Mit Hoheitliches Gemetzel kehren ein letztes Mal (?) Die Prinzessinnen zurück.

Die Prinzessinnen 3 Hoheitliches Gemetzel
Cover © Cross Cult

Sie sind wieder zurück

Narvila, Aiby, Cinn, Decanra und Mef sind zurück. Erneut nehmen die Söldnerinnen jeden Auftrag an, der ihnen passt. Doch dieses Mal entpuppen sich Dinge anders, als man es meint.

Denn dieses Mal müssen sie einen Mörder jagen. Einen, der bevorzugt Prinzessinen tötet und am Tatort nur einen Finger zurücklässt. Genau der richtige Auftrag für diese starke Frauengruppe. Doch erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt.

Ein Jahr ist jetzt vergangen, seitdem man in Helden und andere Dämonen zuletzt die Prinzessinnen gesehen hat. Und Christian Endres war in der Zwischenzeit nicht untätig. So ist beispielsweise von ihm im Heyne-Verlag der Thriller Wolfszone herausgekommen. Und hat immer wieder kleinere Auftritte seiner Heldentruppe verfasst, derweil er weiter an ihrem nächsten Großabenteuer arbeitete.

Ende?

Die Wartezeit hat sich gelohnt. Auch wenn beim Lesen ein wenig Melancholie mitschwebt, weil dies allem Anschein nach der letzte Auftritt des Fünferteams ist. Auf Amazon wird Hoheitliches Gemetzel als Buch 3 von 3 gelistet und in seinem Nachwort spricht der Autor von einer klassischen Fantasy-Trilogie. Fragen nach weiteren Teilen auf den sozialen Medien ist er derweil eher ausgewichen.

Natürlich ist das Buch wieder so aufgebaut, wie man es aus den anderen Teilen her kannte. Es gibt eine große Geschichte. Und dazwischen werden immer wieder kleinere Rückblenden auf frühere Abenteuer eingebaut. Die zunächst nichts zur Handlung beitragen, „außer“ ein wenig Abwechslung reinzubringen. Bis man irgendwann realisiert, dass diese Einschübe teilweise den Zweck haben, die Figuren auszubauen und gleichzeitig ebenfalls ein gewisses Narrativ zu unterstützen: Nämlich die Frage, ob und wie die jeweiligen Prinzessinnen ihre Karriere beenden wollen-

Hauptsächlich dreht sich der Plot jedoch um die ermordeten Prinzessinnen. Dabei findet die Handlung in einer Gegend statt, die der „Flickenteppich“ genannt wird. Weil dies, wie einst das mittelalterliche Deutschland, eine Gegend voller kleiner Königreiche ist, die jeweils für sich genommen, nicht sonderlich bedeutsam sind. Was ein kluger Kniff ist, um zu erklären, wieso es so viele verschiedene tote Königstöchter gibt.

Vorhersehbar? Nix da!

Und Christian Endres belässt es nicht nur bei dem Setting mit gelungenen Ideen. Auch der Plot an sich entwickelt sich unvorhersehbar. Denn es stellt sich heraus, dass die toten Prinzessinnen eigentlich quicklebendig sind. Und dass dies nur eine Maßnahme der Emanzipation ist, ein Versuch, eigenständig zu leben, ohne dass ihre Väter oder Brüder über sie bestimmen. Was, als das enthüllt wurde, ein Plottwist war, den ich persönlich gefeiert habe.

Dabei belässt es der Autor nicht. Denn zusätzlich zum Setting und dem genialen Plot, baut er auch noch jede Menge gelungene Figuren ein. Und so mancher Nebencharakter wächst dabei einem ans Herz, so dass man, als diese sterben, es einem nahegeht. Das zeigt, wie gut Christian Endres sich darauf versteht, interessante Charaktere zu schreiben.

Doch auch das Quintett an sich erhält jede Menge gelungene Momente. Dabei merkt man, dass die Ereignisse der letzten Zeit an ihnen nicht spurlos verschwunden sind. Es nagt immer noch an Mel, dass sie in Die Prinzessinnen in der Wüste auf ihre eigentliche verstorbene Liebe gestoßen ist, auch wenn sie dies gut überspielt. Und Aibys Rückkehr in ihre Heimat, ins Hochland, hat neue Wunden gerissen, die sie mit viel Alkohol und Streitsucht kompensiert. Derweil Decanra insgeheim am Überlegen ist, aufzuhören. Und zwischen all diesen Figuren steht Narvila, die Sorgen der anderen bemerkt und mit sich hadert, ob sie mit den anderen sprechen soll oder nicht.

Angst vor der eigenen Courage

Es kommt in Hoheitliches Gemetzel zu einem äußerst gelungenen Finale. Das erneut mit Plottwists und exzellenten Charaktermomenten aufwartet. Wobei im Epilog dann Christian Endres gefühlt die Angst vor der eigenen Courage gepackt hat. Er hätte die Geschichte mit einem interessanten Ende abschließen können. Eines, dass die Teamzusammensetzung wieder verändert und so Potential für eine etwaige Zukunft offen gelassen hätte. Stattdessen schreibt er nach langem Aufbau einen Rückzieher, so dass am Ende alles beim Alten bleibt. Was angesichts der ganzen Andeutungen, die er im Roman eingestreut hat, dann doch enttäuschend ist.

Immerhin gibt es in dem Roman noch jede Menge zusätzliche Kurzgeschichten, die Christian Endres im Laufe der Jahre verfasst hat. Mal müssen die Prinzessinnen einen Geburtstagskuchen eskortieren, ein anderes Mal erleben sie ein Weihnachten der etwas anderen Art. eines haben all diese Kurzerzählungen gemein: Sie machen ungemein Spaß zu Lesen, weil der Autor sie auf den Punkt pointiert verfasst.

Es wäre natürlich schön, wenn es mit den Prinzessinnen weitergehen würde. Schließlich standen jetzt nur drei von ihnen auf den Büchercovern der Reihe im Mittelpunkt. Doch sollte dies wirklich das Ende sein, dann ist es ein schönes und versöhnliches. Man wird zwar das streitbare Quintett vermissen. Aber man kann ja die Trilogie zur Not nochmal lesen. Und wer weiß? Vielleicht sticht Christian Endres irgendwann mal der Hafer und er führt die Reihe fort. Das wäre natürlich super, denn er lässt die entsprechende Tür einen Spalt weit offen.

Autor: Christian Endres
Titel: Die Prinzessinnen – Königliches Gemetzel
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 11/2024
Einband: Taschenbuch
Seiten: 524
ISBN: 978-3-98666-660-6
Sonstige Informationen: Produktseite

 


Lust, unser Team zu unterstützen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.

Warpskala

Warpskala
9 10 0 1
9/10
Total Score
Götz Piesbergen

Kommentar verfassen