseur und Jugendbuchautor) an. Schönherr übernahm die Hauptrolle in Weidenmanns Film „Junge Adler“, einem Propagandafilm, der sich vor allem an Jugendliche richtete und 1944 in Berlin uraufgeführt wurde.
Schönherr sagte nach einiger Bedenkzeit nur zu, weil die Gage vielversprechend ausfallen sollte. Nach den Dreharbeiten meldete er sich dennoch zum Kriegsdienst. Als Fahnenjunker diente er bei den Gebirgsjägern. Kurz vor Ende des Krieges desertierte er und versteckte sich bei einem Freund.
Funk und Fernsehen
Nach dem Krieg begann Dietmar Schönherr Architektur zu studieren. Er brach das Studium 1947 jedoch ab und wandte sich anderen Dingen zu. Bis 1952 war er beim Österreichischen Rundfunk beschäftigt und betätigte sich unter anderem als Reporter, Sprecher und Autor. Dann zog er nach Köln, wo er als Moderator und Hörfunkdramaturg für den WDR zu arbeiten begann.
Bereits während seiner Zeit in Österreich war er als Schauspieler tätig gewesen, doch sein Durchbruch kam erst in Deutschland. Der Film „Rosenmontag“, in dem er den Leutnant Hans Rudloff verkörperte, erschien 1955.
Schönherr spielte in über hundert Produktionen mit und war ebenso ein gefragter Theaterschauspieler. Doch seine populärste Rolle war die des Cliff McLane. „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiff Orion“ schlug regelrecht ein wie eine Bombe und verschaffte Schönherr einen weitreichenden Bekanntschaftsgrad.
„Wünsch dir was“
Spielshows waren Ende der 1960er-Jahre ein völlig neues Konzept. Den meisten Moderatoren war es regelrecht suspekt. Dietmar Schönherr hingegen begegnete diesem neuartigen Fernsehformat aufgeschlossener. Gemeinsam mit seiner Frau Vivi Bach moderierte er die beliebte Show „Wünsch dir was“, eine deutsch-österreichisch-schweizerische Gemeinschaftsproduktion.
Auch auf dem Gebiet der Talkshows war Schönherr Vorreiter. 1973 fand die erste Talkshow einen Platz im deutschen Fernsehen. Bis 1974 moderierte Schönherr die Sendung, anschließend übernahm Hansjürgen Rosenbauer diesen Part. Schönherr stellte das neuartige Konzept den Zuschauern so vor: „Wir machen heute eine sogenannte Talkshow. Was sie ist, das wissen Sie nicht – und wir auch nicht so genau.“ Die Sendung hielt sich bis 1978. Schönherr war bekannt dafür, seine Meinung unverblümt und geradeheraus zu sagen, doch er blieb seinen Gästen gegenüber stets respektvoll.
Ein vielseitiger Mann
Neben Schauspiel und Moderation war Schönherr auch als Synchronsprecher tätig. Unter anderem lieh er James Dean, Sidney Poitier und Steve McQueen seine Stimme.
Als Autor verfasste er diverse Bücher. Als Beispiele seien genannt das Jugendbuch „Kuckuck und der Feuerwehrmann“ (1977), „Liberté und die Wölfe“ (1985), der autobiografische Roman „Sternloser Himmel“ (2006) und „Canto a la Vida – Gedichte von Liebe, Mystik und Revolution“ (2008). Weiterhin übersetzte er verschiedene Werke von Jean-Paul Sartre (franz. Dramatiker und Philosoph) und André Gide (franz. Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger).
Weniger erfolgreich war Schönherr als Schlagersänger. Von 1958 bis 1976 veröffentlichte er insgesamt 17 Singles. Die Single „Such das Glück“ landete 1959 immerhin in den Charts.
Privatleben
Dietmar Schönherr war zweimal verheiratet. Die Ehe mit Ellen Schönherr (1923 – 2013) hielt immerhin 14 Jahre, bevor sie 1964 geschieden wurde. 1963 lernte Schönherr Vivienne Bak, bekannt als Vivi Bach, kennen. Die Sängerin und Schauspielerin aus Dänemark wollte ihn für ihren Film „Das Rätsel der roten Quaste“ (1963) gewinnen. Der Film floppte zwar, aber dafür siegte die Liebe. 1965 heiratete das verliebte Paar und bezog in den 1970er-Jahren einen alten Bauernhof, den Schönherr selbst renoviert hatte. Bis in die 1990er-Jahre hinein lebten sie dort in Voglhub bei Straßwalchen in der Nahe von Salzburg. Bis 2005 lebten sie in Kaiserstuhl und zogen dann nach Ibiza. Der Wohnsitz in Eulària des Riu bei Santa Agnès de Corona wurde ihr Altersruhesitz.
2013 starb Vivi Bach. Schönherr folgte ihr am 18. Juli 2014 im Alter von 88 Jahren. Leider blieb das Paar kinderlos, obwohl Vivi Bach sich nichts sehnlicher gewünscht hatte als Kinder. „Ich möchte drei Kinder, alles Söhne, wie die Orgelpfeifen“, hatte sie gesagt und auch ihr Ehemann hätte gerne einen Sohn gehabt, mit dem er „über alles was ihn bewegt hätte reden wollen, aber der liebe Gott habe es nun einmal anders gewollt.“ Daher erbte sein Großneffe Florian Schönherr den Nachlass, der teilweise zugunsten des nicaraguanischen Projekts „Casa de los Tres Mundos“ versteigert wurde.
Politisches und soziales Engagement
Dietmar Schönherr war sehr engagiert. Im politischen Bereich unterstützte er 1970 die SPÖ und trat in der Friedensbewegung der 1980er-Jahre bei den Demonstrationen gegen den NATO-Doppelbeschluss als Redner auf. Im Rahmen der Gefahr eines atomaren Krieges beleidigte er den damaligen US-Präsidenten Reagan und wurde prompt vom Schweizer Fernsehen entlassen. Er kritisierte Reagan jedoch auch für dessen finanzielle Unterstützung der Contras-Massaker in Nicaragua. Die Abfindung, die er vom Sender erhalten hatte, spendete er an Amnesty International.
Die 1980er-Jahre waren ein turbulentes Jahrzehnt. Schönherr beteiligte sich an der berühmten „Prominentenblockade“, welche die Zufahrtswege zur Mutlanger Heide (Raketenbasis, auf der von 1983 – 1990 nukleare Mittelstreckenraketen der US-Armee stationiert waren). Für die Teilnahme an der Aktion wurde Schönherr zunächst ein Strafverfahren auferlegt und anschließend gegen eine Geldauflage eingestellt.
Schönherr engagierte sich vor allem in Nicaragua, wo er soziale und kulturelle Projekte ins Leben rief und vorantrieb.
„Ich bin ein Träumer, der die Welt verbessern will.“
Dietmar Schönherr im Web
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Dietmar Schönherr war vor allem, wie auch die Rolle des Commander Mclanes, ein Querdenker und gegen den Strom Schwimmer und kein Mitläufer.
Wunderbar auch sein Buch: „Sternloser Himmel“.
Ein politischer Mensch der immer seine Meinung gesagt hat, auch wenn es unbequem war.
Er wird vermisst.