Mit dem Nebular Sammelband 1: Die Triton-Basis werden die ersten fünf regulären Ausgaben der gleichnamigen Serie von Thomas Rabenstein gesammelt.
Es muss nicht immer groß sein
Wenn es um Science-Fiction aus Deutschland geht, wird man nicht nur bei den großen Verlagen fündig. Es gibt auch Klein- und Kleinstverlage, die sich erheblich um dieses Genre bemühen und Werke herausbringen, die jede Art von Beachtung wert sind. Wie zum Beispiel Thomas Rabensteins Nebular-Reihe, deren erster Sammelband: Die Triton-Basis hier jetzt besprochen wird.
Der Autor wurde 1963 in Hof an der Saale geboren und wuchs in Hessen auf. Science-Fiction faszinierte ihn von Kindheitsbeinen an, weshalb er als Jugendlicher bereits aktiv im Fandom war. Ab den 80ern verfasste er sogar erste Kurzgeschichten in dem damals entstehenden Internet. Seit 2011 arbeitet er als freier Schriftsteller und Selbstverleger, wobei er neben Nebular auch weitere Serien schreibt, wie zum Beispiel das Vampirepos TOHIL.
Im Jahr 2113 ist die Menschheit ins Weltall vorgedrungen. Zwar hat sie noch keine Technologie, um schneller als das Licht zu fliegen, doch konnte sie bereits Stationen auf anderen stellaren Objekten etablieren, wie zum Beispiel dem Neptunmond Triton. Von diesem Außenposten aus versucht sie herauszufinden, ob sie allein im Weltraum ist, worauf leider alles hindeutet.
Gute und böse Überraschungen
Doch dann stürzt über einem Kuiperobjekt eine Raumsonde ab. Der Pilot Bill Davis soll mit einer kleinen Expedition erforschen, was dort geschehen ist. Angekommen findet die Crew heraus, dass sich auf dem Objekt eine außerirdische Basis befindet, deren Eigentümer ihnen allerdings feindlich gesonnen ist. Mit Mühe und Not kann das Globuster genannte Alien zunächst zeitweise aufgehalten werden und dann bei einer zweiten Unternehmung ein für alle Mal ausgeschaltet werden.
Es stellt sich heraus, dass das Objekt Teil einer Anlage ist, die das Sonnensystem komplett abschirmt. Denn das Weltall ist, entgegen aller bisherigen Erkenntnisse, doch voller Leben, nur wurde dieses Wissen den Menschen anscheinend bewusst vorenthalten. So schaut ein freundlicher Besucher bei ihnen vorbei. Der Schwacke Scorch, eine Art fliegender Händler, möchte mit ihnen Handel treiben. Seine Ankunft aktiviert allerdings ungewollt eine alte, finstere Macht, die nur ein Ziel kennt: Das Zurückwerfen der Menschheit auf ein Technologieniveau, welches auf dem Stand der Steinzeit liegt, unter so vielen Opfern wie möglich!
Fünf Ausgaben sind in der ersten Sammelausgabe Die Triton-Basis gesammelt. Wenn man sich die Liste der weiteren Publikationen am Ende des Bandes durchguckt, sieht man auch, wie weit die Serie inzwischen fortgeschritten ist. Zum Zeitpunkt, als diese Rezension geschrieben wurde, ist der 17. Sammelband erschienen, gibt es fünf XL Sammelbände, die teilweise bis zu 16 Einzelromane auf einen Schlag sammeln, und ist die Reihe an sich bei der 64. Ausgabe angekommen. Nicht schlecht, vor allem, wenn man bedenkt, dass das alles überwiegend von einer einzigen Person erschaffen und geschrieben wird.
Helden braucht die Handlung!
Was Thomas Rabenstein innerhalb von fünf Bänden und 468 Seiten schafft, ist eine faszinierende Welt. Man merkt dem Roman an, dass der Autor sich gründlich Gedanken machte, wie vor allem ein unkontrollierter Klimawandel Auswirkungen auf die Erde haben könnte. Er lässt den Leser an seinen Überlegungen auch teilhaben, wenn er zum Beispiel in der zweiten Geschichte Kollisionskurs Triton detailliert schildert, wie die Planetenbewohner mit den klimatischen Umwälzungen fertig wurden.
Doch nicht nur die fiktive Vergangenheit ist großartig, auch die Handlungsgegenwart kann von den Hintergrundideen überzeugen. Ausgehend von der Frage, ob die Menschheit wirklich allein im All ist, entwirft er ein komplexes Szenario, das viele Überraschungen bietet.
Doch trotz der Tatsache, dass dies so ist, braucht der Sammelband lange, bis er wirklich überzeugen kann. Es fehlt vor allem zu Beginn an einer guten Identifikationsfigur, die das vollbringen mag. Zunächst scheint es so, dass der Pilot Bill Davis diese Funktion innehaben soll. Der Charakter bleibt allerdings blass und wirkt eher wie ein 80er-Jahre Actionheld, als ein glaubwürdiger Hauptcharakter. Dementsprechend ist es kein Wunder, dass die Figur ab der zweiten Geschichte in den Hintergrund geschrieben wird.
Schlechter Auftakt, der aber in der Mitte besser wird
Was sich ebenfalls als hinderlich erweist, ist, dass der allererste Roman Die Triton-Basis, zu sehr wie eine aus der Zeit gefallene, schlechte Sci-Fi-Geschichte wirkt. Man hat den wagemutigen Helden, der natürlich beim Militär ist. Die intelligente und hübsche Wissenschaftlerin, die bei der geringsten Gefahr die Nerven verliert und Damsel in Distress spielt. Sowie ein Firmenangestellter, der einige Geheimnisse hat. Nimmt man noch hinzu, dass der Globuster, die große Bedrohung, nur als böse dargestellt wird, ergibt dies insgesamt einen sehr schwachen Auftakt.
Erst mit der dritten Geschichte Scorch, der kosmische Schrotthändler wird die Reihe richtig gut. So hilft vor allem der Fakt, dass mit dem Mariner Toiber Arkroid ein neuer Haupthandlungsträger eingeführt wird, der eben kein Soldat ist, sondern eher Wissenschaftler und Familienvater. (Er wird deshalb so genannt, weil er aus einer Unterwasserstadt kommt.) Jemand, der nachdenkt, ehe er agiert, und dabei trotzdem nicht schwach wirkt! Im Laufe der restlichen Romane wird der Charakter weiter entwickelt, ohne seinen ursprünglichen Charme zu verlieren.
Im Laufe der hier gesammelten Romane werden natürlich jede Menge Figuren eingeführt. Es ist eben erneut der dritte Band, in dem endlich die Assoziation „Außerirdisch = Böse“ aufgebrochen wird. Der Schwacke Scorch, der fliegende Händler, gefällt durch seine freundliche, lockere und humorige Persönlichkeit. Er will handeln und der Menschheit helfen. Wobei sich herausstellt, dass er bereits früher Kontakt mit den Menschen hatte.
Logik?
Übrigens ist dies eine kleine unlogische Passage, da das Signal von Scorchs Raumschiffsantrieb dazu führt, dass etwas Böses erwacht. Doch da der Händler die Erde schon früher besuchte, hätte der erwachende Antagonist zu jener Zeit ebenfalls agieren müssen, oder?
Sieht man von der platten Charakterisierung ab, sind die Globuster übrigens in ihrer Wildheit und Aggressivität gute Anfangsgegner. Dann erleben sie mit der Einführung des Globusterfürsten eine Gefahrensteigerung. Da sie extrem widerstandsfähig sind, sind sie alles, nur keine Wegwerfgegner. Trotzdem wäre es schön, wenn in zukünftigen Ausgaben auch Feinde eingeführt würden, die etwas mehr charakterliche Tiefe kriegen. Denn auf Dauer ist das zu eintönig und passt auch zu den heutigen Lesegewohnheiten nicht mehr so gut.
Es ist ein vielversprechender Auftakt, den man hier im Nebular Sammelband 1: Die Triton-Basis erhält. Es gibt zwar einige Schwächen, doch insgesamt halten die sich im Rahmen.
Bewertung 8/15
Autor: Thomas Rabenstein
Titel: Nebular Sammelband 1: Die Triton-Basis
Verlag: SciFi-World
Erschienen: 01/2014
Einband: eBook
Seiten: 468
ISBN:
Sonstige Informationen:
Produktseite
Disclaimer: Der Rezensent hat in der Anfangszeit der Nebular-Reihe mitgeholfen, diese ins Englische zu übersetzen.
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