Im Jahr 1999 werden die Schulen von Schlägerbanden beherrscht. Robo-Lehrer sollen Abhilfe schaffen.
Die Rückkehr zur Prügelstrafe
In den Großstädten der USA haben sich gegen Ende der 1990er kriminelle Jugendbanden ausgebreitet, welche den Schulbesuch zur Hölle machen. So auch in der Kennedy-High-School in Seattle, in der die Gangs der Black Hearts und der Razor Heads um die Vorherrschaft kämpfen. Der frisch aus dem Gefängnis entlassene Cody Culp (Bradley Gregg) möchte eigentlich aussteigen, während sein jüngerer Bruder den Black Hearts beitreten will und schon im jungen Alter ein massives Drogenproblem hat.
Doch erst einmal müssen die beiden die Schule überleben. Um dort Ruhe hereinzubekommen, ist der Direktor Dr. Miles Longford (Malcolm McDowell) eine Partnerschaft mit dem Rüstungsunternehmer Dr. Bob Forrest (Stacy Keach) eingegangen. Dieser stellt ihm drei absolut menschlich aussehende Robo-Lehrer zur Verfügung, die darauf programmiert sind, die Schüler zu disziplinieren. Zunächst gelingt dies auch, doch auf die Prügelstrafe folgen alsbald die ersten Todesopfer.
Cody, der die Tochter des Direktors vor Vergewaltigern gerettet hat und dafür selbst vom Sportlehrer halb tot geprügelt worden ist, will Beweise für die Morde sicherstellen. Zusammen mit Christie Longford (Traci Lind) fährt er zur Wohnung der Lehrer, die seltsamerweise alle zusammen wohnen. Bis auf wenige Wechselkleidung und einen großen Vorrat an Maschinenöl ist die Bude überraschend leer. Mit dem Beweis in der Hand können die beiden Schüler gerade noch vor den eintreffenden Lehrern fliehen. Diese verfolgen Cody jedoch.
Da die Lehrkräfte an Christie weniger Interesse haben, setzt ihr Verehrer sie ab und flüchtet mit dem Motorrad. Auf einer kaputten Brücke wird er gerammt und stürzt, während das Auto seiner Verfolger ins Wasser kracht. Wie er bald feststellen muss, haben die Lehrer jedoch überlebt. Diese hetzen die beiden Jugendbanden aufeinander und greifen schließlich selbst in die angerichtete Schießerei ein. Dabei stellt Cody fest, dass der Geschichtslehrer kugelsicher ist, und langsam dämmert ihm, dass er es nicht mit Menschen zu tun hat.
Da bei der Schießerei nicht alle Jugendlichen eliminiert werden, stellen die Lehrer ihnen in der Schule eine weitere Falle. Dort kann Cody jedoch den Anführer der konkurrierenden Razor Heads überzeugen, sich mit ihm gegen die Lehrkräfte zu verbünden. Die finale Schlacht beginnt.
Robocop trifft Terminator
Ging es bereits im Vorläufer Die Klasse von 1984 (1982) um Jugendkriminalität und die Missstände an amerikanischen Schulen, treibt die Fortsetzung das Thema auf die Spitze und malt eine düstere Zukunfts-Dystopie. Zwar ist es in der Realität nicht ganz so schlimm gekommen, doch die zahlreichen Amokläufe an amerikanischen Schulen haben zumindest in einigen Städten tatsächlich zu Waffenkontrollen an den Eingängen geführt, wie sie im Film zu sehen sind.
Als Antwort auf die Gewalt der Schüler geht der Direktor auf das Angebot des Konzerns MegaTech ein, Robo-Lehrer in die Klassenzimmer zu schicken. Die Chemielehrerin Ms. Connors (Pam Grier), der Geschichtslehrer Mr. Hardin (John P. Ryan) und der Sportlehrer Mr. Bryles (Patrick Kilpatrick) sehen auf den ersten Blick wie normale Menschen aus, besitzen jedoch eine übermenschliche Kraft. Dies müssen die Schüler schnell feststellen, als einer von ihnen übers Knie gelegt wird.
Zunächst ist es noch einigermaßen witzig, wenn die Rowdys den Hintern versohlt bekommen, wobei die Prügelstrafe in Schulen in einigen konservativen US-Bundesstaaten tatsächlich noch erlaubt ist. Heute würde ein solcher Film dennoch nicht mehr gedreht werden, da erzieherische Gewalt inzwischen als politisch inkorrekt gilt. Allerdings kritisiert Die Klasse von 1999 genau das, denn die Gewalt artet schnell in ein Blutbad aus. Bei den Robo-Lehrern handelt es sich nämlich eigentlich um Kampfmaschinen für den Kriegseinsatz.
Natürlich erklärt dies, warum den Robotern nicht Asimovs drei Gesetze der Robotik einprogrammiert worden sind. Dennoch schlagen die Maschinen deutlich über die Stränge. Eigentlich sollen sie die Schüler nur disziplinieren und nicht töten. Anscheinend sind ihnen ein paar Sicherungen durchgeknallt, denn sie handeln zunehmend eigenmächtig und verhalten sich dabei geradezu sadistisch. Selbst Robocop, der offenkundig als Inspiration für diesen Film diente, hatte sich mehr unter Kontrolle und der war immerhin ein Cyborg mit menschlichem Kern. Reine Maschinen sollten emotionslos ihrer Programmierung folgen und keine Freude am Töten empfinden. Die drei Robo-Lehrer eskalieren jedoch völlig.
Als der Schuldirektor das Projekt beenden will, wird auch er eliminiert. Ebenso der gesamte Mitarbeiterstab, der das Projekt überwacht hat. Nur Dr. Forrest scheint das alles nicht zu berühren, denn er lässt es auf den ultimativen Test seiner Waffen ankommen. Er ist der wahre Übeltäter, wohingegen Dr. Longford lediglich aus Verzweiflung auf den Deal mit ihm eingegangen ist. Longford vertuscht zwar die ersten beiden Morde, um seinen Hals zu retten, beweist am Ende aber, dass er ein Gewissen besitzt, was er dann mit seinem Leben bezahlt.
In der finalen Schlacht lassen derweil die Lehrer alle Hüllen fallen und das wortwörtlich. Ms. Connors hat einen Flammenwerfer im Arm, Mr. Bryles einen Raketenwerfer und Mr. Hardin einen Greifer mit Bohrer, was auch immer diese Nahkampfwaffe auf dem Schlachtfeld bringen soll. Ähnlich deplatziert wirkt der Gabelstapler im Werkraum, aber immerhin eignet der sich bestens dafür, den Sportlehrer mit einer Streckübung zur Strecke zu bringen. Cody zeigt hier wirklich Wortwitz, ebenso wie beim Geschichtslehrer, dem er erklärt, dass er Geschichte sei, bevor er ihm das Elektronenhirn wegpustet.
Den Sportlehrer muss Cody gleich zweimal ausschalten, da dieser den ersten Crash mit dem Schulbus „überlebt“. Die folgende Szene, in der sich das zum Vorschein kommende Endoskelett einen Gang entlang schleppt, erinnert stark an das Finale des ersten Terminator-Films (1984). Die Anleihen sind hier offensichtlich, doch Die Klasse von 1999 ist mehr als nur eine billige Kopie. Das Ambiente ist durchaus eigenständig und das Budget von nur 5,2 Mio. US-Dollar liegt nur minimal unter dem von Terminator. Herausgekommen ist ein Edel-Trash mit Kultfaktor.
Klassiker mit Staraufgebot
Regisseur Mark L. Lester gehört vielleicht nicht zu den Schwergewichten der Filmindustrie, ist allerdings auch kein Unbekannter. So verfilmte er Stephen Kings Feuerteufel (1984) und drehte den Actionkracher Das Phantom-Kommando (1985) mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle. Außerdem geht bereits der Vorgänger von Class of 1999, Die Klasse von 1984 (1982), auf sein Konto. Nur beim dritten Teil Die Klasse von 1999 – Ein Lehrer sieht rot (1994) gab er die Regie letztendlich ab. Da schon der zweite Teil der Reihe nicht mal die Hälfte seines Budgets an der Kinokasse einspielte und erst auf dem Videomarkt Gewinn abwarf, wurde Teil 3 mit noch schmalerem Budget direkt für den Videomarkt produziert. Mit Lesters Karriere ging es parallel ebenso bergab. Zuletzt drehte er Trash-Filme wie Poseidon Rex (2013).
Für die Hauptrolle in Die Klasse von 1999 engagierte Lester den einstigen Kinderstar Bradley Gregg, der Sci-Fi-Fans aus dem Genre-Klassiker Explorers – ein phantastisches Abenteuer (1985) bekannt sein dürfte. In diesem spielte Gregg an der Seite von Ethan Hawke und River Phoenix. Mit Phoenix stand er ein Jahr später erneut in der King-Verfilmung Stand by me – Das Geheimnis eines Sommers (1986) vor der Kamera. Zu seinen weiteren Filmerfolgen zählen Nightmare on Elmstreet III – Freddy Krueger lebt (1987) sowie Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989). Ab Mitte der 1990er wurde es dann jedoch ziemlich ruhig um Gregg, die große Schauspielkarriere blieb aus und er wandte sich der Filmproduktion zu.
Die weibliche Hauptrolle wurde von Traci Lind gespielt, die nach Class of 1999 ebenfalls keine großen Rollen mehr bekam. Ihre Filmografie endet 1997. Wesentlich bekannter ist dagegen ihr Filmvater Malcolm McDowell, der als Schuldirektor eine eher kleine Rolle spielte. Dafür hatte er die zwielichtige Hauptrolle in Stanley Kubricks Uhrwerk Orange (1971). Außerdem bleibt er als Antagonist in Sci-Fi-Klassikern wie Star Trek VII: Treffen der Generationen (1994) und Tank Girl (1995) in Erinnerung. Abgesehen von zahlreichen Haupt- und Nebenrollen in Film und Fernsehen war McDowell außerdem an zahlreichen Computerspielreihen wie Wing Commander und Alarmstufe Rot beteiligt.
Ein weiterer namhafter Star ist Pam Grier in der Rolle von Ms. Connors. In den 1970ern spielte sie die Hauptrolle in mehreren „Blaxploitation“-Filmen wie Foxy Brown. Sci-Fi-Fans dürften sie aus Filmen wie Mars Attacks (1996) und Ghosts of Mars (2001) kennen. Abseits davon war sie in Quentin Tarantinos Jackie Brown (1997) zu sehen.
Sportlehrer Bryles wurde derweil von Patrick Kilpatrick gespielt, der kleinere Rollen im Action-Kracher Eraser (1996) und Steven Spielbergs Sci-Fi-Hit Minority Report (2002) hatte. Der Geschichtslehrer Mr. Hardin wurde schlussendlich von John P. Ryan (1936-2007) verkörpert, der auf eine vielseitige Karriere zurückblicken konnte. Science-Fiction war dabei eher die Ausnahme, doch könnte er einigen noch aus der Serie Buck Rogers (1980) bekannt sein.
Neben diesem durchaus beachtenswerten Cast konnte Lester auch für die Musik große Namen gewinnen. So steuerten die Nine Inch Nails den Song Head Like A Hole zum Soundtrack bei. Weiterhin ist der ehemalige Ultravox-Sänger Midge Ure mit Come The Day vertreten. Obwohl 1990 erschienen, klingt der Film damit noch sehr nach den 80ern.
Fazit zu Die Klasse von 1999: Mehr als nur ein Rip-Off
Die Wurzeln von Class of 1999 sind ganz offensichtlich bei Robocop und Terminator zu verorten. Dennoch geht der Film eigene Wege, wobei die Robo-Lehrer weniger wie Maschinen oder Cyborgs handeln, sondern eher wie menschliche Soziopathen. Der Film ist sicherlich kein Meilenstein, aber durchaus sehenswert, wenn man auf Trash der gehobenen Klasse steht. Für Sammler gibt es sogar ein limitiertes Mediabook mit Infos zum Regisseur und den Darstellern sowie Interviews im Bonusmaterial. Leider hat man es bei der Blu-Ray-Veröffentlichung versäumt, Staub und Kratzer zu retuschieren, die stellenweise schon deutlich unangenehm auffallen.
Info
Originaltitel: Class of 1999
Regie: Mark L. Lester
Drehbuch: C. Courtney Joyner
Produktion: Mark L. Lester
Musik: Michael Hoenig
Kamera: Mark Irwin
Schnitt: Scott Conrad
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