Die Ketzer des Wüstenplaneten ist einmal mehr ein außergewöhnlicher Roman.

Die Ketzer des Wüstenplaneten
Cover © Heyne

Ein neuer Abschnitt beginnt

Über 1500 Jahre sind vergangen, seitdem Leto II. gestorben ist. Die Menschheit hatte sich seit damals über die Galaxis zerstreut. Doch jetzt kommen sie wieder und einige von ihnen wollen die Macht an sich reißen.

Doch sind sie nicht die Einzigen, die um die Macht kämpfen. Die Bene Gesserit, die Bene Tleilax und die Ixianer haben ihre jeweils eigenen Vorstellungen darüber, wer die Kontrolle über die Menschheit erringen soll. Doch dann taucht auf Rakis, dem früheren Arrakis, ein Mädchen auf, dass die Sandwürmer kontrollieren kann. Derweil ein neuer Duncan Idaho-Ghola für intensive Machtkämpfe innerhalb der Bene Gesserit sorgt.

Die Ketzer des Wüstenplaneten liest sich wie ein neuer Handlungsabschnitt in der „Dune“-Sage. Die vorherigen vier Romane, Der Wüstenplanet, Der Herr des Wüstenplaneten, Die Kinder des Wüstenplaneten sowie natürlich Der Gottkaiser des Wüstenplaneten bildeten einen Abschnitt, in der es um das Schicksal der Atreides, Paul und seiner Kinder ging. Es ging unter anderem um die Frage der Selbstbestimmung und auch darum, ob und inwieweit man dem Schicksal entkommen kann oder es steuern kann.

Distanzen werden geschaffen

Durch die 1500 Jahre, die seit dem Tod Leto II. vergangen sind, entsteht eine weitere, zeitliche Distanz zu den früheren Romanen. Derweil durch die Tatsache bedingt, dass ein Großteil der Handlung eben nicht auf Arrakis stattfindet, eine räumliche Distanz entsteht. Und ein Großteil der Figuren sind allerhöchstens entfernte Verwandte der Atreides, aber eben keine direkten Nachkommen von Paul „Mua’dib“ Atreides, wodurch die Handlung durch frische Gesichter bestimmt wird.

Natürlich kann man einwenden, dass Duncan Idaho kein solch frisches Gesicht ist. Jedoch muss man dabei auch berücksichtigen, dass sich seine Charakterisierung von Auftritt zu Auftritt unterschied. In Der Wüstenplanet war er die rechte Hand Paul Atreides, der sein Leben für seinen Herren gab. In Der Gottkaiser des Wüstenplaneten war er hingegen ein Antagonist, der von seinem neuen Herren so angewidert war, dass er mit an dessen Tod wirkte. Und jetzt, in Die Ketzer des Wüstenplaneten ist er noch jung und verfügt noch nicht über die Erinnerungen des allerersten Duncan Idahos.

Dadurch bedingt wirkt er wie eine wichtige Nebenfigur, deren Handlung durch die Aktionen anderer bestimmt wird. Wie zum Beispiel von dem alten Mentaten Miles Teg, einem Nachfahren von Siona aus Der Gottkaiser des Wüstenplaneten. Aber auch von den Bene Gesserit, die ihn aufziehen und für ihre Pläne benutzen wollen.

Eine Bedrohung von Außen

Es sind diese Bene Gesserit, die im Zentrum von Der Ketzer des Wüstenplaneten stehen. Man erhält einen detaillierten Eindruck von diesem Orden, der in den bisherigen Romanen als manipulativ und eher feindlich dargestellt wurde. Hier sind einige von ihnen Protagonisten, wie zum Beispiel die junge Lucilla, die den ebenfalls jungen Duncan Idaho an die Schwesterschaft binden soll. Oder die Tochter von Miles Teg Darwi Odrade, in der das Atreides-Blut besonders stark vorhanden ist. Alles Figuren, die dem Leser auf eine gewisse Weise sympathisch vorkommen.

Was auch notwendig ist, wenn er von den ganzen Intrigen und Auseinandersetzungen liest. Es dreht sich alles um die Frage der Macht und jede Fraktion ist auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Die Bene Tleilax zum Beispiel züchten ihr eigenes Melange in ihren Axalotl-Tanks und erhoffen sich dadurch Vorteile. Derweil die Ixianer mit ihren Nicht-Schiffen die Weltraumgilde an den Rand gedrängt haben und den Großteil der Raumfahrt bestimmen.

Es ist faszinierend zu lesen, wie diese Fraktionen in Der Ketzer des Wüstenplaneten sich gegenseitig belauern. Sie unterstützen sich zwar auch gegenseitig, wollen aber ebenfalls gleichzeitig die Schwächung der anderen Seite erreichen. Und in dieses Gemenge kommen die ehrenwerten Matres, eine Organisation die während der Zerstreuung entstand und ähnlich den Bene Gesserit eine Schwesternschaft sind. Nur wo diese durch sorgfältige Selektion und Manipulation Dinge kontrollieren, gelingt den anderen dies durch Sex. Durch ihre Kenntnisse des Liebesspiels machen sie andere von sich abhängig, weshalb die Bene Gesserit sie auch abfällig als Huren bezeichnen.

Ein Schlussstrich wird gezogen

Man erlebt in diesem Roman sehr oft, dass Figuren über sich hinauswachsen und dabei neue Fähigkeiten erhalten. Man sieht Charaktere sterben und Fehden heiß werden. Und am Ende erlebt man mit, wie Frank Herbert einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zieht, in dem er etwas zerstört, was bislang das Merkmal von den Dune-Romanen war.

Wie es bei den Büchern dieser Reihe üblich ist, so ist auch Der Ketzer des Wüstenplaneten ein vielschichtiges und faszinierendes Werk. Es ist interessant, wie sehr Herbert sich in diesem Band von den Wurzeln der Romanreihe entfernt hat und doch gleichzeitig gewisse Elemente beibehält. Und er schafft es, Intrigen unterhaltsam darzustellen.

Am Ende ist man geplättet von den Ereignissen. Und man will wissen, wie es weitergehen wird. Denn zum ersten Mal endet ein Dune-Roman auf einer Art Cliffhanger. Die Fortsetzung Die Ordensburg von Dune in neuer Übersetzung ist bereits beim Heyne-Verlag angekündigt worden. Erscheinungstermin ist der September dieses Jahres. Und die Zeit kann bis dahin nicht schnell genug vergehen.

Autor: Frank Herbert
Titel: Die Ketzer des Wüstenplaneten
Originaltitel: Heretics of Dune
Übersetzer: Jakob Schmidt
Verlag: Heyne
Erschienen: 11/2023
Einband: Klappenbroschur
ISBN: 978-3-453-32091-8
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Götz Piesbergen
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2 Gedanken zu „Die Ketzer des Wüstenplaneten (Frank Herbert)“
  1. Ist das jetzt von Frank oder Brian Herbert?

    Bis dahin bin ich noch nicht, von daher bin ich jetzt mit den Namen ein bisschen durcheinander.

  2. Hi Antje, der Roman und der noch kommende „Die Ordensburg des Wüstenplaneten“ stammen noch von Frank Herbert. Erst danach übernimmt sein Sohn Brian Herbert die Kontrolle über die Reihe. 🙂

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