In »Die Heimkehr« kehrt ein verschollener Held zurück und alles ist gut. Oder?
Bajor steht wieder im Zentrum des Geschehens
Die erste Staffel von »Deep Space Nine« ist vorbei und hinterließ, wie man bei meiner Rückschau lesen kann, einen gemischten Endeindruck. Das Problem war, dass die Serie viel Potenzial bot, es aber nur selten wahrnahm. Am besten waren immer die Episoden, in denen Bajor bzw. Major Kira Nerys im Mittelpunkt des Geschehens standen. Folgerichtig fängt auch die zweite Season mit einer solchen Folge an.
An Bord von Deep Space Nine erhält Quark einen alten bajoranischen Ohrring. Als er diesen Major Kira zukommen lässt, erkennt sie ihn sofort als den des bajoranischen Widerstandskämpfer Li Nalas. Jener war ein Held des Widerstands und galt als tot. Doch er überlebte und ist jetzt in einem der cardassianischen Gefangenlager gefangen, die offiziell nicht mehr existieren.
Kira macht sich gemeinsam mit Miles O‘Brien auf und befreit Nalas und weitere bajoranische Insassen. Zurück an Bord der Raumstation wird der Kriegsheld von den Bajoranern gefeiert, was ihm nicht so recht ist. Dabei soll er als ein Symbol dienen, um sein zerstrittenes Volk erneut zu vereinen. Er läuft allerdings lieber davon, weil er damit nichts zu tun haben will. Denn sein viel gerühmter Heldenruhm basiert auf einer feigen Tat, auf die er nicht stolz ist. Benjamin Sisko kann ihn jedoch überzeugen, nicht länger davonzulaufen. Doch als dann die bajoranische Regierung beschließt, Li Nalas als Verbindungsoffizier einzusetzen und dadurch Kira Nerys zu ersetzen, überrascht das alle.
Ein Kracher direkt zu Beginn
Derweil breitet sich unter den Bajoranern Rassismus aus. Besonders eine Organisation, die sich »Der Kreis« nennt, greift willkürlich fremdrassige Leute an und brandmarkt sie. Ihr Ziel: Ein Bajor, das ausschließlich den Bajoranern gehört.
Die Macher von »Deep Space Nine« lassen es zu Beginn der zweiten Staffel krachen. Denn diese beginnt mit dem ersten Dreiteiler in der Geschichte von »Star Trek«. Zusammengefasst heißt die Story »Der Kreis«, wobei jede einzelne Episode einen alleinstehenden Titel trägt.
Dass “Die Heimkehr” wieder eine bajorzentrische Folge ist, ist natürlich ein Pluspunkt für eben diese. Wie bereits eingangs geschrieben, waren diese in der ersten Staffel die Besten. Und auch zu Beginn der zweiten Season macht sich das bemerkbar.
Ein Held wider Willen
Dabei bietet der Auftakt jede Menge kleinerer Momente, in denen man merkt, wie sehr die Figuren sich veränderten. Es sind Kleinigkeiten, die das beweisen. Etwa wenn Jadzia Dax nach einem Gespräch mit Benjamin Sisko wieder in die OPs zurückkehrt und sich dort das Ergebnis nur anhand von Gestiken und Mimiken verbreitet. Das ist der Augenblick, wo man bemerkt, wie gut die Charaktere sich mittlerweile kennen und sich ebenfalls Freundschaften entwickelten.
Gleichzeitig bemüht sich “Die Heimkehr”, jedem Castmitglied einen Moment zu geben, wo er oder sie glänzen kann. Natürlich profitiert Major Kira am meisten von dem Geschehen. Doch zum Beispiel darf Dax endlich mehr tun, als nur an der Wissenschaftsstation zu sitzen und hübsch auszusehen. Und auch Jake Sisko hat erneut einen Auftritt, wo er hervorragend mit seinem Vater harmonisiert. Dabei dient dieser Subplot, um den um sich greifenden Rassismus der Bajoraner zu thematisieren. Doch dazu später mehr.
Die Figur von Li Nalas gefällt. Man merkt ihm mit jeder Minute an, dass er ein Held wider Willen ist, der mit der Erwartungshaltung, die sein Volk an ihn hat, nicht klar kommt. Dieser Widerwillen wird durch seine gesamte Körpersprache deutlich gemacht, wenn das Thema darauf zu sprechen kommt, vor allem am Ende. Es ist ihm spürbar unangenehm und er zeigt seinen Widerwillen gegenüber der bajoranischen Politik.
Erinnert an einen 80er-Jahre B-Actionmovie
Interessant ist das Konzept der cardassianischen Gefangenenlager, die angeblich nicht mehr existieren sollten und es dann trotzdem tun. Es erinnert etwas an die vietnamesischen Lager aus den 80er-Jahren B-Movieactionfilmen. Und da wie dort wird auch in »Die Heimkehr« eine spektakuläre Befreiung inszeniert, in der sich zeigt, dass die Serie Action ebenfalls gut kann. Übrigens gefällt hier die Interaktion zwischen Kira und Miles O‘Brien, wo erneut gezeigt wird, wie sehr die Figuren miteinander gewachsen sind und sich gegenseitig unterstützen.
Wegen des Rassismus: Dass es auf Bajor rumort, hörte man bereits in früheren Episoden. Kein Wunder, da mit dem »Tod« von Kai Opaka dem Volk eine Identifikationsfigur abhandengekommen ist, die all diese unterschiedlichen Fraktionen zusammenhielt. Dass sich jetzt dementsprechend eine durchsetzt, die eine simple Lösung für alle Probleme anbietet, kennt man ja leider nur allzu gut aus der Gegenwart. Aber es ist erschreckend, wie sehr sich der Rassismus unter den Bajoranern verbreitete, dass sogar schon der Kontakt mit Wesen verboten wird, die Nichtbajoraner sind. Man fragt sich als Zuschauer, wo das alles nur enden soll?
Die Episode heißt auf Englisch »The Homecoming«, was auf Deutsch »Die Heimkehr« bedeutet. Es gibt also von der Bedeutung her keinen Unterschied zwischen Original und heimischer Übersetzung.
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