»Die Legende von Dal‘Rok« ist die 14. Episode von »Star Trek – Deep Space Nine«.
Vermittlungen allerorts
Benjamin Sisko wurde von der bajoranischen Regierung gebeten, in einem Konflikt zwischen zwei Volksgruppen zu vermitteln. Doch die Vertreterin einer der beiden Gruppen ist ein junges Mädchen namens Varis Sul.
Derweil machen sich Miles O‘Brien und Julian Bashir auf eine Mission auf der Oberfläche von Bajor. Der Arzt soll dabei helfen, einen bajoranischen Stamm vor dem Untergang zu bewahren. Doch angekommen kann er keinen Krankheitserreger feststellen. Dann werden die Föderationsoffiziere allerdings zu einem alten Mann geführt, der gerettet werden soll. Denn wenn er, der Sirah, stirbt, sterben alle.
Auf der Station laufen die Verhandlungsgespräche alles andere als gut. Das junge Mädchen Varis Sul, die sich als Tetrarchin der Paqu bezeichnet, ist gereizt und will keinen Millimeter nachgeben. Ein falsches Wort führt zur Eskalation und sie verlässt vorerst die Konferenz. Dabei fällt sie auf der Promenade Jake Sisko und Nog auf.
Etwas, das da ist und doch nicht da ist
Auf Bajor überprüft der alte Mann, welcher der beiden Sternenoffiziere der von den Propheten geschickte Nachfolger sein soll. Die Wahl fällt auf Miles O‘Brien. Er soll als Nachfolger den Dal‘Rok bekämpfen, der immer in der Erntezeit fünf Nächte in Folge das Dorf heimsucht.
Und diese Nacht ist es erneut soweit. Das Wesen greift an, wobei seine Existenz nicht mit Trikordern festgestellt werden kann. Der Sirah redet zum Dorf, was bald darauf seine Worte wiederholt. Dadurch entsteht eine Energie, die die Kreatur zurückdrängt. Doch dann kollabiert der alte Mann. Er sagt Miles O‘Brien noch die Worte, mit denen das Ritual vollendet werden kann, ehe er stirbt. Der Chief wird überraschend zum Nachfolger ausgerufen.
Auf Deep Space Nine suchen Jake und Nog Varis in ihrem Quartier auf. Nach kurzem Zögern kommen die drei ins Gespräch und der Mensch und der Ferengi wollen der Bajoranerin die Station zeigen.
Einfach dem Instinkt folgen
Die Gespräche, in denen sie ihren Stamm vertritt, gehen derweil nur schleppend voran, sehr zum Frust aller Beteiligten. Denn Varis will nicht nachgeben. Erst später im Gespräch mit Jake und Sisko erfährt man, unter welchem Druck sie steht, bzw. sich selber setzt.
Auf Bajor suchen Miles O‘Brien und Julian Bashir nach einer Möglichkeit, aus der aktuellen Lage rauszukommen. Das ist allerdings schwer, da wiederholt Leute etwas von dem Chief wollen, der sich dabei sichtlich unwohl fühlt. Höhepunkt ist schließlich, als ihm vorgeschlagen wird, doch seine gesamte Familie zu sich ins Dorf zu holen. Wovon sich der Chief allerdings nicht begeistert zeigt.
Auf Deep Space Nine raten Jake und Nog Varis, ihrem Instinkt zu folgen. Um das zu beweisen, wollen sie in Odos Büro einbrechen und seinen Eimer stehlen. Doch das läuft schief und sie laufen Commander Sisko in die Arme.
Wer ist der wahre Nachfolger?
Miles O‘Brien erfährt derweil, was es mit dem Ritual in Wahrheit auf sich hat. Denn nicht er ist der geplante Nachfolger, sondern Hovath, der bei seinem ersten Versuch, Dal‘Rok zu vertreiben, scheiterte. Um ihm eine Lektion zu erteilen, wählte der Vorgänger den Chief als Nachfolger aus. Gegenstand des Vorgangs ist ein Drehkörperfragment, das dazu genutzt wird, das Monster zu erschaffen und es auch zu besiegen. Doch ehe Weiteres geklärt werden kann, wird es Nacht und Miles O‘Brien soll das Ritual durchführen.
Auf der Raumstation kommt es zu einem Gespräch zwischen Commandor Sisko und Varis. Sie übernimmt die Verantwortung für das, was Jake und Nog machten. Danach erklärt sie Benjamin Sisko, dass sie ihrem verstorbenen Vater so viel Verehrung entgegenbrachte, wie Jake gegenüber dem Commander. Weshalb sie fürchtet, dass ein Kompromiss als Schwäche ausgelegt werden könnte.
Das Ritual läuft für Miles O‘Brien nicht gut. Er kann den Dal‘Rok nicht bändigen. Erst als Hovath eingreift und die Leitung übernimmt, gelingt es und er wird der neue Sirah.
Zurück auf der Station wurde ein Kompromiss erreicht. Jake und Nog werden von Odo dazu verdonnert, sein Büro sauber zu machen.
Ein zu starkes Vorbild
Normalerweise ist es so, dass wenn es bei »Star Trek« zwei Handlungsstränge gibt, einer nicht ausreichend beachtet wird. Dann hat man das Gefühl, dass er eher stiefmütterlich behandelt wird und sich nicht richtig entfalten kann. In »Die Legende von Dal‘Rok« ist dem nicht der Fall.
Zunächst mag die Handlung rund um Nog, Jake Sisko und Varis nicht überzeugend wirken. Zu sehr scheint es wieder ein Plot zu sein, in dem die beiden Jungen vor lauter Langweile anfangen, für Ärger zu sorgen. Stattdessen entwickelt sich allerdings daraus eine wunderbare Charakterstudie, in der man ein Mädchen kennenlernt, das versucht, ihrem idealisierten Vater gerecht zu werden und dadurch versäumt, ihre eigene Identität festzulegen. Zwar hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass der Charakter daran zerbricht. Aber es ist ihr trotzdem anzumerken, unter welchem Druck sie steht, bzw. sie sich selber setzt.
Da ist die Präsenz von Jake und Nog genau das Richtige, auch wenn sie ursprünglich nur aus pubertären Gründen an ihr interessiert sind. Was sich dann daraus entwickelt, hätte keiner von den Beteiligten gedacht. Gleichzeitig muss man »Die Legende von Dal‘Rok« und »Deep Space Nine« an sich dafür loben, dass sie es den beiden Jungen gestatten, sich normal zu entwickeln. Wodurch sie sich wohltuend von Wesley Crusher entscheiden, der ja bislang das negative Paradebeispiel für Kinder an Bord eines Schiffes war. Das gibt Hoffnung für die Zukunft der beiden in dieser Fernsehserie.
Es plätschert vor sich hin
Interessanterweise kann der Hauptplot von »Die Legende von Dal‘Rok« da nicht mithalten. Hier hat man zu Anfang das Gefühl, dass er sich darum drehen wird, die Beziehung zwischen Julian Bashir und Miles O‘Brien zu entwickeln. Sprich: Eine Freundschaft zwischen den beiden anzufangen und auszubauen. Doch nach dem vielversprechenden Beginn verlagert sich der Fokus auf Miles O‘Briens Rolle als Auserwählter.
Der Anreiz besteht hier darin, wie die Sternenflottenoffiziere versuchen, das Irrationale rational zu machen. Ständig versuchen sie zu erklären, wie der Dal‘Rok existieren kann, obwohl sie ihn mit ihren Instrumenten nicht erfassen können. Dass der Mythos gegen Ende aufgeklärt wird, sorgt dabei nicht für Enttäuschung, sondern passt einfach. Besonders deshalb, weil die Erläuterung sich perfekt zu der bisherigen bekannten bajoranischen Kultur einfügt!
Doch ansonsten plätschert diese Handlung mehr vor sich hin. Rechte Spannung will nicht aufkommen, trotz guter Leistungen von Colm Meaney und Alexander Siddig. Dafür wirkt der Plot um den Sivah und den Dal‘Rok dann zu konstruiert und bemüht.
Dennoch ist »Die Legende von Dal‘Rok« eine gute und unterhaltsame Episode. Auf Englisch heißt sie übrigens “The Storyteller”, der Geschichtenerzähler. Das ist in diesem Fall ein wesentlich passender Titel als der Deutsche!
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