Der vorgebliche Verrat, der in Die Dunklen Fälle des Harry Dresden geschieht, hat es in sich.
Wenn dein Feind dich um Hilfe bittet
Das Leben von Harry Dresden verändert sich von einem Tag auf dem anderen, als eines Tages der Wächter Morgan auf seiner Türschwelle kollabiert. Angeblich soll dieser ein Mitglied des weißen Rats umgebracht haben, doch behauptet er, dass er es nicht wahr. Und Harry Dresden glaubt ihm sogar.
Also macht sich der Zauberer daran, herauszufinden, wer der wahre Schuldige ist. Und muss schon bald feststellen, dass die Angelegenheit deutlich komplexer ist, als angenommen. Es scheint so, als ob hinter der Tat in Wahrheit der Schwarze Rat steckt. An dessen Existenz die Mitglieder des weißen Rats nicht glauben, bzw. nicht glauben wollen.
Harry Dresden und Morgan, das waren zwei Männer, die sich nicht immer gegenseitig grün waren. Für den Wächter stand der Magier immer unter Generalverdacht und es schien immer so, dass er ihm seine früheren Taten nie verziehen hatte. Auch die Tatsache, dass Harry mit Molly einen Lehrling aufnahm, die, genau wie der Detektiv, unter dem Damoklesschwert steht, dürfte die Beziehung zwischen den beiden nicht verbessern.
Eine komplexe Verschwörung
Deshalb ist es umso überraschender, dass er dann ausgerechnet in Verrat auf der Türschwelle des Magiers zusammengebrochen ist. Aber es macht irgendwo Sinn, weil eben die beiden sich gegenseitig nicht mögen, niemand auf den Verdacht käme, den Wächter bei Harry Dresden zu suchen. Und man muss dem Magier auch zu Gute halten, dass er seine Animositäten gegenüber dem Wächter runterschluckt und sich um ihn kümmert. Ebenso, wie er anfängt, in dessen Fall zu ermitteln.
Dieser entpuppt sich sehr schnell als äußerst komplex. Denn auch wenn die Ausgangslage eindeutig scheint, ist die Auflösung, die hinter allem steckt, dies eben nicht. Stattdessen werden hier verschiedene Fraktionen miteinander verbunden. So spielt ebenfalls der Weiße Hof der Vampire eine Rolle in der Verschwörung.
Wobei Jim Butcher wieder dasselbe macht, wie in Kleine Gefallen. Er greift auf die bisher erschienenen Romane zurück und entnimmt diesen viele Plots oder Figuren, um dies als Zutaten für die Handlung in „Verrat“ zu wählen. Wodurch man merkt, wie tief und vielfältig mittlerweile das Universum ist, das der Autor mittlerweile aufgebaut hat.
Intensiv
Die Ermittlungen entwickeln sich dabei herrlich unvorhersehbar. Wobei sich auch zeigt, dass die Gegenseite schwere Geschütze auffährt. So wird hier ein Skinwalker, eine Figur aus der indianischen Mythologie, eingeführt, der sich nicht so einfach besiegen lässt.
Dabei nutzt Jim Butcher diesen Roman nicht nur dazu aus, um bekannte Charaktere auszubauen. Sondern ebenso, um beispielsweise den weißen Rat etwas ausführlicher darzustellen. Man erfährt ein wenig mehr über seinen Aufbau, über seine Mitglieder und wer welche Funktionen in diesem erfüllt. Es ist interessant, was man dabei mitkriegt. Gleichzeitig wird auch dessen bislang eher antagonistische Charakterisierung in diesem Band etwas aufgebrochen. Wobei am Ende klar wird, dass am Ende die Politik über allem steht und zur Not eben Bauernopfern gebracht werden.
Verrat liest sich unglaublich intensiv. Gleichzeitig gibt es aber auch einige lustige Momente. So ist ein Running Gag, dass wenn Harry Dresden längere Zeit außer Haus war, er dann immer zu einem neuen Chaos zurückkehrt. Denn wiederholt haben sich Morgan, Molly und Mouse aus verschiedenen Gründen gegenseitig neutralisiert. Diese Gags werden immer passend eingebaut.
Am Ende des Romans hat sich einiges in Die Dunklen Fälle des Harry Dresden geändert. Bei vielen Figuren gibt es völlig neue Entwicklungen und nicht jeder Charakter erlebt auch das Finale. Es ist wieder ein sehr starkes Buch.
Infos
Autor: Jim Butcher
Titel: Die dunklen Fälle des Harry Dresden 11: Verrat
Originaltitel: Turn Coat (The Dresden Files 11)
Übersetzer: Dorothee Danzmann
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 08/2023
Einband: Taschenbuch
Seiten: 672
ISBN: 978-3-7341-6368-5
Sonstige Informationen:
Produktseite
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