Nachdem Christophe Becs sechster Teil der Prometheus-Reihe gehörig an Fahrt aufgenommen hat, lernen wir heute Die Theorie des 100. Affen kennen. Werden wir nun Antworten auf die vielen noch offenen Fragen erhalten?
Historischer Rückblick
Diesmal führt uns der historische Rückblick in das Alaska des Jahres 1943. Zwei Männer wollen eine Siedlung besuchen. Zu ihrer Überraschung stellen sie fest, dass von den 600 Einwohnerinnen und Einwohnern ebenso jede Spur fehlt wie von deren Haustieren. In einer Küche entdecken die Männer Essen, das angebrannt auf einer Flamme vor sich hin kocht. Die Bevölkerung muss also erst vor Kurzem und sehr überstürzt ihre Siedlung verlassen haben. Aber weshalb finden sich keine Spuren von ihnen im Schnee?
Draußen finden die beiden Männer ein gewaltiges kreisrundes Loch im Boden, das dem entspricht, das wir bereits in Band 6 kennengelernt haben. Auch hier befindet sich wieder ein Würfel auf dem Grund des Lochs. Als die Armee kommt, um den Würfel zu bergen, erscheinen sonderbare Lichter im Wald. Ein Teil der Soldaten sieht nach, was es damit auf sich hat und stößt dabei auf humanoide Außerirdische.
Wie wir bereits wissen können Menschen und Außerirdische einen direkten Kontakt miteinander im Normalfall nicht überleben. So gehen die Soldaten dann auch unter großen Schmerzen zugrunde. Ob dasselbe mit den Außerirdischen geschieht, wird nicht konkret gezeigt.
Sonderbare Ereignisse
Im Süden Japans erweisen sich die Mitglieder einer Affenfamilie als ungewöhnlich aggressiv. Es kommt zu einem grausamen Blutbad unter den Affen. Es handelt sich nicht um eine zufällige Affenkolonie, sondern diejenige, durch die die Theorie des 100. Affen entstand, die wir weiter unten kennenlernen werden.
Providence, Rhode Island
Im post-apokalyptischen Providence versucht unsere Gruppe, Kontakt mit vier blonden Kindern herzustellen, die zwischen 10 und 12 Jahren alt zu sein scheinen. Die Kinder berichten von Professor Carpenter geschickt worden zu sein. Um Interferenzen zu vermeiden, ist es ihnen verboten, Kontakt aufzunehmen. Als sie es doch tun, fangen manche von ihnen Feuer, während andere von einer grünen Aura umgeben zugrunde gehen.
Während dieses Ereignisses stürzt ein Hubschrauber in der Nähe ab, der in Band 6 der „Prometheus“-Reihe durch den Steinbogen beim Kerguelen-Archipel geflogen ist.
Die Machenschaften der US-Regierung
Wie bereits im letzten Band angekündigt, sprengen die US-Amerikaner das im Amazonas aufgetauchte U-Boot in die Luft. Wesentlich grausamer ist, dass die Besatzung des U-Bootes in Busse gesetzt wird, die dann absichtlich von Klippen hinabgestürzt werden, um alle Zeugen des Ereignisses für immer zum Schweigen zu bringen.
Der US-Präsident bietet Kellie Lambert, einer populären Nachrichtensprecherin, deren Weg wir bereits seit Band 1 verfolgen, an, seine offizielle Sprecherin zu werden. Die Auswahl scheint nicht zuletzt darauf zu beruhen, dass die Journalistin über eine gegensätzliche visuelle Wahrnehmung verfügt. (Was das genau ist, erfahren wir weiter unten.)
Die Historikerin Angela Scott, die uns kürzlich über Zeugnisse von diversen außerirdischen Besuchen seit der Frühzeit der Menschen berichtete, wird von der Regierung verschleppt. Ihr Haus wird mitsamt ihrer gesamten Forschungsunterlagen verbrannt. Zivilisten, die in abgeschirmte Militäreinrichtungen eindringen wollen, um die Wahrheit zu erfahren, werden von Soldaten erschossen.
Die 13:13 Uhr-Ereignisse
Um 13:13 Uhr geht es weiter mit den täglichen Katastrophen. Bei den Pyramiden von Gizeh, in Rio de Janeiro, an der Chinesischen Mauer, auf dem Roten Platz in Moskau, an der Klagemauer in Jerusalem, im Kolosseum, am Tadsch Mahal, im Yosemite National Park sowie an nicht genannten weiteren Orten entstehen insgesamt 13 gewaltige kreisrunde Krater, die wieder durch Energiestrahlen erzeugt wurden. Aufgrund der kulturellen Bedeutung der Orte, an denen diese Krater auftreten, steht außer Zweifel, dass sie mit Absicht genau dort erzeugt wurden.
Die Außerirdischen
Durch die Visionen eines Überlebenden der 13:13 Uhr-Flugzeugabstürze, der seitdem über übersinnliche Fähigkeiten verfügt, stellt sich heraus, dass die Außerirdischen für den 13. Tag seit Auftreten der sonderbaren Ereignisse eine Invasion planen. Da sie einen Weg gefunden haben, sich vor dem direkten Kontakt mit den Menschen zu schützen, steht der Menschheit ein Blutbad bevor, da nun nur sie durch den Kontakt getötet würde.
Doch kennen die Amerikaner eine Notlösung. Menschen, die über eine gegensätzliche visuelle Wahrnehmung verfügen – also alles spiegelverkehrt sehen – überleben den Kontakt. Somit stellen spezielle Brillen sowie Augen-Operationen eine Möglichkeit dar, sich auf die Invasion vorzubereiten. Da es nicht machbar ist, alle Menschen rechtzeitig zu operieren und mit Brillen zu versehen, werden alle geeigneten Ärzte zwangseingezogen und eine Liste der „wichtigsten“ Menschen erstellt. Dennoch würden 99% der Menschen bei der Invasion sterben.
Ein Teil der Menschheit verfügt von Geburt an über einen Sehfehler, der zur gegensätzlichen Wahrnehmung führt. Menschen, die das Spiegelbild der Außerirdischen gesehen haben, übernehmen ebenfalls diese Sichtweise und erhalten außerdem eine Sehergabe.
Wir erfahren nun, dass es tatsächlich nie einen direkten Kontakt zwischen Außerirdischen und Menschen gegeben hat – zumindest keinen Kontakt, bei dem die Betroffenen nicht alle gestorben wären. Allerdings haben die Außerirdischen den Würfel, den sie in dem kreisrunden Loch in Alaska hinterlassen haben, den Menschen absichtlich hinterlassen. Es handelt sich dabei um eine Art Festplatte, die Unmengen an außerirdischem Wissen enthielt, das sich die Amerikaner in der Folge nutzbar machten. Und genau dies ist der Punkt, den die Außerirdischen den Menschen verübeln. Es geht um die Theorie vom 100. Affen.
Die Theorie des 100. Affen
Die Theorie des 100. Affen beruht auf einem Ereignis aus dem Jahr 1952. Japanische Wissenschaftler fütterten eine Affenkolonie mit Kartoffeln, die sie in den Sand warfen, damit die wilden Affen sie sich nehmen konnten. Eines Tages kam ein junges Affenweibchen auf die Idee, die Kartoffeln mit Wasser zu waschen, wodurch diese vom Sand befreit wurden und dementsprechend besser schmeckten.
Nach und nach übernahmen immer mehr Affen der Kolonie dieses Verhalten. Während die Zahl dieser Affen über 6 Jahre hinweg recht langsam angewachsen war, wuschen an einem Tag im Jahr 1958 plötzlich fast alle Affen ihre Kartoffeln. Da nun auch Affen derselben Art auf anderen Inseln und auf dem Festland damit begannen, Kartoffeln zu waschen, kam die folgende These auf:
Wenn eine bestimmte Zahl an Angehörigen einer bestimmten Gruppe – zum Beispiel 100 – ein konkretes Wissen erlangen, ist eine kritische Masse erreicht, wodurch dieses Wissen ins Kollektivbewusstsein der jeweiligen Spezies einzieht. (Das mit den Kartoffeln und den Affen ist wirklich so passiert. Das mit dem kollektiven Unterbewusstsein beruht in der Realität auf einer sehr freien Auslegung der wissenschaftlichen Beobachtungen der japanischen Forscher durch eine andere Person, die überhaupt nichts mit der Affenkolonie zu tun hatte.)
Prometheus vom anderen Stern
Dementsprechend gingen die Außerirdischen also davon aus, dass sie nur eine gewisse Anzahl an Menschen an ihrem Wissen teilhaben lassen müssten. Durch das Phänomen des 100. Affen hätten dann letztlich alle Menschen über dieses Wissen verfügt, was die Menschheit als Ganzes auf eine höhere Stufe gebracht hätte.
Doch haben die Außerirdischen ihre Rechnung ohne die Regierungen der USA und Russland gemacht. Die haben nämlich einfach alles für sich behalten, wodurch sich der Plan nicht realisieren konnte. Die angedrohte Ausrottung der Menschheit ist also eine außerirdische Reaktion auf das wiederholte schlechte Betragen von Teilen der Erdenbewohner. Der Würfel war nämlich längst nicht der erste Versuch, bei den Menschen einen Bewusstseinswandel auszulösen. Ein früherer Versuch war z.B. der Mechanismus von Antikythera. Wie der Titan Prometheus der Menschheit das Feuer brachte, wollten auch die Außerirdischen im Menschen einen entscheidenden Funken auslösen.
Fun Fact
Christophe Bec hat in diesem siebten Teil der Reihe einen kleinen Witz eingebaut. Es stellt sich heraus, dass Roswell ein „Fake“ der US-Regierung war, um von tatsächlichen Kontakten mit Außerirdischen abzulenken.
Mein Eindruck von Prometheus Band 7: Die Theorie des 100. Affen
Auch der siebte Band hält das Niveau der vorherigen Teile der Serie. Mir gefällt es immer wieder ausgesprochen gut, wie Christophe Bec jede Menge eher gewagte „wissenschaftliche“ Thesen mit verschiedenen Verschwörungstheorien zu einer großen Erzählung verknüpft. Schade ist hingegen, dass die Geschichte von Prometheus und Herkules im siebten Band nicht weitererzählt wird.
Mit der gegensätzlichen visuellen Wahrnehmung und der Möglichkeit, den Anblick eines Außerirdischen im Spiegelbild zu überleben, bleibt weiter zu vermuten, dass die extraterrestrischen Wesen aus einem Spiegeluniversum stammen. Bec macht in diesem Zusammenhang übrigens sehr deutlich, dass das Überleben des Anblicks der Außerirdischen eine Parallele zum Perseus-Mythos darstellt, in dem der Held die Medusa besiegt, indem er ihr Spiegelbild in seinem Schild betrachtet, um sie zu enthaupten. Ein direkter Anblick würde Perseus versteinern lassen.
Wie wird es wohl weitergehen? Sind die Außerirdischen nun böse Invasoren oder enttäuschte Förderer, die die Menschheit vielleicht nicht wirklich vernichten wollen? Wollen sie die Menschen durch die Androhung der Auslöschung einfach nur zu ihrem eigenen Glück zwingen?
Mehr erfahren wir in Band 8 mit dem vielversprechenden Titel Nekromanteion.
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