Die stummen Reiche setzt sich auf eigene Art und Weise mit dem Thema Tod auseinander.

Wenn man dem Tod begegnet
Es war an einem Dienstag um 23:52, als die kleine Persephone auf den Tod trifft. Ihr Nachbar Victor ist verstorben, und sie begegnet im Treppenhaus seines Hauses seinem Geist. Ein Ereignis, das sie nachdrücklich prägt.
Wenn auch nicht so sehr wie das, was dann zwei Tage später geschehen sollte. Als nämlich auf einmal zwei Skelette in ihrem Schlafzimmer stehen, um den letzten Seufzer Victors einzusammeln. Nur, dass sie sich geirrt haben. Persephone ist nämlich nicht tot. Und dies ist nur der Anfang einer ganzen Reihe an Ereignissen, die das Leben des kleinen Mädchens komplett auf den Kopf stellen.
Das Thema Tod wurde in der Medienwelt schon oft auf unterschiedliche Art und Weise behandelt. Auch in Werken, die sich an Kinder orientieren. Dennoch lohnt es sich, einen Blick in Die stummen Reiche zu werfen.
Charme ist definitiv vorhanden
Geschrieben wurde das Album von Séverine Gauthier. Diese hat unter anderem die Geschichten der Die entsetzliche Angst der Epiphanie Schreck-Reihe verfasst. Der Illustrator ist Jérémie Almanza, der gemeinsam mit der Autorin den Comic Herz aus Stein erschaffen hat.
Die Erzählung, die man hier lesen kann, packt einen von Anfang an. Sie hat einen unbeschreiblichen Charme, was vor allem an den Protagonisten liegt. So lernt man zu Beginn zunächst das kleine Mädchen Persephone kennen, das zunächst von den Ereignissen schier überwältigt ist. Sie weiß nicht so recht, was sie von der Beerdigung ihres Nachbarn Victors halten soll, bis sie seinem Geist begegnet, was sie so sehr erschreckt, dass sie die Treppe runterfällt.
Es ist ein gelungener Auftakt, der dann durch das Auftauchen der beiden Skelette Victor und Theophil noch getoppt wird. Victor und Theophil könnten optisch nicht verschiedener sein. Victor ist klein und gedrungen, derweil Theophil groß und schlank ist. Man erfährt später noch weitere Unterschiede, nämlich unter anderem, dass Theophil ein kleines Trinkproblem hat. Er trinkt sich gerne mit dem Skellettäquivalent von Alkohol unter dem Tisch und benimmt sich danach daneben.
Daran merkt man, dass die ganze Geschichte sich nicht selber ernst nimmt. Im Gegenteil: Auch wenn das Thema ernst ist und entsprechend behandelt wird, gibt es immer wieder lustige Momente. In denen vor allem das Skellettduo eine große Rolle spielt.
Eine großartige Jagd
Um zusätzlich Spannung einzubauen, verschlägt es Persephone aus Versehen in das Reich der Toten, als Lebendige. Und als der Tod ihr ihren letzten Seufzer raubt, ist dies der eigentliche Auftakt zum Konflikt. Denn es bleiben nur wenige Tage, bis sie diesen wieder erlangt, ansonsten hat sie ein Problem.
Die Jagd nach dem letzten Seufzer wird großartig dargestellt. Es gibt jede Menge Überraschungen, wie etwa, als Persephone entdeckt, dass während ihrer Abwesenheit eine andere Persephone ihren Platz eingenommen hat. Die sich allerdings vollkommen anders benimmt als sie und eher leer und abwesend wirkt. Auch Victor spielt bei der Jagd eine große Rolle, wobei bei ihm ebenfalls die Zeit drängt. Denn als Seele muss sein letzter Seufzer eingefangen werden, damit er in die Welt nach dem Tod gelangen kann. Gelingt dies nicht, ist er zum ewigen Herumirren verdammt.
Es bleiben Fragen offen
Die Charakterisierungen gefallen. Und doch bleibt man nach dem Durchlesen unzufrieden zurück. Es gibt einige Aspekte, die nur angerissen werden. So bleibt unklar, woher Persephone ihre Fähigkeit hat, die Toten zu sehen und mit ihnen zu interagieren. Oder was mit ihrem anderen ich geschehen ist. Ebenso fühlen sich die letzten Seiten viel zu sehr wie eine Vorbereitung für eine etwaige Fortsetzung an, obwohl es anscheinend keine gibt. Es sind eben viele Fragen offen, was nervt.
Die Illustrationen von Jérémie Almanza sind großartig. Sie sind äußerst detailliert und erinnern ein wenig Corpse Bride oder Coraline. Auch die mexikanische Darstellung von Toten ist mit in die Zeichnungen eingeflossen. Die Mimiken seiner Figuren sind lebhaft und vielfältig. Das ist fantastisch.
Trotz der offenen Aspekte ist dies ein fantastischer Comic.
Info
Autor: Séverine Gauthier
Illustrationen: Jérémie Almanza
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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