Die Hüter des Weltenbaums versuchen herauszufinden, was mit ihrer Heimat geschieht.
Die Heimat stirbt
Auf einer fremden, fernen Welt leben menschenähnliche Wesen auf einem sogenannten Weltenbaum. Doch ihre Heimat stirbt. Der Saft des Baums fließt nicht mehr. Und die Sucher, die das Phänomen untersuchen, stehen vor einem Rätsel.
Zu diesen gehört auch Pierig. Er ist ratlos. Doch dann ändert sich alles für ihn, als sein Famil, sein Stamm, von einer anderen angegriffen und ausgerottet wird. Er wird gefangen genommen und Teil einer Gruppe, die sich aufmacht, in die Bauchwelt zu reisen, um dort herauszufinden, was geschieht.
Die Geschichte von Die Hüter des Weltenbaums basiert auf einer Story von dem Autoren Laurent Genefort. Dieser ist in Frankreich ein sehr berühmter SciFi-Schriftsteller, dessen Werke in seiner Heimat mit vielen Preisen ausgezeichnet wurden. Adaptiert wurde das Buch von Alexandre Ristorcelli, der 1972 auf Korsika zur Welt kam. Jener hat viele Kurzgeschichten illustriert, war aber ebenso Teil des Animationsstudios, dass Die Geheimnisvollen Städte des Goldes zum Leben erweckte. Das vorliegende Album ist seine erste vollständige Comicstory.
Eine bunte Mischung aus verschiedenen Genres
Der Comic ist eine wilde Mischung aus unterschiedlichen Genres. Es ist ein klein wenig SciFi, wobei die futuristischen Elemente eher in den Hintergrund treten. Es ist überwiegend eher Fantasy, in einer fantastischen Umgebung. Es ist ein wenig Gesellschaftskritik, weil es auf dem Weltenbaum Famili gibt, die andere ablehnen, da diese nicht denselben Glauben teilen oder weil sie Frauen gleichberechtigt behandeln.
Das Erstaunliche ist, dass diese Mischung in Die Hüter des Weltenbaums überwiegend funktioniert. Immer wieder wirft der Autor dem Leser einen neuen Brocken hin, der das Mysterium um das Absterben des Baums vertieft. Er führt neue Völker ein, die sich teilweise extrem voneinander unterscheiden. Und er präsentiert ein interessantes Ökosystem.
Hauptprotagonist der Geschichte ist der Sucher Pierig. Er ist in der Lage den Baum zu sondieren, herauszufinden, ob und wohin seine Säfte fließen. Und zur Not kann er auch operierend eingreifen, um beispielsweise eine lokale Blockade zu beseitigen. Es fällt anfangs schwer, ihn zu mögen, weil er aus einer Famil kommt, die glaubt, dass ihr Gott der einzige wahre ist und dass Frauen niedere Wesen sind.
Was sich liebt…
Weshalb es für ihn in Die Hüter des Weltenbaums ein Schock ist, als er herausfindet, dass die Famil, die seinen Stamm überfallen haben, Frauen an der Macht beteiligen. Und eine solche wird dann ausgerechnet als Anführerin des Trupps bestimmt, mit dem er unterwegs ist.
Er und Reva sind sich zu Beginn der Reise gegenseitig spinnefeind. Sie mag ihn nicht, da er sie wegen ihres Geschlechts ablehnt, und er mag sie nicht, weil sie eine Frau ist. Das ändert sich natürlich im Laufe der Reise, so dass aus Abneigung schon bald Zuneigung wird. Dabei geht Alexandre Ristorcelli behutsam vor. Die Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich zwar stetig fort, durchläuft aber auch immer kleinere Rückschläge.
Was an Die Hüter des Weltenbaums so faszinierend ist, ist die Tatsache, wie vielfältig das Leben auf diesem ist. Es gibt ständig neue Gefahren, neue Tiere und neue Völker. Man ist fasziniert von dem Ideenreichtum, der Ristorcelli und Genefort eingefallen ist. Jedes Volk, jede Famil und jeder Antrop – so der Name für die Menschenaffen des Baumes – wirkt anders.
Das ist das Ende?
Doch diese Vielfalt hat auch ihren Preis. Da die Reise weitergehen muss, verbleibt die Story nicht allzulange an einem Ort. Häufig genug werden Charakterisierungen nur angerissen und dann liegengelassen. Das liegt natürlich in der Natur der Geschichte, ist aber trotzdem Schade.
Auch ist das Finale von Die Hüter des Weltenbaums ärgerlich. Die Story endet einfach so, mit einem offenen Ende. Dem Abschluss wohnen wieder religiöse Untertöne bei, doch wirklich abgeschlossen wirkt die Geschichte damit nicht. Man erfährt zwar ansatzweise, was mit dem Weltenbaum los ist. Doch was mit diesem Wissen gemacht wird, bleibt ungeklärt.
Das ist insofern schade, als das Alexandre Ristorcellis Illustrationen wirklich eine Augenweide sind. Er hat einen äußerst detaillierten Stil, so dass man selbst in kleineren Panels im Hintergrund Äste erkennen kann. Genauso, wie er auch perfekt Mimik und Gestik seiner Figuren wiedergibt. Die Kolorierung hat dabei etwas pastellfarbenes, da auf grelle Farben verzichtet wird.
Es geht in Die Hüter des Weltenbaums viel um die Reise an sich und weniger um das Ziel. Das ist jedoch nur eine dürftige Erklärung dafür, dass vieles auf der Strecke bleibt und das Ende unbefriedigend ausfällt.
Infos:
Autor und Illustrator: Alexandre Ristorcelli
Farben: Annelise Sauvetre und Alexandre Ristorcelli
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite
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