Die Stunde der Erkenntnis ist nahe. Ein Paradies, welches keines ist. Zum Wohle der Bewohner dieses Garten Edens muss eine Entscheidung getroffen werden.
Staffel 2, Folge 5, Sternzeit 3715,3
„Die Stunde der Erkenntnis“ – „The Apple“
Die Handlung
Ein Landeteam erkundet den Planeten Gamma Trianguli VI. Was zunächst wie ein Paradies aussieht, erweist sich als gefährlich, sogar tödlich. Giftpfeile verschießende Pflanzen, tretminenartig explodierende Steine und Blitze setzen dem Außenteam zu. Eine Rückkehr an Bord ist unmöglich. Die Enterprise verliert auf unerklärliche Weise an Energie. Die Ursache befindet sich mutmaßlich auf dem Planeten.
Derweil stoßen Kirk (William Shatner) und sein Team auf die Bewohner des Planeten. Es handelt sich dabei um ein friedliches primitives Volk, welches einer Gottheit namens Vaal dient. Vaal sei alles, sagen sie. Er habe Himmel und Erde erschaffen, er ließe es regnen, er sorge für sie. Sie nehmen die Leute von der Enterprise gastfreundlich auf und führen sie in ihr Dorf.
Kurz darauf fällt den Föderierten auf, dass es weder Kinder noch Alte gibt. Vaals Volk altert nicht und erfreut sich durchweg bester Gesundheit. Darüber hinaus sind alle unsterblich. Ihr Daseinszweck ist es, Vaal regelmäßig zu „füttern“. Es stellt sich heraus, dass Vaal kein lebendes Wesen ist. Es handelt sich in Wirklichkeit um eine maschinelle Einrichtung, welcher Energie zugeführt werden muss.
Da einige von Vaals Kindern inzwischen anfangen, bestimmte Verhaltensweisen der Föderierten zu kopieren (Küssen), befiehlt Vaal, die Fremden zu töten. Nur der Unbeholfenheit der Kinder Vaals ist es zu verdanken, dass bis auf einen Sicherheitsbediensteten keiner ums Leben kommt. Kirk entscheidet, Vaal auszuhungern, um die Enterprise frei zu bekommen. Gleichzeitig will er durch Vaals Tod dessen Kindern ein selbstbestimmtes Lebens ermöglichen.
Rezension
„Die Stunde der Erkenntnis“ hat unübersehbar einen religiösen Touch. Ein paradiesischer Planet, unsterbliche Bewohner, eine Gottheit und eine Schlange in Gestalt Captain Kirks.
Ein Garten Eden
Das grundsätzliche Thema ist unverkennbar der christlichen Mythologie entnommen. Auf Gamma Trianguli VI herrschen geradezu paradiesische Zustände. Ausreichend Nahrung und Wasser sowie Gesundheit und Unsterblichkeit sind grundlegende Bedingungen. Gleichzeitig besteht bei den Kindern Vaals eine vollkommene Naivität und völlige Ergebenheit ihrem vermeintlichen Gott gegenüber.
Doch ist dies wirklich das Paradies?
Offensichtlich muss niemand leiden. Keine Krankheiten, keine Nahrungsmittelknappheit, warmes Klima. All dies gelenkt von einem fürsorglichen Gott, was zunächst tatsächlich nicht allzu schlecht klingt.
Allerdings hat die ganze wunderbare Sache einen Haken. Das Volk hat keine Möglichkeit, sich zu entwickeln. Es wird bei völligem Stillstand auf einem Niveau gehalten, gerade ausreichend, um Vaal zu versorgen. Das Leben unter Vaal ist gleichförmig und eintönig und wird bestimmt durch feste Fütterungszeiten. Außerhalb können Vaals Kinder wohl tun was sie möchten, jedoch nur was auch in Vaals Sinne ist. Vaal verlangt absoluten Gehorsam, selber denken ist nicht vorgesehen. Die Kinder Vaals leben, wenn man es genau nimmt, in ewiger Sklaverei.
Warum das Ganze?
Vaal ist eine Maschine, daher entscheidet er nicht willkürlich, sondern so wie seine Programmierung es vorgibt. Die Frage ist, wo ist Vaal hergekommen, wer hat ihn erbaut und wofür? Leider bleibt dies ungeklärt. Es wäre ein schönes Extra gewesen, etwas über Vaals Herkunft zu erfahren. So bleibt es den Zuschauen überlassen, darüber nachzudenken.
Fakt ist, eine Maschine beherrscht das Leben auf Gamma Trianguli VI. Sie reguliert alles, um sich selbst zu erhalten. Es wäre wohl für immer oder zumindest für eine sehr lange Zeit so weitergegangen, hätte Kirk sich nicht entschieden, einzugreifen.
Die Erste Direktive
Eigentlich verbietet sie den Eingriff. Diese sehr wichtige Regelung untersagt es, sich in die Entwicklung fremder Völker einzumischen und regelt die Art und Weise der Kontaktaufnahme.
Kirk bricht diese Regel wie so oft und mischt sich ein, weil es keine Entwicklung gibt. Das Volk lebt in Stagnation und kann sich nicht allein befreien. Allerdings muss er gleichzeitig auch an sein Schiff denken. Es ist ein reines Abwägen: Muss die Enterprise geopfert werden, um die Erste Direktive nicht zu verletzen?
Hat Kirk in „Die Stunde der Erkenntnis“ gegen die Erste Direktive verstoßen? Definitiv, ja. Hat er moralisch richtig gehandelt? Meiner Meinung nach hat er das. Er hat ein intelligentes Volk aus den Klauen einer falschen Gottheit und aus dem Zustand fortwährender Sklaverei herausgeholt. Er gibt ihm somit die Möglichkeit, auf eigenen Füßen zu stehen und sich eigenständig weiter zu entwickeln. Aus Vaals Kindern werden Erwachsene, welche jedoch einen Preis zahlen und die Unsterblichkeit aufgeben müssen. Denn ohne Vaal, der Eindringlinge abwehrt, werden künftig Krankheiten eingeschleppt und der Tod zieht ein. Dafür jedoch werden Vaals ehemalige Kinder das Leben auf eine neue Art und Weise entdecken können. „Ihr werdet es schon noch herausfinden“, sagt Kirk mit einem Schmunzeln.
Der deutsche Titel
Hier muss ich sagen, dass sich tatsächlich einmal jemand Gedanken gemacht hat. Normalerweise sind die deutschen Titel meist nüchtern und benennen einfach den offensichtlichen Tenor der jeweiligen Episode. Stattdessen durfte es an dieser Stelle doch ein wenig prosaischer sein. „Die Stunde der Erkenntnis“ bezieht sich auf den Moment, in dem zum einen Kirk die Wahrheit erkennt und später Vaals Kinder damit konfrontiert werden. Kirk nimmt die Rolle der Schlange ein, welche Adam und Eva den Apfel, „The Apple“, wie die Folge im englischen Original heißt, reicht.
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