Dead Man’s Hand aus der Reihe Die unorthodoxen Fälle des Grimshaw Griswald Grimsby ist das Debüt eines jungen Autors mit namenhaften Vater.
Unterwegs auf eigenen Füßen
Der Name James J. Butcher sagt einem ad hoc natürlich nichts. Erst, wenn man sich ein wenig mit seiner Familie beschäftigt, wird man hellhörig. Denn sein Vater ist niemand Geringes als Jim Butcher, der mit der Die Dunklen Fälle des Harry Dresden einer der besten Urban Fantasy-Autoren überhaupt ist. Dass dabei der Sohn in die Fußstapfen seines Vaters tritt, ist in der Literaturgeschichte nichts Ungewöhnliches. In vielen Fällen ist es sogar so, dass die Kinder das Werk ihrer Eltern fortsetzen. Man denke nur an Todd McCaffrey, der die Drachenreiter von Pern-Reihe seiner Mutter Anne McCaffrey fortführte. Oder an Brian Herbert, der die Dune-Reihe seines Vaters gemeinsam mit Kevin J. Anderson nicht nur fortsetzte, sondern ebenso erheblich ausbaute. Es gibt allerdings auch Fälle, wo die Kinder etwas Eigenes erschufen und damit erfolgreich sind. Wie beispielsweise Sam Sykes, der der Sohn der Bestsellerautorin Diana Gabaldon ist und sich im Epic Fantasy-Genre einen Namen gemacht hat.
Insofern ist es richtig, dass James J. Butcher nicht erst versuchte, Geschichten in denselben Universen zu verfassen, die sein Vater erschaffen hat. Sondern etwas Eigenes kreierte. Auch wenn er natürlich im selben Genre wie sein Papa aktiv ist.
Grimshaw Griswald Grimby ist ein Hexer. Allerdings kein sonderlich begabter, sondern sogar eine Niete, der noch dazu kurz vorm Erfüllen seines sehnlichsten Wunschs, Teil des Departments für unorthodoxe Angelegenheiten zu werden, gescheitert ist. Und das auch nur, weil seine Mentorin ihn überraschend abgelehnt hatte. Seitdem fristet er sein Dasein als Bespasser von kleinen Kindern in einem mittelmäßigen Taco-Restaurant.
Parallelen vorhanden?
Doch dann wird die ehemalige Mentorin auf bestialische Art und Weise ermordet. Der Mord bringt den früheren Jäger Leslie Mayflower dazu, aus dem Ruhestand wieder zurückzukehren. Er macht sich auf die Jagd nach dem vermeintlichen Täter. Denn eine letzte Nachricht der Toten lautet, dass Grimshaw Grigsby der Mörder sei.
Natürlich kommt man nicht umhin Dead Man’s Hand mit den Werken von Jim Butcher zu vergleichen. Schon fast ohne es zu wollen stellt sich einem die Frage, ob und wie weit sich der Sohn von den Werken seines berühmten Vaters beeinflusst zeigt. Ob es Parallelen im Aufbau des Universums, bei der Schreibweise oder bestimmten Figuren gibt?
Die gute Nachricht ist, das James J. Butcher darauf verzichtet, seinem Vater nachzueifern. So liest sich sein Hauptcharakter schon fast wie ein bewusster Gegenentwurf zu Harry Dresden. Grimshaw Grigsby ist kein Übermagier. Er ist ein Loser, ein Underdog, der gerade so über die Runden kommt. Allerdings auch jemand, der aus seinen beschränkten Möglichkeiten das Beste macht. Der in dieser Hinsicht nicht auf den Kopf gefallen ist, was sich wiederholt zeigt.
Sympathisch
Man wird ihn von Anfang an ins Herz schließen. Eben weil er ein sympathischer Verlierer ist, der in einem pinken Tutu Gören bespaßen muss, damit seine Chefin Geld verdienen kann. Die ihn außerdem auch noch bei jeder Gelegenheit piesackt und ihm Extraaufgaben gibt, die natürlich nicht bezahlt sind.
Auf der Gegenseite hat man in Dead Man’s Hand Leslie Mayflower. Dieser wird wie ein typischer, alter Kämpfer präsentiert. Eigentlich im Ruhestand, uneigentlich aber immer noch gefährlich. Zu sehen, wie die beiden Figuren zueinanderfinden und zu Partnern wider willen werden, ist großartig geschrieben. Hier der grummelige alte Mann, der Grigsby stellenweise in Situationen bringt, mit denen er lieber nichts zu tun haben möchte. Dort der Loser, der teilweise sehr am Jammern ist, aber von der Partnerschaft auch irgendwo profitiert. Und der in manchen Momenten erheblichen Einfallsreichtum beweist, mit denen er sich und den alten Mann aus einigen heiklen Situationen bringt.
James J. Butcher präsentiert eine interessante Welt. Eine, in der Magie und deren Anwender allgegenwärtig sind. Aber auch eine, die einen einem Grusel über den Rücken jagt. Wenn man etwa von einem speziellen Bordell liest, dessen Besitzer Dämonen sind. Oder was sonst noch alles in jener Anderswelt lauert, die für Hexer stets nur einen Spiegel entfernt ist.
Wunderbar unvorhersehbar
Der Fall von Dead Man’s Hand entwickelt sich dabei angenehm unvorsehbar. Immer wieder lässt sich der Autor einen Plottwist einfallen, der am Ende wieder alles auf den Kopf stellt. Und er garniert die Handlung nicht nur mit jeder Menge Spannung, sondern auch etwas Humor. Weil beispielsweise einige Bewohner jener anderen Welt herrlich exzentrisch und anders sind.
Es ist ein Auftakt nach Maß. Einer, der für James J. Butcher viel bedeutet. Er schafft es damit, dass er gar nicht erst Gefahr läuft, dass man ihn immer mit seinem Vater vergleicht. Denn dieses Buch zeigt, dass er mehr als nur in der Lage ist, auf eigenen Füßen zu stehen. Jetzt kann man nur hoffen, dass die nächsten zwei Bände, die bereits in den USA herausgekommen sind, dann auch hoffentlich bald hierzulande erscheinen.
Info
Autor: James J. Butcher
Titel: Dead Man’s Hand
Serie: Die unorthodoxen Fälle des Grimshaw Griswald Grimsby 1
Originaltitel: Dead Man’s Hand
Übersetzer: Thomas Salter
Verlag: Heyne
Erschienen: 04/2024
Einband: Taschenbuch
Seiten: 480
ISBN: 978-3-453-32288-2
Sonstige Informationen: Produktseite
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